Bedürfnisorientierte Eingewöhnung ist gelebter Kinderschutz

Warum eine Bedürfnisorientierte Eingewöhnung Unverzichtbar ist: Ein Leitfaden für Fachkräfte in Krippe, Kita und Kindertagespflege

Die Eingewöhnung eines Kindes in die Krippe, Kita oder Kindertagespflege ist ein sensibler und essenzieller Prozess, der die Basis für eine erfolgreiche Betreuung und eine positive Entwicklung des Kindes legt. Eine bedürfnisorientierte Eingewöhnung ist dabei von zentraler Bedeutung und sollte von allen Fachkräften als grundlegender Bestandteil des Kinderschutzes verstanden werden.

Die Bedeutung der Bedürfnisorientierten Eingewöhnung

Eine bedürfnisorientierte Eingewöhnung berücksichtigt die individuellen Bedürfnisse und das Tempo jedes Kindes. Sie orientiert sich an den emotionalen, sozialen und physischen Bedürfnissen, die in dieser Übergangsphase besonders ausgeprägt sind. Die Basis hierfür bildet eine zugewandte und einfühlsame Begleitung, welche schrittweise und behutsam das Ankommen unterstützt und dem Kind die notwendige Sicherheit gibt, um sich in der neuen Umgebung wohlzufühlen.

Bedürfnisorientierte Eingewöhnung bedeutet, dass Fachkräfte jedes Kind als einzigartig betrachten und die Gestaltung des Übergangs auf seine individuellen Bedürfnisse abstimmen. Diese Herangehensweise fördert eine positive Einstellung des Kindes zur neuen Situation und stärkt sein Vertrauen in die Bezihungsspersonen.

Auswirkungen einer Fehlenden Eingewöhnung

Eine nicht bedürfnisorientierte oder gar fehlende Eingewöhnung kann schwerwiegende Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Entwicklung des Kindes haben:

  1. Kinder, die ohne behutsamen Übergang in eine neue Betreuungssituation kommen, erleben häufig Stress und Angst. Dies kann zu dauerhafter emotionaler Unsicherheit führen, die sich negativ auf ihr Wohlbefinden und ihre Entwicklung auswirkt. Solche Kinder zeigen oft erhöhtes Trennungsangstverhalten und Schwierigkeiten, sich auf die neue Umgebung einzulassen.
  2. Ohne eine sanfte Eingewöhnung fällt es vielen Kindern schwer, stabile Beziehungen zu den Betreuungspersonen aufzubauen. Ein sicheres Verbundensein ist jedoch entscheidend für das Vertrauen und die soziale Entwicklung des Kindes. Kinder benötigen verlässliche Beziehungspersonen, um ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu entwickeln.
  3. Stress und Unsicherheit können sich in herausforderndem Verhalten äußern, wie z. B. Rückzug, Aggressivität oder verstärktes Klammern an die Bindungspersonen. Diese Verhaltensweisen können den Alltag in der Betreuungseinrichtung zusätzlich belasten und die Integration des Kindes erschweren.
  4. Chronischer Stress kann das Immunsystem schwächen und das Kind anfälliger für Krankheiten machen. Auch Schlafprobleme und Essstörungen können die Folge sein. Kinder, die sich nicht wohlfühlen, haben häufig auch Schwierigkeiten, sich auf Aktivitäten und Lernprozesse einzulassen, was ihre kognitive und motorische Entwicklung beeinträchtigen kann.

Bedürfnisorientierte Eingewöhnung als Kern des Kinderschutzes

Der gelebte Kinderschutz beginnt bereits mit der Eingewöhnung. Eine bedürfnisorientierte Eingewöhnung stellt sicher, dass das Kind in einer neuen Umgebung sicher und geborgen ankommen kann. Dies umfasst mehrere wichtige Elemente:

  1. Wertschätzung und Empathie: Die Fachkräfte nehmen die Gefühle und Bedürfnisse des Kindes ernst und reagieren sensibel darauf. Sie bieten Trost und Unterstützung, wenn das Kind sie braucht. Diese empathische Haltung schafft Vertrauen und Sicherheit, die für die emotionale Stabilität des Kindes essenziell sind.
  2. Zeit und Geduld: Jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Die Eingewöhnung sollte flexibel gestaltet sein, um dem Kind die Zeit zu geben, die es braucht, um sich sicher zu fühlen. Ein starres Eingewöhnungsschema kann das Kind überfordern und zusätzlichen Stress verursachen. Flexibilität und Geduld seitens der Fachkräfte sind daher unerlässlich.
  3. Partizipation der Eltern: Eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern ist entscheidend. Sie kennen ihr Kind am besten und können wertvolle Hinweise geben. Gleichzeitig vermittelt die Anwesenheit der Eltern dem Kind Sicherheit. Durch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern wird die Eingewöhnung erleichtert und die Grundlage für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit gelegt.
  4. Rituale und Struktur: Vertraute Rituale und eine haltgebende Struktur geben dem Kind Orientierung und Sicherheit in der neuen Umgebung. Rituale helfen dem Kind, den Tagesablauf vorherzusehen und sich darauf einzustellen, was ihm ein Gefühl der Kontrolle und Sicherheit gibt.
  5. Kontinuierliche Beobachtung und Reflexion: Die Eingewöhnungsphase sollte durch ständige Beobachtung und Reflexion begleitet werden, um auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes flexibel reagieren zu können. Fachkräfte sollten regelmäßig den Übergangsprozess evaluieren und bei Bedarf Anpassungen vornehmen. Eine enge Dokumentation und der Austausch im Team sowie mit den Eltern sind dabei hilfreich.

Fazit

Eine bedürfnisorientierte Eingewöhnung ist nicht nur eine Frage der pädagogischen Qualität, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil des Kinderschutzes. Sie legt den Grundstein für eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Kind und Betreuungsperson und unterstützt die gesunde Entwicklung des Kindes. Fachkräfte in Krippe, Kita und Kindertagespflege tragen eine große Verantwortung, diesen sensiblen Prozess mit Empathie, Geduld und Fachwissen zu gestalten. Nur so können wir sicherstellen, dass jedes Kind die bestmögliche Grundlage für seine weitere Entwicklung erhält.

Indem wir die individuellen Bedürfnisse der Kinder respektieren und auf sie eingehen, schaffen wir eine Umgebung, in der sie sich sicher und geborgen fühlen. Dies ist die Grundlage für ihre emotionale, soziale und kognitive Entwicklung. Bedürfnisorientierte Eingewöhnung ist daher ein wesentlicher Bestandteil des gelebten Kinderschutzes und sollte von allen Fachkräften als solcher verstanden und praktiziert werden.

Deswegen gehört die Auseinandersetzung mit der Gestaltung des Übergangs von der Familie in die Kita auch grundlegend mit in die Kinderschutzkonzepte und sollten jedes Jahr aufs neue evaluiert werden.

Ankommen in der Kita – wieviele Tränen dürfen sein?

In meiner aktuellen Beratungs- und Weiterbildungspraxis steht das Thema Eingewöhnung wieder einmal an vorderer Stelle.

