Übergänge gestalten – Von der Kita in die Schule

Der Übergang von der Kita zur Schule zählt zu den wichtigsten und bedeutsamsten im Leben eines Menschen. Normalerweise dreht sich für die angehenden Schulkinder seit Ende der Osterferien alles um den bevorstehenden Schuleintritt. In Euren Kitas laufen spezielle Schulkindprojekte und die ersten Kontakte mit den Schulen sind terminiert. Die Vorfreude der Kinder steigt und stolz werden die Tournister vorgeführt.

Doch dieses Jahr ist alles anders. Notbetreuung und Homeschooling bestimmen den Alltag der Kitas und Grundschulen. Die Lehrer*innen sind aktuell damit beschäftigt, ihre Schüler*innen adäquat zu Hause zu begleiten und zu unterrichten. Vermutlich denken viele von ihnen noch nicht an das neue Schuljahr und die Kinder, die kommen. Anders gestaltet sich die Situation bei Euch. Viele von Euch überlegen bereits jetzt, wie der Übergang für die angehenden Schulkinder zu gestalten ist, die in den nächsten Wochen wieder in die Kita zurückkehren und wie es für die Kinder aussehen kann, die aus den unterschiedlichsten Gründen bis zum Sommer nicht mehr in die Kita kommen werden.

Viele Ideen und Alternativen

Im letzten Zoom-Erfahrungsaustausch mit Fachkräften aus der Kita haben wir uns mit dem Übergang von Kita in die Schule beschäftigt. Dabei haben wir folgende Ideen zusammengetragen, um der veränderten Situation zu begegnen:

  • die Schulkinder als Gruppe in einem Raum betreuen, um das Interesse der Kinder an der Schule gebündelt und spielerisch durch Rollenspiel, Bücher, Gesprächskreise o.ä. aufgreifen zu können
  • die zu Hause betreuten Kinder an den Angeboten der Kitagruppe über Videokonferenzen, kleinen Filmen vom Alltag und an der Vorbereitung auf die Schule beteiligen
  • die angehenden Schulkinder, die in der Kita betreut werden und die, die noch zu Hause sind, in gemeinsamen Aktionen zusammen bringen, z.B. durch eine Ausstellung von einlaminierten selbstgemalten Bildern oder Fotos der Tournister am Zaun der Kita
  • Kindern, Eltern und Kolleg*innen, die nicht in die Kita kommen können oder dürfen, zu einem Besuch am Zaun einladen
  • mit den Eltern per Telefon, Videokonferenz oder bei einem Spaziergang zu zweit die Entwicklungsgespräche durchführen
  • in der Schule nachfragen, wie die Überlegungen bzgl. der Aufnahme der Erstklässler aussehen, um ggfs. erste Kooperationsschritte vorbereiten zu können
  • mit den Kindern Steckbriefe anfertigen, die den zukünftigen Klassenlehrer*innen geschickt werden
  • den Lehrer*innnen anbieten, eine gemeinsame Videokonferenz mit Eltern und Kindern durchzuführen
  • die Lehrer*innen bitten, einen kurzen Film über sich und die Schule zu drehen
  • den Leher*innen vorschlagen, sich mit Hilfe eines Steckbriefs und/ oder Fotos vorzustellen
  • die Lehrer*innen einladen, sich am Zaun der Kita den angehenden Schulkindern persönlich vorzustellen
  • mit den Kindern auf den Homepages der Schulen recherchieren, was sie dort erwartet, wie die Schule aussieht und wer da arbeitet
  • die Eltern bitten, den Schulweg mit den Kindern zu üben und sich die Schule schon einmal von außen anzuschauen
  • mit den Kindern Ihre Sachen in einen Koffer packen, in kleiner Runde Abschied feiern und einen kleinen Glücksbringer als Erinnerung verschenken
  • die Kolleg*innen aus dem HomeOffice verabschieden sich per Videokonferenz oder persönlich am Zaun von den Kindern
  • etc.
Es zählt das, was geht

