Die Teamuhr – die Phasen der Entwicklung im Team

In einem bekannten Lied heißt es so schön, „Januar, Februar, März, April – die Jahresuhr steht niemals still“ und endet mit der Liedzeile „und dann fängt das Ganze von vorne an“. Ähnlich verhält es sich mit der Teamuhr n. B. Tuckman, die ich Dir in diesem Beitrag vorstellen möchte.

Jetzt zu Beginn des Kindergartenjahres gibt es in den Teams oftmals verschiedene Veränderungen:

  • eine Kolleg*innen hat zum Sommer das Team verlassen, weil sie in Rente gegangen ist
  • eine neue Leitung übernimmt die Leitungsaufgabe
  • neue Kolleg*innen kommen ins Team
  • ein*e Kolleg*in kehrt aus der Elternzeit zurück
  • es gibt interne personelle Wechsel

Und damit befindet sich das Team automatisch wieder in der Teamfindung und Teamentwicklung. Eine solche Teamentwicklung durchläuft i.d.R. 4 bzw 5 Phasen:

1. Die Orientierungsphase

In dieser Phase lernen sich die Teammitglieder erst einmal näher kennen. Der Umgang ist durch Unsicherheit, Höflichkeit, vorsichtigem Beobachten und gegenseitigem Abtasten geprägt . Jede*r versucht heraus zu finden, wer und wie der* die andere ist. Klare Ziele und genaue Prozesse wurden noch nicht miteinander geklärt.

Hilfreich ist es, wenn in dieser Phase die Leitung dafür sorgt, dass sich die neuen Teammitglieder willkommen fühlen. Sie sollte alle Mitarbeiter*innen gleichermaßen informierten klare Aufgabenstellungen vorgeben und Regeln deutlich definieren.

Für das Ankommen der neuen Mitarbeiter*innen ist ein Einarbeitungskonzept sehr hilfeich, bei dem ein*e feste*r Ansprechpartner*in festgelegt, ein Einarbeitungsplan aufgestellt, Reflektionsgespräche eingeplant und die wichtigsten Informationen zusammengestellt werden. Sehr wertschätzend ist auch eine gewisse Begrüßungskultur. So haben In meinem früheren Team neuen Mitarbeiter*innen zur Begrüßung einen Blumenstrauß in der ersten Teamsitzung überreicht bekommen. Damit haben wir unsere Freude über das neue Teammitglied zu Ausdruck gebracht.

2. Die (Nah-)kampfphase

Hier kommen sich die Teammitglieder näher – sowohl positiv als auch negativ. Der * die Einzelne merkt, mit wem die „Chemie stimmt“ und mit wem nicht. Je nach Größe des Teams bilden sich in dieser Phase Subgruppen und es können unterschwellige Konflikte und Spannungen entstehen. Manchmal kommt es zu Konkurrenz untereinander. Einzelne Kolleg*innen werden in ihrem Handeln abgelehnt oder in Frage gestellt. Es wird sich an Problemen orientiert, die oftmals nicht sachlich gelöst sondern auf einer persönlichen Ebene ausgetragen werden.

In dieser Phase ist die Leitung besonders gefragt und gefordert. Sie hat die Aufgabe, konkrete und erreichbare Ziele und Aufgaben aufzuzeigen und dafür Sorge zu tragen, dass jede*r mit seinen*ihren Stärken und Ressourcen sich angemessen einbringen kann. Sie ist Schlichter und Antreiber zugleich. Sie sorgt im besten Fall für eine offene Diskussionsatmosphäre, in der Konflikte besprochen werden können und sich jede*r mit seiner*ihrer Meinung einbringen kann. Wichtig ist, dass die pädagogische Arbeit mit Kindern und Eltern das Zentrum der gemeinsamen Zusammenarbeit bleibt.

Sollte in dieser Phase unüberwindbare Konflikte zwischen einzelnen Teammitgliedern entstehen, denen sich die Leitung alleine nicht gewachsen fühlt oder wird sie in dieser Phase selbst als Person abgelehnt oder in Frage gestellt, bedarf es einer externen Unterstützung durch Fachberatung oder Supervision.

Diese Phase wird oftmals als recht beschwerlich und anstrengend erlebt. Gleichzeitig ist sie notwendig und wichtig, damit das Team in die nächste wichtige Phase gelangen kann.

3. Die Integrationsphase

In der Integrationsphase bilden sich die konkreten Abläufe und Regeln heraus, nach denen das Team miteinander arbeiten möchte. Hier entsteht ein erstes Wir-Gefühl. Offene Diskussionen auch über unterschiedliche Meinungen sind möglich. Die Rollen- und Aufgabenverteilung im Team klärt sich. Die Arbeitsweise ist nun lösungsorientierter, was nicht heißt, dass immer alles reibungslos läuft.

Die Leitung findet nun gemeinsam mit den Teamkolleg*inn*en Absprachen und Spielregeln und trägt dafür Sorge, dass diese eingehalten werden. Sie koordiniert die pädagogische und organisatorische Arbeit unter Berücksichtigung der Stärken und Ressourcen der einzelnen Teammitglieder. Die Integrationsphase kann je nach Team mehr oder weniger Zeit in Anspruch nehmen.