Verunsicherte Eltern

In meiner Rolle als Elternberaterin wenden sich zunehmend verunsicherte Eltern an mich, die den Übergang ihrer Kinder in die Betreuungseinrichtung so sanft und tränenfrei wie möglich gestalten möchten und dabei nicht selten an eine bestimmte Grenzen stoßen. Sie machen sich Sorgen, ob es es richtig ist, ihr Kind überhaupt in eine Kinderbetreuung zu geben und was die Tränen ihrer Kinder wirklich zu bedeuten haben.
Nicht selten kommt dann auch die Frage auf, ob es nicht per se besser wäre, ihr Kind wieder aus der Kita heraus zu nehmen.
Das ist nicht pauschal zu beantworten und auch sehr abhängig von der Qualität der jeweiligen Kinderbetreuung, den individuellen Lebenssituationen und den alternativen Optionen, die einer Familie überhaupt zur Verfügung stehen. In jedem Fall lohnt es sich, als Eltern genau hinzuschauen, in sich hinein zu horchen und den Dialog mit den jeweiligen Fachkräften zu suchen.

Eine bedürfnisorientiert ausgerichtete Kinderbetreuung weiß darum, dass es in dieser entscheidenden Phase des Ankommens in der neuen Umgebung nicht nur um die emotionale Anpassung der Kinder geht, sondern auch um die Schaffung einer vertrauensvollen und unterstützenden Umgebung, die sowohl den Bedürfnissen der Kinder als auch den Ängsten der Eltern gerecht wird.

Darf das Kind weinen?

Die Fragen, ob Tränen überhaupt vermeidbar und wie viel Tränen während der Eingewöhnungsphase akzeptabel sind, bergen ein zentrale Aspekte bei der Gestaltung eines erfolgreichen Übergangs für Kinder in Kripp, Kita und Kindertagespflege.
Zunächst einmal sind Tränen mehr als menschlich und ein natürlicher Ausdruck von Emotionen, Trennungsschmerz und Anpassungsschwierigkeiten, insbesondere dann wenn Kinder sich von ihren primären Bindungspersonen trennen.

Das bedeutet, dass Tränen durchaus zu einem Ankommen in der Kindertagesbetreuung dazu gehören können. Die Herausforderung besteht darin, zu erkennen, wann die Tränen Ausdruck eines für das einzelne Kind gesundes Anpassungsverhalten darstellen und wann sie in der Situation Trennungs- und Verlustängste zum Ausdruck bringen.

Da muss das Kind durch

Für nicht wenige Fachkräfte besteht immer noch die Grundhaltung, dass Weinen einfach dazu gehört und Kindern wie Eltern früher oder später dadurch müssen.
Eltern werden dann oftmals viel zu früh zu ersten Trennungen genötigt, mit dem Hinweis, dass das normal ist und das Kind sich früher oder später schon beruhigen werde. Viele Eltern gehen dann mit einem schlechten Gefühl und je nach Persönlichkeit des Kindes, zieht dieses sich in sich selbst zurück und passt sich an, was dann als Beweis gewertet wird, dass es der richtige Weg ist oder aber es kommt zu anhaltenden Protest, der bedauerlicherweise nicht immer feinfühlig begleitet wird. Das Kind bleibt sich in beiden Fällen emotional selbst überlassen.
Ich möchte an dieser Stelle in aller Deutlichkeit darauf hinweisen, dass hier emotional gewaltvoll gehandelt wird und völlig indiskutabel ist.

Es geht auch anders

Es braucht feinfühlige Fachkräfte, die den Unterschied erspüren, wann das Kind Trennungsangst hat oder einfach sein Traurigsein über den Abschied von den Eltern verspürt.
Der Kinderarzt Herbert Renz-Polster beschreibt in letzterem Fall, die im Kind daraus vorhandene Ambivalenz, einerseits ungerne die Bindungspersonen gehen zu lassen und andererseits neugierig auf die anderen Kinder und die KitaWelt zu sein. In diesem Spannungsverhältnis kann es durchaus zu Tränen kommen. Hier helfen dann Trost und Zuwendung durch die Fachkraft. Das Kind braucht die Bestätigung: „Ich verstehe dein Traurigsein darüber, dass deine Bindungsperson geht. Du darfst traurig sein. Ich bin bei dir und gebe dir Halt.“ Sobald die Tränen getrocknet sind, kann sich das Kind in der Regel entspannt dem Spiel mit den anderen Kindern zuwenden.

Traurigsein auszuhalten ist gar nicht so leicht

Wenn Kinder in der Eingewöhnung im Spiel vertieft sind, kommen manche Bindungspersonen auf die Idee, sich ohne Verabschiedung zurückzuziehen. Sie erhoffen sich, so dem Kind und sich selbst das Trennungsleid und die Tränen zu ersparen.
Dies gilt es tunlichst zu vermeiden, da es einem Vertrauensbruch gleich kommt, wenn dem Kind dann die Abwesenheit auffällt. Die Gefahr, dass daraus tiefsitzende Ängste entstehen, ist zu groß. Wichtig ist hier, dass die Fachkraft bereit ist, diesen Abschied zu begleiten.
Bindungspersonen scheuen sich oftmals vor den Tränen ihrer Kinder, weil sie dadurch auch mit eigenen meist unbearbeiteten Kindheitserlebnissen in Kontakt kommen. Dies passiert unbewusst und unreflektiert.

Von Gefühlen ablenken als Schutzstrategie

Ähnlich ergeht es Fachktäften, die das Weinen eines Kindes kaum ertragen können und deswegen ein Kind versuchen schnell abzulenken.
Das gelingt zunächst auch ganz gut, das Kind beruhigt sich für einen Moment. Daraus entsteht nicht selten die Fehlannahme, das Kind würde sich beruhigen, weil es sich getröstet fühlt, das Gefühl verstehen und sich gut regulieren können. Vielmehf erhält es indirekt die Botschaft: „Das, was du fühlst, ist falsch!“, „Du bist nicht richtig!“ Das Kind schluckt dann das Gefühl herunter, verdrängt und schiebt es auf.
Die Fachkraft greift zu dieser Strategie aus Eigenschutz, weil es für sie kaum auszuhalten ist, das Kind so traurig ist.

Biografische Selbstreflexion als Schlüssel

In solchen emotionsreichen Situationen wird die Fachkraft immer auch mit ihren eigenen Gefühlen konfrontiert. Die eigenen Kindheitserfahrungen, eigene Bedürfnisse und verdrängte Traumata wollen gesehen und verarbeitet werden.

Deswegen gilt es als Fachkraft die aufkommenden Gefühle wahrzunehmen und mit der biografischen Brille zu reflektieren:

  • In welchen Situationen ertappst du dich dabei, die Gefühle der Kinder oder auch der Eltern herunterspielen und wegmachen zu wollen?
  • In welchen Momenten möchtest du das Kind von seinen Gefühle ablenken?
  • Was fühlst du in diesem Moment?
  • Was hat das eventuell mit dir selbst zu tun?
  • Was hat das mit deiner eigenen Kindheit und den damit verknüpften Erfahrungen zu tun?
  • Durftest du diese Gefühle als Kind zeigen und ausleben?

Jede Fachkraft ist verpflichtet, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, um dem Kind möglichst befürfnisorientiert begegnen zu können.

