026: Konflikte nutzen statt vermeiden

In Folge 26 der Kita Talks bin ich mit Kiran Deuretzbacher im Austausch. Sie ist Ergotherapeutin, Coachin und Beraterin. Gemeinsam sprechen wir darüber, wie man Konflikte nutzt, anstatt sie zu vermeiden.

Denn im Alltag begegnen uns immer wieder Konflikte. Ob wir wollen oder nicht. Was wir aber ändern können, ist der Blickwinkel darauf.

Wir reden darüber, warum es Konflikte braucht, wie man am besten damit umgeht und weshalb die eigene Haltung und Selbstfürsorge dabei eine wichtige Rolle spielt.

Kiran stellt außerdem ihr Buch „Konflikte nutzen statt vermeiden“ vor und gibt Einblicke in den Inhalt ihres Buches.

Viel Spaß bei dieser Folge.

Infos zu meiner Gesprächspartnerin Kiran Deuretzbacher findest du hier: https://bindung-beziehung.de/

 Zu ihrem Buch gelangst du hier: https://www.amazon.de/Konflikte-nutzen-statt-vermeiden-Eltern-Kind-Beziehung/dp/3842617445

Vielen Dank an Ronald Kah für die hier verwendete Musik: Happy Intro

(Traumapädagogische) Interaktionsanalyse: Lösungsfokussierte Reflexion für herausfordernde Situationen

In der pädagogischen Arbeit begegnen Fachkräfte häufig Kindern, die durch ihr Verhalten an die Grenzen des Erwachsenen stoßen. Dabei kann es immer wieder zu intensiven Momenten kommen, in denen das Verhalten des Kindes nicht nur für das Kind selbst, sondern auch für die Fachkraft emotional belastend und schwer zu handhaben ist. Genau hier setzt die Interaktionsanalyse an – ein reflektiver Ansatz, der nicht nur das Verhalten des Kindes, sondern auch das eigene Handeln der Fachkraft in den Fokus nimmt.

Die Bedeutung des eigenen Verhaltens

Eine zentrale Überzeugung dieser Interaktionsanalyse lautet: „Wenn ich möchte, dass das Kind sein Verhalten ändert, muss ich zuerst prüfen, ob ich mein Verhalten gegenüber dem Kind verändern sollte.“ Diese Herangehensweise zielt darauf ab, das Verhalten der Fachkraft als Teil der Dynamik zu verstehen. Denn das Verhalten des Kindes und das der Fachkraft stehen in einer ständigen Wechselwirkung.

Kinder, die herausforderndes Verhalten zeigen, reagieren oft besonders empfindsam auf bestimmte Verhaltensweisen von Erwachsenen. Dies bedeutet, dass jede Reaktion der Fachkraft in diesen Situationen eine direkte oder indirekte Gegenreaktion beim Kind auslösen kann. Wenn also ein Kind durch sein Verhalten immer wieder an die Belastungsgrenze der Fachkraft stößt, ist es hilfreich, nicht nur das Verhalten des Kindes zu analysieren, sondern auch das eigene Handeln.

Schrittweise Reflexion

Die (traumapädagogische) Interaktionsanalyse (n. Schmid) so wie ich Sie in meiner traumapädagogischen Weiterbildung kennenlernen durfte, beginnt in der Regel mit der detaillierten Beschreibung einer konkreten Situation: Wo hat sich die Situation abgespielt? Was hat das Kind gemacht? Wie hat die Fachkraft reagiert? Welche Gefühle wurden ausgelöst? Dabei wird nacheinander das Verhalten aus beiden Perspektiven betrachtet – der des Kindes und der der Fachkraft.

Hierbei stellt sich die Frage: Was trage ich als Fachkraft dazu bei, dass das Kind auf eine bestimmte Weise reagiert? Indem man diesen Blickwinkel einnimmt, wird die Fachkraft nicht nur zu einer:m passiven Beobachter:in, sondern auch zu einem aktiven Teil der Situation. Diese Perspektive schafft Raum für Veränderungen im eigenen Verhalten, die wiederum die Dynamik zwischen Fachkraft und Kind positiv beeinflussen können.

