Praxisanleitung zwischen Notbetreuung und HomeOffice

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Die Bedeutung der Praxisanleitung für die Qualifizierung des frühpädagogischen Personals ist unbestritten. Die konkrete Unterstützung künftiger Fachkräfte hinsichtlich der Entwicklung ihrer Handlungskompetenzen in der Praxis ist immens wichtig. Wie aber lässt sich in Zeiten von Notbetreuung und HomeOffice ein gutes Mentoring für die angehenden Fachkräfte gestalten?

Einsatz in der Notbetreuung

Einige der angehenden Fachkräfte (Studierende) werden gemeinsam mit Ihren Praxisbegleiterinnen (Mentor*innen) in der Notbetreuung eingesetzt. Auf diese Weise bleibt der*die Studierende im Kontakt mit Kinder und Eltern und kann verschiedene konkrete Aufgaben übernehmen und bearbeiten.

In Absprache mit dem*der Mentor*in kann er*sie verschiedene Beobachtungsaufgaben durchführen, um heraus zu finden, welche Themen das einzelne Kind gerade besonders beschäftigt. Da aktuell viele Kinder von Eltern mit systemrelevanten Berufen in KiTa und Kindertagespflege sind, sollte sich der*die Studierende explizit mit möglichen Ängsten der Kinder beschäftigen, um hier eine besondere Feinfühligkeit zu entwickeln. KiTa und Kindertagespflege bilden für die Kinder einen wichtigen „sicheren Ort“, an dem ihre Ängste und Sorgen ernst genommen werden und an dem sie durch Spiel und schöne Dinge auf andere Gedanken kommen können.

Ein weiteres wichtiges Feld eröffnet sich für die Studierenden durch die Kinder, die aufgrund von drohender Kindeswohlgefährdung in KiTa und Kindertagespflege wieder verstärkt betreut werden. Die Beschäftigung mit §8a und dessen Umsetzung in der Praxis können hier Themen für die Erarbeitung, Vertiefung und Reflexion sein. Der gezielte Umgang mit diesen Kindern eröffnet den Studierenden ein intensives Erprobungsfeld für die Entwicklung verschiedener Handlungsstrategien mit belasteten und ggfs. auch traumatisierten Kindern.

Die Präsenszeiten in der KiTa, in denen je nach Situation keine Kinder anwesend sind, sollten zur Vor- und Nachbereitung der Notbetreuung und zur gemeinsamen Reflexion von Studierenden und Mentor*innen genutzt werden.

Aufgaben im HomeOffice

Ergänzend zum Einsatz in der Notbetreuung bzw. da wo keine Notbetreuung nötig ist, gilt es gut zu überlegen, womit sich der*die Studierende im Einzelnen im HomeOffice beschäftigen kann. Meines Erachtens bieten sich dazu folgende Themen und Inhalte:

  • Verfassen von Entwicklungsberichten
  • Fertigstellung von Bildungs- und Lerngeschichten
  • Schreiben von Facharbeiten
  • Bearbeitung diverser schulischer Aufgaben (falls vorhanden)
  • Lesen von Fachtexten z.B. zum Thema Kinderängste, kindgerechte Erklärungsansätze zur aktuellen Situation, Unterstützung von Eltern in Grenzsituationen, Traumatisierte Kinder etc.
  • Hören und Sehen von Fachvorträgen im Internet
  • Teilnahme an Online Fortbildungen
  • Erarbeitung von kleinen Spiel-/ Bastelanregungen für die Kinder zu Hause
  • Verfassen von Briefen und Newsletter für die Kinder und Eltern mit Spielen, Anregungen, Liedern, Bastelangeboten etc.
  • etc.

Diese Liste ist beliebig erweiterbar. Studierenden und Mentor*innen wird noch vieles mehr einfallen. Im Anschluss an diesen Beitrag findet Ihr im Datei-Download eine Liste mit Links. Hier habe ich einige interessante Quellen zusammengetragen, mit denen sich angehende Fachkräfte und ausgebildete pädagogische Fachkräfte in KiTa und Kindertagespflege im HomeOffice weiterbilden können.

