„Deutschland verspielt die Zukunft seiner Kinder…“

„Deutschland verspielt die Zukunft seiner Kinder…“- dieses Zitat stammt von dem Buchrückentext, der auf Ilse Wehrmanns neustem Buch „Der Kita-Kollaps“ zu finden ist.

Ilse Wehrmann beschreibt in diesem Buch die aktuelle Lage der Kindertageseinrichtungen – ungeschönt und bitter. Gut recherchiert, analysiert sie die aktuelle Misere, deckt die politischen Versäumnisse der letzten 20 Jahre auf und versucht Lösungswege aufzuzeigen.

Ein Rückblick

Ich bin nun seit 30 Jahren im Beruf und mir geht es ähnlich wie Ilse Wehmann. Ich verstehe nicht warum wir sehenden Auges in diese heutige Situation gerannt sind. Oft werden die katastrophalen Umstände mit der Pandemie begründet. Aber das ist nur ein ganz kleiner Teil der Wahrheit. Denn bereits vor 20 Jahren machte Professor Wassilios Fthenakis mit anderen Expert*innen darauf aufmerksam, dass dringend gehandelt werden müsse. Was dort geraten wurde, liest sich heute wie eine Blaupause. (Wehrmann, 2023, S.172-173)

Und trotz andauernder warnender Stimmen wurde nicht gehandelt, zumindest nicht mit Blick für eine langfristige und tragfähige Bildungspolitik. Eine Bildungspolitik, die allen Kindern und Familien zugute kommt, die Familien entlastet und unterstützt und die Fachkräften einen vernünftigen Arbeitsrahmen bietet.

Ein Ausblick

Aber solange die Politiker nur auf kurzfristige Erfolge erpicht sind, um möglichst hoch auf der Karriereleiter steigen zu können, wird da nichts draus. Kinder haben in unserer Gesellschaft keine Lobby. Mit dieser Sicht verspielt Deutschland langfristig nicht nur die Zukunft seiner Kinder… langfristig auch die eigene. Deutschland hat keine Rohstoffe, die es exportieren könnte, unser einziges Pfund ist Wissen. Tja, und das geht gerade den Bach runter.

Was wir jetzt brauchen sind beherzte Politiker*innen auf Bundesebene, die bereit sind unabhängig von ihrer eigenen Karriere, sich für die Entwicklung des Bildungssystems und für unsere Kinder stark zu machen. Es geht um die Umorganisation der Zuständigkeiten von Bund, Land und Kommune. Es braucht Bildungsgipfel, bei denen alle Länder, Kitafachkraftverbände, Elternvertretungen, Wohlfahrtsverbände vertreten sind und an langfristigen Lösungen interessiert sind. Das braucht Geld und die Beherztheit manche Prozesse zu verschlanken. Ideen gibt es genug.

Und aktuell?

Natürlich braucht es auch Übergangslösungen für die aktuelle Situation. Denn es macht mir sehr nachdenklich, was mir in den letzten Wochen und Monaten in meiner Coaching und Beratungstätigkeit gehäuft begegnet: Fach- und Leitungskräfte, die sich mit der Arbeit nicht mehr identifizieren können, weil sie kaum Zeit für das einzelne Kind mehr haben und zuviel andere Aufgaben (admistrativ, dokumentarisch, hauswirtschaftlich) noch abdecken sollen, mal ganz unabhängig davon, ob die Kolleg*innen überhaupt da sind oder alle Stellen besetzt sind. Vorbereitungs- und Besprechungszeiten fallen oftmals ganz weg. Fach- und Leitungskräfte sind zunehmend erschöpft und ausgebrannt. Für viele scheint das Ausscheiden aus dem Beruf und die Suche nach anderen Arbeits- und Betätigungsfeldern die einzige Lösung.

Vorsicht vor toxischer Positivität

Anderen wiederum wird vorgegaukelt, sie müssten nur ihr mindset ändern, dann wäre alles halb so schlimm. Frei nach dem Motto: Du musst dir die Welt nur schön denken, dann ist sie auch schön.

Auch ich versuche mit meinen Coachees ersteinmal herauszufinden, was sie an ihrer Tätigkeit schätzen und ob es etwas gibt, aus dem sie Kraft schöpfen können. Selbstfürsorge ist dabei immer wieder ein sehr wichtige Thema.

Ich bin aber keine Freundin davon, die Verantwortung für ihr Wohlbefinden nur den Fachkräften zu zuschieben. Nicht selten haben die Fachkräfte dann das Gefühl, etwas falsch zu machen und nicht richtig zu sein. Sie suchen den Fehler bei sich.

Es braucht Unterstützung von den Verantwortlichen

„Du kannst die anderen nicht ändern, nur dich selbst.“ – „Wenn du die Situation nicht ändern kannst, dann ändere deine Haltung dazu.“ – An diesen Aussagen ist etwas dran. Haltung und Einstellung spielen eine große Rolle, um schwierige Situationen zu meistern. Trotzdem dürfen sie dich nicht dazu verleiten, dass du alles nur hinnimmst, aushälst und ständig gegen Windmühlen arbeitest. Manchmal ist es ´besser zu gehen, wenn es keine weitere Unterstützung von außen gibt.