Kurze Zusammenfassung zum Schluss

Tränen dürfen in der Trennungssituation durchaus sein und sind nicht immer ganz vermeidbar. Sie können Ausdruck der im Kind vorhandenen Ambivalenz sein, die es im Übergang feinfühlig zu begleiten gilt. Um diese Feinfühligkeit zu gewährleisten, müssen Kind und Fachkraft bereits eine Beziehung zueinander aufgebaut haben. Dies ist auf keinen Fall bereits in den allerersten Tagen möglich.
Angst und Panik sind tunlichst zu vermeiden, in diesem Fall kann nur die weitere Anwesenheit der Bindungsperson zur Entspannung und zum Ankommen des Kindes beitragen. Ein Kind in seiner Not, sich selbst zu überlassen ist fahrlässig und gewaltvoll.
Als Fachkraft hast du die Verpflichtung, dich mit deiner eigenen Gefühlswelt ehrlich auseinander zu setzen, um Kinder und ihre Familien im Übergang zu Krippe, Kita und Kindertagespglege feinfühlig begleiten zu können.

Für weitere Fragen stehe ich auch gerne in meinen Beratungen für Fachkräfte und Eltern zur Verfügung.

Herzlichst
Anja

Gewalt in Kitas – Ursachen und wie sich Gewalt verhindern lässt

Die Gewalt gegenüber Kindern in Kindertageseinrichtungen ist ein sehr ernstes Problem, das immer wieder in der Öffentlichkeit diskutiert und aktuell von den Medien aufgegriffen wird.

Ich habe lange überlegt, ob ich zu dem Thema auch noch Stellung beziehe. Aber mich erreichen einfach zuviele traurige und beunruhigende Nachrichten über Fachkräfte, die ihre Autorität und Macht benutzen und ihre Schützlinge seelischer, körperlicher und sexueller Gewalt aussetzen.

Da kann und darf ich nicht schweigen und versuche ersteinmal herauszufinden, warum es immer wieder zu solchen Übergriffen kommt. Abschließend erläutere ich, warum für mich in der Haltung, Selbstreflexion und im Ansatz der bedürfnisorientierten Pädagogik wichtige Lösungsansätze stecken, wirkungsvoll und langfristig das Verhalten Kindern gegenüber zu verändern.

Warum kommt es vielerorts verstärkt zu Übergriffen Kindern gegenüber?

Mangelnde Fachkenntnisse

Ein Grund für Gewalttaten gegenüber Kindern in Kitas kann das Fehlen von Fachkenntnissen und pädagogischem Wissen sein. Viele Fachkräfte in Kitas sind bedauerlicherweise nicht ausreichend geschult, wie sie bedürfnisorientiert, beziehungsvoll und gleichwürdig mit Kindern umgehen und Konflikte lösen können. Als Folge missbrauchen sie ihre Macht, um ihre Position zu stärken, sich durchzusetzen und Kinder zu disziplinieren.

Überforderung

Ein weiterer Grund könnte die Überforderung der Fachkräfte sein. Die Arbeit in einer Kita erfordert viel Geduld, Energie und Aufmerksamkeit. Die Verantwortung, auf eine Gruppe von Kindern aufzupassen und deren Bedürfnisse zu erfüllen, kann sehr anspruchsvoll sein. Wenn ein Fachkraft überfordert ist, kann dies viel leichter zu Frustration und Unzufriedenheit führen, was dann wiederum unangemessenes Verhalten gegenüber den Kindern zur Folge haben kann.

Persönliche Probleme

Wir alles sind Menschen und viele von uns haben ihre privaten und persönlichen Päckchen zu tragen. Persönliche Probleme wie Stress, finanzielle Probleme oder Beziehungsprobleme können sich durchaus auf die Arbeit von Fachkräften in Kitas auswirken. Wenn ein Fachkraft mit solchen Problemen zu kämpfen hat und daher mit den Gedanken viel zu sehr bei sich selbst ist, kann es schwieriger sein, auf die Bedürfnisse von Kindern einzugehen und auf diese zu achten.

Transgenerationale, Familiäre und Kulturelle Weitergabe von Haltungen und Werten

Die transgenerationale Weitergabe von Haltungen, Werten und Normen kann auch eine Rolle bei der Gewalt von Fachkräften gegenüber Kindern in Kitas spielen. Es gibt Studien, die darauf hinweisen, dass Personen, die in ihrer Kindheit selbst Gewalt oder Missbrauch erlebt haben, eher dazu neigen, Gewalt gegenüber anderen auszuüben, insbesondere gegenüber Kindern, wenn sie als Fachkräfte in Kitas arbeiten.Die Weitergabe von Haltungen, Werten und Normen kann auch dazu führen, dass bestimmte Formen von Gewalt oder Missbrauch als akzeptable oder sogar notwendige Formen der Disziplinierung oder Erziehung angesehen werden. Wenn Fachkräfte in Kitas beispielsweise aus einer Kultur stammen, in der körperliche Bestrafung als angemessene Methode zur Erziehung von Kindern angesehen wird, können sie diese Überzeugungen und Praktiken in ihre Arbeit einbringen, ohne sich bewusst zu sein, dass dies schädlich und unangemessen ist.

Es gibt also viele Gründe, warum es immer wieder zu Gewalt von Fachkräften gegenüber Kindern in Kitas kommt. Es ist wichtig, dass Eltern, Arbeitgeber und Gesetzgeber Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass Kinder in Kindertageseinrichtungen geschützt sind. Dazu gehören Schulungen für Fachkräfte, klare Regeln und Richtlinien für die Arbeit in Kitas, eine verbesserte Überwachung und Kontrolle sowie die Verpflichtung, die Kinderrechte zu respektieren und zu schützen. Nur so kann die Gewalt gegenüber Kindern in Kitas effektiv verhindert werden.

Unreflektierter Adultismus

Der Adultismus spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Gewalt von Fachkräften gegenüber Kindern in Kitas. Adultismus bezieht sich auf eine systematische Unterdrückung von Kindern und Jugendlichen aufgrund ihrer geringeren Macht und ihres Status als „nicht-erwachsene“ Mitglieder der Gesellschaft.

Adultismus manifestiert sich in vielen verschiedenen Formen, einschließlich der Überbetonung der Autorität von Erwachsenen, dem Mangel an Beteiligung von Kindern an Entscheidungsprozessen, der Verharmlosung von Kindern und Jugendlichen und der Normalisierung von Gewalt gegenüber Kindern.

In einer Kita kann Adultismus dazu führen, dass Fachkräfte ihre Autorität über Kinder missbrauchen und sich nicht an die Bedürfnisse und Rechte der Kinder halten. Es kann auch dazu führen, dass Fachkräfte Gewalt als akzeptable Form der Disziplinierung betrachten und sich nicht auf die Bedürfnisse und Perspektiven der Kinder einstellen.

Der Fachkräftemangel als Ursache

Der Fachkräftemangel kann eine Rolle bei der Gewalt von Fachkräften gegenüber Kindern in Kitas spielen. Wenn es nicht genügend qualifizierte und geschulte Fachkräfte gibt, kann dies zu einer höheren Belastung und Überforderung der vorhandenen Mitarbeiter führen. Infolgedessen kann es schwieriger sein, auf die Bedürfnisse und das Verhalten der Kinder angemessen zu reagieren und Konflikte friedlich zu lösen. Dies kann dazu führen, dass Fachkräfte ihre Macht missbrauchen und sich unangemessen verhalten, um ihre Autorität zu stärken.

Ein weiterer Aspekt des Fachkräftemangels ist, dass es schwieriger sein kann, geeignete Mitarbeiter für die Arbeit in Kitas zu finden. In einigen Fällen können unqualifizierte oder unerfahrene Mitarbeiter eingestellt werden, um offene Stellen zu besetzen, was zu einem höheren Risiko für Fehlverhalten und Missbrauch führen kann.

