Wenn Loslassen schwer fällt!

In meinem vorherigen Beitrag „Abschied ohne Tränen?“ habe ich mich mit dem Abschied aus der Sicht der Kinder und was Du als pädagogische Fachkraft bei der Eingewöhnung zur Unterstützung der Kinder beitragen kannst, beschäftigt.

Befindlichkeiten der Eltern

Wie geht es auf der anderen Seite den Eltern während der Eingewöhnung? Ähnlich der Bandbreite an Befindlichkeiten und Reaktionen der Kinder reagieren auch die Eltern ganz unterschiedlich. Es gibt Eltern:

  • die ganz beherzt und zuversichtlich sich von Ihrem Kind verabschieden und darauf vertrauen, dass es ihrem Kind gut in der Kita gehen wird
  • die versuchen, sich klammheimlich zu verdrücken, während das Kind spielt, um einen schmerzhaften Abschied zu vermeiden
  • die dreimal wieder zurückkehren, um sich zu verabschieden und eigentlich lieber da bleiben wollen
  • die sich selbst nur unter Tränen von ihrem Kind lösen können
  • die sich im Zwiespalt befinden, weil sie einerseits dem Kind Zeit geben wollen gleichzeitig aber versuchen den Ablöseprozess zu forcieren
  • die unter Druck geraten, weil es bei allen anderen Kindern schon so gut klappt und deswegen fragen, ob ihr Kind den überhaupt schon reif für eine Kindertagesbetreuung ist
  • die einfach nicht die Kurve bekommen und eine Trennung von sich aus immerweiter herauszögern

Ich denke Du kannst aus Deiner eigenen Erfahrung diese Liste noch beliebig erweitern. Und möglicherweise hast Du bei dem ein oder anderen Elternteil auch schon einmal gedacht: „Mein Gott, Ihr Kind könnte schon längst gut eingewöhnt sein, wenn Sie nicht so einen Heckmeck daraus machen würden.“ Zugegebenermaßen ist mir dieser Gedanke aus meiner früheren Praxis nicht ganz fremd. Um die Eltern in ihren Befindlichkeiten besser zu verstehen, lohnt sich an dieser Stelle ein Perspektivwechsel.

Das Prinzip des Guten Grundes

In meinem Blogbeitrag über das „Prinzip des Guten Grundes“ habe ich beschrieben, dass jedes Verhalten eines Menschen auf seine individuellen Erlebnisse und Erfahrungen zurückführbar ist. Übertragen auf die oben beschriebenen Eltern ließen sich daher folgende Hypothesen aufstellen:

Die Eltern verhalten sich so, weil

  • sie bereits viele gute Erfahrungen gemacht haben, dass ihr Kind in fremden Situationen gut zurecht kommt
  • sie sich und ihrem Kind, den Trennungsschmerz ersparen möchten, da sonst bei ihnen ein schlechtes Gewissen aufkommt, ihr Kind schon so früh in den Kindergarten zu geben
  • sie befürchten, dass ihr Kind sie vielleicht weniger lieb hat, wenn sie nicht verlässlich für das Kind da sind
  • sie sich als schlechte Eltern fühlen, weil sie die Betreuung aus der Hand geben
  • sie sich Sorgen machen, dass sie ihr Kind nicht vor möglichen Gefahren schützen können
  • sie selbst unter Druck stehen, weil der Arbeitsstart immer näher rückt
  • sie verunsichert sind, ob das Kind überhaupt schon so weit ist, den Herausforderungen in der Kindertagesbetreuung gewachsen zu sein.

Wenn Du einmal genau hinschaust, wirst Du in Deiner jetzigen Elternschaft den ein oder anderen Hintergrund bestimmt wiedererkennen. Als Elternberaterin erfahre ich manchmal noch viel tiefgehendere Hintergründe. So ist mir beispielsweise eine Mutter begegnet, die vorher schon 3 Totgeburten hatte, bevor ihr Wunschkind endlich gesund zur Welt kam. In einer anderen Familie erlitt der 7 Wochen alte Sohn einen Atemstillstand. In beiden Fällen gestaltete sich die Eingewöhnung zunächst eher schwierig. Beide Mütter kreisten um die jeweiligen Kinder und hatten oftmals die Hand schon unter dem Popo, bevor das Kind überhaupt hinfallen und sich weh tun konnte.