Daher schätze ich gerade jeden Träger, der versucht hier Abhilfen zu schaffen: z.B. durch Überprüfung ob wirklich jede Dokumentation notwendig ist, wo durch Verwaltungskräfte Entlastung geschaffen werden kann und durch veränderte Betreuungszeiten der Einsatz der vorhandenen Fachkräfte verlässlicher stattfinden kann. Letzteres kann auch Eltern mehr Sicherheit geben. Manchmal ist eine verlässliche 35 Stunden-Betreuung an 4 1/2 Tagen besser, als eine 45 Stunden Betreuung, die jeden Tag auf der Kippe steht.

Ein Hoffnungsschimmer

Zum Glück gibt es Initiativen von Trägern, die ihren Leitungskräften zum Beispiel Verwaltungskräfte zur Seite stellen und Home-Office Zeiten ermöglichen.

Und es gibt Leuchttürme in der Kita-Landschaft. Das sind, die sich trotz aller Schwierigkeiten auf den Weg gemacht haben, um Kindern, Eltern und sich selbst ein gutes Arbeitsumfeld zu schaffen. Nicht selten sind hier die bedürfnisorientierte Pädagogik, Werkstattpädagogik, Reggiopädagogik ud Offene Arbeit die großen Gamechanger. Ein nennenswertes Beispiel bietet hier die Kita Heide-Süd in Halle (Saale). Diese Kita arbeitet bedürfnisorientiert und sie wurden dieses Jahr mit dem Deutschen Kita-Preis ausgezeichnet. Ich hatte das Vergnügen, mit der Leitung und zwei ihrer Mitarbeiterinnen in einem Kita Talk sprechen zu können. Es wäre mein Wunsch, wenn solche Einrichtungen nicht nur Leuchttürme bleiben, sondern unsere zukünftige Kita-Landschaft gestalten.

Hier kommst du zum Kita Talk: Kinder radikal ernst nehmen.

Trotzallem bleibt Nachdenklichkeit

Das Buch von Ilse Wehrmann hat viel in mir aufgewühlt. Ich bin nachdenklich, verärgert, frustriert und gleichzeitig motiviert weiter zu machen. Ich werde weiter am Ball bleiben, den Finger weiter mit in die Wunde legen, Fachkräfte begleiten und unterstützen, Familien beraten und für die Rechte der Kinder mich weiterhin einsetzen.

Deine Anja

Die Wut-Notfallbox

In meinem vorherigen Blogartikel ging es um Kinder von krebserkrankten Eltern. Manche Kinder reagieren in solchen Situationen mit starken Wutausbrüchen und in dem Zusammenhang habe ich auf eine Methode aus meinem Buch: „Schätze finden statt Fehler suchen“ hingewiesen, die ich hier einmal etwas näher beschreiben möchte.

Diese sog. Wut-Notfallbox kann selbstverständlich auch bei Wutausbrüchen jeglicher Art im pädagogischen Alltag zum Einsatz kommen, um die Kinder darin zu unterstützen ihre Wut zu kanalisieren und ihnen nach und nach Möglichkeiten zur Selbstregulation anbieten zu können.

Dafür wird eine solche Wut-Notffall-Box gemeinsam mit dem Kind zusammengestellt.

Dort können zum Beispiel:

  • ein Kissen, in dass das Kind laut schreien oder rein boxen kann
  • Knete, die nach Lust und Laune bearbeitet werden kann
  • ein Knautschball, zum Kneten
  • ein Igelball zum Massieren
  • Papier zum Zerreißen und zerknüllen
  • Luftpolsterfolie zum Luftbläschen zerdrücken
  • eine Brötchentüte zum aufblasen und zerplatzen lassen
  • ein Foto von draußen oder einem anderen Lieblings-Ruheort, mit dem das Kind der Fachkraft oder die Fachkraft dem Kind ohne Worte signalisieren kann, dass es jetzt gerne nach draußen gehen darf und kann, wenn es das gerade braucht

fest deponiert sein.

Zunächst wird die Fachkraft dem Kind die vereinbarte Möglichkeit zur Verfügung stellen. Erfahrungsgemäß wählen und nutzen die Kinder nach und nach selbst die für sie geeignete Selbstregulationsmöglichkeit.

Was bietest du den Kindern in deinem pädagogischen Alltag an, damit sie Wege finden, ihrer Wut Raum zu geben, ohne andere oder sich selbst zu verletzen?

Welcher Schatz steckt in dir? – Philosophieren mit Kita-Kindern

„Wie kann jemand sicher sein, dass er wach ist und nicht nur davon träumen, wach zu sein?“

Philosoph René Descartes

Kinder stellen sich bereits in frühen Jahren philosophische Fragen. Sie denken über die unterschiedlichsten Dinge nach und das auf eine ihnen ganz besondere Art und Weise. Sie erkunden ihre Umgebung, möchten Zusammenhänge verstehen und stellen Fragen über Gott und die Welt. Daher suchen und fragen sie nach Erklärungen. Genau das ist Philosophieren.

