Mit Caroline Ali-Tani war ich in dieser Folge zum Thema „Ich habe keine Vorurteile“ im Austausch.
Doch genau hier beginnt die Herausforderung: Vorurteile sind tief in uns verankert – oft unbewusst. In dieser Folge sprechen wir darüber, warum es problematisch ist, sich für „vorurteilsfrei“ zu halten und welche Rolle unbewusste Denkmuster in der pädagogischen Arbeit spielen.
Kinder erleben die Welt durch die Brille der Erwachsenen um sie herum. Wenn wir die eigenen Denkmuster also nicht reflektieren, übernehmen Kinder diese – und das oft völlig unbewusst.
Statt Vorurteile zu leugnen, sollten wir sie erkennen und hinterfragen. Eine wertschätzende, inklusive Haltung in der Kita beginnt mit Selbstreflexion und der Bereitschaft, eigene Denkmuster zu verändern.
Diese Folge gibt praxisnahe Impulse, wie wir in der pädagogischen Arbeit sensibel und bewusst mit eigenen Vorannahmen umgehen können.
Viel Spaß bei dieser Folge.
Anja
Vielen Dank an Ronald Kah für die hier verwendete Musik: Happy Intro
In der heutigen Folge der Kita Talks bin ich mit Ulrike Altmann im Gespräch. Ulrike ist Sozialpädagogin und systemischer Elterncoach. Gemeinsam haben wir über das Thema: Verständnisvoll begleiten – Umgang mit Kindern mit FASD in der Kita gesprochen.
Ulrike erzählt, welche ganz persönliche Verbindung sie zu diesem Thema hat und klärt darüber auf, was FASD überhaupt ist, welche Symptome bei dieser Krankheit hinweisend sein können und vor allem wie man in der Kita mit FASD betroffenen Kindern umgehen sollte.
Sie teilt Tipps und Einblicke in den Alltag dieser Krankheit und wir sprechen darüber, welchen besonderen Herausforderungen man als pädagogische Fachkräfte gegenübersteht und wie man diese Kinder bestmöglich unterstützen kann.
In meinen Seminaren begegne ich immer wieder Fachkräften aus Krippe, Kita oder der Kindertagespflege, die sich von den vielfältigen Verhaltensweisen der Kinder herausgefordert fühlen. Nicht selten werden dann bestimmte Verhaltensweisen wie Wutausbrüche, Widerstand oder das Ignorieren von Regeln schnell als „provokant“ empfunden. Doch provokatives Verhalten im eigentlichen Sinne setzt bestimmte neurobiologische und kognitive Entwicklungsschritte voraus, die sich bei Kindern im Alter von 0 bis 6 Jahren und darüber hinaus erst entwickeln. Warum das so ist, wo die eigentliche Herausforderung liegt und wie du dich im Umgang mit diesen Situationen selbst reflektieren kannst, möchte ich in diesem Blogartikel näher beleuchten.
Können Kinder provozieren? Ein Blick auf die Neurobiologie
Kinder entwickeln sich nicht nur körperlich, sondern auch geistig und emotional in rasantem Tempo. Das Gehirn eines Kindes ist jedoch bis ins junge Erwachsenenalter noch nicht vollständig ausgereift. Der präfrontale Kortex, der für Impulskontrolle, Planen und Abwägen von Konsequenzen verantwortlich ist, entwickelt sich erst ab dem Schulalter und ist erst etwa im Alter von etwa 25 Jahren voll funktionstüchtig. (vgl. Bercht, 2023)
Was bedeutet das für den Umgang mit vermeintlich „provokantem“ Verhalten?
Kinder zwischen 0 und 6 Jahren handeln impulsiv: Sie folgen primär ihren emotionalen Wünschen und Bedürfnissen. Langfristig zu planen und ihr Verhalten strategisch einzusetzen entwickelt sich zu einem späteren Zeitpunkt. Erst dann ist es ihnen möglich andere bewusst zu verletzen oder herauszufordern.
Das Verständnis für Konsequenzen, Empathiefähigkeit und der Perspektivwechsel entwickeln sich erst später. Kinder handeln oftmals aus Neugier, Frustration oder Überforderung und nicht, um absichtlich Ärger zu machen. Ein Verhalten, das Erwachsene als „provokativ“ deuten, ist für Kinder meist ein Ausdruck ihrer momentanen Emotionen oder ihrer Bedürfnisse.
Provoziert werden vs. sich provoziert fühlen
Der entscheidende Unterschied liegt in der Perspektive. Wenn wir uns von einem Kind provoziert fühlen, sagt das oft mehr über uns selbst aus als über das Verhalten des Kindes.
Provoziert werden: Dies impliziert eine bewusste Absicht der anderen Person, jemanden zu reizen oder zu verletzen. Ein junges Kind hat jedoch weder die kognitiven noch die emotionalen Fähigkeiten, solche Absichten zu entwickeln.
Sich provoziert fühlen: Dieses Gefühl entsteht durch unsere eigene Interpretation des Verhaltens des Gegenübers. Unsere eigenen Erfahrungen, Werte und Überzeugungen spielen hierbei eine entscheidende Rolle.
Die Bedeutung der Selbstreflexion
Warum empfinden wir ein bestimmtes Verhalten als so belastend oder herausfordernd? Oft hat das mit unseren eigenen biografischen Prägungen zu tun. Möglicherweise erinnert uns das Verhalten eines Kindes an eigene schwierige Erfahrungen, an ungelöste Konflikte oder an Regeln, die uns in der Kindheit vermittelt wurden. Durch Selbstreflexion können wir herausfinden, warum wir in bestimmten Situationen so reagieren und wie wir unsere Haltung verändern können.