Mit Verständnis gemeinsam Lösungen entwickeln

Beiden Müttern half schließlich ein vertrauensvolles Gespräch, in dem sie sich mit ihrer Geschichte öffnen und ihre Bedenken aussprechen konnten. In beiden Fällen haben wir gemeinsam Möglichkeiten entwickelt, dass sie ersteinmal länger ihre Kinder begleiteten und so die Pädagogischen Fachkräfte und ihren Arbeitsstil näher kennenlernen konnten. Dann wurde ein Schritt für Schritt Plan erarbeitet, bei dem auch vereinbart wurde, dass die jeweiligen Elternteile über Telefon und Bilddokumentation auf dem laufenden gehalten wurden, wie ihr Kind sich Tag für Tag weiterentwickelt. Eine der Mütter beschloss aufgrund der intensiven Gespräch, sich in eine Therapie zu begeben. Sie äußerte in diesem Zusammenhang: „Vielen Dank. Ich habe verstanden, dass nicht mein Kind ein Problem hat, hier zu sein. Ich habe das Problem damit und dass hat wiederum nichts mit dem Kindergarten zu tun.“ Von dem Tag an, durfte sich das Kind im Kindergarten wohlfühlen. Der intensive Dialog mit der Mutter bestand über die ganze Kindergartenzeit.

Einmal abgesehen von diesen sehr extremen Erfahrungen, ist die Eingewöhnung ein große Herausforderung für Kinder und Eltern, die mit viel Verunsicherung einher geh. Oftmals war bisher in erste Linie die Kernfamilie für das Kind verantwortlich und ehe man sich versieht, wagt es die ersten Schritte in die große weite Welt. Für viele Eltern ist das komplett neu. Viele Fragen, die ich im Blogbeitrag: „Die stillen Fragen des Anfangs“ benannt habe, gehen den Eltern durch den Kopf und stehen oft unausgesprochen im Raum. Sie brauchen ähnlich wie ihre Kinder ersteinmal Zeit, alles näher kennenzulernen und sich mit der Umgebung vertraut zu machen, in der sie ihr Kind zurück lassen.

Jeder Abschied ist auch ein Stück Trauerarbeit

Für das bessere Verständnis dieser Prozesse empfehle ich Dir, Dich mit Modellen wie die „Räume der Veränderung“ von M. Pohl und die „Veränderungskurve“ nach Kübler-Ross zu beschäftigen. Zum einem ist die Trennung in der Eingewöhnung für viele Eltern wie ein Trauerprozess (s. Veränderungskurve), zu dem das tiefe Tal der Tränen unumgänglich dazugehört. Zum anderen durchlaufen Eltern in den meisten Fällen bestimmte Phasen, um schließlich in der Neuorientierung (s. Räume der Veränderung) anzukommen, dass ihr Familienkind nun auch ein Tagespflege-, Krippen- oder Kindergartenkind ist. Zu diesen Phasen gehört auch, an den eigenen Entscheidungen zu zweifeln, in Ablehnung zu gehen und manchmal einfach nicht zu wissen, wie es geht.

Du kannst Eltern in diesen Situationen am besten weiterhelfen, wenn Du ihnen mit viel Verständnis und Einfühlungsvermögen begegnest und mit ihnen gemeinsam Wege entwickelst, wie die Ablösung schließlich gelingen kann und sie mit einem guten Gefühl gehen können. Keiner dieser Eltern möchte Dich bewusst ärgern oder Deine Kompetenzen in Frage stellen. Ihr Verhalten ist in der Regel in ihren eigenen Befindlichkeiten begründet. Ähnlich wie die Kinder eine Begleitung und Unterstützung brauchen, um den Übergang von der Familie in die Kindertagesbetreuung zu schaffen, brauchen einige Eltern ähnlich Begleitung und Unterstützung für diesen Übergang. Während meiner Zeit als Pädagogische Fachkraft habe ich manch weinende Mutter an die Tür oder zum Auto begleitet, noch ein paar beruhigende Worte gesprochen und sie gebeten anzurufen, sobald sie zu Hause ist. Meistens konnte ich dann berichten, dass es ihren Kind gut geht und es mit den anderen Kindern spielt. Dies haben wir möglichst mit Bildern aus unserem Alltag mit dem Kind untermauert, die wir dann zeigen konnten.

So wie der Eingewöhnungsprozess für die Kinder ein wesentlicher Grundstein für die weiteren Bildungsprozesse ist, ist der gelungene Beziehungsaufbau zu den Eltern in den ersten Tagen eine wichtige Basis für die Erziehungs- und Bildungspartnerschaft.