In den folgenden Gastbeitrag von Dorit Chris Dietrich, möchte die Autorin, dich einladen, gemeinsam mit den Kindern über sich selbst und die Welt zu philosophieren. Viel Freude beim Lesen. Ich wünsche Dir viele Inspirationen und Anregungen.

Wenn Du selbst bereits Erfahrungen im Philosophieren mit Kindern hast, freuen wir uns über deinen Bericht in den Kommentaren.

Deine Anja

Welcher Schatz steckt in dir? – Philosophieren mit Kita-Kindern

Gastbeitrag von Dorit Chris Dietrich

Das Philosophieren mit jungen Kindern ermöglicht vielfältige Bildungs- und Entfaltungsmöglichkeiten der kindlichen Persönlichkeit. Zum Einen lässt diese pädagogische Methode ein kreatives, gedanklich konstruierendes und problemlösendes Denken zu, wobei es kein Richtig oder Falsch gibt. Zum Anderen schafft es Grundlagen für bewußtes Teilhaben an kommunikativen Austausch, ermöglicht Selbsterfahrungen zum eigenen Denken sowie Bewusstsein für das Denken anderer. Ein ebenfalls positiver Schwerpunkt besteht darin, eigene Denkweisen begründen zu lernen, Zusammenhänge zu verstehen und sich selbst als wertvollen Bestandteil einer Gruppe zu erkennen. Daraus kann sich demokratisches Bewusstsein entfalten.

Bei gezielten Fragestellungen über die eigene Persönlichkeit ist es möglich, das Kind zu stärkenden Gefühlen, zu Emotionsregulation, zu innerer Ruhe, zur Steigerung von dem Gefühl der Empathie, zu Ideenreichtum, zur Motivation neue Herausforderungen anzunehmen bis hin zur Resilienzförderung für die weiteren Lebensabschnitte zu prägen.

Ein Praxisbeispiel

Durch Fragestellungen bei einer großen Schatzsuche zum Thema „Welche Schätze stecken in dir?“, ist es möglich, dass das Kind sich selbst entdeckt, sich als wertvolle Person wahrnimmt und eigene Stärken und Schwächen benennen kann, ohne eine Wertung befürchten zu müssen. Vielmehr kann es Selbstentfaltungspotentiale erkennen und weiter auszubauen.

Mit Hilfe eines kleines ansprechend gestalteten geschlossenen Kästchen wird die Neugierde geweckt. Die Kinder werden eingeladen darüber nachzudenken, welcher Schatz sich in dem Kästchen verbergen könnte. Mal ist es ein Spiegel, mal ein Herz, mal ein Glücksklee. Alle Kinder sind gespannt , wenn sie die ungeöffneten Päckchen, Schatzkisten, Geschenke entdecken oder bekommen. Jedes Kind fokussiert seine Aufmerksamkeit auf dieses Kästchen und entwickelt spontane Neugier. So kann auch das Interesse am Philosophieren mit Kindern starten.

Dazu kannst du folgende Fragen stellen:

  • „Wer bist du?“
  • „Welcher Schatz steckt in dir?“
  • „Wer ist besonders für dich?“
  • „Welche Dinge brauchst du, um weiter wachsen zu können?“
  • „Was braucht es, damit dein Herz leuchten kann?“
  • „Was bedeutet Glück für dich? Und was ist dir besonders wichtig?“

Dazu fallen dir bestimmt ganz viele Fragen ein, die die Kinder schon in sehr jungen Jahren zum kreativen, bewussten sowie umfangreichen Denken über sich selbst bringen können.

Worauf wir bzw. die Kinder , die Aufmerksamkeit richten, das bestärken und unterstützen wir im Gespräch, dadurch wächst die Psyche sowie die individuelle Persönlichkeit.

„… das, was euch anders oder eigenartig macht, das ist eure Stärke.“

Meryl Streep

Einladung zum Philosphieren

Eigentlich benötigt es nicht viel zum Philosophieren mit jungen Kindern. Unterstützend können natürlich Bücher, Gegenstände, anschauliche Materialien (Fotos, Gemälde, Kunstobjekte…) eingesetzt werden. Mit den unterschiedlichsten Bilderbüchern wie z.B. „Astronautenkinder“, „Blumen im Kopf“, „Irgendwie anders“, „In meinem kleinen Herzen“, „Der unsichtbare Junge“, „Frederick“, „Elmar“, „Ein Schaf im Glück“ und „Das kleine Wir“ kommen Kinder beispielsweise wunderbar ins Philosophieren.

Philosophieren gelingt verbal und nonverbal, z. Bsp. durch kreative Umsetzung – Zeichnen, Malen, Formen, Konstruieren…. Manchen Kindern fällt es leichter, so ihre Gedanken darzustellen oder zu bekräftigen.

Philosophieren benötigt auch nicht einen starren Stuhlkreis, sondern kann in jeglicher Wohlfühlatmosphäre intensiv erlebt werden (Kerze, Düfte, in einer gebauten Höhle im Zimmer, in der Natur…). Begünstigend wirkt eine störungsfreie Zeit in kleiner Gruppe interessierter Kinder.