Fehlende Feedbackkultur im Team

Die fehlende Feedbackkultur im Team kann auch eine Rolle bei der Gewalt von Fachkräften gegenüber Kindern in Kitas spielen. Wenn es keine offene Kommunikation und kein konstruktives Feedback zwischen den Teammitgliedern gibt, kann dies dazu führen, dass Fachkräfte sich isoliert und nicht unterstützt fühlen. Dies kann zu einer höheren Belastung und Überforderung führen, was wiederum zu einem höheren Risiko für unangemessenes Verhalten und Gewalt gegenüber Kindern führen kann.

Wenn Fachkräfte sich nicht sicher fühlen, ihre Bedenken oder Probleme mit anderen Teammitgliedern teilen zukönnen, fühlen sie sich nicht selten dazu gezwungen , allein zu handeln und ihre Autorität auf eine unangemessene Weise zu nutzen. anjacantzler@t-online.de

Auf die Haltung kommt es an

Es ist wichtig zu betonen, dass keiner der vorausgegangenen Punkte als Entschuldigung für Gewalt und Missbrauch in Kitas dienen darf und sollte.

Die Haltung der Fachkräfte in der Kita spielt eine entscheidende Rolle bei der Vermeidung von Gewalt an Kindern. Es geht dabei darum, wie Fachkräfte grundsätzlich über Kinder denken, wie sie ihre Rolle als Pädagog*innen verstehen und wie sie ihre Beziehung zu den Kindern gestalten.

Eine gewaltfreie Haltung setzt voraus, dass Fachkräfte sich bewusst machen, dass Kinder eigene Persönlichkeiten und Bedürfnisse haben, die von Erwachsenen respektiert werden müssen. Fachkräfte müssen ihre eigene Autorität in Frage stellen und anerkennen, dass Kinder auch eigene Vorstellungen haben und eine Stimme haben sollten, um an Entscheidungen beteiligt zu werden. Eine gewaltfreie Haltung bedeutet auch, dass Fachkräfte Kinder auf Augenhöhe begegnen und ihnen mit Respekt und Wertschätzung begegnen.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Haltung der Fachkräfte nicht nur Auswirkungen auf die direkte Arbeit mit den Kindern hat, sondern auch auf die Zusammenarbeit im Team und auf die Qualität der pädagogischen Arbeit insgesamt. Eine positive und respektvolle Haltung gegenüber Kindern fördert eine gute Arbeitsatmosphäre im Team und kann dazu beitragen, dass Missstände oder Probleme offen angesprochen und gemeinsam gelöst werden können.

Biografische Selbstreflexion führt zur Gewaltvermeidung

Die biografische Selbstreflexion ist ein wichtiger Aspekt, um Gewalt durch Fachkräfte an Kindern zu verhindern. Es geht dabei darum, dass Pädagog*innen sich bewusst machen, wie ihre eigene Kindheit und ihre Erfahrungen sie als Erwachsene prägen und wie sich das auf ihre Arbeit mit Kindern auswirken kann.

Oftmals sind die eigenen Erfahrungen und Erlebnisse als Kind tief in uns verwurzelt und beeinflussen unbewusst unser Handeln. Das kann sowohl positiv als auch negativ sein. Wenn Pädagog*innen sich ihrer eigenen Erfahrungen und Erlebnisse bewusst sind, können sie ihre eigene Haltung und ihr Handeln reflektieren und gegebenenfalls anpassen.

Eine biografische Selbstreflexion kann dazu beitragen, dass Pädagog*innen sich ihrer eigenen Vorurteile, Ängste und Unsicherheiten bewusst werden und diese gezielt angehen. Sie können ihre eigene Reaktion auf bestimmte Situationen überdenken und alternative Handlungsmöglichkeiten entwickeln, die den Bedürfnissen der Kinder besser gerecht werden.

Eine biografische Selbstreflexion kann jedoch auch dazu beitragen, dass Pädagog*innen sich ihrer eigenen Ressourcen und Stärken bewusst werden und diese gezielt in ihrer Arbeit mit den Kindern einsetzen. Sie können ihre eigenen Erfahrungen nutzen, um empathischer und verständnisvoller auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen und sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen.

Die Bedürfnisorientierte Pädagogik als wichtiger Schlüssel

Die bedürfnisorientierte Pädagogik ist in der Arbeit mit Kindern in Kitas von großer Bedeutung, da sie dazu beiträgt, die Bedürfnisse und Perspektiven der Kinder in den Mittelpunkt zu stellen und eine sichere, unterstützende Umgebung zu schaffen, die ihre gesunde Entwicklung und ihr Wohlbefinden fördert.

Eine bedürfnisorientierte Pädagogik bezieht sich auf eine pädagogische Herangehensweise, die die Bedürfnisse und Perspektiven der Kinder in den Mittelpunkt stellt und sich bemüht, ihre emotionalen, sozialen und kognitiven Bedürfnisse zu erfüllen. Es geht darum, eine Beziehung auf Augenhöhe zwischen Erwachsenen und Kindern zu schaffen, in der Erwachsene respektvoll auf die Bedürfnisse und Perspektiven der Kinder eingehen und sie dabei unterstützen, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und ihre Fähigkeiten und Stärken zu entwickeln.

Eine bedürfnisorientierte Pädagogik kann dazu beitragen, die Gewalt von Fachkräften gegenüber Kindern in Kitas zu reduzieren, da sie ein Umfeld schafft, in dem Kinder sich sicher, unterstützt und respektiert fühlen. Indem sie ihre Bedürfnisse und Perspektiven berücksichtigt, können Fachkräfte ihre Herangehensweise an die Arbeit mit Kindern anpassen und sicherstellen, dass sie den Bedürfnissen jedes Kindes gerecht werden.

Darüber hinaus kann die bedürfnisorientierte Pädagogik dazu beitragen, die Entwicklung und das Wohlbefinden der Kinder zu fördern, indem sie ihre emotionale und soziale Kompetenz stärkt, ihre Selbstwahrnehmung verbessert und ihnen ermöglicht, ihr Potenzial auszuschöpfen. Sie schafft eine Umgebung, die die Kreativität, Neugierde und den Entdeckungsgeist der Kinder unterstützt und ihnen ermöglicht, ihre eigenen Interessen und Fähigkeiten zu erkunden und zu entwickeln.

Zusammenfassend ist die bedürfnisorientierte Pädagogik in der Arbeit mit Kindern in Kitas von großer Bedeutung. Sie unterstützt die gesunde Entwicklung und das Wohlbefinden der Kinder, indem sie ihre Bedürfnisse und Perspektiven in den Mittelpunkt stellt und eine sichere, unterstützende Umgebung schafft. Sie trägt dazu bei, die Gewalt von Fachkräften gegenüber Kindern zu reduzieren und eine respektvolle, unterstützende Beziehung zwischen Erwachsenen und Kindern zu fördern.

Eine gewaltfreie Haltung muss jedoch nicht nur als individuelle Einstellung verstanden werden, sondern sollte auch durch die Strukturen und die Organisation in der Kita unterstützt werden. Eine bedürfnisorientierte Pädagogik, eine angemessene Personalausstattung, die Bereitschaft zur biografischen Selbstreflexion und eine offene Feedbackkultur sind wichtige Faktoren, die dazu beitragen können, eine gewaltfreie Haltung zu fördern und zu stärken.

