Die Magie der Eingewöhnung – Bewährte und Neue Materialien für Krippe, Kita und Kindertagespflege

Hier in NRW enden diese Woche die Schulferien und die ersten Eingewöhnungen sind bereits im vollen Gange.

Aufnahme und Eingewöhnung von neuen Kindern und ihren Familien sind immer wiederkehrende Themen in Krippe, Kita und Kindertagespflege. Die Eingewöhnung ist die Basis für alles weitere: zum einen mit Blick auf die Entwicklung des Kindes und zum anderen mit Blick auf die Bildungs- und Erziehungspartnerschaft. Eine Eingewöhnung ist in der Regel nicht nach zwei bis drei Wochen abgeschlossen, je nach Kind dauert sie auch gerne länger. Meines Erachtens ist dabei wichtig nicht an einem Modell starr zu kleben, sondern diesen Übergang möglichst individuell und bedürfnisorientiert zu gestalten und zu begleiten.

Bereits 2021 habe ich einen ähnlichen Blogartikel veröffentlicht, den ich hiermit aktualisieren und ergänzen möchte, da seither viele neue Beiträge, Materialien und Bücher von meinen Kolleg*innen und mir erschienen sind.

Vorab möchte ich dir meine 5 Tipps zur Eingewöhnung ans Herz legen. Hierbei handelt es sich um einen mehrteiligen E-Mail Kurs, mit dessen Hilfe du über eine Woche hinweg eure Eingewöhnung reflektieren und überprüfen kannst. Vielleicht gibt es ja noch die ein oder andere Anregungen, um im kommenden Jahr, die Gestaltung des Übergangs zu verändern.

Eingewöhnung, Ankommenszeit, Beziehungszeit…

Zunächst einmal ein paar kurze Gedanken zum Begriff „Eingewöhnung“. Ich bin schon seit einigen Jahren nicht mehr glücklich mit dem Begriff „Eingewöhnung“. Er hat zum einen etwas sehr passives: „die Kinder und ihre Familien“ werden eingewöhnt. Dabei sollten sie doch zu jedem Zeitpunkt aktiv am Prozess beteiligt sein. Sie bestimmen Tempo und Vorgehen je nach Bedürfnis mit. Zum anderen sollte es nicht darum gehen, dass sich irgendwer an irgendetwas „gewöhnen“ muss. Geht es nicht in erster Linie um den Beziehungsaufbau? Nicht Gewöhnung sondern sich miteinander vertraut machen und zueinander Vertrauen aufbauen, darum sollte es gehen. Im besten Fall gelingen Übergang und Beziehungsaufbau so, dass die Kinder gerne und mit Freude zu dir in die Krippe, Kita und Kindertagespflege kommen.

Deswegen würde ich mich gerne langfristig von dem Begriff der Eingewöhnung verabschieden. Ankommens- und Kennenlernzeit sind für mich viel stimmigere Begrifflichkeiten.

Meine Motivation

Warum ist mir das Thema so wichtig? Meine Erfahrungswissen reicht nun gut 30 Jahre zurück und als junge Fachkraft im Berufspraktikum habe ich noch miterlebt, was es hieß keinen gut begleiteten Übergang für Kinder und ihre Familien zu gestalten.

Mein erster Arbeitstag war die Hölle. Die mir fremden Kinder wurden gebracht und mussten umgehend bis zu 4 Stunden ohne Eltern in meiner Gruppe bleiben. Uns ging es allen unglaublich schlecht damit: viele Kinder haben gelitten- leise oder laut, je nach Persönlichkeit und Vorerfahrung. Die Eltern mussten gehen und waren buchstäblich unerwünscht- bloss nicht zu lange bleiben, das Kind könnte sich ja daran gewöhnen. Und ich war mega gestresst und abends fix und fertig.
Ich spürte sehr früh, dass da etwas gehörig falsch lief.

In den drei Folgejahren baute ich nach und nach 3 neue Kitas mit auf – erst als Fachkraft, später als Leitung. Die jüngsten Kinder waren 4-6 Monate alt. Uns war schnell klar, dass da die Eltern mit ins Boot geholt werden müssen, damit die Kinder sanft und sicher bei uns ankommen können.