Wie Ihr seht gibt es einige Alternativen, um die letzten Wochen vor Schuleintritt zu gestalten. Haltet Euch nicht zu sehr damit auf, was Ihr gerne mit den Kindern gemacht hättet, sondern schaut was jetzt geht. Wichtig für die Kinder ist erst einmal, dass Ihr für Sie da seid und Ihre Fragen beantwortet. Sie brauchen so kurz vor dem Übergang möglichst viel Halt, Sicherheit und Orientierung. Stärkt das Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe, damit die Kinder sich gegenseitig gut in ihrer gemeinsamen Schulzeit stützen können.

Ich freue mich auf weitere Anregungen und Ideen von euch entweder im Zoom Erfahrungsaustausch oder hier in den Kommentaren.

Eure Anja

Tipp für ein Online- Seminar zum Thema:

https://www.lvh-hardehausen.de/programm/g03hhbe057

Übergänge gestalten – Von der Krippe in die Kita

In vielen Einrichtungen steht jetzt der schrittweise Übergang der älteren Krippenkinder in die Kita bevor. In den reinen Krippen werden diese Kinder das Haus zum Sommer verlassen. In anderen Kitas wechseln die Kinder die Gruppen intern.

Abschied von der Krippe

Durch die Schließung der Krippen und Kitas steht dieser Wechsel unter anderen Vorzeichen als in den vergangenen Jahren. In den Krippen stellt sich beispielsweise aktuell die Frage, ob und für wie lange die Kinder die Krippe noch besuchen werden. Es gilt neue Abschiedsrituale zu entwickeln, die auch für den Fall umsetzbar sind, falls die Kinder nicht in die Krippe zurückkehren. Gemeinsame Eltern-Kind-Aktionen werden in diesem Jahr nicht möglich sein. Die Einrichtungen, die bereits Videokonferenzen in der Elternarbeit einsetzen, können hierüber beispielsweise zu einem gemeinsamen Abschiedskaffee mit den Eltern einladen. Kleine Abschiedsgeschenke, Briefe und Portfoliomappen können nach Hause gebracht oder am Zaun überreicht werden. So entsteht noch einmal ein kurzer persönlicher Kontakt, um sich von den Eltern und Kindern zu verabschieden.

Übergang in die Kita

Bei den Kitas, in denen jetzt zum Sommer für die älteren Krippenkinder ein interner Wechsel ansteht, stellt sich die Frage, ob es noch sinnvoll ist, dass die Kinder in die ursprünglichen Gruppen zurückkehren. Eine Alternative wäre, diese Kinder direkt in den neuen Gruppen einzugewöhnen. Somit hätte das Kind einen Übergang zu bewältigen und nicht zwei innerhalb kürzester Zeit.

Um dem Kind eine gute Brücke für den internen Übergang von Krippe zu Kita zu bauen, ist die Zusammenarbeit und der Austausch aller Beteiligter sehr wichtig. Die aktuelle Ausnahmesituation stellt Euch dabei vor besondere Herausforderungen. Das bestehende Betretungsverbot für die Eltern führt dazu, dass der Umzug des Kindes möglichst außerhalb der Kinderbetreuungszeit stattfinden sollte. Zum Beispiel kann der*die bisherige Bezugserzieher*in mit dem Kind und den Eltern einen Koffer packen und das Kind anschließend in die neue Gruppe begleiten. Dort wird es von dem*der Kollegen*in in Empfang genommen und erobert dann gemeinsam mit den Eltern und dem*der neuen Bezugserzieher*in seinen Gaderobenplatz und die neue Gruppe. Das Kind lernt so im geschützten Rahmen den*die neue Ansprechpartner*in kennen. Am nächsten Tag nimmt er*sie das Kind in Empfang und baut behutsam eine Beziehung zum Kind auf.