Lösungsfokussierte Herangehensweise

Nach der Analyse der Situation geht es um Lösungen – bedürfnissorientiert und konstruktiv. Der Fokus liegt darauf, alternative Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln, die sowohl die Bedürfnisse des Kindes als auch die der Fachkraft berücksichtigen. Besonders bei Kindern, die durch sie belastende Erlebnisse geprägt sind, ist es entscheidend, dass ihre emotionalen und beziehungsorientierten Bedürfnisse im Zentrum stehen.

Fragen, die in dieser Phase der Reflexion helfen können, sind zum Beispiel:

Was ist der „gute Grund“ für das Verhalten des Kindes?
Häufig verbirgt sich hinter dem herausfordernden Verhalten eines Kindes ein emotionales Bedürfnis, das in der Vergangenheit vielleicht nicht ausreichend erfüllt wurde. Hier geht es darum, dieses Bedürfnis zu erkennen und ihm auf alternative Weise gerecht zu werden.

Wie kann ich als Fachkraft meine Reaktionen so anpassen, dass das Kind neue Handlungsoptionen erlernt?
Anstatt impulsiv oder automatisch auf das Verhalten des Kindes zu reagieren, lohnt es sich, innezuhalten und zu überlegen, welche Handlung dem Kind helfen könnte, sich sicherer und verstanden zu fühlen.

Wie kann das Bindungs- und Beziehungsbedürfnis des Kindes in der Situation erfüllt werden?
In der pädagogischen Arbeit spielt die Beziehungsebene eine zentrale Rolle. Kinder benötigen Sicherheit und Stabilität in der passenden Balance zu Autonomie und Mitbestimmung. Eine Fachkraft, die diese Bedürfnisse erkennt und entsprechend handelt, kann präventiv dazu beitragen, Eskalationen zu vermeiden.

Die Fachkraft im Fokus

Neben der Analyse des kindlichen Verhaltens darf jedoch der Blick auf das eigene Befinden der Fachkraft nicht zu kurz kommen. Die Zusammenarbeit mit Kinderen, deren Verhalten herausfordernd ist, ist oft für Fachkraft emotional herausfordernd. Fachkräfte sind nicht nur professionelle Begleiter, sondern auch Menschen mit eigenen emotionalen Reaktionen, Bedürfnissen und Grenzen. Daher ist es wichtig, im Rahmen der Reflexion auch sich selbst zu fragen:

  • Welche Gefühle wurden in mir ausgelöst?
  • Wie kann ich besser mit diesen Emotionen umgehen, um auch in der nächsten Situation gelassen und professionell zu handeln?
  • Welche Unterstützung benötige ich, um mich gestärkt zu fühlen?

Diese Selbstreflexion trägt maßgeblich dazu bei, dass Fachkräfte langfristig handlungsfähig bleiben und den Kindern die notwendige Stabilität bieten können.

Fazit: Veränderung beginnt bei uns

Die Interaktionsanalyse ist für mich zu einer wertvollen Methode in meinen Seminaren geworden, um herausfordernde Situationen nicht nur besser zu verstehen, sondern auch lösungsorientiert darauf zu reagieren. Dabei geht es vor allem darum, als Fachkraft den eigenen Anteil an der Dynamik zu erkennen und Handlungsalternativen zu entwickeln, die sowohl dem Kind als auch einem selbst helfen.

Indem wir unser eigenes Verhalten reflektieren und gezielt anpassen, schaffen wir die Grundlage für positive Verhaltensänderungen beim Kind. So können wir dazu beitragen, dass belastende Situationen nicht zu Eskalationen führen, sondern zu einem besseren gegenseitigen Verständnis und einer stabileren Beziehungsebene.

Veränderung beginnt bei uns – und genau das ist der zentrale Schlüssel für eine Beziehungs- und verstehensorientierte Pädagogik.