Es lohnt, darüber im Rahmen der Kinderschutzkonzepte, die gerade vielerorts entwickelt werden, für sich selbst und gemeinsam im Team nachzudenken.

Setz dich ein für eine gewaltfreie, bedürfnisorientierte und beziehungsstarke Kindheit und sei Teil der Veränderung

Deine Anja

Veranstaltungshinweis: Fachtag zur Gewaltfreien Erziehung

An dieser Stelle möchte ich dich noch auf den Berliner Fachtag zur Gewaltfreien Erziehung am 30.04.2023 aufmerksam machen. Dort werde ich als Referentin gemeinsam mit Lea Wedewardt, Inke Hummel, Sebastian Lisowski, Denise Nobis und Aida S. Rodrigues verschiedene Vorträge und workshops anbieten.

Hier erhälst du weitere Infos und kannst dich entsprechend anmelden.

Weitere Blogartikel zum Kinderschutz:

KitaTalks zum Thema: Kinderschutz

Ronny und die Morgenkreiskiste – Körperwahrnehmung als Beitrag zu Prävention und institutionellen Kinderschutz

Die Wahrnehmung des eigenen Körpers und des eigenen Ichs im Sinne von „Wer bin ich?“, „Was kann ich?“ und „Was will ich?“ bilden für mich wichtige Grundbausteine für gelebten Kinderschutz in der Kinderbetreuung und tragen zur Prävention bei.

Sensomotorisches Spiel als Grundlage

In den ersten drei Lebensjahren widmen sich Kinder in erster Linie ausgiebig dem sensomotorischen Spiel, der ersten Form kindlichen Spielens. Sie bestaunen und erforschen zunächst ihren Körper und später ihre dingliche Umwelt. Dabei sind häufige Wiederholungen mit kleinen Variationen von großer Wichtigkeit. Um dies in Ruhe tun zu können brauchen Kinder ungestörte Rückzugsorte und viel Zeit. Eines der größten Tastorgane ist unsere Haut. Darüber erhält der Körper wesentliche Impulse, die im Gehirn verarbeitet und gespeichert werden und einen großen Einfluss auf die motorische, sprachliche und emotionale Entwicklung haben.

Wickeln feinfühlig gestalten

In dem Zusammensein mit jüngeren Kindern bietet gerade die Wickelzeit zahlreiche Möglichkeiten, dem Kind individuelle Zuwendung und ein vielfältiges Lern- und Erfahrungsfeld anzubieten. Das Wickeln ist eine stark von Intimität und Vertrauen geprägte Situation, bei der durch den Körperkontakt der Bindungsaufbau zwischen Kind und Pädagogischer Fachkraft unterstützt wird. Im Sinne des Kinderschutzes und der Prävention ist es hier sehr wichtig sehr feinfühlig auf das einzelne Kind einzugehen. Dazu gehört es, den Blickkontakt zu halten und darauf zu achten, dass dem Kind die Berührungen angenehm sind und es sich wohl fühlt. Was dem einen Kind angenehm ist, empfindet das andere als extrem unagenehm. Bitte reflektiere Dich auch immer selbst, ob der Wunsch nach diesem Körperkontakt wirklich vom Kind ausgeht oder ob Du es ihm förmlich überstülpst, weil Du es gerade genießt mit dem Kind im Kontakt zu sein. Akzeptiere jedes „Nein“ und jede Abwehrreaktion – nimm das Kind in seinen Äußerungen und Signalen ernst. Damit leistest Du einen wichtigen Beitrag zu Prävention.

Spieglein, Spieglein…die Ich-Identität

Eine wichtige Grundausstattung für die Kinderbetreuung, um die Körperwahrnehmung und Entwicklung der Ich-Identität zu unterstützen sind Spiegel, möglichst so groß, dass das Kind seinen ganzen Körper darin sehen kann und so einen realen Eindruck von sich selbst gewinnt. Spiegel helfen dem Kind, eine Vorstellung von seinem Aussehen zu entwickeln, da es nur hier z. B. das eigene Gesicht und den Rücken überhaupt sehen und Mimik und Gestik erproben kann. Dabei verknüpft es automatisch die bereits gesammelte taktile Erfahrungen mit den visuellen Eindrücken. Im Alter von etwa 18 Monaten kann ein Kind sich schließlich auch selbst im Spiegel erkennen und als Person wahrnehmen.

Ausscheidungsautonomie als zentrales Thema

Ab einem Alter von etwa zwei Jahren stellt die Entwicklung der Ausscheidungsautonomie ein zentrales Thema im Zusammenhang mit der Körperwahrnehmung dar. Dafür ist neben der biologischen Reife eine gute Kenntnis des eigenen Körpers erforderlich, um die Körperfunktionen steuern und kontrollieren zu können. Gerade in dieser Phase braucht das Kind einfühlsame Erwachsene, die ihm Zeit und Raum geben, die neu gewonnene Unabhängigkeit in der für das Kind wichtigen Intimität ausprobieren und „perfektionieren“ zu können. Ein gut geführter Dialog zwischen Fachkraft und Kind ist in diesem Entwicklungsprozess von großer Bedeutung. Frag das Kind ob und von wem es begleitet werden möchte. Lass ihm die Entscheidung. Mach keine Vorwürfe, wenn es mal daneben geht.

Nein-Sagen erwünscht

Ein weiteres wichtiges Entwicklungsthema im dritten Lebensjahr ist schließlich die Ausbildung der Ich-Identität. In der Autonomiephase erprobt das Kind, was es mit seinem Willen bewirken kann, und erprobt so seine Möglichkeiten und Grenzen. Hier bekommt das Nein – Sagen eine zentrale Bedeutung. Im Kinderschutz und in der Prävention nimmt gerade dieses Nein eine wesentliche Rolle ein. Unser pädagogisches Ziel sind in der Regel Kinder, die wissen, was sie können, die wissen, was sie wollen, die sich abgrenzen können… selbstbewusste, kompetente Persönlichkeiten, die gewappnet für die Herausforderungen des Lebens sind.

Ronny und die Morgenkreiskiste

Um nun in projektorientierter Form, den eigenen Körper entdecken und erforschen zu können, kommt Ronny mit seiner Morgenkreiskiste ins Spiel.

Ronny (s.Beitragsbild) ist eine Handpuppe, die mit allen menschlichen Gliedmaßen und Körperteilen ausgestattet ist. Ronny lebt und schläft in einer Kiste. Bei der Kiste handelt es sich in Anlehnung an die Idee der Morgenkreiskisten von Mariele Diekhoff um eine schön gestaltete Kiste, die unterschiedliche Spielmaterialien und Anregungen rund um das Thema Körper und Körperwahrnehmung enthält und nach einem ritualisierten Ablauf regelmäßig im Spielkreis zum Einsatz kommt. Die Morgenkreiskiste ist aus der Praxiserfahrung heraus bereits ab einem Alter von etwa 18 Monaten geeignet.

Gestaltung der Kiste:

Ein stabiler Pappkarton mit Deckel (mind. 40 x 40 x50 cm) wird außen ansprechend gestaltet, zusätzlich kannst Du die Innenseite mit Spiegelfolie ausgekleiden, dann ist dieser wiederum für weitere Aktivitäten z.B. zum Grimassen schneiden und Gesichtsausdrücke üben einsetzbar.

