Podcast Episode 19: Gemeinsam gut ankommen – die Partizipatorische Eingewöhnung

In diesem KitaTalk bin ich mit mit Marjan Alemzadeh darüber im Gespräch, wie der Übergang von der Familie möglichst einfühlsam und somit stressfrei für die Kinder und ihre Familien gestaltet werden kann. Sie stellt mit wenigen Worten und gleichzeitig sehr eindrucksvoll das von ihr entwickelte Partizipatorische Eingewöhnungsmodell vor.

Hier stehen die kindlichen und elterlichen Signale im Vordergrund, die es während des Ankommens zu beobachten und nach und nach responsiv zu beantworten gilt. Auf diesem Weg fühlen sich alle gesehen und erleben Partizipation vom ersten Tag an.

Wir sprechen auch darüber, warum dieses Modell eine wesentliche Grundlage für gelebte Kinderrrechte und Kinderschutz darstellt.

Es lohnt sich auf jeden Fall reinzuschauen und sich von den Impulsen einladen zu lassen, die eigene Eingewöhnungspraxis zu reflektieren und zum Wohle aller Beteiligten weiterzuentwickeln.

Das dazugehörige Buch von Marjan Alemzadeh: „Partizipatorische Eingewöhnung – Übergänge sensibel begleiten“ ist im Herder Verlag erschienen. Seit Januar gibt es dazu ein entsprechendes Kartenset.

Mehr von und über Marjan Alemzahdeh findet ihr hier:
http://www.alemzadeh.de/

Vielen Dank an Roland Kah für die hier verwendete Musik: Happy Intro

Podcast Episode 18: Im Schatten der Krankheit – Kinder krebserkrankter Eltern

In diesem KitaTalk ist Gundi Bahr meine Gästin. Gundi und mich verbinden drei Dinge: wir sind beide erfahrene pädagogische Fachkräfte, waren/sind an Krebs erkrankt und sind Mütter zweier wundervoller Kinder, die die Erkrankung miterlebten.

Wir sprechen darüber, wie es für uns aus der Mutterrolle heraus war und ist, dem eigenen Kind eine solche Erfahrung nicht ersparen zu können und was uns damals wie heute geholfen hat. Als pädagogische Fachkräfte geben wir zudem Tipps, was für das Kind und seine Familie hilfreich sein kann.


Wir wollen Mut machen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Es geht darum bei einer solchen oder auch ähnlichen Diagnose, nicht im Schrecken stecken zu bleiben, sondern einfach mal nachzufragen, was Kind und Familie in ihrer Situation am dringendsten braucht.

Ergänzend zu dem Talk findest du einen Artikel auf meiner Website:
https://coaching-cantzler.de/2023/06/13/im-schatten-der-krankheit-kita-kinder-mit-krebskranken-eltern-begleiten-und-unterstuetzen/

Gundi Bahr findest du auf Instagram
https://www.instagram.com/atelierista_on_tour/

Vielen Dank an Roland Kah für die hier verwendete Musik: Happy Intro

Podcast Episode 17: Tabuthema oder Teil der Entwicklung – Kindliche Sexualität

In diesem KitaTalk ist Daniela Faller, Bildungsreferentin für die Entwicklung von Schutzkonzepten, Sexualentwicklung und Bedürfnisorientierung bei mir zu Gast.

Wir sprechen darüber, warum das Thema kindliche Sexualität immernoch tabuisiert ist. Wir ziehen eine klare Grenze zwischen der Erwachsenensexualität und der kindlichen Sexualität. Es geht darum, warum die Beschäftigung mit dem Thema ein wesentlicher Beitrag zum Kinderschutz darstellt. Es geht darum, dass Teams einen professionellen Umgang damit finden und möglichst feinfühllig auch die Eltern mit ins Boot holen.

Wir blicken beide auf eigene Erfahrungen aus der Praxis an denen wir euch in diesem Talk teilhaben lassen.

Wenn ihr Daniela Faller gerne online oder in Präsenz zu euch holen möchtet, hier ihr Kontakt:
https://www.daniela-faller.de/

Weiteren Content gibt es außerdem auf Instagram.

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Podcast Episode 16: Kinder liebevoll durch die Autonomiephase begleiten

In diesem Kita Talk bin ich mit Barbara Weber-Eisenmann im Gespräch, die mit ihrer Kollegin Lisa Wurzbach den Elternratgeber: Liebevoll durch die Trotzphase geschrieben hat.

Sie teilt mit uns ihr Wissen, warum es auch für Fachkräfte so wichtig ist, sich mit der Autonomiephase zu beschäftigen. Nicht selten stehen völlig verzweifelte Eltern vor uns und wissen nicht mehr weiter, weil ihr Kind über Nach zu einem „Wutmonster“ geworden ist.