Philosophieren als Bildungsraum

Philosophieren ist ein Bildungsraum, welcher Wertschätzung, Verantwortung, Selbstwirksamkeit und eine leistungsfreie Zeit (ohne Bewertung) ermöglicht. Das gilt für Kinder, aber auch für die begleitenden Pädagog:innen. Die Kinder können, entsprechend der Haltung des Erwachsenen, dessen Ecken und Kanten seiner Individualität erkennen. Dessen Authentizität und Gleichwürdigkeit in der Gemeinschaft erfahren und erleben. Kinder benötigen Raum, Zeit und Erfahrungen, wie Erwachsene auch, um sich selbst, ihre Umwelt und ihr Wirken im gesellschaftlichen Kontext zu entdecken.

Philosphieren zur Bewältigung von Herausforderungen

Philosophieren mit jungen Kindern kann eine wichtige Quelle für einen lösungs- und ressourcenorientierten Blick bei Herausforderungen, bei der Bewältigung von Übergängen und in Krisen sein. Äußerst günstig kann sich das kreativ-konstruktive Denken auf die Resilienz und psychische Stabilität der wachsenden Persönlichkeit auswirken.

Manchmal versetzt du Berge,

manchmal nur Kieselsteine,

aber umsonst ist es nie.

Unbekannt

Wenn du Kontakt zu Dorit Chris Dietrich herstellen möchtest, dann folge ihr auf Instagram: @kinderherzen_in_balance_2 oder schreibe sie über: dcm68@icloud.com an

Sei der Leuchtturm und nicht der Sturm! – Einführung in die Anker-Methode

In meinem Buch: „Schätze finden statt Fehler suchen“ beschreibe ich das kindliche Gehirn im Notfallprogramm und es wird schnell klar, dass wenn das Kind durch unterschiedlichste Auslöser und Ursachen bereits im Ausnahmezustand ist, es überhaupt nicht zuträglich ist, dass du als Fachkraft auch ausflippst. Da die Selbstregulierung der Kinder sich noch in der Entwicklung befindet, brauchen sie unsere Co-Regulation von außen. Und genau dafür müssen wir als Fachkräfte Wege finden, uns zunächst einmal selbst zu regulieren, um Ruhe zu bewahren und besonnen reagieren zu können.

Personalmangel, Schutzkonzepte, Partizipation, fordernde Eltern, herausfordernde Kinder… und dann sollst du bei dem ganzen Stress auch noch die Ruhe bewahren. Wie soll das gehen?

Selbstregulation vor Co-Regulation

Um das im turbulenten Alltag zu schaffen, braucht es: Innere Stärke, Kraft, Zuversicht, Kompetenz, Selbstbewusstsein und Vertrauen. Die große Kunst besteht immer wieder darin, diese Eigenschaften und Fähigkeiten zu einem bestimmten Zeitpunkt zu aktivieren. Am besten immer dann wenn du sie wirklich brauchst, nämlich mitten in einer Stressituation.

Wie klingt es für dich, wenn ich behaupte, dass es eine Methode gibt, wie du praktisch „auf Knopfdruck“ in einen ressourcenvollen Zustand kommen kannst? Ein Zustand indem du im Vollbesitz deiner Kräfte bist und ruhig und besonnen reagieren kannst?

Es handelt sich hierbei um die sogenannte Anker-Methode, die ich in meinen Weiterbildungen zur Traumapädagogin kennenlernen durfte und selbst schon viele Male in den unterschiedlichsten Lebensbereichen angewendet habe.

Die Anker-Methode

Die Methode nennt sich „Ankern“ oder auch „Moment of excellence“. Für mich ist sie ein wichtiger Baustein im Umgang mit herausfordernden und belastenden Situationen im pädagogischen Alltag.

Wie der Name es schon sagt, geht es darum etwas zu „verankern“. In diesem Fall werden mittels eines spezifischen Reizes/ Auslösers, positive Emotionen verankert. So kann bei Bedarf durch die Aktivierung des Reizes, die vorher verankerte Emotion wieder aktiviert werden.

Das „Ankern“ machst du vermutlich schon heute – meist geschieht dies jedoch unbewusst.

Denn „Ankern“ heißt eigentlich nur, dass es einen sinnesspezifischen Reiz (Auslöser) gibt, der bei einem Menschen eine bestimmte Reaktion bewirkt. Je nachdem welche Sinne am meisten angesprochen werden, kann man zwischen folgenden Ankern unterscheiden:

  • Visuelle Anker (Bild, Symbol, Zeichen, Landschaften, Menschen…).

Beispiel: Immer wenn ich merke, dass ich vor lauter Aufgabenwirrwarr und Terminstress nicht mehr klar denken kann. Dann versetze ich mich visuell in Gedanken ans Meer. Der weite Blick auf das Meer beruhigt mich innerlich und so kann ich meine Gedanken wieder viel besser sortieren. Die Weite verschafft mir Freiraum und Ruhe.

  • Auditive Anker (Musik, Geräusche, Stimmen, Worte…)

Beispiel: Ich glaube jeder von uns hat gewisse Lieder, die uns in Erfahrungen und Emotionen schwelgen lassen. Vielleicht gibt es ja für dich eine besondere Melodie, die du vor dich hin summen kannst, um dich zu beruhigen. Mir hilft es beispielsweise, wenn ich langsam von 10 rückwärts zähle.