Möglicher Inhalt:

In die Kiste kommt eine Grundausstattung an Materialien z. B. Bildkarten, Chiffontücher, verschiedene Bälle und Pinsel, Federn, Watte. Für die übersichtliche Aufbewahrung der Materialien sind Stoffsäckchen oder kleinere, verzierte Pappschachteln geeignet. Die Materialien sollten immer in ausreichender Anzahl vorhanden sein. Für geplante Bewegungen mit Musik oder Entspannungen empfiehlt es sich, eine CD mit geeigneter Musik in der Kiste zu deponieren.

Und natürlich darf die Handpuppe nicht fehlen. Vielleicht bekommt diese auch noch ein Schnuffeltuch oder ein Lieblingskopfkissen, damit sie gemütlicher schlafen kann. Was auch noch dazugehört, ist die Spieluhr.

Durchführung:

Einstieg

Setz Dich mit den Kindern in einen Kreis und stell die Kiste in die Kreismitte. Überlege mit den Kindern, wie die Handpuppe geweckt werden könnte. Dann darf ein Kind ganz vorsichtig die Kiste öffnen.

Die Handpuppe begrüßt dann alle Kinder persönlich mit möglichst immer wiederkehrenden Worten. Erfahrungsgemäß möchten viele Kinder die Handpuppe gerne berühren und streicheln.

Mein Ronny ist da jedoch immer sehr klar und bestimmt. Er weiß ganz genau, was er mag und was er nicht mag. Das erklärt er den Kindern und kommt mit ihnen darüber ins Gespräch, was ihnen angenehm ist und was sie nicht mögen. Es gibt auch Tage, da mag er gar keinen Körperkontakt. Genauso spannend ist es auch, wie sich Ronny jeden Tag so fühlt. Mal ist er richtig fröhlich und unternehmungslustig und manchmal ist er auch ganz fürchterlich traurig oder wütend.

Du hast also in dieser Anfangsrunde viele Möglichkeiten, mit den Kindern über die Handpuppe ins Gespräch zu kommen. Ronny kann auch wundervoll zuhören und trösten, wenn ein Kind einmal Trost braucht.

Hauptteil

In diesem Hauptteil kündigt die Handpuppe dann ein Spiel oder Material an, das sie den Kindern mitgebracht hat. Sie „übergibt“ die Durchführung an die Fachkraft und zieht sich auf einen Beobachtungsposten zurück. Ideen und Anregungen rund um die Themen Körper und Sinne findest Du in meinen beiden Büchern: Mein Körper und Meine Sinne, die im Hase und Igel Verlag erschienen sind. Je nach Alter, Interesse und Ausdauer der Kinder kann diese Phase etwa zehn bis 15 Minuten dauern. 

Ausklang

Die Handpuppe wendet sich nach dem Hauptteil wieder an die Kinder. Sie erzählt, was sie beobachtet hat und spricht noch einmal mit den Kinder. Auch hier besteht je nachdem nocheinmal die Gelegenheit über die aktuellen Gefühle zu sprechen. Bei der Verabschiedung können erneut einzelne Körperteile wie z. B. Winken mit den Füßen, Klatschen mit den Händen etc. zum Einsatz kommen. Die Handpuppe krabbelt dann müde in die Kiste zurück. Die Spieluhr wird aufgezogen und zu ihm gelegt. Ein Kind schließt vorsichtig den Deckel und alle lauschen bis die Spieluhr verklungen ist. Manchmal, wenn die Kinder ganz besonders gut hinhören, dann hört man Ronny leise schnarchen.

Viel Spaß bei der Umsetzung

Deine Anja

Die Kita als sicherer Ort für Kinder

Schon zu Beginn der Pandemie wurde befürchtet, dass die Gewalt gegenüber Kindern unter den gegebenen Bedingungen zunehmen wird. Nach 1 1/2 Jahren werden die Folgen zunehmend sichtbar und die Zahlen sind erschreckend: 152 Kinder wurden im vergangenen Jahr -vorsätzlich oder fahrlässig getötet. 4.918 wurden misshandelt, und mehr als 16.000 wurden Opfer von sexueller Gewalt. Extrem zugenommen haben laut Kriminalstatistik auch die Fälle von Kinderpornografie. Demnach ist die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 53 Prozent auf 18.761 Fälle gestiegen.
https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/tagesgespraech/tg-siebenundzwanzigster-mai-106.html

Heute möchte ich daher die Gelegenheit ergreifen und auf Missstände aufmerksam machen, die nicht nur den häuslichen Bereich betreffen. Seit 2000 ist die Gewalt an Kindern in jeglicher Form gesetzlich verboten.Dieses Verbot umfasst körperliche Bestrafungen, seelische Misshandlungen, sonstige entwürdigende Maßnahmen und sexualisierte Gewalt gleichermaßen. Auch wenn Gewalt gegenüber Kindern in weiten Teilen der Gesellschaft abgelehnt wird, kommt es immer wieder zu Übergriffen Kindern gegenüber. Insbesondere Krippen, Kitas und Kindertagespflege leisten hier einen wichtigen Beitrag, um den Kinderschutz für jüngere Kinder zu gewährleisten.

Um so erschreckender ist es, dass viele Übergriffe auch durch pädagogische Fachkräfte in Krippe, Kita und Kindertagespflege stattfinden. Kinder werden beschämt, bloßgestellt, abgewertet, ignoriert, ausgeschimpft, grob angefasst und vieles mehr. Dabei sollte gerade die professionelle Kindertagesbetreuung ein sicherer Ort für Kinder oder wie meine Kollegin Kerstin Müller-Belau treffend sagt: „ein Naturschutzgebiet für Kinder“ sein.

Die Haltung macht den Unterschied

Jede Fachkraft kann bestätigen, dass das Zusammenleben mit Kindern nicht immer ganz einfach ist und so manche kleinere und größere Herausforderungen birgt. Ich denke, dass jede*r von uns dabei im pädagogischen Alltag schon einmal an seine*ihre Grenzen gekommen ist und sich nicht immer angemessen verhalten hat. Auch ich kenne das noch aus meiner Tätigkeit als Fachkraft. Trotzdem ist für mich die grundsätzliche Haltung dem Kind gegenüber wesentlich. Das heißt im Klartext: Gebe ich dem Kind oder den widrigen Rahmenbedingungen die Schuld und Verantwortung, dafür, dass ich nicht anders reagieren konnte? Oder reflektiere ich mein Verhalten dahin gehend, dass der Grund für mein Verhalten oftmals in mir selbst zu suchen und zu finden ist? Interpretiere ich das Tun des Kindes als Absicht und Provokation? Oder verstehe ich, dass das Kind in dieser Situation gemäß seiner besten Möglichkeiten und Ressourcen gehandelt hat? Habe ich trotz erschwerter Bedingungen, mir zuviel vorgenommen und bin dadurch unter Stress geraten? Habe ich versäumt mir rechtzeitig Unterstützung bei meinen Kolleg*innen zu holen?

Kinderschutz und Kindeswohl im Alltag

Der Schutz von Kindern ist eine zentrale Aufgabe, die unter anderem im Bundeskinderschutzgesetz (2012) gesetzlich verankert ist. Es sind die Voraussetzungen in den Einrichtungen dafür zu schaffen, damit das Kindeswohl gesichert ist und Kinder wie Eltern sich darauf verlassen können, dass die Kindertagesbetreuung ein sicherer Ort ist.