Versuch und Irrtum führen zum Ziel

Soweit meine ersten Überlegungen, wie dieser Übergang von Krippe zu Kita gestaltet werden kann. Ich lade Euch zum Querdenken ein, um bestmögliche Lösungen für die Kinder zu finden. Traut Euch auszuprobieren, zu experimentieren und ggfs. die Lösungen wieder zu verwerfen, wenn etwas nicht klappt. Haltet es mit Edison, dem Erfinder der Glühlampe, der gesagt hat: „Ich habe 1000 Wege gefunden wie es nicht geht.“ Dennoch hat er nicht aufgegeben und dabei schließlich die Glühlampe erfunden.

Ich wünsche Euch viele Einfälle und Experimentierfreudigkeit auf Eurem individuellem Lösungsweg. Ich bin neugierig auf das, was Ihr dazu entwickelt und freue mich über Eure Berichte in den Kommentaren.

Eure Anja

Übergänge gestalten – (Wieder-) Ankommen in der Kita

Aus der Transitionsforschung ist bekannt, wie wichtig gut gestaltete Übergänge für einen Menschen sind. Gerade die Übergänge in den ersten Lebensjahren sind sehr prägend für die weitere Entwicklung. Für viele Eurer Kinder war der Eintritt in Eure Kita die erste Übergangserfahrung. Die meisten dieser Kinder waren vor der Schließung der Kitas gut bei euch angekommen und haben sich wohlgefühlt. Mit der Schließung wurden sie von heute auf morgen aus dem vertrauten Kita-Alltag herausgerissen. Nun zeichnet sich nach gut 8 Wochen ab, dass die Einrichtungen schrittweise wieder geöffnet werden sollen. Dabei bleiben vorerst noch viele Fragen offen, wie die einzelnen Empfehlungen zu Abstandsregelungen, Gruppengrößen, Binnendifferenzierung und Infektionsschutz in die Praxis integrierbar sind. Für viele von Euch bedeutet das, sich von liebgewonnen und oftmals zäh umkämpften pädagogischen Grundsätzen vorerst zu verabschieden. Im Vordergrund steht jetzt erst einmal die Herausforderung, diesen Übergang trotz aller Vorgaben möglichst kindgerecht zu gestalten.

Erste Vorbereitungen

Für einige Kinder wird die Rückkehr in die Kita wie eine neue Eingewöhnung sein. Hinzu kommt, dass durch die veränderten Rahmenbedingungen der ganze Tagesablauf vom Bringen bis zum Abholen den Kindern unbekannt ist. Ihr werdet daher gemeinsam mit den Kindern und Eltern neue Rituale entwickeln müssen.

Deswegen ist es empfehlenswert, wenn Ihr vor dem 1. Tag der Rückkehr der Kinder Kontakt zu den Eltern aufnehmt und mit Ihnen ein Informationsgespräch per Telefon führt. Ähnlich wie beim ersten Aufnahmegespräch geht es hierbei darum, die Eltern über den Tagesablauf bzgl. Infektionsschutzmaßnahmen, Abstandsregelungen, veränderte Bring- und Abholsituationen zu informieren. Hilfreich wäre die Erstellung eines schriftlichen Leitfadens, der den Eltern zusätzlich Orientierung gibt. Mit Hilfe dieses Leitfadens können die Eltern ihre Kinder auf die Veränderungen vorbereiten. Ergänzend könnt Ihr einen Brief mit einem Foto von dem Raum und Euch an die Kinder schicken.

Es ist viel passiert

Für Euch wird es spannend, wie sich die Kinder in den letzten Wochen entwickelt haben. Bei einigen wird es Fortschritte und Weiterentwicklungen geben, in 8 Wochen und mehr passiert eine ganze Menge. Andere haben möglicherweise auch Rückschritte gemacht.