Ich wünsche Dir einen gelingenden Start mit Eltern und Kindern

Deine Anja

Buchtipp:

Cantzler, Anja: Die kleinen Hefte / Eingewöhnung von Kita-Kindern: Die schnelle Hilfe!. Ratgeber

ISBN-10 : 3834651656 ISBN-13 : 978-3834651655 Herausgeber : Cornelsen bei Verlag an der Ruhr GmbH (1. Februar 2018)

Auch als Hörbuch bei cc live erhältlich:

ISBN 978-3-95616-368-5

Abschied ohne Tränen?

Die meisten Krippen, Kitas und Kindertagespflegestellen sind gerade mitten in der Eingewöhnungszeit. Wie in dem Blogbeitrag: „Viele Modelle- ein Ziel“ bereits beschrieben, wird in den verschiedenen Einrichtungen mit unterschiedlichen Ansätzen eingewöhnt. Alle Eingewöhnungsmodelle haben folgende Ziele: „das Kind soll sich in der Betreuung emotinal wohlfühlen, gerne kommen und die Pädagogischen Fachkräfte als stressregulierende Bezugspersonen annehmen.“

Doch bis Du mit dem einzelnen Kind dort hinkommst, liegt ein langer und oftmals auch tränenreicher Weg vor Dir, dem Kind und seinen Eltern. Mal Hand aufs Herz, wünscht du Dir in diesen Tagen auch manchmal insgeheim, dass die Eingewöhnungszeit dieses Mal ohne Tränen abläuft? Ein Jahr, dass alle Kinder von Anfang an gerne kommen und nicht weinen müssen? Doch aus Erfahrung weißt, dass dies nicht so sein wird.

Deswegen möchte ich in diesem Blogbeitrag zum einen klären, warum Tränen so wichtig für die Kinder sind und wie Du damit kind- und bedürfnisorientiert umgehen kannst. Zum anderen möchte ich Dich auf die möglichen Fehlanzeichen aufmerksam machen, an denen pädagogische Fachkräfte oftmals fälschlicherweise festmachen, dass die Eingewöhnung für das Kind bereits abgeschlossen ist.

Die Bedeutung der Tränen

Durch das Weinen drücken die Kinder ihre Trauer über die Abwesenheit der Eltern aus. Sie sind Ausdruck des emotionalen Befindens und kindlichen Bedürfnisse. Für viele Eltern ist das sehr schmerzhaft, wenn ihr Kind weint und sie versuchen, diese Tränen zu vermeiden. Wichtig ist, dass Du mit den Eltern über die positive Bedeutsamkeit der Tränen sprichst. Es ist wünschenswert, dass ein Kind in der Lage ist seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Ich vermittel daher den Eltern immer auf Elternabenden und in Elternberatungen, dass dies ein ganz natürliches und gesundes Verhalten des Kindes ist und dass das Kind ein Recht auf seine Trauer hat.

Die Eingewöhnung stellt große Herausforderungen an das Kind und sind daher für die Kinder mit einem erhöhten Stresspegel verbunden. Die Tränen unterstützen das Kind während des Eingewöhnungsprozesses, Anspannung und Stress abzubauen.

Tränen gehören also durchaus zu einer gelingenden Eingewöhnung. Es geht nicht darum sie zu vermeiden oder zu unterdrücken, es geht vielmehr darum, diese Tränen gemeinsam mit den Eltern achtsam und feinfühlig zu begleiten.

Die Dont’s im Umgang mit Tränen

Bitte vermeide deswegen dem Kind gegenüber Sätze wie:

  • „Du musst nicht traurig sein“ – damit verleugnest Du das Gefühl des Kindes. Das Kind ist in diesem Augenblick jedoch sehr traurig und fühlt diese Emotion. Besser wäre, ihm für seine Trauer Worte zu geben: „Du bist jetzt sehr traurig, dass Mama gegangen ist.“
  • „Schau mal was ich hier habe…“ – wird gerne als Ablenkungsmanöver genutzt. Auch das ist nicht sehr ratsam, da das Kind indirekt die Botschaft erhält, dass seine Gefühle nicht wichtig sind. Es soll die bestehenden Gefühle zurückstellen und unterdrücken. Es erhält keine Chance die eigenen Emotionen zu regulieren, was wiederum ein wichtiger Meilenstein in der emotionalen Entwicklung und der Resillienzförderung ist.
  • „Nimm deinen Schnuller, trink oder iss etwas…“ – damit lernt das Kind fälschlicherweise heftige Emotionen mit Hilfe von Essen und Trinken zu kompensieren. Dieses Verhalten kann den ersten Grundstein für ein gestörtes Essverhalten und Süchte legen.
Tränen achtsam begleiten

Was kannst Du also tun, um ein Kind achtam und feinfühlig durch die Eingewöhnungszeit zu begleiten?