4. Die (Zusammen-) arbeitsphase

Es folgt die (Zusammen-) arbeitsphase, in der das Team leistungsfähig, effizient und eigenständig arbeitet. Das gemeinsame Tun steht nun im Vordergrund.

Der Umgang der Teammitglieder untereinander ist geprägt von Wertschätzung und gegenseitigem Respekt. Die während der Integrationsphase entwickelten Rollen und bewirken eine konstruktive und lösungsorientiertes Zusammenarbeit. Es ist ein Wir-Gefühl spürbar.

Die Leitung muss nun kaum noch in das Teamgeschehen eingreifen. Sie hat verstärkt Zeit, um sich auf ihre Aufgaben außerhalb der Teambildung zu konzentrieren. Zielentwicklung, Reflektion und Weiterentwicklung der pädagogischen Arbeit mit Kindern und Eltern, die Moderation der Kleinteambesprechungen und Überblick über den Gesamtprozess stehen nun im Vordergrund.

5. Die Abschiedsphase

Die fünfte Phase kommt immer dann zum Tragen, wenn ein*e Mitarbeiter*in das Team wieder verlässt. Ein bevorstehnder Abschied bringt immer Unruhe und Verunsicherung für alle Beteiligten mit sich. Es ist abzuklären, was noch zu tun ist und wer welche Aufgaben – zumindest vorübergehend- übernehmen wird.

Die Abschiedsphase sollte von der Leitung und den Teammitgliedern aktiv gestaltet werden, um die erbrachte Leistung der zu verabschiedenden Person angemessen zu würdigen. Empfehlenswert ist, klare Absprachen zu treffen, wie der Abschied gestaltet wird und was sich die zu verabschiedende Person wünscht. Das verbleibende Team bereitet sie sich parallel auf den*die kommende*n Kollegen*in vor.

Jeder Teamprozess ist anders

Natürlich sind die einzelnen Phasen in verschiedenen Teams unterschiedlich ausgeprägt. Es gibt einige Faktoren, die den Ablauf dieser Phasen bestimmen, z.B.:

  • Atmosphäre des Umfelds (locker, eher starr)
  • gelebte Teamkultur
  • Größe der Gruppe
  • bereits miteinander bekannte Teammitglieder
  • Erfahrung und Führungskompetenz der Leitung

Wenn Du jetzt in Gedanken Dein eigenes Team durchgehst, wirst Du viele dieser Phasen in den vergangenen Monaten und Jahren bestimmt schon mehrfach erlebt haben. Durch die Betrachtung und Analyse eines Teambildungsprozesses mit Hilfe der Teamuhr erschließen sich Dir oftmals Themen und Problematiken, für die Du möglicherweise vorher keine Erklärungen gefunden hast. Mit dem Wissen um diese ganz normalen Teamentwicklungsprozesse kannst Du zukünftig vieles mit Deinen Teamkolleg*innen auf der Sachebene angehen und bearbeiten.

Unter Berücksichtigung der Teamuhr wünsche ich Dir und Deinem Team einen guten Start und einen gelingenden Teamprozess

Deine Anja

 

Von Anker-Plätzen, Schatzkisten & Co – die Ich -Box für Päd. Fach- und Leitungskräfte

In ihrem Gastbeitrag „Ein Platz für Kuschel & Co“ hat Mareike Paic ihre Ich-Box für neue Kinder vorgestellt. Unmittelbar nach dem Erscheinen des Beitrags kontaktierte mich meine Kollegin Tanja Köster und fragte, ob wir eine solche Ich-Box nicht auch für neue Leitungskräfte entwickeln könnten. Dieser Impuls reichte aus, um bei Mareike und mir den Kreativitätsmuskel in Gang zu bringen. Weitere Ideen steuerten Nadine Winkler und Anke Leyer bei.

Auf Anfrage in meiner Facebook Gruppe „Coaching als Schlüsselkompetenz für Leitungskräfte“ äußerte Anke: „ Was für eine schöne Idee. Wie oft achten wir im Alltag nur auf die Bedürfnisse der Kinder und deren Familien und vergessen dabei unsere eigenen Befindlichkeiten wahrzunehmen und zu reflektieren. Ich werde das gleich mal am Montag in meinem Team vorschlagen.“ Und Nadine, die auch in dieser Gruppe ist, steuerte einen bunten Strauß an Ideen mit bei. So wurde aus der Idee einer Ich-Box für neue Leitungskräfte ein kleines Sortiment von Kisten und Plätzen für pädagogische Fachkräfte.

Aus der Ich-Box für Kinder wird eine Ich-Box für Erwachsene

Ursprünglich handelt es sich bei der Ich_Box um eine Kiste, die von der Familie gemeinsam mit dem Kind und für das Kind gestaltet wird. In dieser Kiste finden die wichtigsten Tröster und Übergangsobjekte des Kindes einen sicheren Platz. 

Wie könnte nun ein solcher Platz für Päd. Fach- und Leitungskräfte aussehen? Ein Brainstorming von Mareike und mir ergab, dass sich als Ich-Box die unterschiedlichsten Behältnisse anbieten: z.B. ein Korb mit Deckel, ein Nähkästchen, ein Koffer, ein Rucksack, eine Erste-Hilfe-Tasche, eine Schatztruhe, eine Werkzeugkiste o.ä..  Am besten suchst Du Dir etwas aus, was zu Dir und Deinen Vorlieben passt. In meinen Seminaren beispielsweise arbeite ich passend zu meinem Motto „Schatzsuche statt Fehlerfahndung“ in viel mit einer kleinen Schatztruhe, die randvoll mit den Ressourcen und Kompetenzen meiner Seminarteilnehmer*innen gefüllt ist. Als begeisterte Wanderin würde ich für mich persönlich wiederum einen Ressourcen-Rucksack wählen. Das steht für mich symbolisch für alles, was ich bereits in meinem Gepäck mitbringe und auf das ich zurückgreifen kann.