  • Kinästhetischer Anker (Berührungen oder Bewegungen):

Beispiel: In ganz besonderen Momenten berühre ich meinen Ehering und verbnde mich so mit meinem Mann, der für mich haltgebend und wichtig ist. Ein Handschmeichler in der Hosentasche ist für viele auch ein bewährter Anker.

  • Olfaktorischer/ Gustatorischer Anker (Düfte, Gerüche, Geschmack)

Beispiel: Der Duft frischer Pfannekuchen erinnern mich an meine Kindheit im großelterlichen Haus, eine Zeit an die ich sehr gerne zurück denke. Für andere ist es ein besonderes Parfüm oder der Geschmack süßer Beerenfrüchte, die positive Emotionen wachrufen.

Finde deinen Anker

Die Kunst liegt nun darin, selbst einen „Anker“ zu finden und setzten. D.h. du verknüpfst bewusst einen Reiz (Auslöser) mit einer bestehenden Erfahrung.

Schritt 1:

Zunächst einmal solltest du überlegen, wann du in deiner täglichen Arbeit an deine Grenzen kommst und dringend einen Anker brauchen könntest. Welche Eigenschaft bräuchtest du in diesem Augenblick am allermeisten.

Erst wenn du weißt, wann du einen Anker brauchst, kannst du auch gezielt einen „Anker“ setzen. Durch die Aktivierung des „Ankers“ mittels eines bewussten Auslösers, versetzt du dich wieder in einen ressourcenvollen Zustand, so dass sich die Aufregung und Nervosität legt und du besonnen reagieren kannst.

Schritt 2:

Dann erinnere dich an eine Situation oder ein Ereignis, in der du Emotionen empfunden hast, du die gerne verankern möchtest. Erlebe dabei in deiner Erinnerung die Situation mit allen Sinnen nochmal nach:

  • Was siehst du?
  • Was hörst du?
  • Was spürst du?
  • Was riechst du?
  • Was schmeckst du?

In meinem Fall habe ich ein ganz klares Bild vor Augen. Ich stehe an der Ostsee und schaue auf das weite Meer. Der Wind bläst mir ins Gesicht. Ich schmecke ein bisschen Salz auf meinen Lippen. Ich schaue den über den Wellen segelnden Möwen zu. Ich fühle mich frei und unbeschwert.

Schritt 3:

Du bist nun mittendrin im (Nach)Erleben und kurz vor dem Höhepunkt des Erlebens, drückst du mit ein bis zwei Fingern für 8-10 Sekunden eine Körperstelle, deinen kleinen Finger, dein Ohrläppchen oder deinen Oberarm. Suche dir auf jeden Fall eine Stelle aus, die du jederzeit anfassen kannst. Ich lege gerne die Hand auf mein Herz.

Drücke diese Köperstelle und erlebe mit all deinen Sinnen, diese so kraftvolle Situation, die du für dich in Erinnerung gerufen hast.

Schritt 4:

Löse den Druck, lass die hervorgerufene Situation gedanklich wieder los und denke an was ganz Banales.

Schritt 5:

Teste dann über das Auslösen des Ankers, also durch das Drücken der besagten Körperstelle, ob sich die „verankerte Emotion“ bei dir wieder einstellt. Wiederhole das mehrmals. Falls sich die gewünschten Emotionen nicht einstellen sollte, bzw. du nicht das Gefühl eines ressourcenvollen Zustands hast, dann beginne nochmal bei 1.

Schritt 6:

Üben, wiederholen, üben, wiederholen: Anker wollen gepflegt sein! Aktiviere regelmäßig deinen Anker und fühle die Erfahrung und Emotionen, die du verankert hast.

Eine andere Möglichkeit seine Erfahrungen und Emotionen zu verankern, ist die Verwendung eines Gegenstandes, Talismanns oder einer Halskette. Prinzipiell ist das Vorgehen wie oben bereits beschrieben, nur drückst du dann keine Körperstelle, sondern den Gegenstand.

Ein gut gepflegter „Anker“ kann hilfreich sein!

Nicht selten begegnen wir unterschiedlichsten stressauslösenden Situationen: für Auszubildende kann das die anstehende Facharbeit oder Prüfungssituation sein. Im pädagogischen Alltag steht der nächste Elternabend oder ein schwieriges Elterngespräch an. Für einen Konflikt mit dem*r Kolleg*in brauchst du einen klaren Kopf. In diesen unterschiedlichen Situationen kann es wertvoll und hilfreich sein, auf deinen Anker zurück zu greifen.

Die Anker-Methode ist übrigens auch eine wichtige Methode für Teams, die regelmäßig biografische Selbstreflexion machen. Bei dieser Auseinandersetzung kann der*die Einzelne mit belastenden Anteilen der eigenen Geschichte in Kontakt kommen. Um sich in diesen Situationen gut schützen zu können, hilft die Anker-Methode, sich der eigenen inneren Kraft, Zuversicht und Stärke zu besinnen und positive Emotionen abzurufen.

Und nun wünsche ich dir viele möglichst stressfreie Zeiten mit Kindern, Eltern und Kolleg*innen.