Bei Kinderschutz und Kindeswohl denken die meisten zunächst an an sexuelle oder gewaltvolle körperliche Übergriffe gegenüber Kindern. Die vielen kleinen und versteckten Grenzüberschreitungen im Alltagshandeln, die für Kinder genauso verletztend wirken,  werden oftmals übersehen oder heruntergespielt.

Verschiedene Formen der Grenzüberschreitungen

Im Folgenden definiere ich ersteinmal drei Formen der Grenzüberschreitung, um zu verdeutlichen, welche Dimensionen grenzüberschreitenden Verhaltens von Fachkräften im pädagogischen Alltag vorkommen können.

Unter Grenzüberschreitungen sind alle Handlungen oder Äußerungen zu verstehen, die eine Grenze beim Gegenüber überschreiten. Diese äußern sich zum einen als unreflektiertes Handeln, im Sinne einer akzeptierten Kultur oder zum anderen als Annahme eines erprobten Erziehungs- und Beziehungskonzeptes.

1. Unbeabsichtigte Grenzverletzungen

Hierbei handelt es sich um eine Grenzverletzung, die ohne Absicht geschieht. Die Verhaltensweise überschreitet die persönliche Grenze des Gegenübers, ohne dass sich die handelnde Person dessen bewusst ist.

Dazu gehören beispielsweise

  • das Streicheln über den Kopf,
  • das auf den Schoß nehmen
  • die unbeabsichtigt laute Ansprache
  • o.ä.

Ob eine Handlung oder Äußerung als Grenzüberschreitung empfunden wird, ist abhängig vom subjektiven Empfinden des einzelnen Kindes.

Solche Grenzverletzungen können unterschiedliche Ursachen haben:

  • fachlichen bzw. persönlichen Unzulänglichkeiten
  • fehlende Sensibilität der betreffenden Fachkraft
  • Mangel an eindeutigen Normen und Regeln
  • einer „Kultur der Grenzverletzungen“

Mit einer „Kultur der Grenzverletzungen“ ist gemeint, dass Grenzüberschreitungen Einzelner nicht als solche wahrgenommen und auf unterschiedlichen Ebenen von allen mitgetragen werden.

Unbeabsichtigte Grenzverletzungen kommen immer wieder vor und lassen sich im pädagogischen Alltag nicht gänzlich vermeiden. Jeder Mensch hat unterschiedliche Grenzen und empfindet eine Handlung oder Aussage als mehr oder weniger angemessen. Deshalb ist es so wichtig gemeinsam im Team darüber zu sprechen, einzelne Handlungen zu reflektieren und Wege zu entwickeln, sich gegenseitig darauf aufmerksam zu machen.

In meinem KitaTalk mit Hergen Sasse: Keine Angst vor Tabus- wie wir im Team eine gute Feedback-Kultur entwickeln, haben wir darüber gesprochen, wie ein solcher Weg aussehen kann.

Hier habe ich Dir noch ein paar Verhaltensweisen zusammen gestellt, die Dich zum Nachdenken anregen wollen. Wann sind Dir das letzte Mal Grenzverletzungen im Alltag passiert?

a) körperlich

  • Kind auf den Schoß trotz Gegenwehr ziehen
  • Kind über den Kopf streichen
  • Kind ohne Ankündigung den Mund abputzen
  • Kind ohne Ankündigung die Nase abwischen
  • Kind ohne Ankündigung auf einem Stuhl an den Tisch schieben
  • Kind ungefragt anziehen (z.B. „damit es schneller raus kann“, „da die Hose nass ist“)
  • Kind muss beim Essen probieren

b) verbal

  • im Beisein des Kindes über das Kind sprechen
  • im Beisein von Kindern über ein Kind abwertend sprechen
  • abwertende Bemerkungen (z.B. „unser kleiner Schokokuss“, „stell dich nicht so an“)
  • Vermittlung von tradierten Geschlechterrollen (z.B. „Was hast du denn da an? Das sind doch Mädchen/Jungensachen.“, „bist du heute aber schön angezogen“ ausschließlich zu Mädchen sagen)
  • Sarkasmus oder Ironie benutzen (solche Aussagen können verunsichern, da sie von Kindern nicht verstanden werden)

c) nonverbal

  • Kind streng/böse/abfällig anschauen
  • Kind ignorieren
  • Kind „stehenlassen“ (z.B. sich etwas anderem zuwenden, wenn das Kind zum wiederholten Male etwas erzählt)

Über die fatale Wirkung von Worten und non-verbalen Gewaltformen möchte ich Dir das Buch „Seelenprügel“ von Anke Ballmann erschienen im Kösel-Verlag ans Herz legen. Auch hier geht es der Autorin nicht darum, anzuprangern, sondern sie möchte zum Diskurs anregen und zum Handeln einladen. Ergänzend gibt es einen KitaTalk mit Anke Ballmann: Auch Worte können weh tun!

2. Übergriffe

Wenn wir von Übergriffen sprechen, handelt es sich hierbei im Unterschied zu unbeabsichtigten Grenzverletzungen um keine zufälligen oder unabsichtlichen Handlungen bzw. Äußerungen. Die übergriffige Fachkraft missachtet bewusst die Grenzen des Kindes, missachtet dabei gesellschaftliche Normen und Regeln oder fachliche Standards.

Diese Dimension der beabsichtigten Grenzüberschreitung ist Ausdruck eines unzureichenden Respekts gegenüber des Kindes. Dazu gehören das bewusste Ängstigen oder Bloßstellen eines Kindes und das Hinwegsetzen über die Signale des Kindes.

Weitere Beispiele für Übergriffe als Reflexionshilfe:

a) körperlich

  • Kind solange sitzen lassen, bis es aufgegessen hat
  • Separieren des Kindes (z.B. auf eine Strafbank)

b) verbal

  • Kind mit lauter Stimme oder barschem Ton ansprechen
  • Kind mit Befehlston ansprechen
  • Vorführen des Fehlverhaltens (z.B. den anderen Kinder vom Fehlverhalten erzählen, damit sie das Kind beschimpfen oder auslachen sollen)

c) nonverbal

  • Kind auf eigene Taten reduzieren (z.B. schon voraussagen, welches Verhalten das Kind zeigen wird)
  • Vorführen eines Kindes vor anderen (z.B. wenn es sich mit nasser Hose den anderen Kindern zeigen muss)
  • Kind mit voller Windel abholen lassen
  • Pflegesituation in einem unzureichend geschützten Bereich

3. Strafrechtlich relevante Formen von Gewalt

Und zu guter Letzt möchte ich die „strafrechtlich relevante Formen der Gewalt benennen z.B. Körperverletzung, sexuelle Nötigung oder Missbrauch. Diese Formen sind Straftaten und im Rahmen des Strafgesetzbuches(StGB) normiert.“ (Schubert-Suffrian/Regner 2014)

Und auch hier ein weitere Beispiele aus der Praxis:

  • Kind, das die Fachkraft gebissen hat, zurückbeißen
  • Kind schlagen
  • Kind treten
  • Kind am Arm ziehen (z.B. Kind hinter sich her zerren)
  • Kind schütteln
  • Kind einsperren/aussperren
  • Kind zum Essen zwingen (z.B. Essen gegen den Willen des Kindes in den Mund schieben)
  • Kind zum Schlafen zwingen (z.B. Kind durch Körperkontakt am Aufstehen hindern)

 

Ursachen und Gründe für unbeabsichtigte Grenzverletzungen

Die Grenzen zwischen Menschen werden sehr unterschiedlich und individuell wahrgenommen. Jenseits juristisch definierter Grenzen im Umgang mit Kindern und Erwachsenen erleben Fachkräfte ihre eigenen Grenzen und die der anderen sehr unterschiedlich. Was der* die Eine als unerhörten Eingriff in die persönliche Autonomie wahrnimmt, ist für den*die Andere*n ein zu vernachlässigendes Ereignis. Ausschlaggebend hierfür sind die eigene Biografie, die individuelle Deutungen von Werten und Normen, der Umgang mit Macht in der pädagogischen Arbeit, die Reflexionfähigkeit/ – bereitschaft der eigenen beruflichen Rolle, die pädagogische Haltung sowie die pädagogische Professionalität einer Fachkraft.

