von Anja Cantzler | 25.07.2023 | Podcast
In dieser Folge bin ich mit der Leitung Silke Hajeck und zwei Mitarbeiter*innenn der Kita Heide-Süd aus Halle (Saale) im Gespräch.
Die Kita ist mit dem Deutschen Kita-Preis als „Kita des Jahres“ 2023 ausgezeichnet worden.
In dieser Kita sind partizipative Strukturen wichtig. Die Kinder radikal in ihren Bedürfnissen ernst zu nehmen steht für die Mitarbeitenden im Fokus.
Die Impulse der Kinder entscheiden über den Tagesablauf, sodass die Kinder jeden Tag ihren eigenen Rhythmus leben..
Wir bekommen hier einen ersten Einblick in den gelebten pädagogischen Alltag.
Dazu beantworten die drei folgende Fragen:
- Was sind die Besonderheiten des Konzeptes der Einrichtung?
- Wie kam es dazu, sich in Richtung Partizipation und Bedürfnisorientierung auf den Weg zu machen?
- Wie darf man sich den gelebten Alltag in der Kita vorstellen?
- Wie gestaltet sich speziell die Eingewöhnung in diesem Konzept? Dient ein bestimmtes Modell als Ausgang?
- Gibt es Kritiker:innen?
- Was sagen Sie zu dem Argument: „Ja, aber in der Schule…)
- War es von Beginn an einfach geeignetes Personal zu finden, dass das Konzept mitträgt? Wie wählen und integrieren Sie heute neue Mitarbeitende?
- Was möchten Sie anderen Fachkräften abschließend auf jeden Fall noch sagen?
Es lohnt sich auf jeden Fall reinzuhören und sich inspirieren zu lassen. Die drei zeigen, dass eine bedürfnisorientierte Pädagogik, die sichban den Kinderrechten orientiert, funktioniert und erstrebenswert ist.
Die Kita Heide-Süd steht nach Absprache auch als Konsultationskita zu Verfügung:
Kindertagesstätte Heide-Süd
Silke Hajek
Jadeweg 10
06120 Halle (Saale)
E-Mail: kita.heide-sued@halle.de
von Anja Cantzler | 11.07.2023 | Bindung und Eingewöhnung
Der Übergang von der Familie in Krippe, Kita und Kindertagespflege und das damit verbundene Ankommen in einer neue Umgebung kann für jedes Kind eine Herausforderung darstellen.
Besonders bei jüngeren Kindern, die noch nicht sprechen können, ist es von entscheidender Bedeutung, auf ihre feinen Signale zu achten, sie zu verstehen und angemessen darauf einzugehen.
Seit mehreren Jahren beschäftige ich mich mit den Signalen von Kindern und warum die Wahrnehmung dieser feinen Signale so wichtig ist. Das Verstehen der einzelnen Signale kann bedeutsam dazu beitragen, dass sich die Kinder in ihrer neuen Umgebung sicher und wohl fühlen.
Kommunikation ohne Worte
Ich selbst habe einige Jahre mit Kindern von 0-3 Jahren gearbeitet und die Erfahrung gemacht, dass nur wenige, sich bereits sprachlich ausgereift mit Worten verständigen können. In den meisten Fällen teilen sie sich daher nonverbal mit Hilfe von Gestik, Mimik, Körperhaltung oder durch bestimmte Geräusche mit.
So bedeutet nicht jedes Gähnen gleich Müdigkeit oder ein Lächeln Freude und Aufgeschlossenheit. Beides kann auch Unsicherheit zum Ausdruck bringen. Ein Kind, dass die Hände ineinandergelgt hat, ruht nicht unbedingt in sich. Es kann auch darauf hinweisen, dass das Kind versucht sich selbst an die Hand zu nehmen und sich Sicherheit zu geben. Auch ein Kind, dass vor uns auf dem Boden sitzt und zu seinen Füßen greift, tut dies in neuen Situationen, um sich selbst festzuhalten. Ein Klammern und Festhalten an Gegenständen und Personen oder auch das Eindrehen der Fäuste kann auf Anspannung, Unwohlsein und Stress hinweisen.