Deine Anja

Meine aktuellen Bücher:

Cantzler, A. (2023): Schätze finden statt Fehler suchen, Herder Verlag

Wedewardt, L., Cantzler, A. (2022): Sich seiner selbst bewusst sein, Herder Verlag

Wedewardt, L., Cantzler, A. (2022): Workbook: Sich seiner selbst bewusst sein, Herder Verlag

Tag der Kinderbetreuung 2022 – Arbeiten am Limit

Zusammen mit den Gewerkschaften rufen die Fachkräfteverbände in Deutschland zu einem bundesweiten KiTa-Protest auf. In einem offenen Brief der Fachkräfteverbände heißt es:

„Unter dem Hashtag #kitasamlimit, #esreicht und #unsglangts (in Bayern) protestiert das Personal aus den Kitas. Sie sind am Limit und es ist kein Ende in Sicht. Sowohl die Personalsituation, als auch die schlechten Rahmenbedingungen, auf die immer wieder aufmerksam gemacht wird, führen unter den Kita-Fachkräften zu Frust und Ärger. Die Pandemie tut ihr Übriges, indem sie den Krankenstand in die Höhe treibt und die Gesundheit von Kindern, Personal und Familien bedroht.

Im Januar diesen Jahres legte die Agentur für Arbeit beeindruckende Zahlen vor: auf 100 freie Stellen kommen nur noch 79 Fachkräfte. Im Jahr 2010 waren es noch 253 Fachkräfte. Immer mehr Fachkräfte verlassen ihren Beruf und orientieren sich neu. Der Fachkräftemangel verstärkt sich weiter!

Mit der Aktion #kitasamlimit wollen wir, über die einzelnen Bundeslandgrenzen hinaus, auf die Bedingungen in den Kitas aufmerksam machen. Wir wollen den Kindern wieder eine verlässliche Betreuung und Bildung anbieten. Der Wert der frühkindlichen Erziehung, Bildung und Betreuung dürfen der Pandemie, den schlechten Rahmenbedingungen und einem realitätsfernen Personalberechnungsschlüssel nicht zum Opfer fallen.

Kitas sind keine „Aufbewahrungsstätte“ für Kinder. Wir unterstützen Kinder in ihrem Handeln und legen den Grundstein für ihren weiteren Werdegang. Wir sind eine Bildungsstätte und das Sprachrohr der Kinder. Wir wollen mit ihnen lachen und Spaß haben, auf ihre Bedürfnisse eingehen und ihre Individualität sehen. Wir wollen Kinderrechte sichern und ein Schutzhaus für die Kleinsten sein. Doch es fehlt an Kapazität, es fehlt die Zeit, das Personal und inzwischen die Kraft.

Verbände für Kita Fachkräfte

Seit 2020 sind in vielen Bundesländern Verbände für Kita Fachkräfte entstanden, deren Mitglieder sich aktiv für die Verbesserung der Arbeits- und Rahmenbedingungen in der Kinderbetreuung aktiv einsetzen. Der Fachkräfteverband hier in NRW wendet sich beispielsweise regelmäßig mit Aufrufen und Briefen an das zuständige Ministerium des Landes NRW. Die aktuellen Missstände werden nicht mehr einfach so hingenommen und das ist gut so.

Auch wenn es in der Kinderbetreuung nicht darum gehen kann, einen ruhigen und störungsfreien Alltag mit den Kindern zu verbringen, in dem Kinder sich lieb und brav anpassen und einfach nur funktionieren.

Fachkräftemangel, viele Erkrankungen der Mitarbeitenden, zu große Gruppen, fehlende Vorbereitungszeiten etc. erschweren das Arbeiten in der Kinderbetreuung. Ich erlebe gerade viel zu viele Fachkräfte, die am Ende ihrer Kräfte, ausgelaugt und frustriert sind. Das kann und darf nicht so weiter gehen.

Die Antwort hierauf kann und darf nicht lauten: „Ach, das schaffen Sie doch auch locker alleine. Das geht woanders doch auch.“ „Dann verzichten sie doch einfach auf die Pause.“ „Die Berichte können Sie doch auch zu Hause nach Feierabend schreiben.“ „1-2 Kinder mehr pro Gruppe ist doch kein Problem.“

Viele Fachkräfte fühlen sich gerade zu Recht von ihren Trägern und der Politik im Stich gelassen. Der aktuelle Streik für bessere Rahmenbedingungen ist mehr als überfällig und notwendig. Es geht darum, gemeinsam dafür einzutreten, dass die pädagogische Arbeit nicht immer mehr zur Kinderverwahrung verkommt.

Ein Jahr voller Krisen und Katastrophen

Der Beginn der Pandemie liegt nun schon zwei Jahre zurück und ist für dich und deine Kolleg*innen immernoch eine unliebsame Begleiterin. Nur wenige aus deinem Arbeitsfeld sind um eine Erkrankung herum gekommen. Die einen haben es ganz gut weggesteckt, andere leiden immernoch an den Folgen.

Aber es blieb nicht bei der Pandemie. Im vergangenen Sommer überraschten uns die Hochwasserkatastrophen in verschiedenen Regionen Deutschlands. Besonders gebeutelt wurde das Ahrtal, das sich bis heute noch nicht erholt hat. Mittendrin Fachkräfte, die nicht nur ihr eigene Existenz verloren hatten, sondern gleichzeitig die zerstörte Infrastruktur der Kinderbetreuung wieder aufbauen mussten.