Wir machten gute Erfahrungen und gut 12 Jahre nach meinem Berufseinstieg war mir als Weiterbildnerin klar, was ich für Kinder im Übergang von der Familie in die Kita möchte. Ich lernte das Berliner Eingewöhnungsmodell kennen und kämpfte gegen viele Windmühlen, um eine elternbegleitete und bezugspersonenorientierte Eingewöhnung als Standard für Kitas mit einzuführen.

Seither begleitet mich dieses Thema und lässt mich nicht mehr los. Auch wenn ich seit einigen Jahren mich intensiver mit der PeergroupEingewöhnung beschäftigt habe und darüber referiere- mein Herz hängt seit eh und je an einer an den Bedürfnissen des Kindes und seiner Familie orientierten Ankommenszeit. Aus meiner Sicht ist jede Familie individuell zu betrachten und zu begleiten.

Gesammelte Blogartikel

Auf diesem Wissen- und Erfahrungshintergrund sind in den letzten drei Jahren hier viele Blogartikel für die Begleitung der Kinder und Familien von zu Hause in die Kita entstanden. Zur besseren Übersicht findest du hier eine Aufstellung der verschiedenen Beiträge (mit einem einfachen Klick auf den Link gelangst du zu den einzelnen Artikeln) :

Bücher, Blogartikel und mehr speziell zur Peergroup-Eingewöhnung

Bereits im November 2023 ist mein Buch zur Peergroup Eingewöhnung im Verlag an der Ruhr erschienen. Das Buch erläutert die theoretischen Grundgedanken und stellt dar, welche Bedeutung die Gruppe der Gleichaltrigen für die kindliche Entwicklung hat. Mein Fokus lliegt dabei auf der praktischen Umsetzung des Modells. Hier kommst du direkt zur Bestellung.

Um dich schon einmal ins Thema einzuschwingen, habe ich dir hier ein paar Blogartikel zusammengestellt:

Mittlerweile war ich schon in einigen Podcasts zu dem Thema als Expertin eingeladen:

Bei meinen KitaTalks begegnet dir die Peergroup auch gleich zweimal:

Wenn du ergänzend zu diesen Infos an einem Seminar zu diesem Thema interessiert bist, gibt es im Herbst 2023 und im Frühjahr 2024 wieder verschiedene Live-Online Seminare im Haus Neuland, Kath. Landvolkshochschule Hardehausen und VHS Hannover Land. Auf Anfrage biete ich auch Online Seminare für Teams an.

Meine KitaTalks

Es gibt auch noch einige Folgen der Kita Talks zum Thema Eingewöhnung, wo es um die bedürfnisorientierte Eingewöhnung, die Eingewöhnung von Kindern mit und ohne Fluchterfahrung und der kultursensiblen Eingewöhnung geht. Zum Stöbern in den KitaTalks klickst du am besten HIER.

Beliebte andere Podcasts

Weitere Bücher und Materialien

Gerade ganz neu erschienen ist das sehr empfehlenswerte Buch von Lea Wedewardt: Ankommen dürfen statt Loslassen müssen. Hier wird aus vielen Blickwinkeln beschrieben, wie eine Bedürfnisorientierte Eingewöhnung in der Praxis gelingen kann. Hier erfährst du mehr und kommst direkt zur Bestellung.

Eine weitere sehr empfehlenswerte Neuerscheinung ist das Praxisbuch zur Eingewöhnung vom Krüger&Thiel Institut. Das Buch bietet eine Fülle von Ideen und Anregungen für Eltern und Fachkräfte. Es gibt Orientierung, wie die Eingewöhnungsphase gestaltet werden kann, damit Kinder, Eltern und Fachkräfte einen gelingenden, gemeinsamen Start in die Kitazeit bekommen können.