Auf jeden Fall werden die Kinder ganz unterschiedlich bei Ihrer Rückkehr in die Kita reagieren:

  • da gibt es Kinder, die sich freuen, endlich wieder mit anderen Kindern spielen zu können und Anregungen außerhalb der Familie zu bekommen
  • andere werden sich nur ungerne von den Eltern lösen und trennen nach dieser langen Zeit der ungeteilten Aufmerksamkeit
  • einige Kinder werden verängstigt und verunsichert zurückkehren
  • etc.
Fragen an die Eltern

Um die Kinder da abzuholen, wo sie jetzt stehen, bietet es sich an, einen neuen Anamnesebogen zu entwickeln. In diesem Fragebogen könnt Ihr bei den Eltern folgende Informationen erfragen:

  • Wie haben Sie und Ihr Kind die letzten Wochen erlebt?
  • Wie haben Sie und Ihr Kind die Zeit miteinander verbracht?
  • Weiß Ihr Kind, warum es nicht in die Kita kommen konnte?
  • Haben Sie mit Ihrem Kind über Corona gesprochen? Was weiß Ihr Kind darüber?
  • Äußert oder zeigt Ihr Kind Ängste, die mit Corona in Verbindung stehen?
  • Haben Sie an Ihrem Kind Verhaltensveränderungen beobachtet, die für uns wichtig sein könnten?
  • Welche Entwicklungsschritte hat Ihr Kind in den letzten Wochen gemacht? Was hat es dazu gelernt?
  • Freut sich Ihr Kind drauf, wieder in die Kita zu kommen?
  • Worauf freut sich Ihr Kind am meisten?
  • Wie, vermuten Sie, wird sich Ihr Kind bei der Trennung verhalten?
  • Welche neuen Rituale können wir gemeinsam finden, um die Verabschiedung in der veränderten Bringsituation zu gestalten?
  • Welches Übergangsobjekt kann dieses Ritual unterstützen?
  • etc.

Mit Hilfe dieser Fragen werdet Ihr einen guten Übergang für das Kind gestalten können. Bei allen Vorgaben und Empfehlungen sollte auf jeden Fall die Befindlichkeit des Kindes Vorrang haben. Entwickelt von vornherein einen Plan B, falls ein Kind sich nicht an der Tür von den Eltern verabschieden kann. Das Betretungsverbot für Eltern lässt Ausnahmen in Notfällen zu. Macht Gebrauch davon, um die Kinder nicht unnötig mehr zu belasten und zu verunsichern.

Und dann erst einmal Ankommen

Schaut, was den Kindern gut tut und Sicherheit gibt. Lasst die Kinder möglichst viel spielen, ermöglicht Ihnen viel Berwegung an der frischen Luft und schafft überschaubare Tagesstrukturen. Seid aufmerksam für die Sorgen und Ängste einzelner Kinder und beantwortet aufkommende Fragen nach Bedarf.

Nehmt Euch in den nächsten Wochen Zeit für das gemeinsame Ankommen. Ich wünsche Euch einen guten Start in eine neue Normalität.

Eure Anja

P.S.

Links mit Stellungnahmen zur Öffnung der Kitas

https://www.fruehe-bildung.online/perspektiven/news/vier-stufen-plan-fuer-wiedereroeffnung-der-kitas

https://www.nifbe.de/images/nifbe/Aktuelles_Global/AGJ-Stellungnahme_Offnung_Kita_.pdf
Stellungnahme der AGJ
Ankündigung:

Am 14.05.2020 gibt es einen weiteren Zoom Erfahrungsaustausch für Leitungskräfte. Dort wollen wir den Wiederbeginn mit Kindern, Eltern und Team reflektieren und gemeinsam weitere Ideen entwickeln.

Am 20.05.2020 findet dieser Erfahrungsaustausch wieder für pädagogische Fachkräfte statt.

Ab sofort könnt Ihr Euch über das Kontaktformular oder durch eine Email an: anjacantzler@t-online.de dazu anmelden.

Das Pinguin Prinzip – Kompetenzen und Ressourcen im Team entdecken

Ein gutes Team zeichnet sich dadurch aus, dass es möglichst ressourcenorientiert arbeitet. Wenn jede*r Mitarbeiter*in sich mit seinen individuellen Stärken und Kompetenzen in die Arbeit einbringen kann, fördert dies zum einen die Motivation des*der Einzelnen und zum anderen wirkt es sich insgesamt positiv auf die Zusammenarbeit im Team aus.