Nadine hat für sich spontan eine „Leitungs- Anker- Box“ als Idee benannt. Mit einer „Anker-Box“ assoziiere ich eine mediterran gestaltete Kiste mit Bildern von der Nord- oder Ostsee, Leuchttürmen, Ankersymbolen und Rettungsringen. In diesen Bildern steckt für mich soviel Kraft und Symbolgehalt:

  • Was ist für mich mein Leuchtturm, an dem ich mich in meiner neuen Aufgabe orientieren kann?
  • Wo und bei wem finde ich Halt? Wo kann ich ausruhen und Kraft sammeln? (Anker)
  • Wer hilft mir in schwierigen Situationen? (Rettungsring)
Ein Ideen-Feuerwerk entsteht

Ganz ähnlich mag Nadine auch gedacht haben, als den möglichen Inhalt ihrer Kiste benannte:

  • Handschmeichler
  • persönliche Glücksbringer
  • Karten mit Sprüchen zum Nachdenken, zur Aufmunterung und mit Witzigem
  • einen Sorgenfresser
  • Zitate und Sprüche, die dir wichtig sind
  • Telefonnummern von Personen (beruflich und privat), mit denen du über Probleme sprechen kannst
  • Fotos von deinen Liebsten (Mensch und Tier ;-))

Und wie nicht anders zu erwarten hat Mareike natürlich auch noch einiges mit beigesteuert:

  • eine kleine Dose, in dem ein Spiegel versteckt ist, der dich an deinen größten Schatz erinnern soll, den es zu hüten gilt
  • kleine Steine, auf denen kraftgebende Begriffe stehen wie z.B. Geduld, Energie, Zeit, Ruhe, Gelassenheit, Auszeit etc.

Ich würde das Ganze noch ergänzen wollen mit:

  • einem Maskottchen, bei mir ist das z.B. ein kleiner Teddy namens Lütti, den ich im Anerkennungsjahr als Abschiedsgeschenk bekommen habe
  • einen Wut- oder Stressball
  • Kärtchen mit Yoga- und Entspannungsübungen
  • Fotos von Personen, die dich persönlich oder beruflich geprägt haben
  • Bilder von Orten, die Dir helfen dich zu entspannen

Und nicht zu vergessen:

  • Ein Gutschein für eine Massage, Sauna, Kosmetikbehandlung, Eisessen, Essengehen o.ä. als Belohnung nach den ersten 100 Tagen.
Die „Kussbonbons für Erwachsene“

Besonders fasziniert war ich in Mareikes Beitrag von den „Kussbonbons“ und es stellte sich die Frage, wie Kussbonbons für Erwachsene aussehen können.

Hier unsere Ideen und bestimmt fällt Dir da auch noch eine Menge zu ein:

  • Bestücke ein Deko-Glas mit vielen Zettelchen, auf denen du Deine Ressourcen und Kompetenzen wie z.B. einfühlsam, musikalisch, humorvoll etc. aufschreibst. Wenn Du gerade mal nicht weiter weißt oder eine Bestärkung brauchst, ziehst Du einen Zettel und nimmst diesen Impuls, um zu überlegen, inwieweit dies Dir in dieser Situation weiterhilft.
  • Oder bestückst dieses Glas mit lauter aus goldener Pappe ausgeschnittenen Sternen, auf denen deine Sternstunden geschrieben sind. Sternstunden sind gelungene Situationen auf die Du positiv zurück schauen kannst.
  • Lege Dir das Kartenset „Schatzkarten für Erzieherinnen“ vom Don Bosco Verlag zu und wähle in einer schwierigen Situation eine Impulskarte, über die Du dann nachdenken kannst.
  • Ähnlich kann der Spiralaufsteller „Gute Laune fürs Büro“ von Joachim Groh mit lustigen Sprüchen genutzt werden.
  • Du kannst einen solchen Spiralaufsteller auch mit eigenen Sprüchen selbst gestalten.
  • Die bemalten Steine mit den kraftgebenden Worten können schön dekoriert in einer Schale oder in einem Deko-Glas auch zu wertvollen Kussbonbons werden. Anstatt der Steine würden in eine Schatzkiste Schoko-Goldmünzen mit kraftspendenden Worten besser passen. Diese kannst Du dann auch richtig vernaschen. 😉
  • Ich habe mal für ein Seminar Bonbons mit bestärkenden Sprüchen umwickelt, die Kolleg*innen, die eine Abschlusspräsentation zu meistern hatten, haben sich da rege bedient und hatten viel Spaß daran die Sprüche zu lesen.
  • Glückskekse können einen ähnlichen Zweck erfüllen.

Der Fantasie und Kreativität sind hier wahrhaftig keine Grenzen gesetzt. Ich bin gespannt, was Dir noch dazu einfällt. Ich freue mich schon auf die Beschreibung Deiner persönlichen Ich-Box in den Kommentaren.