Das Krüger & Thiel Institut hat außerdem eine kleine Broschüre mit dem Titel: Sanfte Eingewöhnung für mein Kind veröffentlicht. Die Broschüre bestehen aus liebevoll zusammengestellten Fotos mit Szenen aus dem Eingewöhnungsalltag einer KiTa. Hier wird den Kindern eine Stimme gegeben und somit ihre Sichtweise auf die Eingewöhnung verdeutlicht. Die Erwachsenen bekommen Handlungsanregungen für die Gestaltung und Begleitung des Eingewöhnungsprozesses. Sehr hilfreich und empfehlenswert für die Zusammenarbeit mit Eltern.

Für Kinder in der Eingewöhnung ist beim Krüger&Thiel Institut außerdem ein ganz reizendes kleines Bilderbuch: Mira, Tuffi und die Gefühle erhältlich. Hier begleitet der kleine Stoffelefant Tuffi die kleine Mira in ihrern ersten Kindergartentagen und beschreibt ihre Gefühle. Sehr schön, für die Gruppe oder als kleines Willkommensgeschenk für die neuen Kinder.

Meine geschätze Kollegin Gundula Göbel hat die Broschüre zu ihrem Bindungsbaumkonzept vor Kurzem überarbeitet. Besonders empfehlenswert für die umfassende Auseinandersetzung mit der Gestaltung einer bindungsorientierten Eingewöhnung ist ihre Schulungsbox: Bonding-Bindung-Bildung. Die schön gestaltete A4 Box ist gefüllt mit Bindungswissen. Auf 19 A4 Bildkarten ist jeweils ein Begriff des Bindungsbaumes beschrieben und mit jeweils drei konkreten Fragen zur Vertiefung versehen, auf der anderen Seite der Bildkarte ist ein sprechendes Foto mit passendem Zitat, um einen Impuls für einen Austausch im Team oder mit Eltern zu geben.

Und zu jeder guten Eingewöhnung gehört natürlich auch die Portfolioarbeit. In diesem Rahmen hat Sandra Warsewicz von der Werkstatt der Guten Gedanken sehr schöne Vorlagen entwickelt. s lohnt sich da mal durch ihre Seite zu stöbern.

Da sollte doch was für Jede*n dabei sein. Und selbstverständlich kannst du gerne in Kommentaren weitere Tipps geben, mit welchen Materialien du so in der Praxis arbeitest, um dich mit deinem Team vorzubereiten, Eltern mit ins Boot zu holen und Kinder z.B. durch Bilderbücher den Start zu erleichtern.

Ich wünsche einen guten Start ins Kita Jahr 23/24

Deine Anja

Peergroup Eingewöhnung Stimmen aus der Praxis

Ein besonderes Dankeschön geht hier an die Kolleginnen des Evangelischen Kindergarten Huckepack in Hüllhorst. Petra Stallmann hat sich vo ein paar Jahren auf meine Anregung hin auf den Weg gemacht, die Peergroup Eingewöhnung in ihrer Gruppe umzusetzen.

Hier kannst du nun nachlesen, wie die verschiedenen Beteiligten diese Form der Eingewöhnung erleben.

Die Eingewöhnung aus Sicht der Leitung

Die Rückmeldung der Eltern zu diesem Eingewohnungsmodell sind durchweg positiv. Das ergab sich aus dem zurückliegenden Audit. Wichtig ist es aber, die Eltern sorgfäItig über dieses Eingewöhnungsmodell zu informieren. Auch die Kontakte unter den Eltern werden intensiviert, weil Sie sich mehr als Gruppe erleben. Das stärkt ihr „Wir-GefühI“. Die EItem. erfahren auch so etwas wie eine „Eingewöhnung & Abnabelung“ als Gruppe.

Es eignet sich nur fur kleine Gruppen, weil die Räume und Personalkapazität dies sonst nicht zulassen. In einer Betreuungsgruppe in der sich 20 oder mehr Kinder befinden, gibt es bei uns keine Möglichkeit parallel zum Betreuungsalltag einen Gruppenraum „nur“ fur die Eingewöhnung vorzuhalten. Da auch nachmittags Kinder in der Einrichtung sind, steht bei uns kein Zeitfenster zur Verfügung in dem das möglich wäre.  Die Personaldecke lässt kaum zusätzliche Arbeitszeiten zu, ohne dass Personal im pädagogischen Alltag fehlt. Ideal ist es, wenn Eingewöhnungszeiten ab 14 / 15 Uhr sind. So i‹ann der „normale‘ Betrieb weiterIaufen. Das bedeutet aber, dass uriter den Bestandskindern möglichst keine oder nur vereinzelt 45 Stunden gebucht sind. Im Gruppentyp II at es sich bewährt 50% der Gruppe neu zu belegen.