Um Grenzen von Kindern und Erwachsenen wahrnehmen zu können, ist eine Wahrnehmung und Reflexion der eigenen Grenzen notwendig.

Hilfreiche Reflexionsfragen für diesen Prozess:

  • Wann gehe ich über meine eigenen Grenzen? Warum gehe ich über diese Grenzen?
  • Wenn ich ein Kind tröste, geht der Wunsch nach Trost von dem Kind aus?
  • Handle ich widersprüchlich zur vereinbarten pädagogischen Haltung? (z.B. wir führen ein Projekt zum „Nein sagen“ durch und im Alltag umarme ich Kinder ungefragt zum Abschied)

Wege um Grenzüberschreitungen zu vermindern

Im Team sollten klare Verhaltensregeln gelten. Ein sog. Verhaltenskodex schreibt Regeln fest, hinsichtlich eines professionellen Umgangs mit Nähe und Distanz, angemessenen Verhaltensweisen im Umgang mit den Kindern und gibt gleichzeitig Handlungssicherheit und Orientierung.
Dadurch wird eine Kultur der Achtsamkeit ermöglicht, Übertretungen und Fehler können offen angesprochen und reflektiert werden.

Impulse um über diesen Verhaltenskodex miteinander ins Gespräch zu kommen:

  • Welche Gründe führen zu Grenzüberschreitungen (strukturelle oder persönliche)?
  • In welchen Situationen kommt es zu Grenzüberschreitungen?
  • Ist mein Körperkontakt sensibel und lediglich für die Dauer der vom Kind erwünschten Versorgung (z.B. Pflege, Trost)
  • Sind meine Sprache und Wortwahl respektvoll?
  • Spreche ich Kinder mit Kose- oder Spitznamen an?
  • Gehen wir achtsam mit Fotos und Medien um?

Weitere Gesprächimpulse findest Du in dem Materialpaket von Jörg Maywald und Anke Ballmann: Kinderschutz! Gewaltfreie Pädagogik in der Kita (Don Bosco Verlag)

Jedes Team kann mit folgenden Maßnahmen und Strukturen Grenzüberschreitungen minimieren:

  • Entwicklung sicherer Handlungsleitlinien
  • Einführung kollegiale Beobachtung/kollegiale Beratung
  • Erarbeitung eines einrichtungsbezogenen Kinderschutzkonzept (inkl. Verhaltenskodex)
  • kontinuierliche Reflexion des pädagogischen Handelns (z.B. Teamsitzung, Supervision)
  • Schaffen eines fehlerbejahenden Klimas (z.B. wie reagieren die anderen Fachkräfte darauf, wenn ich über ein eigenes Fehlverhalten spreche?)
  • sensibles Vorgehen (z.B. wie ist der Wickel- und Schlafbereich gestaltet? Sind die Türen offen oder geschlossen in der Einrichtung?)
  • Gestaltung des Dienstplans zur Vorbeugung der Überforderung der Fachkräfte

Umgang mit Grenzüberschreitungen

Grenzüberschreitungen kommen bedauerlicherweise immerwieder im pädagogischen Alltag vor. Der Umgang mit den unbeabsichtigten Grenzverletzungen und beabsichtigten Grenzüberschreitungen, also übergriffigen Verhaltens gegenüber einem Kind, muss geregelt sein. Jede Krippe, Kita und Tagespflege benötigt innerhalb des Verhaltenskodex eine Verpflichtung, Grenzüberschreitungen anzusprechen. Es darf nicht von Freundschaft oder Loyalität abhängen, ob Fehlverhalten bemerkt und gemeldet wird.
Jede Grenzüberschreitung sollte möglichst konstruktiv und gewinnbringend für alle behandelt werden. Hierzu bedarf es sowohl der notwendigen Konsequenzen im Sinne einer Ahndung des Verhaltens als auch eines fehlerbejahenden Systems.
Dabei nehmen Leitung und Träger eine wesentliche Schlüsselposition ein. Grundsätzlich wird im Rahmen der Konzeptionsentwicklung und -überarbeitung, der Einarbeitung neuer Mitarbeitenden über Macht, Gewalt und Zwang von Fachkräften gegenüber Kindern kommuniziert. Eine Selbstverpflichtung aller Mitarbeitenden sollte verbindlich verschriftlicht werden. Mehr hierzu findest Du in meinem KitaTalk mit Dietmar Sahrhage: Wegschauen war gestern.

Bei einigen Trägern sind folgende Handlungsmöglichkeiten und Konsequenzen mittlerweilen üblich:

  • Fachkräfte werden auf ihr Verhalten Kindern gegenüber angesprochen
  • Fachkräfte sprechen ihre eigene Grenzüberschreitung gegenüber der Leitung an
  • Fachkräfte sprechen eine Grenzüberschreitung von Kolleginnen und Kollegen gegenüber der Leitung an
  • Mitarbeitende sprechen eine Grenzüberschreitung von Leitung oder stellvertretenden Leitung gegenüber dem Träger an
  • Raum und Zeit für kollegiale Beratung
  • regelmäßige Fallbesprechungen
  • Einbeziehen der Fachberatung
  • Supervision zur Aufarbeitung
  • verpflichtende Fortbildung
  • Arbeitsrechtliche Maßnahmen: Dienstanweisung, Freistellung, Ermahnung, Abmahnung, Kündigung

Ermutigung zum Schluss

Mit diesem Blogbeitrag möchte ich Dich ermutigen, Deine Handlungsmuster und Sprache im Umgang mit den Kinder zu reflektieren. Es geht mir nicht um Schuldzuweisungen. Vielmehr geht es mir darum, sich in einem Klima der Offenheit im Team über die Wahrnehmung der eigenen Grenzen und der der Kinderauszutauschen und das eigene Handeln zu ref lektieren. Die Kinder mit all ihren Bedürfnissen stehen für mich immer im Mittelpunkt. Die Erfahrung, dass die kindlichen Grenzen von anderen akzeptiert werden, ist eine wichtige Erfahrung für Kinder. Es ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einer starken Persönlichkeit.

Mein Motto: Hinschauen – Informieren – Engagieren. Genau dazu möchte ich Dich einladen. Eine gewaltfreie Kindheit beginnt zunächst einmal bei Dir selbst und bei Deiner Bereitschaft, Dich selbst zu reflektieren. Nur so werden Krippe, Kita und Kindertagespflege zu einen (Natur-) Schutzgebiet für Kinder.

Anja