Die Nachricht über diese Hochwasserkatastrophe ereilte mich auf dem Weg in den Urlaub und ließ mich nicht mehr los. Ich schrieb mitten in der Nacht noch einen Blogartikel um Fachkräften Handlungsstrategien zur Begleitung der Kinder in den betroffenen Gebieten an die Hand zu geben. Ergänzend dazu erschien ein KitaTalk mit Corinna Scherwath mit dem Titel: Warum Reden manchmal doch Gold ist.

Und jetzt beherrscht schon seit Wochen der Ukraine Krieg unser Leben. Viele Kitas haben bereits Kinder mit Fluchterfahrung aufgenommen, ohne zusätzliche personelle Unterstützung.

Auskotzen als Psychohygiene

Im letzten Online Gruppencoaching für Leitungskräfte habe ich die Leitungskräfte dann auch dazu eingeladen, sich verbal einmal so richtig Luft zu machen. Mit den Fragen aus dem Buch von Daniel Hoch: Das Leben ist schön Scheisse, sind wir den Fragen nach gegangen.

  • Muss ich…  mich jetzt freuen, auch wenn es mir eigentlich schlecht geht und ich alles blöd finde? Ist es immer erforderlich, sich zu freuen?
  • Will ich… mich gerade überhaupt freuen?
  • Was will ich stattdessen?  Was hat mich bisher abgehalten meinen wahren Gefühlen zu folgen? – SAG PROAKTIV JA ZUM FLUCHEN!
  • Worauf fokussierst du dich?  – Denk einfach mal an alles, was du gerade nicht ändern kannst! Und genau dass darfst Du einfach mal SCH… finden!
  • Und was ist nun zu tun?  – Lass einfach mal alles raus!

Die Rückmeldung der Leitungskräfte war durchgängig positiv, weil es einfach mal gut getan hat in dieser Runde ein Ventil für den angestauten Frust der letzten Wochen, Monate und Jahre zu finden. Du kannst diese Antworten auch aufschreiben und dann verbrennen. Dann verabschiedest du dich ritualisiert von den Ärgernissen und Belastungen.

Einfach mal Danke sagen

Ich weiß, dass viele Fachkräfte und vielleicht auch du, sich mehr Anerkennung und Wertschätzung wünschen. Dazu möchte ich meinerseits den heutigen Tag, den Tag der Kinderbeteuung nutzen. Dieser Tag findet seit 2012  immer an dem Montag nach Muttertag statt. Mit Blick auf die nicht immer ganz einfache Situation, möchte den heutigen Tag dazu nutzen, dir und deinen Kolleg*innen einfach einmal Danke für die wichtige und wertvolle Arbeit zu sagen, die Du* Ihr tagein und tagaus leistet.

Ich danke hiermit allen pädagogischen Fachkräften, die

  • Tag für Tag für die Kinder da sind und seit 2 Jahren ihre Gesundheit riskieren
  • die Kinder ohne 1,50m Abstand und Maske in den Arm nehmen
  • Tagtäglich Tränen trocknen, Nasen putzen
  • auf die Gefühle, Sorgen und Ängste der Kinder eingehen
  • und eigene Sorgen und Ängste zurückstellen
  • ein offenes Ohr für die Nöte der Eltern haben
  • trotz eigener Sorgen liebevoll den Kindern und Familien in den Hochwassergebieten wieder einen sicheren und verlässlichen Ort bieten
  • Geflüchtete Kinder und Familien mit offenen Armen empfangen

Hoffentlich haben  wir jetzt wirklich bald das Licht am Ende des Tunnels erreicht.

Deine Anja

 

 

Auch Zusehen braucht Begleitung – mit Kindern über den Krieg sprechen

Ein weiteres Mal schreibe ich spontan aus einem aktuellen Anlass heraus diesen Blogartikel.

Eine Krise folgt der nächsten

Noch stecken wir mitten in der Pandemie, die Bilder der Hochwasserkatastrophe sind noch im Kopf, auf La Palma hat ein Vulkanausbruch Existenzen zerstört und jetzt ist Krieg in der Ukraine.

Mittendrin in dieser Bilder- und Nachrichtenflut stehen unsere Kinder. Für sie ist der Krieg weit weg und doch so unglaublich nah.

Das transgenerationale Erbe überwinden

Und wieder einmal möchte ich dich daran erinnern, unser transgenerationales Erbe nicht weiter auf die Kinder zu übertragen. Damit meine ich die Bürde, dass wir als Kriegsenkel und -urenkel gelernt haben, über solch schlimme Ereignisse, nicht zu sprechen. „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“ – das wurde vielen von uns mit in die Wiege gelegt. Um so wichtiger ist es, dass wir gerade jetzt das Schweigen brechen und beginnen über unser Erleben zu sprechen und unseren Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

Die Kinder brauchen jetzt erwachsene Vorbilder, die ihnen Halt und Worte geben. Darüber habe ich im vergangenen Jahr einen KitaTalk mit Corinna Scherwath veröffentlicht: „Warum Reden doch manchmal Gold ist“. Da hatten wir noch keine Ahnung, dass wir tatsächlich wieder einen Krieg auf europäischen Boden bekommen werden.