Die Kinder in der Krippengruppe profitieren von dieser Eingewohnung, weiI sie nicht ganz so sehr in Abhängigkeit von der einzelnen Erzieherin stehen. Natürlich ist das Personal nach wie vor ein wichtiger Bez!ehungsanker, dennoch scheinen die Kinder schneller Kontakte zu den anderen Kindern aufzubauen, was auch bedeutet, dass sie schneller ins Spiel kommen.

Die Sicht von Petra, der Gruppenleitung

Seit 2017 gewöhnen wir die Kinder unserer U3 Gruppe nach dem Peergroupmodell ein. Nach wie vor verläuft die Eingewöhnung sehr strukturiert, unkompliziert und schnell ab.

Dass die Kinder „sicher“ eingewöhnt sind, zeigt sich auch nach längeren Fehlzeiten der Kinder oder Erzieherinnen. Dieses ließ sich in den Coronazeiten gut beobachten. In der Bringzeit betreten die Kinder selbstverständlich den Raum und werden fröhlich vom Rest der Gruppe empfangen, bewegen sich zielgerichtet auf ein bestimmtes Spielzeug zu oder gehen in ihre Lieblingsecke, in der sie sich besonders wohlfühlen. Manche Kinder suchen sich anfangs eine Bezugserzieherin aus, verhalten sich aber nach kurzer Zeit sehr offen gegenüber den anderen Erzieherinnen der Gruppe.

Zum reibungslosen Ablauf der Eingewöhnung gehören die Planung, die Informationen, die Absprachen mit dem Team und den Eltern sowie die Vorbereitung der Räumlichkeiten mit Spielzeug in doppelter Ausführung. Lezteres sorgt dafür, dass die Kinder durch Beobachtung und Nachahmung auf Augenhöhe kommunizeren können und so in Interaktion treten.

Schnell bekommen die Kinder Freude am Explorieren. Die Sicherheit bietet ihnen die integrierte Elternecke, wo die Kinder jederzeit Kontakt zu ihren Eltern aufnehmen können. Darüber hinaus dient diese Ecke auch dem Kennenlernen der Eltern untereinander, was sich für die weitere Mitarbeit in der Gruppe als sehr hilfreich erwiesen hat.

Die einzugewöhnenden Kinder werden in Absprache mit den Eltern in zwei Gruppen geteilt, einer Vor- und einer Nachmittagsgruppe. Diese beiden Gruppen wurden in den letzten Jahren am vierten Tag zusammengeführt. Ganz individuell halten sich die Eltern an den folgenden Tagen in der Gruppeneltenecke, der ausgelagerten Elternecke auf oder sind per Handy jederzeit errreichbar. Meistens bestätigt sich hier, wie unkompliziert und schnell diese Form der Eingewöhnung abläuft.

Im letzen Jahr hatte ein Kind bereits zwei Tage mit der Mutter den Kindergarten besucht, sich auch sichtlich wohlgefühlt und ist dann für anderthalb Wochen erkrankt. Nach dieser Krankheitsphase begann die Eingewöhnung für dieses Kind erneut. Hier hat es sich als hilfreich erwiesen, die Gruppe zu entzerren, um dem Kind die Möglichkeit zu bieten mit zwei weiteren Kindern in Ruhe in Beziehung zu treten.

Die Sicht von Estelle, einer Gruppenkollegin

Ich empfinde das Eingewöhnungsmodell als eine sehr strukturierte und angenehme Weise, die Kinder nach ihrem eigenen Tempo in den Kindergartenalltag einzugewöhnen.