Anleitung und Reflexion im HomeOffice

In vielen Situationen haben die angehende Fachkraft und die Praxisbegleiterin keine direkten Begegnungen in der KiTa oder Tagespflege. Dann ist die Begleitung, unter Beachtung der Kontaktsperre, anders zu organisieren. Hier kommen dann Medien wie Telefon, WhatsApp, Facebook, Email oder Videokonferenzen zum Einsatz.

Wichtig ist, dass Studierende und Mentor*in sich gemeinsam einen verlässlichen und strukturierten Rahmen für Anleitung und Reflexion schaffen.

Zu Beginn der Woche ist es daher sinnvoll, dass es einen Termin gibt, an dem gemeinsam überlegt wird, womit sich der*die Studierende im Laufe der Woche schwerpunktmäßig beschäftigt. Die Berufspraktikannt*innen und PiAs im dritten Jahr stehen gerade kurz vor ihren Abschlüssen. Daher sollten sie zum einen Zeit eingeräumt bekommen, um ihre Facharbeiten und Abschlussprüfungen gut vorbereiten zu können. Zum anderen können sie sich zum jetzigen Zeitpunkt in Absprache selbst Aufgaben und Inhalte suchen, gemäß der Verselbständigungsphase in der sie sich befinden, um ihre eigene Professionalität voran zu bringen. Hierfür sollte der*die Mentor*in dem*der Studierenden vertrauensvoll die Verantwortung in die Hände legen. Am Ende der Woche schließt sich dann ein gemeinsames Reflexionsgespräch über die Inhalte und den Verlauf dessen, was sich der*die Studierende erarbeitet hat, an.

Andere Praktikannten und PiAs in den früheren Ausbildungsabschnitten brauchen konkretere Vorgaben, was Sie im Einzelnen be- und erarbeiten können. Sie müssen oftmals schrittweise an diese selbständige Arbeitsweise herangeführt werden. Je nach Wissensstand, Alter und Persönlichkeit der Studierenden sind neben dem Planungsgespräch zu Beginn der Woche und einer Reflexion zum Ende der Woche, weitere Termine unter der Woche, eventuell auch regelmäßig jeden Vormittag, wichtig.

So oder so ist von dem*de Mentor*in viel Phantasie und Kreativität gefragt, um die fehlende Arbeit mit Kindern und Eltern zu kompensieren.

Interesse an Austausch?

Habt ihr Interesse daran, gemeinsam zu überlegen, welche Möglichkeiten sich in Eurer Praxis bieten, ein Mentoring aus dem Home Office heraus zu gestalten? Dann meldet Euch über den unten stehenden Button: „Anmeldung/ Weitere Informationen“ dazu an. Ich freue mich auf Euch.

Eure Anja

Termine und Themen:
Erfahrungsaustausch über Zoom

Donnerstag, 16.04.2020 15.00-17.00 Uhr Die Pädagogische Fachkraft im HomeOffice (kostenfrei)

Freitag, 17.04.2020 15.00 – 17.00 Praxisanleitung aus dem HomeOffice (kostenfrei)

Bei Interesse an der Teilnahme meldet Euch über den Button bei mir an und teilt mir über das jeweilige Stichwort: „Pädagogische Fachkraft“ oder „Praxisanleitung“ mit, an welchem Erfahrungsaustausch Ihr teilnehmen wollt.

Weitere Informationen zu den Zoom – Meetings
Datei – Download:
Links für die persönliche Weiterbildung nicht nur für angehende Fachkräfte/ Studierende (pdf)

Die Pädagogische Fachkraft im HomeOffice

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Mittlerweilen befinden wir uns in Woche 5 nach Schließung von KiTa und Kindertagespflege. Viele von Euch pendeln entweder zwischen Notbetreuung und HomeOffice oder arbeiten ausschließlich im HomeOffice.

Neue und ungewohnte Arbeitswelten

Arbeiten im Home Office war für dieses Arbeitsfeld bis vor Kurzem fast undenkbar. Üblicherweise passt Euer Alltag ja nicht in ein HomeOffice. Bis vor Kurzem ward Ihr jeden Tag im engen Kontakt mit vielen Kindern, Eltern und Kolleg*innen, mittendrin im prallen Leben und gefordert von einem abwechslungsreichen und vielseitigen Alltag. Viele von Euch wussten oftmals nicht, wo ihnen der Kopf stand und was sie zuerst tun sollten.