Die Ich-Box für Pädagogische Fach- und Leitungskräfte bietet nicht nur neuen Mitarbeiter*innen eine tolle Gelegenheit, sich Kraft für den Alltag zu holen. Im Prinzip tut diese Art der Kraftquelle jeder*m Mitarbeiter*in gut.

Wenn zu Beginn des Kindergartenjahres alle Mitarbeiter*innen sich eine solche Ich-Box zulegen, kann das auch wunderschönes Einstiegs- und Kennenlernritual werden – für neue Teams genauso wie für bestehende Teams.

Ich wünsche Dir einen guten Start in dieses Kindergartenjahr

Deine Anja

P.S. Danke liebe Tanja, es hat mir viel Spaß gemacht, diese neue Idee zu entwickeln. Vielen Dank auch für die kreative Unterstützung an Anke, Mareike und Nadine.

Gut ankommen im neuen Team

Nachdem ich die letzten Beiträge den neuen Kindern und deren Eingewöhnung gewidmet habe, möchte ich diesmal die neuen Kolleg*innen, die jetzt in den Teams starten in den Blick nehmen. Vielleicht übernimmst Du gerade selbst eine neue Rolle und Aufgabe.

Du beginnst beispielsweise:

  • Deine erste Fachkraftstelle nach der Ausbildung
  • eine Fachkraftstelle in einer neuen Gruppe
  • eine Gruppenleitung in Deiner bisherigen Gruppe
  • die Leitung einer neuen, anderen oder zusätzlichen Einrichtung
Das Ankommen im Team als Herausforderung

Allen diesen Neustarts ist gemeinsam, dass sie große Herausforderungen mit sich bringen, die es zu meistern gilt. Und wen überkommt da nicht einmal der Zweifel, ob das alles gut laufen wird. Zur Beruhigung vorab: diese Zweifel sind völlig normal. Das kannst Du in meinem früheren Beitrag zu den „Räumen der Veränderung“ nach Bedarf nachlesen.

Wenn Du in einem neuen Team anfängst, ist oftmals der erste Tag besonders aufregend, vielleicht sogar so ein bisschen wie der erste Schultag. Du musst Dich erst einmal in dem fremden Gebäude zurechtfinden, die neuen KollegInnen kennenlernen und die anstehenden Aufgaben verinnerlichen.

Schrittweise gilt es für Dich Deinen Platz im Team zu finden und auch die Kolleg*innen müssen sich erst an Dich gewöhnen. Gerade jetzt in der Eingewöhnungszeit mit den neuen Kindern und Eltern bleibt nicht immer genug Zeit, um sich näher kennenzulernen und Dich gut einzuarbeiten.

Manchmal kann es durchaus vorkommen, dass Du von Deinem neuen Team nicht zwangsläufig mit offenen Armen empfangen wirst. Das hat oftmals ganz unterschiedliche Gründe. Beispielsweise in Spitzenzeiten wie der aktuellen Eingewöhnung kann ein*e neue*r Kolleg*in durchaus eine Belastung darstellen. Die Einarbeitung kostet zusätzlich Zeit und Energie. Oder je nachdem welche Vorgeschichte die Gruppe oder Einrichtung hat, können die eingesessenen Kolleg*innen zunächst reserviert und skeptisch auf eine*n neue*n Kollegen*in reagieren. Es ist solchen Situationen empfehlenswert, diesen Irritationen möglichst zeitnah auf den Grund zu gehen und mit Hilfe von Ich-Botschaften anzusprechen.

Zusätzlich solltest Du Dich mit Modellen wie der Teamuhr vertraut machen. Diese Modelle eröffnen Dir das Verständnis für ganz normale Teamprozesse, die in neuen Situationen stattfinden und zu einer gesunden Teamentwicklung dazu gehören. Diese Teamuhr und den möglichen Umgang damit werde ich in einem späteren Beitrag näher erläutern. 

Grundsätzlich ist es völlig normal, dass Du in der ersten Zeit

  • nervös und unsicher bist
  • die Teamkultur noch nicht kennen kannst
  • die Abläufe und hierarchischen Strukturen erst kennenlernen musst
  • weniger Kontakte mit den Kolleg*Inne im Team has
  • die ungeschriebenen Gesetze noch herausfinden musst
  • Fehler machen und viele Fragen haben wirst

Um gestärkt in die neue Aufgabe zu gehen, mach Dir bewusst, dass Du:

  • viel Fachwissen mitbringst, vielleicht hast Du ja auch ein interessantes Spezialgebiet, das Du einbringen kannst
  • hochmotiviert bist und Lust auf diesen Neubeginn hast
  • mit einen unvoreingenommenen, frischen Blick in die Kita kommst
  • frische Ideen mitbringst

Unabhängig davon, ob Du als Neueinsteiger*in oder alte*r Hase*Häsin irgendwo neu beginnst, die ersten Tage und Monate stellen immer eine besondere Herausforderung dar, vor allem weil Du in dieser Zeit zwangsläufig unter besonderer Beobachtung stehst. Obwohl es nicht immer ganz einfach ist, sich von diesem Druck frei zu machen, seh diese Zeit als Deine Chance.