Für Eltern und manchmal auch für Fachkräfte ist das eine anstrengende Zeit.

Für das Kind ist diese Autonomiephase jedoch wichtig, denn es entwickelt nun sein eigenes Ich und lernt für die eigene Meinung einzustehen.

Ich habe den Austausch sehr genossen und konnte auch viel aus meinem Erfahrungsschatz als Fachkraft, Elternberaterin und Mutter einbringen.

Das Buch „Liebevoll durch die Trotzphase“ ist im  Humboldt Verlag erschienen und überall im Buchhandel erhältlich.

Barbara Weber Eisenmann erreichst du hier.

Vielen Dank an Roland Kah für die hier verwendete Musik: Happy Intro

Ankommen in der Kita – wieviele Tränen dürfen sein?

In meiner aktuellen Beratungs- und Weiterbildungspraxis steht das Thema Eingewöhnung wieder einmal an vorderer Stelle.

Verunsicherte Eltern

In meiner Rolle als Elternberaterin wenden sich zunehmend verunsicherte Eltern an mich, die den Übergang ihrer Kinder in die Betreuungseinrichtung so sanft und tränenfrei wie möglich gestalten möchten und dabei nicht selten an eine bestimmte Grenzen stoßen. Sie machen sich Sorgen, ob es es richtig ist, ihr Kind überhaupt in eine Kinderbetreuung zu geben und was die Tränen ihrer Kinder wirklich zu bedeuten haben.
Nicht selten kommt dann auch die Frage auf, ob es nicht per se besser wäre, ihr Kind wieder aus der Kita heraus zu nehmen.
Das ist nicht pauschal zu beantworten und auch sehr abhängig von der Qualität der jeweiligen Kinderbetreuung, den individuellen Lebenssituationen und den alternativen Optionen, die einer Familie überhaupt zur Verfügung stehen. In jedem Fall lohnt es sich, als Eltern genau hinzuschauen, in sich hinein zu horchen und den Dialog mit den jeweiligen Fachkräften zu suchen.

Eine bedürfnisorientiert ausgerichtete Kinderbetreuung weiß darum, dass es in dieser entscheidenden Phase des Ankommens in der neuen Umgebung nicht nur um die emotionale Anpassung der Kinder geht, sondern auch um die Schaffung einer vertrauensvollen und unterstützenden Umgebung, die sowohl den Bedürfnissen der Kinder als auch den Ängsten der Eltern gerecht wird.

Darf das Kind weinen?

Die Fragen, ob Tränen überhaupt vermeidbar und wie viel Tränen während der Eingewöhnungsphase akzeptabel sind, bergen ein zentrale Aspekte bei der Gestaltung eines erfolgreichen Übergangs für Kinder in Kripp, Kita und Kindertagespflege.
Zunächst einmal sind Tränen mehr als menschlich und ein natürlicher Ausdruck von Emotionen, Trennungsschmerz und Anpassungsschwierigkeiten, insbesondere dann wenn Kinder sich von ihren primären Bindungspersonen trennen.

Das bedeutet, dass Tränen durchaus zu einem Ankommen in der Kindertagesbetreuung dazu gehören können. Die Herausforderung besteht darin, zu erkennen, wann die Tränen Ausdruck eines für das einzelne Kind gesundes Anpassungsverhalten darstellen und wann sie in der Situation Trennungs- und Verlustängste zum Ausdruck bringen.

Da muss das Kind durch

Für nicht wenige Fachkräfte besteht immer noch die Grundhaltung, dass Weinen einfach dazu gehört und Kindern wie Eltern früher oder später dadurch müssen.
Eltern werden dann oftmals viel zu früh zu ersten Trennungen genötigt, mit dem Hinweis, dass das normal ist und das Kind sich früher oder später schon beruhigen werde. Viele Eltern gehen dann mit einem schlechten Gefühl und je nach Persönlichkeit des Kindes, zieht dieses sich in sich selbst zurück und passt sich an, was dann als Beweis gewertet wird, dass es der richtige Weg ist oder aber es kommt zu anhaltenden Protest, der bedauerlicherweise nicht immer feinfühlig begleitet wird. Das Kind bleibt sich in beiden Fällen emotional selbst überlassen.
Ich möchte an dieser Stelle in aller Deutlichkeit darauf hinweisen, dass hier emotional gewaltvoll gehandelt wird und völlig indiskutabel ist.