Eine ausgesteckte Hand, deren Handfläche nach vorne zeigt und die Finger dabei gespreizt sind, will darauf aufmerksammachen, dass das Kind irritiert, unsicher und überfordert ist.
Weitere kleine Zeichen können darüberhinaus ein abgewandter Blick oder ein Wegdrehen des Körpers sein. Und nicht selten versuchen sich Kinder vom Schoß oder aus den Armen der Erwachsenen herauszuwinden, in dem sie ihren Rücken nach hinten durchbiegen und sehr zappelig sind. Damit zeigen sie, dass sie sich in der Situation nicht wohlfühlen. Das Verstecken des Gesichts hinter den Händen kann Überforderung ausdrücken.
Mehr hierzu findest du auf YouTube unter: Signale des Babys.
Indem wir auf diese oftmals sehr kleinen Signale achten, sie erkennen und darauf eingehen, ermöglichen wir den Kindern, ihre Bedürfnisse und Gefühle mitzuteilen, auch wenn sie noch nicht sprechen können.
Ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen schaffen
Die Eingewöhnung in eine neue Umgebung kann für ein Kind äußerst beängstigend sein. Indem wir uns bewusst auf die feinen Signale konzentrieren, zeigen wir den Kindern, dass wir sie verstehen wollen und für sie da sind. Dies hilft, eine Atmosphäre des Vertrauens und der Sicherheit zu schaffen, die für eine positive Eingewöhnung von entscheidender Bedeutung ist.
Indem wir auf ihre Signale eingehen, fühlen sich die Kinder gehört und respektiert, was ihnen das nötige Selbstvertrauen gibt, um ihre neue Umgebung zu erkunden.
Individuelle Bedürfnisse erkennen
Jedes Kind ist einzigartig und hat unterschiedliche Bedürfnisse und Vorlieben. Indem wir die feinen Signale wahrnehmen, können wir besser verstehen, was jedes einzelne Kind in der Eingewöhnungsphase benötigt. Manche Kinder brauchen vielleicht mehr Zeit, um sich an eine neue Umgebung zu gewöhnen, während andere schnell offener sind. Durch das Erkennen und Verstehen dieser Signale können wir den Eingewöhnungsprozess individuell gestalten und den Kindern das geben, was sie brauchen, um sich wohl und geborgen zu fühlen.
Die Entwicklung der Sprache unterstützen
Während der Eingewöhnungsphase ist es von besonderer Bedeutung, die sprachliche Entwicklung der Kinder zu unterstützen. Auch wenn sie noch nicht sprechen können, hören und nehmen sie die Sprache um sie herum auf. Indem wir ihre feinen Signale wahrnehmen und darauf eingehen, ermöglichen wir ihnen, ein Verständnis für Kommunikation aufzubauen und sprachliche Fähigkeiten zu entwickeln. Dies legt den Grundstein für ihre zukünftige Sprachentwicklung.
Einige Einrichtungen nutzen hier zur Begleitung die Gebärdenunterstützte Kommunikation – eine Verknüpfung von Sprache mit Worten. Mehr dazu erfährst du beispielsweise in den Online-Seminaren von Bilderkraft e.V.
Fazit: Die feinen Signale von Kindern während der Eingewöhnungsphase zu erkennen, zu verstehen und darauf angemessen einzugehen, ist von enormer Bedeutung. Indem wir diese Signale beachten, schaffen wir eine Atmosphäre des Vertrauens und der Sicherheit. Das ermöglicht ein individuelles Ankommen und unterstützt die sprachliche Entwicklung der Kinder.
Es ist unsere Verantwortung, aufmerksam zu sein und diesen Kindern die bestmögliche Unterstützung zu bieten, um ihnen einen gelingenden Start in ihre neuen Umgebungen zu ermöglichen.
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