Hilfreiche Grundregeln für das Ankommen im Team

Für die ersten Monate gibt es ein paar Grundregeln, die Dir den Einstieg leichter machen können. Finde möglichst eine Balance aus Profilierung und Anpassung. Im besten Fall hast Du Dich bereits im Vorfeld ausführlich vorbereitet und hattest ein Einführungsgespräch mit der Leitung und Deinen Kolleg*innen.  Ansonster erkundige Dich, wie die Einarbeitung ablaufen soll und ob es in der Einrichtung einen Einarbeitungsplan gibt.

Um gut im Team und in der Arbeit anzukommen, solltest Du:

  • Dir Zeit nehmen, die Einrichtung, Arbeitsabläufe, Kinder, Eltern und Kolleg*innen erst einmal kennenzulernen 
  • Beziehungen zu Kindern, Eltern und Kolleg*innen aufbauen
  • Deine Aufgaben, Zuständigkeiten und Verantwortungen klären
  • folgende Fragen für Dich klären: Wo liegen Deine besonderen Stärken? Welche sind für diese Aufgabe und Position wesentlich? Worin liegen die besonderen Stärken des Teams? Was ist jetzt die dringendste und wichtigste Aufgabe Dich und das Team?
  • grundsätzlich keine Scheu haben, Fragen zu stellen, wenn Du etwas nicht weißt
  • Dir Feedback von Kolleg*innen und Leitung bzw. Vorgesetzten einholen und zur Weiterentwicklung nutzen
  • Leistungsbereitschaft zeigen und den Teamkolleg*innen Hilfe anbieten
  • viel beobachten und gut zuhören
  • Ideen behutsam einbringen, also nicht mit der Tür ins Haus fallen, wenn Du etwas ändern möchtest. Das ist insbesondre für dich als Leitungskraft sehr wichtig. Veränderungen sind grundsätzlich behutsam anzugehen, damit nicht der Eindruck entsteht, dass das was vorher gearbeitet wurde, von Grund auf schlecht war.
  • Rituale der Kolleg*innen untereinander wahrnehmen, beobachten und schrittweise übernehmen. Dazu gehört auch das Herausfinden der ungeschriebenen Regeln und Gesetze im Team.
Das Ankommen im Team unterstützen

Alle anderen Kolleg*innen, die selbst keinen Neustart zu bewältigen haben, aber in deren Team ein*e neue*r Kolleg*in beginnt, möchte ich einladen, zu überlegen:

  • Wie war Dein Neustart in diesem Team?
  • Was hat Dir geholfen, im Team und in der Arbeit gut anzukommen?
  • Gibt es ein Einarbeitungskonzept in Eurer Kita?
  • Wie begrüßt Ihr als Team den*die neue*n Kollegen*in?
  • Wer ist der*die verlässliche Ansprechpartner*in für den*die neue*n Mitarbeiter*in?
  • Wie kannst Du das Ankommen des neuen Teammitgliedes unterstützen und erleichtern?

Mit diesen Impulsen wünsche ich Dir und Deinen Kolleg*innen einen guten Start ins neue Kita-Jahr 

Anja 

Ein sicherer Platz für Kuschel & Co – die Ich Box

Wie bereits angekündigt, stellt Euch diesmal Mareike Paic von den Sternstunden Seminaren ergänzend zu meinen Blogbeitrag: „Kuschel muss mit“ ihre Ich-Box als besondere Möglichkeit, den Übergangsobjekten der Kinder einen besonderen Platz zu geben vor. Ich wünsche Euch tolle Impulse und Anregungen für Eure Praxis.

Eure Anja

Vom „ICH-BUCH“ zur „ICH BOX“ – Eine bewährte Methode wird erweitert

ein Gastbeitrag von Mareike Paic

In vielen Krippen und Kindertagesstätten wird bereits mit den sog. Ich-Büchern gearbeitet. Dabei handelt es sich um ein kleines, persönliches Fotoalbum, das von der Familie des Kindes im Vorfeld gestaltet und am 1. Kindergartentag mitgebracht wird.


Bilder sagen mehr als Worte

Beim ersten Kennenlernbesuch des Kindes erhalten die Eltern einen Blankohefter oder Ordner mit bis zu 8-10 Seiten, die dann von der Familie bis zum ersten Kita-Tag mit Bildern von wichtigen Personen und Dingen aus dem Lebensumfeld des Kindes bestückt werden.
Das können Bilder von Bezugspersonen, Haustieren, Lieblingsorten, Rückzugsorten und ähnliches sein. Hilfreich für die Pädagogischen Fachkräfte ist eine kurze Beschriftung der Fotos mit Namen oder Bezeichnungen. In vielen Familien gibt es individuelle, familieninterne Begriffe und Bezeichnungen, so wird die Lieblingsspeise „Joghurt“ beispielsweise zum „Nano“ und wir erfahren, dass Ludwig nicht der Lieblingsonkel, sondern die Familienkatze ist, die wiederum vom Kind Lulu gerufen wird.

Wichtige Rituale – z.B. bevorzugte Einschlafpositionen und -helfer wie z.B. Bilderbuch, Schnuller oder Fläschchen können auf diesen Bildern ebenfalls dokumentiert werden. So verstehen wir als pädagogischen Fachkräfte das Kind und seine Bedürfnisse ohne viele Worte.