Reflexionsfragen für den pädagogischen Alltag
1. Welche Gefühle löst das Verhalten des Kindes in mir aus?
Fühle ich mich respektlos behandelt, überfordert oder angegriffen? Woher kenne ich das Gefühl, respektlos behandelt zu werden? Wer hat mich respektlos behandelt in meiner Kindheit und Jugend? In welchen Situationen habe ich mich als Kind oder Jugendliche überfordert oder angegriffen gefühlt? Wer hat das ausgelöst?
2. Welche Werte und Überzeugungen prägen meine Reaktion?
Welche Verhaltensweisen empfinde ich als „respektlos“ oder „nicht hinnehmbar“? Kommen diese Überzeugungen aus meiner eigenen Erziehung? Welche Rolle spielen sie in meiner heutigen Arbeit?
3. Welche Wünsche oder Bedürfnisse stehen hinter dem Verhalten des Kindes?
Möchte das Kind weiterspielen? Soll die Fachkraft es beim Anziehen helfen? Oder wüscht es sich in den Arm genommen zu werden? Ist das Kind wütend, müde, überfordert, hungrig oder braucht es Zuwendung? Wie kann ich diese Wünsche und Bedürfnisse erkennen und darauf eingehen?
4. Wie reagiere ich auf das Verhalten des Kindes?
Wirke ich ruhig und wertschätzend oder werde ich laut und ungeduldig? Welche Wirkung könnte meine Reaktion auf das Kind haben?
5. Wie fühle ich mich nach der Situation?
Habe ich das Gefühl, angemessen reagiert zu haben, oder ärgere ich mich über mich selbst? Was hätte ich anders machen können?
6. Welche biografischen Bezüge erkenne ich?
Gibt es in meinem Leben konkrete Erlebnisse und Erfahrungen, die meine Wahrnehmung und mein professionelles Handeln beeinflussen? Wie kann ich diese erkennen und aufarbeiten?
Ein Perspektivwechsel hilft
Stellen Sie sich vor, das Verhalten des Kindes wäre nicht gegen Sie gerichtet, sondern ein Ausdruck seiner momentanen Lebensrealität. Diese Haltung ermöglicht es Ihnen, empathisch und gelassen zu reagieren. Ein Kind, das sich auf den Boden wirft, schreit und dabei an seine und unsere Grenzen stößt, will nicht provozieren, sondern zeigen, dass es Unterstützung, Verständnis oder Sicherheit braucht.
Pädagogische Haltung: Stark durch Reflexion
Eine reflektierte Haltung ermöglicht es dir, das Verhalten des Kindes besser zu verstehen und konstruktiv darauf zu reagieren. Diese Haltung wirkt nicht nur deeskalierend, sondern fördert auch eine vertrauensvolle Beziehung zum Kind. Kinder brauchen Erwachsene, die ihnen mit Verständnis und Geduld begegnen, gerade in herausfordernden Momenten.
Um den Kindern ein zugewandtes und versehendes Gegenüber zu sein, ist es wichtig, sich als Fachkraft selbst Zeit für diese Reflexion zu nehmen. Besprich schwierige Situationen im Team, nimm eine Supervision in Anspruch oder führe ein Reflexionstagebuch. So kannst du deine pädagogische Arbeit kontinuierlich weiterentwickeln und Kinder liebevoll und professionell begleiten.
Denn am Ende gilt: Kinder provozieren nicht – sie zeigen uns, was sie brauchen. Unsere zentrale Aufgabe als Fachkraft ist es, die Botschaft zu entschlüsseln und das Kind bestmöglich in seiner Entwicklung zu begleiten.
Deine Anja
Zur Vertiefung:
Cantzler, A. (2023): Schätze finden statt Fehler suchen, Herder.
Cantzler, A. (2021): Jetzt grinst der mich auch noch frech an
Im heutigen Kita Talk bin ich mit Sebastian Lisowski im Gespräch. Sebastian ist Pädagogischer Fachberater, Dozent, Autor, Speaker und Praxismentor.
Gemeinsam haben wir uns dem Thema „Die Rolle der Führungskraft in der Praxisbegleitung“ gewidmet.
Wir sprechen darüber, was einen Praxismentor von der klassischen Anleitung unterscheidet, warum es so wichtig ist, Erwartungshaltungen von Anfang an zu klären und Sebastian teilt mit uns, welche 3 Aspekte seiner Meinung nach eine Führungskraft ausmachen.
Dich erwarten außerdem praktische Beispiele aus unserer eigenen Praxis.
In Folge 26 der Kita Talks bin ich mit Kiran Deuretzbacher im Austausch. Sie ist Ergotherapeutin, Coachin und Beraterin. Gemeinsam sprechen wir darüber, wie man Konflikte nutzt, anstatt sie zu vermeiden.
Denn im Alltag begegnen uns immer wieder Konflikte. Ob wir wollen oder nicht. Was wir aber ändern können, ist der Blickwinkel darauf.
Wir reden darüber, warum es Konflikte braucht, wie man am besten damit umgeht und weshalb die eigene Haltung und Selbstfürsorge dabei eine wichtige Rolle spielt.
Kiran stellt außerdem ihr Buch „Konflikte nutzen statt vermeiden“ vor und gibt Einblicke in den Inhalt ihres Buches.
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