Und von heute auf morgen ist alles anders. In den Notgruppen sind oftmals nur wenige bis gar keine Kinder. Ihr habt auf einmal mehr Zeit für diese wenigen Kinder und könnt Euch voll und ganz auf deren Bedürfnisse konzentrieren. In den kinderfreien Zeiten, in denen Ihr trotzdem Präsenzpflicht in der Einrichtung habt, wird geräumt, sotiert, geputzt und alles, was in den letzten Monaten liegen geblieben ist, nachbereitet.

Dazu kommen die Zeiten im HomeOffice. In den wenigsten Einrichtungen wurde diese Arbeitsform für Vor- und Nachbereitungen bislang ermöglicht. Bislang hattet Ihr täglich viele Menschen um Euch. Wie ist es jetzt für Euch, auf einmal auf euch selbst gestellt zu sein? Ihr kommt aus gefüllten Tagen, an denen, dass was Ihr geplant hattet, durch die Geschehnisse des Alltags eigentlich nie nach Plan verlief. Womit füllt Ihr jetzt Eure Tage? Welche Aufgaben könnt Ihr im HomeOffice erledigen? Wie erlebt Ihr Arbeitszufriedenheit auch ohne direkte Begegnung mit den Kindern? Wie bleibt Ihr im Kontakt mit Euren Kollegen und Kolleginnen? Wie kann eine Leitungskraft trotz räumlicher Distanz zu den einzelnen Mitarbeiter*innen, die Fäden in der Hand behalten?

Um die Beantwortung dieser Fragen soll es diese Woche in diesem Blog gehen. Ergänzend hierzu gibt es Donnerstag- und Freitagnachmittag über Zoom eine Möglichkeit zum Austausch. Nähere Informationen findet Ihr weiter unten im Anschluss an diesen Beitrag.

Tipps für die Arbeit im HomeOffice

Eure Ausgangsbedingungen werden diesbezüglich ganz unterschiedlich sein und somit auch die konkrete Umsetzung und Ausgestaltung für die Arbeit von Zuhause aus. Zum einen habt Ihr ganz verschiedene räumliche Rahmenbedingungen und technische Möglichkeiten. Zum anderen ist es ein großer Unterschied, ob Ihr alleine, mit Partner oder im familiären Kontext lebt.

So oder so gibt es ein paar Grundregeln, die es zu beachten gilt, um möglichst gut und produktiv durch den Arbeitstag zu kommen. Ihr könnt Euch diese Grundregeln als Kurzübersicht als Datei-Download im Anschluß an diesen Beitrag als pdf herunterladen.

Zunächst einmal richtet Euch einen festen Arbeitsplatz ein, den Ihr möglichst nur für die Arbeitszeit nutzt. Überlegt genau, wo für Euch eine gute Arbeitsatmosphäre besteht und Ihr Euch auf Eure Arbeit gut konzentrieren könnt. Versucht dabei möglichst Arbeit und Entspannung voneinander räumlich zu trennen.

Desweiteren ist es hilfreich, sich eine Tagesstruktur zu schaffen mit festen Anfangs-, End- und Pausenzeiten. Überlegt Euch, was Ihr an diesem Tag tun wollt und nehmt Euch nicht zuviel vor. Wenn am Ende des Tages noch zuviel auf der To-Do-Liste steht, führt das zu Frust. Erfreut Euch an dem, was Ihr an dem Tag geschafft habt.

Überlegt gut, mit welcher Kleidung eine gute Arbeitshaltung gefördert und unterstützt wird. Vielen hilft es, sich so anzuziehen und fertig zu machen, als ob sie zur Arbeit gingen. Wenn Ihr bislang Morgens ein kleines Ritual hattet, bevor Ihr zu Arbeit gefahren oder gegangen seid, führt dies auch jetzt fort, um ein bisschen Routine aufrecht zu erhalten.