Das Ich-Buch wird oftmals zum wichtigen Halt für das Kind, wenn die Bindungspersonen nicht anwesend sind – besonders in der Eingewöhnungszeit. Dieses Büchlein gibt dem Kind dann Trost und Sicherheit.

Da die Ich-Bücher in der Regel über die gesamte Krippen- bzw. Kindergartenzeit in der Gruppe verbleiben werden sie zum wertvollen Tröster und Wegbegleiter auch über die Eingewöhnungszeit hinaus.

Wohin mit dem Schnuffeltuch?

Nach ein paar Jahren voller emotionaler „Ich-Buch-Momente“ beobachtete ich immer wieder, dass wertvolle Übergangsobjekte wie der Teddy oder auch das Schnuffeltuch oft keinen festen, geschützten Ort in der Gruppe hatten. Dies führte oftmals zu tränenreichen Suchaktionen. Ich suchte daraufhin nach einer Möglichkeit, den Lieblingsstücken des Kindes mehr Wertschätzung zukommen zu lassen. Bei einem Austauschtreffen erzählte mir eine Kollegin von persönlichen Schatztruhen, die sie für jedes Kind eingerichtet hatte. Diese Idee griff ich umgehend auf und entwickelte sie weiter.

Eine persönliche Schatzkiste: Die Ich-Box

Anstatt eines Ordners bekommen unsere Familien seitdem einen kleinen, leeren Karton mit nach Hause. Hierfür eignen sich Kinderschuhkartons, stabile Umverpackungen z.B. aus Drogerien und Parfümerien oder natürlich auch gekaufte Schmuckkartons – je nach Bezugsquelle und Etat.

Beim ersten Kennenlernbesuch kann sich ein Kind je nach Alter seinen Namen und eine Verzierung aus Buchstaben, Stickern und Klebebändern zusammenstellen und auf die Kiste kleben. Die Familien gestalten und füllen diese Schachtel zuhause als Vorbereitung auf die Eingewöhnung und das Kind bringt diese dann am ersten Tag mit in seine neue Gruppe. Neben den Fotos, die auch in einem Ich-Buch sind, finden in dieser persönlichen Schatzkiste auch ein kleiner Teddy, das Lieblingsauto, ein Schnuffeltuch oder ähnliches einen festen Ort. So wird diese Schatzkiste eine stärkende und tröstende Kiste der Erinnerungen für das Kind. Einige Kinder bringen dann auch ein Tuch mit dem Parfum der Mama oder den Bären mit dem Geruch von Papa mit in die Krippe oder den Kindergarten. Damit kann dann eigentlich nichts mehr schief gehen, oder?

Solche Seelentröster sind gut in einer solchen Kiste aufgehoben. Jede Kiste hat ihren festen Platz im Gruppenraum, wo das Kind jederzeit darauf zurückgreifen kann. Und selbstverständlich ziehen die persönlichen Schatzkisten mit dem Kind um, wenn es z.B. hausintern von der Krippe in den Kindergarten wechselt.

Schätze (wert-)schätzen

Das Kind entscheidet, wann seine Kiste geöffnet wird. Und wer mit hineinschauen möchte, muss erst einmal das Besitzerkind fragen. Auch über den Inhalt bestimmt das Kind.

Wichtig ist mir, das die Idee der Schatzkisten nicht mit dem Gedanken eines Eigentumsfaches vermischt werden. Der Inhalt dieser Box darf zwar wachsen und einzelne Stücke ausgewechselt oder erneuert werden. Sie sollte aber eine Schatztruhe mit kostbaren Einzelstücken bleiben. Für die Kunstwerke und Fundstücke des Tages steht daher weiterhin das Eigentumsfach zur Verfügung.

Persönliche Rituale der Kindheit

Vor einigen Jahren hatte ein Junge aus meiner Gruppe mit seiner Mama ein inniges Ritual, das mir sehr in Erinnerung geblieben ist. Die Mama hatte immer einen Lippenstift dabei. Wenn sie den Kindergarten verließ bekam ihr Sohn mit frisch geschminkten Lippen einen Kuss – mal auf die Stirn, mal auf die Wange. Unser Begrüßungsritual bestand dann daraus, das ich den Kuss finden und bestaunen sollte. Es war toll zu beobachten, wie der Junge mehrfach am Vormittag schnell mal zum Spiegel flitzte, um zu schauen, ob noch eine Spur von Mama zu sehen war. Für ihn war dies eine wichtige Brücke, um seinen Trennungsschmerz zu überwinden.

Eine Dose Kussbonbons“

Nun kannst Du Dir bestimmt meine Begeisterung vorstellen, als ich das Buch „Eine Dose Kussbonbons“ entdeckte. Ein kleiner Eseljunge geht zum allerersten Mal auf Klassenfahrt. Bei aller Vorfreude macht ihn der Gedanke ohne Mama und Papa fahren zu müssen, traurig und unsicher. Mama Esel hat daraufhin eine geniale Idee: Sie „stempelt“ mit Eselpapa kleine Zettel mit ihren Küssen und packt einen ganzen Vorrat davon in eine bunte Bonbondose.
Schon im Bus kann so ein kleiner „Kuss zum Mitnehmen“ den kleinen Esel trösten.