  • Signalisiere dem Kind Verständnis für seine Trauer, sag ihm: „Ich verstehe, dass Du traurig bist!“
  • Vermittel dem Kind, dass Du ihm vertraust, dass es früher oder später diesen Entwicklungsschritt schaffen wird.
  • Gib dem Kind Worte für seine Gefühle. Damit zeigst Du ihm, dass Du diese Gefühle wahrnimmst und diese Gefühle sein dürfen.
  • Sprich mit dem Kind über seine Gefühle.
  • Vermeide dem Kind gegenüber Bedauern über seine Trauer zu äußern. Es geht in erster Linie um Mitgefühl und nicht um Mitleid.
  • Selbsreflexion als Basis für Empathie
Selbsreflexion als Basis für Empathie

Überprüf Deine eigenen Gefühle und Haltung bezüglich der Eingewöhnung. Gerade wenn die Kinder noch sehr jung sind, solltest Du Dich reflektieren, inwieweit Du es als richtig und wichtig empfindest, dass dieses Kind schon in einer Kindertagesbetreuung betreut wird. Kannst Du die Entscheidung der Eltern wertfrei stehen lassen? Oder bist Du der Meinung, dass das Kind zu Hause viel besser aufgehoben wäre?

Deine eigene Haltung überträgt sich auch immer auf Dein pädagogisches Handeln. Bist Du der Überzeugung, dass das Kind zu Hause besser aufgehoben wäre, dann wirst Du die Tränen des Kindes vermutlich unter diesem Blickwinkel betrachten. In diesem Fall ist der Schritt vom Mitgefühl zum Mitleid für das Kind nur noch ein ganz kleiner. Unbewusst läufst Du Gefahr, dem Kind mit dieser Haltung den Einstieg zu erschweren. Nicht nur Eltern, denen es schwer fällt loszulassen, übertragen ihre Gefühle auf das Kind. Auch Du als pädagogische Fachkraft sendest nonverbal Haltung und damit verbundene Erwartungen an das Kind.

Bis du also der Überzeugung, dass das Kind bei Dir gut aufgehoben ist und dass es diese Herausforderung aktiv und kompetent meistern wird, wirst Du mit den Tränen des Kindes ganz anders umgehen können und das Kind wird sich gemäß dieser Erwartungen anders verhalten.

Mögliche Fehlinterpretationen im Eingewöhnungsprozess

So unterschiedlich die Kinder und Familien sind, so unterschiedlich verlaufen die verschiedenen Eingewöhnungsprozesse. In Deiner Praxis begegnen Dir neben den weinenden Kindern einzelne, bei denen tatsächlich keine Tränen auftreten oder die Tränen sehr schnell verschwunden sind. In diesen Fällen besteht dann die Gefahr der Fehleinschätzung, dass das Kind bereits gut angekommen und damit die Eingewöhnung abgeschlossen ist.

Hier ein paar Beispiele:

  • ein Kind spielt ununterbrochen und begibt sich neugierig auf Entdeckungstour. Es ist sehr beschäftigt mit dem neuen Raum, den neuen Spielmaterial und den neuen Kindern. Durch den Reiz des Neuen bleibt ihm zunächst keine Zeit für Trauergefühle. Es trennt sich gut und unproblematisch von den Eltern. Der Einbruch kommt dann oftmals nach 6-8 Wochen, wenn der Reiz des Neuen aufgebraucht ist. Jetzt tritt erstmals Langeweile auf und die Trauer um die Eltern setzt ein. Das Kind wird traurig, weinerlich und manchmal auch aggressiv. Es zeigt jetzt seine Emotionen in voller Bandbreite. Trau dich die Eltern zu bitten, vorübergehend einen Moment länger zu bleiben und die Traurigkeit des Kindes entsprechend zu begleiten.
  • Kinder, die von der Persönlichkeit her offen, zugänglich und kommunikativ sind, werden manchmal überfordert und verschätzt. Durch ihre fröhliche und aufgeschlossene Art wird die Vermutung aufgestellt, dass die Eingewöhnung ganz schnell und unkompliziert stattfinden wird. Dadurch wird der Eingewöhnungsprozess dann gerne verkürzt, was bei manchen dieser Kinder dazu führt, dass sie dann bei längerer Abwesenheit der Eltern auf einmal viel gehemmter und zurückhaltender werden. Lass Dich also nicht von einem solchen Verhalten auf die falsche Fährte führen. Der Gradmesser ist immer das beobachtbare Spielverhalten, sobald die Eltern länger abwesend sind.
  • bei einem anderen Kind, dass zunächst unbekümmer mit der neuen Situation umgeht und dadurch die Trennung von den Eltern vorzeitig herbeigeführt wird, kann die Trauerphase auch erst zeitverzögert einsetzen. Ähnlich der Veränderungskurve nach Kübler-Ross, kommt das Kind nach dem ersten Schock und der Verdrängung der Realität in das Tal der Tränen. Auch hier darfst Du den Mut haben, die Eltern noch einmal zurück und den verpassten Loslösungsprozess nachzuholen.
  • eine weitere typische Situation ist, wenn ein Kind bei der Verabschiedung zwar weint, sich dann schnell wieder beruhigt, sobald die Eltern weg sind. In diesem Fall solltest Du das Kind gut beobachten, ob es dann wirklich fröhlich spielen geht. Manche Kinder legen dann ein lethargisches Verhalten an den Tag, haben permanent gerötete Augen, jammern still vor sich hin, werden anhänglich oder zeigen vielfältige Krankheitssymptome. Das alles sind ernstzunehmende Stresssymptome. In einem solchen Fall sind, wenn möglich die Eltern wieder mit ins Boot zu holen. Trau Dich, zum Wohle des Kindes mit Eltern zu besprechen, was möglich ist oder ob es eine andere Bindungsperson gibt, die das Kind noch begleiten kann. Ist dies seitens der Eltern nicht machbar, dann brauchen diese Kinder Dich als verlässliche Bezugsperson, die bereit ist, dem Kind viel Nähe und möglichst auch Körperkontakt anzubieten.
  • schließlich gibt es auch noch die Kinder, die vermeiden ihre negativen Gefühle in einer Trennungssituation zu zeigen. Sie reagieren nicht, wenn die Eltern gehen und sie zeigen auch keine freudige Raktion, wenn die Eltern wiederkommen. Während der Abwesenheit der Eltern nehmen sie selten Kontakt zu den pädagogischen Fachkräften auf. Auch wenn sie in der Eingewöhnung recht unbeeindruckt wirken, stehen diese Kinder unter einem sehr hohen Stresspegel. Sie bedürfen der besonderen Aufmerksamkeit und Ansprache, da sie erst lernen müssen, dass jemand ihre Gefühle wahr und ernst nimmt. Begleite die Kinder sprachlich. Benenne ihre Gefühle und signalisiere, dass Du für sie da bist.

Soweit die vielen kleinen Nuancen, die im Eingewöhnungsprozess zu beachten sind. Selbstverständlich gibt es auch Kinder, die ganz unkompliziert und schnell in der Kindertagesbetreuung ankommen. Kinder, die ihren Eltern beispielsweise vermitteln, dass das ein Kinder- und kein Elterngarten ist. Dies zeugt von positiven Vorerfahrungen mit der Trennung von den Eltern. Andere kulturelle Wurzeln und Kontexten, in denen nicht der Erwachsene die Bindungsperson Nr.1 für das Kind ist, sondern andere Kinder diese Rolle übernehmen, kann andererseits dafür ursächlich sein, dass diese Kinder schnell Anschluss an die Kindergruppe finden und sich wohl fühlen. Die Peer Group gibt dem Kind viel Halt und Sicherheit. (vgl. Kultursensitive Pädagogik nach Heidi Keller).

Die Bedeutsamkeit der PeerGroup

Aus der besonderen Bedeutung und Wirkung der Kindergemeinschaft für den Eingewöhnungsprozess hat sich die Eingewöhnung in der Peer Group entwickelt. Die Kinder unterstützen sich in dieser herausfordernden Situation gegenseitig und erfahren, dass sie mit ihren Gefühlen nicht alleine sind. Sie lernen von und miteinander diese Übergangssituation zu meistern. Ein interessantes Modell, auf das ich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal genauer eingehen werde.

Ich wünsche Dir noch eine gute und gelingende Eingewöhnungszeit- je nach Kind und Familie mit und ohne Tränen

Deine Anja

Ein Fortbildungstipp

Safe the Date! – Wenn Du mehr über die Eingewöhnung in der Peer Group erfahren willst. Am Samstag, 23.01.2021 von 9.30-12.00 Uhr biete ich wieder in Kooperation mit Haus Neuland eine Online- Seminar hierzu an.