Zudem finde ich es toll, dass nicht nur die Kinder eine Beziehung und Bindung zueinander aufbauen, sondern auch die Eltern die Möglichkeit haben, sich kennenzulernen und auszutauschen, was einer tollen Atmosphäre der Gruppe und auch der Elterngemeinschaft zu Gute kommt.

Ich finde, die Kinder sind meistens sehr entspannt, und freuen sich auf die anderen Kinder, auf ein bestimmtes Spielzeug oder auf eine bestimmte Räumlichkeit, in der sie sich ganz besonders wohl gefühlt haben.

Kinder, die im selben Alter sind, können toll voneinander lernen, sich bestimmte Dinge abgucken und eine besonders feste Bindung zueinander aucfbauen, was ihnen bei der Trennung von den Eltern enorm hilft.

Vorraussetzung dafür, dass das Modell umzusetzen ist, ist die Mitarbeit der Eltern.

Ich würde abschließend sagen, dass ich in den 3 Jahren durchweg Positives in der Eingewöhnung erlebt habe und sich diese Art des Modells in unserer Gruppe bewährt hat. Außerdem finde ich es super, dass sich die Kinder selber eine Bezugsperson aussuchen können und sie nicht zugeteilt werden.

Die Sicht von Verena, einer weiteren Gruppenkollegin

Eingewöhnung in der Peergroup – aus meiner Sicht eine sehr sanfte, langsame Eingewöhnung, die sowohl den Kindern als auch Eltern Zeit gibt, sich an den Kindergartenalltag zu gewöhnen.

Sie gibt viel Raum und Zeit um die Erzieherinnen, die anderen Kinder, die Räumlichkeiten und auch Rituale kennenzulernen. Die Kinder haben die Möglichkeit, sich Stück für Stück nach eigenem Zutrauen vom Sitzplatz der Eltern zu entfernen und auf „Entdeckungsreise“ zu gehen.

Sie dürfen die Sicherheit erfahren, dass ihre Eltern an dem gleichen Ort wiederzufinden sind.

Wir Erzieherinnen sind bemüht, Kontakt zu jedem Kind aufzubauen. So wird ein gegeseitiges Kennenlernen gefördert, den Kindern wird dennoch die Chance gelassen sich eine Bezugsperson auszusuchen.

Oft gelingt es sehr schnell das Vertrauen der Kinder zu gewinnen, sodass wir Erzieherinnen nach und nach immer mehr Aufgaben übernehmen können, die sonst den Eltern vorbehalten waren. Natürlich gelingt dieses besonders gut, wenn Eltern bereit sind zuzulassen, dass die Kinder die ersten „Abnabelungsversuche“ unternehmen und diesen Prozess bereitwillig unterstützen.

Für die Eltern bedeutet diese Art der Eingewöhnung, dass sie viel Zeit in die ersten Wochen investieren müssen und sie verlangt auch eine gewisse Art von Flexibilität ab. Hat ein Kind schon tolle Fortschritte gemacht und kann schon für kurze Zeit „alleine“ im Kindergarten bleiben, werden die Eltern in die Elternecke der Einrichtung oder bei kurzem Weg auch nach Hause geschickt.

Da alle Eltern während der Eingewöhnung an einem festen Platz sitzen, in unserem Fall ist das der Nebenraum, bekommen sie auch die Fortschritte der anderen Kinder mit und müssen es auch aushalten, wenn andere Kinder schnellere Fortschritte machen als das eigene Kind.

Ich bevorzuge diese Art der Eingewöhnung, da die Eltern und die Kinder dort abgeholt werden, wo sie gerade stehen. Sie bietet viel Raum und Zeit zum Kennenlernen, gibt den Erzieherinnen gute Beobachtungsmöglichkeiten, um individuell auf die Kinder einzugehen (z.B. wie das Kind getröstet wird, welches Spielzeug besonders interessant ist…).

Als wichtig erachte ich es auch, dass die Kinder mit einem guten Gefühl nach Hause gehen und gerne in den Kindergarten zurückkehren. Deshalb sollten die Spielphasen in den ersten Tagen von kurzer Dauer sein und dann langsam ausgeweitet werden.