Versucht die „Störfaktoren“ Haushalt, Familie und Freunde weitestgehend zu minimieren. Arbeitszeit ist Arbeitszeit und die Wäsche könnte auch nicht aufgehängt werden, wenn Ihr in der KiTa wärt. Wenn Eure Kinder nicht allzu jung sind, könnt Ihr Zeiten mit ihnen vereinbaren, in den sie sich selbst beschäftigen. Findet Absprachen mit den Partner*innen, falls diese in diesen Zeiten ebenfalls von zu Hause aus arbeiten. Private Telefonate, WhatsApp oder Facebook gehören nicht in die Arbeitszeit, nutzt hierfür die Pausen oder den Feierabend.

Die Pausen sind für einen Arbeitstag wichtige Kraftquellen Das gilt auch für die Arbeit im HomeOffice. Plant feste Pausen ein und gestaltet diese bewusst und sinnvoll. In Ruhe eine Tasse Kaffee trinken, mit dem Hund spazieren gehen, Mittagessen etc. sind einige Ideen hierzu.

Um den Arbeitstag sinnvoll zu nutzen, setzt Euch zu Beginn des Tages hin und überlegt Euch, welche Hauptaufgabe an diesem Tag im Fokus stehen soll. Das Ziel besteht darin, dass diese Aufgabe am Ende des Tages erledigt ist. Ergänzend könnt Ihr noch zwei bis drei kleinere Aufgaben mit auf die To-Do-Liste schreiben. Nehmt Euch aber nicht zuviel vor, damit Ihr am Ende des Tages Eure Erfolge und das Erledigte feiern könnt.

Setzt Euch Prioritäten, was bis wann zu erledigen ist. Dabei kann Euch das Eisenhower Modell sehr hilfreich sein. Es handelt sich um ein Modell, dass ein amerikanischer Präsident entwickelt hat. Er ordnete seine Aufgaben nach Wichtigkeit und Dringlichkeit in eine Matrix ein, um davon abzuleiten, was als nächstes ansteht und zu tun ist. Dieses Modell finde ich auch für die alltägliche Praxis – außerhalb von HomeOffice – sehr hilfreich.

Ein häufiger Stolperstein beim Zeitmanagement ist die Fehleinschätzung, wieviel Zeit für die Erledigung einer Aufgabe benötigt wird. Deswegen ist es sinnvoll für die einzelnen Aufgaben, sich gezielt feste Zeitfenster zu setzen und diese einzuhalten. Ist eine Aufgabe in der geplanten Zeit noch nicht fertig gestellt, dann legt diese Aufgabe trotzdem beiseite und macht erst einmal etwas anderes. Plant die Beendigung der Aufgabe zu einem späteren Zeitpunkt wieder ein.

Mit diesen Tipps lässt sich die Arbeit im HomeOffice recht gut gestalten und strukturieren. Viele von Euch werden für sich erste Wege in den letzten Wochen gefunden haben, die Zeit gut zu nutzen. Vielleicht findet Ihr ja hier noch ergänzende Anregungen, um Euren Arbeitsalltag zu optimieren.

Interesse an Austausch?

Wer jetzt Lust und Interesse hat, mit mir und anderen pädagogischen Fachkräften über Zoom in den Erfahrungsaustausch über das Arbeiten im HomeOffice zu kommen, kann Kontakt über den unten stehenden Button „Anmeldung/ Weitere Informationen“ mit mir aufnehmen.

Ich freue mich auf einen angeregten Austausch.

Eure Anja

Datei-Download: Tipps fürs HomeOffice (pdf)

Termine und Themen:
Erfahrungsaustausch über Zoom

Donnerstag, 16.04.2020 15.00-17.00 Uhr Die Pädagogische Fachkraft im HomeOffice

Freitag, 17.04.2020 15.00 – 17.00 Praxisanleitung aus dem HomeOffice

Bei Interesse an der Teilnahme meldet Euch über den Button bei mir an und teilt mir über das jeweilige Stichwort: „Pädagogische Fachkraft“ oder „Praxisanleitung“ mit, an welchem Erfahrungsaustausch Ihr teilnehmen wollt.