Diese Idee musste von da an mit in die Ich-Box! Als Ausgangspunkt erzähle ich den Eltern diese kleine Geschichte bereits beim Kennenlernen. Da die Geschichte recht kurz ist, lässt sie sich gut in den Kennenlernnachmittag einbauen und die Eltern können dann Kussbonbons zu Hause vorbereiten. Auch die Wartezeit während der ersten Trennungsversuche können damit verkürzt werden, wenn Eltern dazu eineladen werden Kuss-Bonbon-Gläser für ihr Kind zu gestalten und zu füllen.

So können die „Bonbons“ später vom Kind individuell und stärkend vernascht werden. Die Kinder lieben es, wenn ich Ihnen dabei die Geschichte vom kleinen Esel vorlese.

Ich wünsche Dir und den Kindern ganz viele innige „Ich-Momente“ während der Eingewöhnung und einen guten Start mit den neuen Kindern und Eltern

Deine

Mareike Paic (Sternstunden-Seminare)

Buch-Tipp:

Eine Dose Kussbonbons von Michel Gay , erschienen bei Beltz& Gelberg ISBN 978-3-407-76102-6

Mehr von Mareike Paic und den Sternstunden – Seminaren:

Kontaktdaten: www.sternstunden-seminare.de

Als Sprachbildungskraft liegt Mareike schon seit vielen Jahen die Begleitung der Sprachentwicklung am Herzen. Hierzu hat sie im Rahmen der Stenstunden – Seminare eine DVD aufgenommen: „Überall steckt Sprache drin“. Die Beschreibung und Bezugsquelle findet Ihr hier im Download.

Wenn Ihr mehr von Mareike und mir hören wollt, schaut in unser Gespräch auf YouTube zum Thema: „Sprachbildung trotz(t) Corona“ rein.

„Kuschel muss mit“ – Übergangssobjekte in der Eingewöhnung

Folgende Situation kennst Du  bestimmt aus Deiner Praxis: ein neues Kind kommt jeden Tag mit seinem kleinen Teddy „Kuschel“ in die Kita. Kuschel hat den Auftrag, solange das Mädchen in der Kita ist, gut auf sie aufzupassen. Und so begleitet Kuschel sie in den ersten Tagen und Wochen der Trennung durch den Kita- Alltag. Kuschel ist zunächst überall mit dabei. Erst nach und nach kann Kuschel von einem Regal zuschauen und später wird er nur noch in ganz besonderen Situationen dazu geholt z.b. wenn das Mädchen sehr traurig oder müde ist. Beim Schlafen hat Kuschel seinen festen Platz im Bett des Mädchens.

Was diesem Mädchen ihr Teddy Kuschel ist, ist für andere Kinder der Schnuller, eine Puppe, das Schmusetuch, ein spezielles Spielzeug oder ein anderer besonderer Gegenstand. Alle hier aufgezählten Dinge haben eins gemeinsam: sie dienen den Kindern als sog. Übergangsobjekte und geben Halt in schwierigen Situationen.

Wofür sind Übergangsobjekte wichtig?

Als Übergangsobjekte wählen Kinder Gegenstände, die eine besondere Bedeutung für sie haben. Donald W. Winicott (engl. Kinderarzt und Psychoanalytiker) hat herausgefunden, dass diese Objekte in der frühen Mutter-Kind-Beziehung als Symbol für die Einheit von Mutter und Kind stehen. Demzufolge werden Übergangsobjekte etwa ab den 6. Lebensmonat für Kleinkinder bedeutsam. Ein Übergangsobjekt tritt in Abwesenheit der Eltern an Stelle der oralen und emotionalen Befriedigung, die das Kind sonst von ihnen erhält. So wird ein Übergangsobjekt zum vorübergehenden Ersatz für die abwesenden Bezugspersonen und bietet dem Kind Schutz, Sicherheit, Halt und Geborgenheit. Das Objekt hilft ihm, die Abwesenheit seiner Bezugspersonen besser zu meistern.

Gerade zu Beginn der Eingewöhnungszeit tragen viele Kinder ihre Übergangsobjekte wie Begleiter den ganzen Tag mit sich herum, andere greifen nur in schwierigen Situationen darauf zurück. Mit zunehmendem Alter verlieren einzelne Übergangsobjekte i. d. R. an Bedeutung.

Aber mal Hand aufs Herz. Hast Du vielleicht auch heute noch irgendeinen Glücksbringer oder Gegenstand in Deiner Mantel- oder Hosentasche? Hilft es Dir, ein besonderes Kleidungsstück zu tragen, wenn Du vor neuen Situationen stehst? Oder beruhigt Dich ein bestimmter Geruch, der Dich an Deine Kindheit erinnert? Dann kannst Du die Kinder gut verstehen, wie wichtig und wertvoll ihre Lieblings“objekte“ für sie sind.

Wissenswertes über Übergangsobjekte in der Kita

Die Entscheidung für ein Übergangsobjekt ist eine sehr persönliche und individuelle Wahl eines Kindes. Es entscheidet sich für einen bestimmten Gegenstand entsprechend seiner Vorlieben und Bedürfnisse. Für das emotionale Wohlbefinden des Kindes ist es daher wichtig, dass Du und andere Erwachsene diese Entscheidung bedingungslos akzeptieren. Das ist in der Praxis nicht immer ganz einfach, da die gewählten Übergangsobjekte z.B. das harte, kantige Spielzeugauto oder das nicht mehr besonders ansehnliche, abgewetzte Kuscheltier nicht zwangsläufig Deinen Erwachsenenvorstellungen und ästhetischen Ansprüchen entspricht.