Und zum Abschluss die Sicht einer Mutter

Unsere Tochter, 1,7 Jahre, geht seit August 2021 in den Kindergarten. In der Einführungszeit fühlten wir uns als Eltern sehr gut aufgehoben. Die Interaktion mit den Kindern/Eltern erfolgte, trotz Coronabedingungen, sehr intensiv. Unsere Tochter hat schnell Vertrauen zu den Fachkräften gefunden, was wohl auch daran liegt, dass diese alle jederzeit freundlich und offen gegenüber den Kindern und auch den Eltern sind.

In diesem ersten halben Jahr können wir von einer durchaus positiven Entwicklung unserer Tochter sprechen. Wir merken, dass mit den Kindern jeden Tag intensiv interagiert wird. Sei es sprachlich, musikalisch oder auch in der Bewegung. Ihr Wortschatz wächst von Tag zu Tag. Dazu tanzt und singt sie gerne. Auch scheint sie bereits erste engere Verbindungen mit einigen Kindern aufzubauen, da drei bis vier Namen auch außerhalb des Kindergartens eine Rolle spielen. In der Regel ist sie immer positiv gestimmt, wenn wir sie aus dem Kindergarten abholen. Auch morgens freut sie sich, wenn wir sie hinbringen. Für uns ein Zeichen, dass sie sich wohlfühlt und ihr eure Arbeit mit viel Engagement ausübt. Auch ihr Sozialverhalten wird durch den Kindergarten positiv beeinflusst. So signalisiert sie, was sie möchte und sagt auch Nein, wenn es ihr zu viel wird. Das Teilen/Abgeben von Spielsachen klappt ebenfalls schon sehr gut.

Positiv erwähnen möchten wir auch unser erstes gemeinsames Gespräch, wo wir unsere gegenseitigen Erfahrungen bezüglich der Entwicklung unserer Tochter austauschen konnten. Trotz der Coronabedingungen fühlen wir uns von den Fachkräften der Gruppe jederzeit mitgenommen. Der kurze Austausch über den Tag beim Bringen/Abholen finden wir sehr gut.

Mehr über das Modell

Soweit die Stimmen aus der Praxi und den Erfahrungen mit der Peergroup-Eingewöhnung. Ich wünsche mir, dass sie dich vielleicht noch ein bisschen neugieriger auf diese Eingewöhnung gemacht haben.

Wenn du mehr über die Peergroup-Eingewöhnung erfahren möchtest. Im Oktober erscheint mein Buch: Peergroup-Eingewöhnung im Verlag an der Ruhr. Du kannst es schon jetzt im Buchhandel oder im Shop des Verlages vorbestellen.

 

Peergroup Eingewöhnung – Ein Erfahrungsbericht aus der Kindertagespflege

Im folgenden berichtet  Susanna D., aus S. von ihren Erfahrungen mit der Peergroup – Eingewöhnung in der Kindertagespflege.

Die Ausgangssituation

Kurze Infos zu meiner Kindertagespflege: ich arbeite alleine und darf daher 5 Kinder gleichzeitig betreuen. Durch Corona und meine eigene Schwangerschaft und Geburt in 2021, hatte ich das Pech, dass gleich 4 Plätze frei waren und gleichzeitig das Glück, dass es 4 Kinder gab, die nach meinem Mutterschutz durch mich betreut werden wollten.

Die Lösung für ein Problem

Da alle 4 Kinder im gleichen Alter waren (1 Jahr), wollten die Eltern auch gerne alle zur gleichen Zeit wieder zurück in ihren Beruf finden. Anfangs hatte ich sehr Bedenken, da das Berliner Modell in meinen Augen hierfür nicht geeignet ist. Auch wollte ich eine Eingewöhnungsphase von Monaten vermeiden, sondern lieber eine Alternative anbieten, in der es schneller geht, damit sich zeitnah eine Gruppendynamik aufbauen kann.

Durch Zufall habe ich dein Online-Seminar über die Peergroup Eingewöhnung per Facebook gefunden und sofort gedacht, dass ist die Lösung für mein Problem. Dank des Seminars konnte ich mit den von dir gereichten Werkzeugen meine Peergroup Eingewöhnung vorbereiten und mich sicher an das Projekt wagen.