Online – Workshop

Darüber hinaus plane ich in der nächsten Zeit einen Online-Workshop zum Thema: „Zeitmanagement mit dem Eisenhower Prinzip“. Wer sich hierfür interessiert, kann sich auch über den Button unverbindlich bei mir melden. Stichwort: „Online- Workshop Zeitmanagement“

Sobald Termin und Programm stehen, melde ich mich und unterbreite ein Angebot.

Entwicklung und Lernen durch Phantasie

Noch Anfang des 20. Jahrhunderts waren Psychologen und Wissenschaftler der Überzeugung, dass Phantasie einzig und allein der Unterhaltung eines Kindes diene ohne tieferen Sinn für dessen Entwicklung.

Persönlichkeitsentwicklung

Diese Meinung hat sich glücklicherweise grundlegend geändert. Mittlerweile werden Phantasie und das fiktive Spiel eines Kindes als wichtig und wertvoll für die Persönlichkeitsentwicklung gesehen. Das Kind kann seine Erlebnisse nachspielen und verarbeiten. So entwickelt es neue Handlungsmöglichkeiten und Lösungen. In seiner Phantasie schlüpft es in verschiedene Rollen und probiert sich mit unterschiedlichsten Charaktereigenschaften und Fähigkeiten aus. Auf diesem Weg erprobt es, wer es ist und entdeckt sich als Person.

* Mitteilung eigener Bedürfnisse

Durch das erschaffen fiktiver Freunde und Begleiter oder das Erzählen phantasievoller Geschichten lernt das Kind seine Bedürfnisse und Wünsche zu erkennen und auszudrücken.

* Entwicklung von Empathie

Ein Kind, dass sich mit Phantasiefiguren und deren besonderen Fähigkeiten und Charaktereigenschaften beschäftigt hat, kann sich sehr gut in andere Menschen hineinversetzen. Es fällt ihnen oftmals recht leicht die Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühle anderer zu verstehen.

* Schärfung der Realität

Durch die Gehirnforschung wissen wir, dass das menschliche Gehirn viel aufmerksamer ist, wenn es mit unerwarteten Dingen und Situationen konfrontiert wird. Phantasiegeschichte bieten dem Kind genau solch Unerwartetes. Dadurch wird es dazu angeregt, über das Ungewöhnliche nachzudenken, darüber ins Gespräch zu kommen, das Ganze in Frage zu stellen und den Blick für die Realtität zu schärfen. Auf diese Weise wird das Kind motiviert, sich eine eigene Meinung zu bilden.

* Kraftquelle in der Krise

In schwierigen und krisenhaften Zeiten kann Phantasie eine wundervolle Ressource und Kraftquelle sein, um den Blick auf die schönen und belebenden Momente des Lebens zu lenken. Dies unterstützt die Entwicklung von Resilienz.

Förderung der Sprachentwicklung

Desweiteren hat die Beschäftigung mit Phantasiegeschichten und Phantasiegestalten eine großen Einfluss auf die Sprachentwicklung. Dies habe diverse Studien ergeben. Das Kind entwickelt einen großen Wortschatz verknüpft mit der Fähigkeit, diese Worte in ihrer Bedeutung verständlich und nachvollziehbar erklären zu können. Das Erzählen von Phantasiegeschichten lädt ein, sich Situationen und Handlungen auszudenken und dafür die passenden Worte zu finden. Das regt die Sprach- und Fabulierfreude an und macht einfach Spaß. Und mit Spaß und Freude lernt es sich bekannterweise viel leichter.

Möglichkeiten schaffen und nutzen

Was könnt Ihr demzufolge als pädagische Fachkräfte zur Phantasieförderung der Kinder beitragen? – Phantasie braucht Raum und Zeit, um sich entfalten zu können. Lest mit den Kindern Phantasiegeschichten und hinterfragt gemeinsam, was davon in ihrer Welt möglich ist. Lasst sie phantasievolle Geschichten erzählen und nachspielen. Erfreut Euch an den imaginären Freunden und Begleitern der Kinder. Legt Euch mit den Kindern auf die Wiese und entdeckt Gesichter, Tiere und Phantasiewesen in den Wolken. Geht im Wald auf Entdeckungstour und sucht Feen, Elfen und Zwerge. Lasst der Phantasie freien Lauf! Sie öffnet ein Tor zur Entschleunigung im oftmals hektischen Alltag. Wenn es nach Aufhebung des Kontaktverbots in Eurem pädagogischen Alltag wieder einmal hektisch wird, erinnert Euch an die Kraft der Phantasie. Schaltet bewusst einen Gang zurück und eröffnet den Kindern Freiräume für fiktives Spiel und phantasievolles Erzählen.