Auch wenn es richtig und wichtig ist, die Kinder vor der nun entstehenden Medienflut zu schützen, gibt es viele Kinder, die Bilder von diesen Krieg durch Medien sehen und Erwachsene darüber reden hören. Diese Kinder brauchen den Raum und zugewandte Erwachsene, um für ihre Gefühle und Eindrücke Worte zu finden.

Kinder auf das Gesehene und Gehörte ansprechen

Und wir müssen nicht immer erst warten, bis ein Kind von sich aus beginnt, darüber zu reden oder dem Ganzen in seinem Spiel Ausdruck zu verleihen. Es besteht genauso die Möglichkeit, gemeinsam in einer Gesprächsrunde einmal nachzufragen, was die Kinder von den Kriegshandlungen mitbekommen haben. Frag sie nach ihren Gedanken und Gefühlen dazu. Sprich über das vermeintlich Unaussprechliche ohne zu dramatisieren. Wie immer ist hierbei, den Grundsatz der Freiwilligkeit zu beachten. Das bedeutet, dass jedes Kind über seine Gefühle sprechen kann aber nicht muss.

Kathrin Mikan hat einen sehr wertvollen Beitrag auf ihrer Internetseite mit dem Titel: Wie spreche ich mit Kindern über den Krieg? veröffentlicht. Sie gibt viele gute Anregungen. Dort findest du auch Informationen zu ihren Gefühlehelden, die dich gerade jetzt wunderbar in deiner Arbeit mit den Kindern unterstützen. Weitere kindgerecht aufbereitete Informationen bietet aktuell auch kika – der Kinderkanal von ZDF.

Außerdem hat der AV1- Pädagogikfilmverlag einen sehr wertvollen Film zum Thema „Kinder und Krieg“ mit dem Kinder- und Jugentherapeuten Prof. Dr. Ulrich Müller und der pädagogischen Leitung Melanie Bringmann zum Download bereit gestellt. Dort bekommst du viele Anregungen für die Praxis. Ein Film der sich wunderbar zur eigenen Vorbereitung im Team eignet. Und das Tollste daran ist, dass der Erlös des Filmes 1:1 Kindern in der ukraine zu Gute kommt.

Gefühlen und Sorgen Raum geben

Solltest Du feststellen, dass die Sorgen und Ängste tiefer sitzen, möchte ich Dich wiedereinmal an Mareike Paics Gastbeitrag über „Phil, den Sorgenschmelzer und seine Kummerkumpel“ erinnern. Ergänzend zum Thema Gefühle hat Mareike einen weiteren wertvollen Beitrag über den Einsatz der „Gefühlsuhr“ geschrieben.

Gundula Göbels Trosttankstelle ist auch eine wertvolle Anregung, die Kinder in ihrer Resilienz zu stärken. Sie sagt: Trost bedeutet für Kinder in schwierigen Situationen Zuversicht und Ermutigung zu erfahren.

Ein Ressourcen- und lösungsfokussierter Blick

Wichtig ist auf jeden Fall auch dieses Mal wieder ressourcen- und lösungsfokussiert auf das Geschehen zu schauen. Die Demonstrationen gegen den Krieg zeigen, dass viele Menschen sich zusammentun, weil sie gegen diesen Krieg sind. Das gibt die Möglichkeit auch über Hoffnung, Verbundenheit und Zusammenhalt zu sprechen. Die kleinen und großen Heldengeschichten nicht aus den Augen zu verlieren, stärken den lösungsfokussierten Blick. Vielleicht möchten die Kinder auch etwas Gutes für die Menschen in den Kriegsgebieten tun und sich an Spendenaktionen für humanitäre Hilfen beteiligen.

Meine Vision

Meine Vision Ich möchte dazu beitragen, dass wir es irgendwann schaffen, unser Erbe des transgenerational bedingten Schweigens hinter uns zu lassen. Ich wünsche mir, dass die nachfolgenden Generationen Worte finden, um ihre Gefühle und Bedürfnisse ausdrücken zu können. Und das ohne sich dafür rechtfertigen oder entschuldigen zu müssen. Es werden noch viele Krisen und Katastrophen und vielleicht auch Kriege folgen. Die heranwachsenden Kinder brauchen andere, erweiterte Kompetenzen, um damit umzugehen und die Erlebnisse zu verarbeiten. Dafür braucht es jetzt Erwachsene, die Kindern in Gleichwürdigkeit begegnen und die die in all ihren Facetten und Gefühlsebenen ernst nehmen. Soweit meine Gedanken und Anregungen zum aktuellen Geschehen.
Meine Gedanken sind gerade bei den vielen Familien mit ihren Kindern, die diesen Krieg in der Ukraine und in Russland erleiden müssen.
Deine Anja
P.S. Für die Arbeit mit Kindern mit Fluchterfahrung habe ich einen weiteren Talk mit Corinna Scherwath aufgenommen: Die Kita als sicherer Ort für Kinder mit und ohne Fluchterfahrung