Eine Gute Vorbereitung ist alles

Gesagt, getan … Natürlich musste hier eine gute Vorbereitung erfolgen – so als Alleinakteur. Glücklicherweise habe ich in meinem eigenen Haus 3 Räume für die Kindertagespflege: einen Gruppenraum, einen Schlafraum und einen Turnraum.
Für den Elternbereich wählte ich den Schlafraum, da ich zur Eingewöhnungszeit keine schlafenden Kinder hatte. Hier konnten die Eltern sich zurückziehen und die Kinder wussten immer, wo sie ihren Anker finden.

Das Abenteuer beginnt

Die Eltern waren alle vorab bereits miteinander bekannt und die Kinder kannten sich durch einen gemeinsamen Pekip-Kurs auch.

Wir haben bereits die ersten Tage mit einer Zeit von 1,5 Stunden gestartet, da die Kinder meist noch einen Moment gebraucht haben um anzukommen und sich frei zu bewegen. Ich finde gerade bei den Zeiten sollte man locker bleiben. Wenn die Kinder gut spielen und neugierig sind, sollte es hier kein starres „und jetzt ist Schluss für heute“ geben.

Bereits nach 3 Tagen konnten die ersten beiden Eltern ohne Probleme und mit einer direkten Verabschiedung für 10 min gehen. Das hat von Anfang an bei diesen Kindern sehr gut geklappt (in meinen vorherigen Eingewöhnungen gab es da öfter Schwierigkeiten). Ich konnte in relativ kurzer Zeit die Stunden erhöhen und nach 2 Wochen haben beide Kinder bereits freiwillig und sicher bei mir zu Mittag gegessen und ihren Mittagsschlaf gehalten.

Ich war sehr erstaunt, wie schnell sich diese beiden Kinder an meinen Tagesablauf gewöhnt haben. Auch rückblickend nach einem halben Jahr, fühlen sich beide sicher und geborgen in meinen Räumen. Sie haben eine gute Bindung zu mir aufgebaut, bewegen sich frei im Raum und entwickeln sich ihrem Alter entsprechend hervorragend.

Kindorientierung vor Peergroupfokussierung

Die anderen beiden (Zwillinge) haben etwas länger gebraucht und diese Zeit haben wir Ihnen gegeben.

Anfangs konnte die Mutter nicht einmal den Raum verlassen und die beiden kreisten sehr eng um sie herum. Nach ca. 2 Wochen wurde es etwas entspannter.

Dann hat der Vater (aufgrund des beruflichen Wiedereinstiegs der Mutter) übernommen. Hier waren wir bereits soweit, dass sich die Eltern außerhalb des Raumes aufhalten konnten. Mit langsamen Steigerungen waren auch diese beiden Kinder nach 5 Wochen angekommen und eingewöhnt. Obwohl sie sich anfangs mit dem alleine bleiben schwer taten, haben sie sich dann sehr schnell an Mittagessen und Mittagsschlaf bei mir gewöhnt.

Nach einem halben Jahr kann ichrückblickend sagen, dass die beiden eine absolute Herausforderung waren und ich sehr glücklich bin, dass sie mich als neue Bezugsperson in ihr Herz geschlossen haben und sich sehr wohl bei mir fühlen. Auch hier ist eine enge Bindung vorhanden.

Das Fazit

Mein Fazit für die Peergroup: die Eingewöhnung, egal nach welchem Modell, ist in meinen Augen die Königsdisziplin in der Kinderbetreuung. Mit ihr steht und fällt die zukünftige Betreuung der Kinder.

Das Peergroup-Modell bedarf einer guten Vorbereitung der Räumlichkeiten. Nach Möglichkeit sollte es eine Elternecke geben, die sich nicht direkt im Hauptaufenthaltsbereich der Kinder befindet, aber auch nicht zu weit entfernt liegt. Auch sollten die Abläufe vor Arbeitsbeginn gut durchplant sein, am besten ist es, den Eltern beim Abschied bereits die Pläne für den nächsten Tag mitzuteilen. So entsteht hier gleich eine Vertrauensbasis und die Eltern können sich vorbereiten und einstellen (kurz aus meiner eigenen Erfahrung als Mutter von 3 Kinder: ich wusste in der Kita selten, was heute von mir und meinem Kind verlangt wurde. Somit war ich oft überrascht, wenn die Erzieher auf mich zu kamen und sagten, so jetzt geh mal eben vor die Tür).