Ihr könnt Euch sicher sein, dass Bildung auf diese Weise ganz nebenbei stattfindet.

Jetzt wünsche ich Euch erst einmal Frohe Ostern, hoffentlich kommt der Osterhase auch zu Euch. 😉

Bis nächste Woche Dienstag.

Eure Anja

 

P.S. Wenn Ihr das Foto zu diesem Beitrag anschaut, was könnt Ihr darin entdecken? Welche Geschichte fällt Euch dazu ein? Ich bin gespannt auf Eure Rückmeldungen.

Die Magische Phase

Im Alter von ca. 3 – 7 Jahren befinden sich Kinder in der Magischen Phase. Als Teil der ganz normalen Persönlichkeitsentwicklung ist das Erleben des Kindes in dieser Phase von Phantasie und magischen Vorstellungen geprägt. Die Grenzen zwischen den eigenen Gedanken und der Realität sind fließend. In der kindlichen Vorstellung ist daher alles möglich, was das Kind sich denkt und wünscht.

Alles lebt und hat Einfluss

Wie im vorherigen Beitrag bereits näher erläutert wurde, hat das Kind in den ersten Lebensjahren seine Selbstwirksamkeit und den damit verbundenen Einfluss auf seine Umwelt erprobt und kennengelernt. Gleichzeitig ahnt es, dass im Umkehrschluss andere Personen, Tiere, Gegenstände und Fabelgestalten auf ähnliche Art und Weise auf das Kind selbst Einfluss nehmen können. In der eigenen Vorstellung wird während der Magischen Phase die unbelebte Welt personifiziert und belebt. Dadurch kann das Kind beispielsweise den blöden Stuhl zurück hauen, wenn es sich an ihm gestoßen hat. Oder es glaubt, dass die Wolke weint, weil sie traurig ist.

Imaginäre Freunde und Fantasiegestalten

Die Magische Phase ist für viele Kinder die Zeit der imaginären Freunde und Fantasiegefährten, die entweder stellvertretend für das Kind oder aber gemeinsam mit dem Kind die Schwierigkeiten des Alltags bestehen. Dann ist auf einmal ein ausgedachter Freund verantwortlich dafür, dass etwas kaputt geht oder veschwunden ist. Ein anderes Mal hat die Hexe die Erbse in die Nase des Kindes gezaubert. Oftmals besitzen die imaginären Freunde Eigenschaften, die das Kind für sich selbst wünscht.

Lüge oder Wahrheit

Ein weiteres Phänomen dieser Phase ist das Erzählen der tollsten und phantasiereichsten Geschichten, die jedoch nie passiert sind. Dann erzählt das Kind beispielsweise von einem tollen Geschenk, dass es aber nie bekommen oder von einer Reise, die nie stattgefunden hat. Viele Eltern sind dann sehr besorgt, ob sich Ihre Kinder hierdurch zu Lügner*innen entwickeln. Diese Sorge ist unberechtigt. Noch ist die kognitive Entwicklung nicht weit genug voran geschritten, um bestimmte Situationen und Ereignisse schlüssig bedenken und die eigenen Bedürfnisse und Wünsche mitteilen zu können. Diese Phantasiegeschichten helfen den Kindern, die vielfältigen Dinge des Alltags zu verarbeiten und altersgerecht zu bewältigen. Wenn uns Kinder solche Geschichten erzählen oder uns die imaginären Freunde begegnen lohnt es sich, genau hin zu hören und so mehr über die Wünsche und Bedürfnisse der Kinder zu erfahren.