In der pädagogischen Praxis bedarf es feinfühliger Pädagogischer Fachkräfte, die um die Bedeutung von Übergangsobjekten für Kinder wissen und diese Objekte in der täglichen Arbeit als wesentliche Brücke zu den jeweiligen Bindungspersonen des Kindes begreifen und zulassen können. Übergangsobjekte haben einen unschätzbaren emotionalen Wert für ein Kind. Daher sollten wir Erwachsene – Pädagogische Fachkräfte, Eltern und andere Bezugspersonen – diese einem Kind niemals wegnehmen bzw. verwehren. Ein solches Tun kann ein Kind in eine emotionale Krise versetzen und gewachsene Bindungen gefährden. Aus Erfahrung weißt du sicherlich, dass sich mit der Zeit die Gelegenheit bietet, gemeinsam mit dem Kind im Dialog zu überlegen, ob das Übergangsobjekt zwischendurch von einem Regal aus zuschauen oder sogar in der Garderobe bzw. im Bett auf das Kind warten kann. In jedem Fall sollte dem Kind sein Übergangsobjekt jederzeit und je nach Bedürfnis frei zugänglich sein. Es liegt im Ermessen des Kindes, ob und wann es sein Übergangsobjekt braucht. Erinnerst Du Dich eventuell daran, ob es in Deiner eigenen Kindheit geliebte Teddys, Puppen, Schmusedecken oder Spielzeuge gab, die eine wichtige emotionale Funktion und Bedeutung für Dich hatten? Bei mir war es ein alter recht harter Teddy namens „Fritz“. Fritz hat mich viele Jahre durch meine Höhen und Tiefen begleitet und war stets ein sehr geduldiger Zuhörer und ein fantastischer Tröster. Und bei Dir? Deine Reflexion hierüber ist ein wichtiger Ausgangspunkt, um das Bedürfnis des Kindes besser nachvollziehen zu können. Manchmal ist es hilfreich, auch mit den Eltern über diese Fragestellung in den Dialog zu kommen, denn erfahrungsgemäß stehen nicht alle Eltern hinter der Wahl und Entscheidung ihrer Kinder für ein bestimmtes Übergangsobjekt.

Schwere Zeiten für Übergangsobjekte

Aktuell sind für die begleitenden und brückenbauenden Übergangsobjekte schwere Zeiten angebrochen. Deine pädagogische Praxis ist trotz der Rückkehr zum Regelbetrieb weiterhin durch Hygienevorschriften geprägt. In einigen Kitas und Tagespflegestellen sollen daher die Kinder möglichst wenige Gegenstände zwischen Elternhaus und Kita hin und her tragen, um eine Infektionsübertragung zu vermeiden. Bei Übergangsobjekten ist hier auf jeden Fall eine Ausnahme zu machen, da sie den Kindern eindeutig die Trennung von den Eltern erleichtern. Diese hilfreiche Unterstützung darf auf keinen Fall den Hygienevorschriften zum Opfer fallen. An anderer Stelle wiederum wird empfohlen, die Objekte mindestens zweimal die Woche zu reinigen und zu desinfezieren. Mit einem Schnuller wird dies automatisch gemacht und das geliebte Spielzeugauto zu desinfezieren ist sicherlich möglich. Problematischer ist diese Empfehlung bei Kuscheltieren oder Schmusetüchern, deren spezifischer Geruch an zu Hause erinnert. Meines Erachtens bietet ein fester Platz für das Übergangsobjekt eventuell in Form einer sog. „Ich-Box“ Abhilfe für dieses Dilemma. Durch die feste Zuordnung, wohin und zu wem das Übergangsobjekt gehört, wird das Weiterreichen der Objekte unter den Kindern minimiert. Was sich genau hinter der Ich-Box verbirgt, verrät Dir Mareike Paic im nächsten Blog-Beitrag. Ich freue mich, Mareike ein weiteres Mal für einen Gastbeitrag gewonnen zu haben, Das erstemal hat sie hier ihre Gefühlsuhren vorgestellt.

Beim Reinigen und Desinfizieren eines Übergangsobjektes kannst Du das Kind auch spielerisch miteinbeziehen. Die Kinder erleben zur Zeit, das Händewaschen und die Desinfektion zum Alltag gehören. Im Rollenspiel kannst Du oder die Eltern mit den Kindern gemeinsam die Kuscheltiere, Schmusetücher und andere Spielzeuge reinigen. So erlebt das Kind mit, was mit seinem Lieblings-„objekt“ passiert und bekommt eine nachvollziehbare Erklärung dazu.

Abschließend möchte ich Dich einladen, Dich gemeinsam mit Deinem Team auf den Weg zu machen, um mit den Eltern gute Lösungen zu entwickeln, damit den Kindern trotz widriger Umstände das Mitbringen von Übergangsobjekten möglich ist.

Ich wünsche Dir einen guten Start mit den Kindern und den vielen verschiedenen Kuscheltieren, Schnullern, Schmusetüchern etc.

Deine Anja

Hier kommst Du direkt zu dem bereits veröffentlichten Gastbeitrag von Mareike Paic über die „Gefühlsuhren“.