Die Peergroup erleichtert einer Kindertagespflegeperson den späteren Alltag. Heißt: Üblicherweise würde bei 4 Kindern die Eingewöhnung sich bis zu 4 Monaten ziehen, da in anderen Modellen eine Einzeleingewöhnung dargestellt wird. Die Eingewöhnungsphase bringt aber immer Umbrüche und Unruhe in den Alltag für die bereits vorhandenen Kinder. Auch ist es oft für gerade eingewöhnte Kinder schwer zu verstehen, warum nach bspw. 4 Wochen auf einmal die Aufmerksamkeit der Betreuerin auf jemand „Neues“ gerichtet wird.

In der Vergangenheit habe ich es erlebt, dass gerade eingewöhnte Kinder sich schwer tun mit „neuen“ Kindern. Durch die Peergroup wird ihnen dieser Teil erleichtert. Sie sehen bereits von Anfang an, dass die Betreuerin für jeden Zeit hat und ihre Aufmerksamkeit gut aufteilen kann. Sie erleiden keinen „Trennungsschmerz“ von ihrer neuen Bezugsperson und ich als Tagesmutter habe die Zeit mich auch nach 4 Wochen ausgiebig auf die Kinder zu konzentrieren.

Durch die gleichzeitige Eingewöhnung ist es mir gelungen, dass wir schnell in einen geregelten Tagesablauf übergehen konnten und somit mein „altes“(2,5 Jahre) Kind schnell wieder seinen gewohnten Rhythmus hatte.

Empfehlung für die Kindertagespflege

Meine Empfehlung für Kindertagespflegepersonen ist, dass die Peergroup-Eingewöhnung sich sehr gut auch in einer kleinen Gruppe umsetzen lässt. Bei einer Kindertagespflegestelle von max. 5 Kindern würde ich aber zukünftig trotzdem nur max. 3 Kinder gleichzeitig eingewöhnen um allen gerecht zu werden.
Bei meiner ersten Umsetzung habe ich mich für die 4 Kinder gleichzeitig nur entschieden, da ich 1. Zwillinge dabei hatte und 2. wusste, dass die Kinder sich bereits kannten und privat bereits Kontakt bestand.
Sollten die Räumlichkeiten in der Kindertagespflege es nicht hergeben, dass eine Elternecke eingerichtet werden kann, sollte sich gut überlegt werden, welche Alternativen möglich sind.

Vorbereitung für die Eingewöhnung, nicht nur für die Peer-Group: ich habe im letzten Jahr damit begonnen, dass ich vor Beginn (ca.1-2 Monate) Spielnachmittage mit den zukünftigen Tageskindern angeboten habe. Diese habe ich fix einmal die Woche veranstaltet. So konnten die Kinder bereits sich mit mir und den Räumlichkeiten vertraut machen. Eine absolute Empfehlung, auch wenn es für uns Tagesmütter meist bedeutet, dass diese Zeiten nicht bezahlt werden, aber das ist ein anderes Thema.

Trotz Hürden ein Erfolg

Von Seiten meiner Fachberaterin beim Jugendamt gab es keine Unterstützung. Sie war sehr skeptisch, alle Kinder gleichzeitig einzugewöhnen. Ich habe Sie zwar gut informiert, aber meist werden ja neue Modelle erstmal kritisch beäugt. Auch fand sie die Anwesenheit von 3 Eltern gleichzeitig zu Corona-Zeiten sehr bedenklich. Ich habe trotzdem die Eingewöhnung nach Peergroup durchgezogen und bin sehr stolz darauf, dass ich es geschafft habe, dass alle Kinder gut angekommen sind und sich wohl bei mir fühlen.