Schatten an der Wand

Ängste sind ein weiters zentrales Thema in der Magischen Phase. Durch die ausgeprägte Phantasie und Vorstellungskraft werden vor allem abends und nachts die Schatten und Geräusche im Kinderzimmer zu bedrohlichen und angsteinflößenden Wesen und Gestalten. Da sind dann auf einmal wilde Tiere im Raum, ein Monster unterm Bett oder ein gruseliges Gespenst am Fenster. Für die Kinder ist es wichtig, dass Ihr als Erwachsene sie ernst nehmt und gegebenenfalls die Eltern darüber aufklärt, dass das Verhalten aufgrund der Entwicklung völlig normal ist. Entwickelt gemeinsam mit Kindern und Eltern einen guten Gegenzauber: z.B. der beschützende Teddy, das Mosterspray, der Schuhkarton für die wilden Tiere, ein Zauberspruch gegen böse Hexen, Knoblauch gegen Vampire… Lasst Eure Phantasie spielen. 😉

Osterhase, Weihnachtsmann & Co

Schon bald steht Ostern vor der Tür. Mit Blick auf die Magische Phase stellt sich hier im pädagogischen Alltag immer wieder die Frage, ob Eltern und pädagogische Fachkräfte den Kindern den Glauben an den eierbringenden Osterhasen überhaupt vermitteln sollen. Dazu habe ich einen interessanten Artikel in der „Welt“ gefunden, den Ihr hier nachlesen könnt:

https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article106135117/Glaube-an-den-Osterhasen-tut-dem-Kind-gut.html

Wie ist Eure Meinung zu dem Thema? Wie geht Ihr damit um? Welchen Schwierigkeiten begegnen Euch in Eurer Praxis?

Unterscheidung von Realität und Fiktion

Lange Zeit wurde befürchtet, dass besonders phantasievolle Kinder Schwierigkeiten haben Phantasie und Realität voneinander zu unterscheiden. Mitlerweilen wurde entgegen dieser Vermutung festgestellt, dass gerade phantasievolle Kinder, dies sehr gut können. Durch die intensiven Erfahrungen in der Magischen Phase haben sie gelernt, die Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit nach und nach besser zu erkennen.

Im nächsten Beitrag beschäftige ich mich mit dem Thema, inwieweit Phantasie auch für Bildung und Lernen wichtig ist.

Sonnige Frühlingsgrüße

Eure Anja

Die Entwicklung der Phantasie

In dem heutigen Beitrag geht es um die Entwicklung von Phantasie bei Kindern. Wenn Ihr an die Kinder denkt, die Ihr bislang begleitet habt, werden Euch große individuelle Unterschiede im Phantasievermögen der Kinder begegnet sein. Daraus ergibt sich die Frage, wie sich eigentlich Phantasie entwickelt.

Meine Recherchen haben ergeben, dass die moderne Wissenschaft darauf bis heute noch keine umfassenden Antworten hat. Das liegt einerseits daran, das Phantasie nicht messbar ist. Andererseits wurde die Phantasie bislang als Forschungsgegenstand weniger ernst genommen. Phantasie hat oftmals einen negativen bis hin zu krankhaften Stempel. Häufig fallen in diesem Zusammenhang Sätze wie: „Der hat eine blühende Phantasie.“ oder „Das kommt davon, dass sie zuviel Phantasie hat.“ Interessanterweise wird der Kreativitätsentwicklung ein höherer Stellenwert eingeräumt. Dabei ist die Kreativität genau genommen nur ein Teil der Phantasieentwicklung.

Imagination und Kreativität

Zur Phantasie gehören zwei wesentliche Komponenten untrennbar zusammen. Ein phantasievoller Mensch besitzt eine ausgeprägte Vorstellungskraft, die ihn befähigt, sich etwas bildlich vorzustellen. Dies ist die imagitative Seite der Phantasie, wodurch die inneren Bilder oder auch das sog. Kopfkino entstehen. Dazu kommt die kreative Seite der Phantasie. Durch sie ist der phantasievolle Mensch in der Lage, Dinge und Ideen immer wieder aufs Neue zu kombinieren und somit neue Verknüpfungen herzustellen.

