Die Bedeutung der Praxisanleitung für die Qualifizierung des frühpädagogischen Personals ist unbestritten. Die konkrete Unterstützung künftiger Fachkräfte hinsichtlich der Entwicklung ihrer Handlungskompetenzen in der Praxis ist immens wichtig. Wie aber lässt sich in Zeiten von Notbetreuung und HomeOffice ein gutes Mentoring für die angehenden Fachkräfte gestalten?
Einsatz in der Notbetreuung
Einige der angehenden Fachkräfte (Studierende) werden gemeinsam mit Ihren Praxisbegleiterinnen (Mentor*innen) in der Notbetreuung eingesetzt. Auf diese Weise bleibt der*die Studierende im Kontakt mit Kinder und Eltern und kann verschiedene konkrete Aufgaben übernehmen und bearbeiten.
In Absprache mit dem*der Mentor*in kann er*sie verschiedene Beobachtungsaufgaben durchführen, um heraus zu finden, welche Themen das einzelne Kind gerade besonders beschäftigt. Da aktuell viele Kinder von Eltern mit systemrelevanten Berufen in KiTa und Kindertagespflege sind, sollte sich der*die Studierende explizit mit möglichen Ängsten der Kinder beschäftigen, um hier eine besondere Feinfühligkeit zu entwickeln. KiTa und Kindertagespflege bilden für die Kinder einen wichtigen „sicheren Ort“, an dem ihre Ängste und Sorgen ernst genommen werden und an dem sie durch Spiel und schöne Dinge auf andere Gedanken kommen können.
Ein weiteres wichtiges Feld eröffnet sich für die Studierenden durch die Kinder, die aufgrund von drohender Kindeswohlgefährdung in KiTa und Kindertagespflege wieder verstärkt betreut werden. Die Beschäftigung mit §8a und dessen Umsetzung in der Praxis können hier Themen für die Erarbeitung, Vertiefung und Reflexion sein. Der gezielte Umgang mit diesen Kindern eröffnet den Studierenden ein intensives Erprobungsfeld für die Entwicklung verschiedener Handlungsstrategien mit belasteten und ggfs. auch traumatisierten Kindern.
Die Präsenszeiten in der KiTa, in denen je nach Situation keine Kinder anwesend sind, sollten zur Vor- und Nachbereitung der Notbetreuung und zur gemeinsamen Reflexion von Studierenden und Mentor*innen genutzt werden.
Aufgaben im HomeOffice
Ergänzend zum Einsatz in der Notbetreuung bzw. da wo keine Notbetreuung nötig ist, gilt es gut zu überlegen, womit sich der*die Studierende im Einzelnen im HomeOffice beschäftigen kann. Meines Erachtens bieten sich dazu folgende Themen und Inhalte:
- Verfassen von Entwicklungsberichten
- Fertigstellung von Bildungs- und Lerngeschichten
- Schreiben von Facharbeiten
- Bearbeitung diverser schulischer Aufgaben (falls vorhanden)
- Lesen von Fachtexten z.B. zum Thema Kinderängste, kindgerechte Erklärungsansätze zur aktuellen Situation, Unterstützung von Eltern in Grenzsituationen, Traumatisierte Kinder etc.
- Hören und Sehen von Fachvorträgen im Internet
- Teilnahme an Online Fortbildungen
- Erarbeitung von kleinen Spiel-/ Bastelanregungen für die Kinder zu Hause
- Verfassen von Briefen und Newsletter für die Kinder und Eltern mit Spielen, Anregungen, Liedern, Bastelangeboten etc.
- etc.
Diese Liste ist beliebig erweiterbar. Studierenden und Mentor*innen wird noch vieles mehr einfallen. Im Anschluss an diesen Beitrag findet Ihr im Datei-Download eine Liste mit Links. Hier habe ich einige interessante Quellen zusammengetragen, mit denen sich angehende Fachkräfte und ausgebildete pädagogische Fachkräfte in KiTa und Kindertagespflege im HomeOffice weiterbilden können.
Anleitung und Reflexion im HomeOffice
In vielen Situationen haben die angehende Fachkraft und die Praxisbegleiterin keine direkten Begegnungen in der KiTa oder Tagespflege. Dann ist die Begleitung, unter Beachtung der Kontaktsperre, anders zu organisieren. Hier kommen dann Medien wie Telefon, WhatsApp, Facebook, Email oder Videokonferenzen zum Einsatz.
Wichtig ist, dass Studierende und Mentor*in sich gemeinsam einen verlässlichen und strukturierten Rahmen für Anleitung und Reflexion schaffen.
Zu Beginn der Woche ist es daher sinnvoll, dass es einen Termin gibt, an dem gemeinsam überlegt wird, womit sich der*die Studierende im Laufe der Woche schwerpunktmäßig beschäftigt. Die Berufspraktikannt*innen und PiAs im dritten Jahr stehen gerade kurz vor ihren Abschlüssen. Daher sollten sie zum einen Zeit eingeräumt bekommen, um ihre Facharbeiten und Abschlussprüfungen gut vorbereiten zu können. Zum anderen können sie sich zum jetzigen Zeitpunkt in Absprache selbst Aufgaben und Inhalte suchen, gemäß der Verselbständigungsphase in der sie sich befinden, um ihre eigene Professionalität voran zu bringen. Hierfür sollte der*die Mentor*in dem*der Studierenden vertrauensvoll die Verantwortung in die Hände legen. Am Ende der Woche schließt sich dann ein gemeinsames Reflexionsgespräch über die Inhalte und den Verlauf dessen, was sich der*die Studierende erarbeitet hat, an.
Andere Praktikannten und PiAs in den früheren Ausbildungsabschnitten brauchen konkretere Vorgaben, was Sie im Einzelnen be- und erarbeiten können. Sie müssen oftmals schrittweise an diese selbständige Arbeitsweise herangeführt werden. Je nach Wissensstand, Alter und Persönlichkeit der Studierenden sind neben dem Planungsgespräch zu Beginn der Woche und einer Reflexion zum Ende der Woche, weitere Termine unter der Woche, eventuell auch regelmäßig jeden Vormittag, wichtig.
So oder so ist von dem*de Mentor*in viel Phantasie und Kreativität gefragt, um die fehlende Arbeit mit Kindern und Eltern zu kompensieren.
Interesse an Austausch?
Habt ihr Interesse daran, gemeinsam zu überlegen, welche Möglichkeiten sich in Eurer Praxis bieten, ein Mentoring aus dem Home Office heraus zu gestalten? Dann meldet Euch über den unten stehenden Button: „Anmeldung/ Weitere Informationen“ dazu an. Ich freue mich auf Euch.
Eure Anja
Termine und Themen:
Erfahrungsaustausch über Zoom
Donnerstag, 16.04.2020 15.00-17.00 Uhr Die Pädagogische Fachkraft im HomeOffice (kostenfrei)
Freitag, 17.04.2020 15.00 – 17.00 Praxisanleitung aus dem HomeOffice (kostenfrei)
Bei Interesse an der Teilnahme meldet Euch über den Button bei mir an und teilt mir über das jeweilige Stichwort: „Pädagogische Fachkraft“ oder „Praxisanleitung“ mit, an welchem Erfahrungsaustausch Ihr teilnehmen wollt.
Neueste Kommentare