Es geht auch anders

Es braucht feinfühlige Fachkräfte, die den Unterschied erspüren, wann das Kind Trennungsangst hat oder einfach sein Traurigsein über den Abschied von den Eltern verspürt.
Der Kinderarzt Herbert Renz-Polster beschreibt in letzterem Fall, die im Kind daraus vorhandene Ambivalenz, einerseits ungerne die Bindungspersonen gehen zu lassen und andererseits neugierig auf die anderen Kinder und die KitaWelt zu sein. In diesem Spannungsverhältnis kann es durchaus zu Tränen kommen. Hier helfen dann Trost und Zuwendung durch die Fachkraft. Das Kind braucht die Bestätigung: „Ich verstehe dein Traurigsein darüber, dass deine Bindungsperson geht. Du darfst traurig sein. Ich bin bei dir und gebe dir Halt.“ Sobald die Tränen getrocknet sind, kann sich das Kind in der Regel entspannt dem Spiel mit den anderen Kindern zuwenden.

Traurigsein auszuhalten ist gar nicht so leicht

Wenn Kinder in der Eingewöhnung im Spiel vertieft sind, kommen manche Bindungspersonen auf die Idee, sich ohne Verabschiedung zurückzuziehen. Sie erhoffen sich, so dem Kind und sich selbst das Trennungsleid und die Tränen zu ersparen.
Dies gilt es tunlichst zu vermeiden, da es einem Vertrauensbruch gleich kommt, wenn dem Kind dann die Abwesenheit auffällt. Die Gefahr, dass daraus tiefsitzende Ängste entstehen, ist zu groß. Wichtig ist hier, dass die Fachkraft bereit ist, diesen Abschied zu begleiten.
Bindungspersonen scheuen sich oftmals vor den Tränen ihrer Kinder, weil sie dadurch auch mit eigenen meist unbearbeiteten Kindheitserlebnissen in Kontakt kommen. Dies passiert unbewusst und unreflektiert.

Von Gefühlen ablenken als Schutzstrategie

Ähnlich ergeht es Fachktäften, die das Weinen eines Kindes kaum ertragen können und deswegen ein Kind versuchen schnell abzulenken.
Das gelingt zunächst auch ganz gut, das Kind beruhigt sich für einen Moment. Daraus entsteht nicht selten die Fehlannahme, das Kind würde sich beruhigen, weil es sich getröstet fühlt, das Gefühl verstehen und sich gut regulieren können. Vielmehf erhält es indirekt die Botschaft: „Das, was du fühlst, ist falsch!“, „Du bist nicht richtig!“ Das Kind schluckt dann das Gefühl herunter, verdrängt und schiebt es auf.
Die Fachkraft greift zu dieser Strategie aus Eigenschutz, weil es für sie kaum auszuhalten ist, das Kind so traurig ist.

Biografische Selbstreflexion als Schlüssel

In solchen emotionsreichen Situationen wird die Fachkraft immer auch mit ihren eigenen Gefühlen konfrontiert. Die eigenen Kindheitserfahrungen, eigene Bedürfnisse und verdrängte Traumata wollen gesehen und verarbeitet werden.

Deswegen gilt es als Fachkraft die aufkommenden Gefühle wahrzunehmen und mit der biografischen Brille zu reflektieren:

  • In welchen Situationen ertappst du dich dabei, die Gefühle der Kinder oder auch der Eltern herunterspielen und wegmachen zu wollen?
  • In welchen Momenten möchtest du das Kind von seinen Gefühle ablenken?
  • Was fühlst du in diesem Moment?
  • Was hat das eventuell mit dir selbst zu tun?
  • Was hat das mit deiner eigenen Kindheit und den damit verknüpften Erfahrungen zu tun?
  • Durftest du diese Gefühle als Kind zeigen und ausleben?

Jede Fachkraft ist verpflichtet, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, um dem Kind möglichst befürfnisorientiert begegnen zu können.

Kurze Zusammenfassung zum Schluss

Tränen dürfen in der Trennungssituation durchaus sein und sind nicht immer ganz vermeidbar. Sie können Ausdruck der im Kind vorhandenen Ambivalenz sein, die es im Übergang feinfühlig zu begleiten gilt. Um diese Feinfühligkeit zu gewährleisten, müssen Kind und Fachkraft bereits eine Beziehung zueinander aufgebaut haben. Dies ist auf keinen Fall bereits in den allerersten Tagen möglich.
Angst und Panik sind tunlichst zu vermeiden, in diesem Fall kann nur die weitere Anwesenheit der Bindungsperson zur Entspannung und zum Ankommen des Kindes beitragen. Ein Kind in seiner Not, sich selbst zu überlassen ist fahrlässig und gewaltvoll.
Als Fachkraft hast du die Verpflichtung, dich mit deiner eigenen Gefühlswelt ehrlich auseinander zu setzen, um Kinder und ihre Familien im Übergang zu Krippe, Kita und Kindertagespglege feinfühlig begleiten zu können.

Für weitere Fragen stehe ich auch gerne in meinen Beratungen für Fachkräfte und Eltern zur Verfügung.

Herzlichst
Anja