Mehr dazu findet ihr auch in meinen Buch: Schätze finden statt Fehler suchen, das 2023 im Herder Verlag erschienen ist.

025: Das Kita Team als Anker in stürmischen Zeiten

Mit Anna Petersen und Hanna Röder von Team Tree war ich in dieser Folge zum Thema „Das Kita Team als Anker in stürmischen Zeiten“ im Austausch.

Team Tree bietet Training und Coaching für Team- und Personalentwicklung an und agiert als Mediatoren für Konflikte im Team.

Gemeinsam haben wir darüber gesprochen, welche Voraussetzungen es für ein gut funktionierendes Team braucht, wie die im Team vorhandenen Ressourcen hierfür optimal genutzt werden können – denn nicht jeder muss alles können – und weshalb Konflikte oft daraus resultieren, dass keine klaren Entscheidungen getroffen werden.

Ein gut aufgebautes Team ist nicht nur für den Kitalltag essentiell, um stürmischen Zeiten optimal zu begegnen. Sondern je stimmiger und respektvoller das Team zusammenarbeitet, desto besser wirkt sich dies auch auf die Kinder und deren Familien aus.

Viel Spaß bei dieser Folge.

Deine,

Anja

Wenn du mehr über die Arbeit meiner Gesprächspartnerinnen erfahren möchtest, dann findest du hier weitere Informationen: www.team-tree.de/geschichte-team/

https://www.team-tree.de/shop

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Sonderfolge: Vor-Sicht! – Richtungswechsel

In dieser Episode laden Corinna Scherwath und ich euch ein, gemeinsam mit uns über aktuelle Entwicklungen in der Bildungslandschaft nachzudenken. Mit wachsender Sorge beobachten wir, dass bedürfnis- und beziehungsorientierte Ansätze in der Pädagogik zunehmend angegriffen und infrage gestellt werden – häufig von rechtspopulistischer und auch konservativer Seite.

Gemeinsam begeben wir uns auf Spurensuche:

Welche gesellschaftlichen Strömungen wirken hier und was bedeutet das für die von uns vertretene Pädagogik?

Wir teilen unsere Gedanken und Bedenken, jedoch ohne den Anspruch, auf alle Fragen bereits eine Antwort zu haben.

Gerade in einer Zeit, in der die gesellschaftspolitische Lage zunehmend herausfordernd wird, möchten wir euch ermutigen, das Licht reformpädagogischer und humanistischer Ansätze auch durch diese dunklen und stürmischen Zeiten zu tragen. Wir sprechen darüber, wie wichtig es ist, Haltung zu bewahren und sich in dieser Haltung gegenseitig zu stärken.

Wir freuen uns auf eure ergänzenden Gedanken und Reflexionen – lasst uns gemeinsam den Austausch gestalten.

Mehr über Corinna und ihre Arbeit erfährst du hier: https://www.verstehensorientierte-paedagogik.de/

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Episode 4: Konflikte konstruktiv lösen

Im letzten Teil meiner Sonderstaffel gehe ich auf ein Thema ein, das in der Praxis als stellvertretende Leitung zwar eher unschön ist, aber natürlich vorkommt. Es geht um Konflikte. 

  • Wie geht man mit Konflikten um? 
  • Was kann im Vorfeld helfen, um Konflikte zu vermeiden? 
  • Was, wenn die Leitung keine Entscheidungen trifft, man aber auf ihr Mitwirken angewiesen ist?
  • Aber auch, wie löst man Konflikte am besten?

Das sind Fragen, auf die ich in dieser Episode näher eingehe. 

Außerdem spreche ich ein Thema an, das es leider immer wieder gibt und ich damals selbst erlebt habe. Neid und Missgunst im Team.

Sei gespannt und viel Spaß bei dieser, vorerst, letzten Folge dieser Sonderstaffel.

Vielen Dank an Ronald Kah für die hier verwendete Musik: Happy Intro