Es gibt Menschen, die z.B. aufgrund ihrer ausgeprägten visuellen Erinnerungsfähigkeit sehr gut Dinge, Situationen oder räumliche Gegebenheiten beschreiben und wiedergeben können. Hierbei handelt es sich vornehmlich um die Wiedergabe des Gesehenen und Erlebtem. Wenn ihnen, ergänzend zu dieser Wiedergabefähigkeit der Eindrücke aus ihrem visuellem Gedächtnis, die Fähigkeit zu neuen Verknüpfungen dieser inneren Bildern fehlt, ist das nicht als Phantasie zu bezeichnen.

Lernen durch Exploration

Wie entwickelt ein Kind im Laufe seines Lebens eine Vorstellung von inneren Bildern und lernt diese immer wieder neu anzuordnen und zu verknüfen?

Von Geburt an kommt das Kind lernbereit auf die Welt und erobert sich diese wie ein kleiner Forscher. Es nimmt seine Umgebung mit allen Sinnen wahr. Durch aktives Explorieren setzt es sich, seiner Entwicklung entsprechend, mit seiner Umwelt, mit Personen, mit Gegenständen und mit Handlungen auseinander. Dabei tastet sich das Kind nach und nach an neue Erkenntnisse heran. Es lernt die Welt buchstäblich durch „Greifen“ zu begreifen.

Schon mit ca. 6 Monaten verknüpft es die vielfältigsten Sinneserfahrungen zu ersten Vorstellungen von den Dingen und Personen in seiner Umgebung. Mit ca. 8 Monaten kann das Kind dann die Vorstellung von einem Gegenstand oder von etwas Erlebtem kurzzeitig als Erinnerung im Gehirn speichern. Es lernt in dieser Zeit, dass Menschen und Dinge auch dann noch da sind, wenn es sie nicht mehr sieht. Es beginnt demzufolge erste innere Bilder zu entwickeln.

Fast zeitgleich entdeckt das Kind das Prinzip von Ursache und Wirkung und erlebt seine eigene Selbstwirksamkeit. In seiner weiteren Entwicklung exploriert es mit verschiedenen Dingen und erforscht seine Umgebung. Es interessiert sich, wie die Dinge funktionieren und wie sie zu handhaben sind. Über das selbsttätige Tun erwirbt es eine immer deutlichere Vorstellung von möglichen Handlungen.

Innere Bilder und Verknüpfungen

Mit ca. 1 1/2 Jahren erkennen Kinder, dass Dinge gleich oder unterschiedlich sind. Sie beginnen diese Dinge entsprechend zuzuordnen oder zu sortieren. Gleichzeitig spielt es im „So-tun-als-ob“ alles nach, was es in seiner Umgebung beobachtet. Darüber entwickelt es eine stabile innere Vorstellung von diesen nachgespielten Situationen und den damit verknüpften Gegenständen und Personen. Gegen Ende des 2. Lebensjahres kann das Kind sich einen Gegenstand denken, wenn dieser nicht vorhanden ist oder es gibt einem anderen Gegenstand die Bedeutung. Ab diesem Alter wird das Rollenspiel zunehmend wichtige

Das Kind entwickelt in den folgenden Jahren die Fähigkeit, sich das Ergebnis einer Handlung vorzustellen, ohne dass es dies praktisch ausprobieren muss. Mit ca. 2 1/2 werden Denken und Tun manchmal noch verwechselt. Das Kind glaubt schon etwas getan zu haben, was es nur gedacht hat.

Das Fundament ist gelegt

Wie Ihr den vorausgegangenen Ausführungen entnehmen könnt, passiert bereits in den ersten Lebensjahren eine Menge, was das Fundament für unsere Phantasieentwicklung bildet. Je nach genetischer Veranlagung und individuellem Lebensumfeld des Kindes, ergibt sich die unterschiedliche Ausprägung des Phantasievermögens bei den Kindern.

Im 3. Lebensjahr wird dann das kindliche Denken zunehmend von der sog. „Magischen Phase“ bestimmt. Eine sehr bedeutsame Phase für die Entwicklung von Phantasie und für viele Eltern oftmals auch eine sehr irritierende und verunsichernde Phase. Um diesem Thema einen angemessenen Platz einzuräumen, werde ich darauf in meinem nächsten Beitrag näher eingehen.

Ich freue mich darauf, das nächste Mal mit Euch in die Magische Phase einzutauchen.

Bis Bald,

Eure Anja