Neue Kompetenzen werden erforderlich

In Zeiten wie diesen können von heute auf morgen ganz andere Fähigkeiten erforderlich werden als bislang. Das was bislang hilfreich und effektiv war, hilft im HomeOffice oder in der Notbetreuung nur bedingt weiter. Einige von Euch entdecken in dieser Situation ganz andere Seiten an sich. Es werden Stärken und Ressourcen sichtbar, die gerade jetzt wertvoll und hilfreich sind. Wichtig ist, dass gerade jetzt unter den veränderten Bedingungen, diese Stärken und Ressourcen neuen Raum bekommen. Es gilt herauszufinden, wer was wie in die Arbeit miteinbringen kann, damit ein Synergieeffekt entsteht, der die gemeinsame pädagogische Arbeit positiv beeinflusst. Das kann im Einzelfall ganz unterschiedlich aussehen. Da gibt es beispielsweise in Eurer Einrichtung ein*e Berufspraktikant*in, der*die sich gut mit neuen Medien auskennt und der*die jetzt die Aufgabe übernimmt, welche Technik sinnvoll ist, um beispielsweise kleine Filme für die Kinder und Eltern zu verschicken.

Das Pinguin Prinzip

Umso wohler der*die Einzelne sich mit seinem*ihren Aufgabenbereich fühlt, desto produktiver wird sich die Zusammenarbeit im Team gestalten. Eckhart von Hirschhausen hat diesen ressourcenorientierten Ansatz in einem seiner Kabarett-Programme als Pinguin-Prinzip bezeichnet.

Ich finde, dass Eckhart von Hirschhausen dieses Prinzip in diesem Video sehr gut zusammenfasst. Viele von Euch fühlen sich möglicherweise noch ähnlich unbeholfen in dieser neuen Situation wie ein Pinguin an Land.

Neue Kompetenzen entdecken

Begebt Euch auf die Spur, wo genau Eure Stärken liegen. Schaut, wo Ihr Euch bislang wohlgefühlt habt. Was war bisher Euer Element, in dem Ihr Euch elegant und geschickt bewegt habt? Was zeichnete diesen Bereich besonders aus? Welche Ressourcen und Kompetenzen waren bislang nützlich? Was konntet Ihr besonders gut? Handelt es sich bei diesen Ressourcen und Kompetenzen um ein besonderes Können, ein Hobby, spezielles Fach- bzw. Expertenwissen, besonderes Kommunikations- oder Organisationsgeschick? Wie könnt Ihr diese Fähigkeiten und Ressourcen auch in der aktuellen Situation mit in die gemeinsame Arbeit einbringen? Inwieweit gilt es die Kompetenzen zu verändern und an die Anforderungen anzupassen? Entdeckt Ihr auf einmal Kompetenzen und Ressourcen, die in Euch geschlummert haben und jetzt wichtig und wertvoll sind?

Überlegt gemeinsam im Team, wann wer wie und wo sich in seinem*ihrem Element befindet. Bestimmt haben die Kolleg*innen ergänzende Ideen und können Fähigkeiten von Euch benennen, die jetzt besonders gebraucht werden. Gebt den verschiedensten Fähigkeiten und Ressourcen die Chance nun aufzublühen und sich zu entfalten.

Ein starkes Team

Wenn jede*r sich von seinem spezifischen Platz aus – in Notbetreuung oder HomeOffice – sich mit seinen spezifischen Stärken und Ressourcen einbringen kann, werdet Ihr als starkes Team zusammenwachsen. Mit dieser Stärke könnt Ihr viele Herausforderungen gemeinsam meistern.

Viel Spaß auf Eurer Entdeckungsreise

Eure Anja

Zur Erinnerung: Ihr könnt Euch noch zu den Zoom-Erfahrungsaustausch am Mittwoch für Führungskräfte und am Donnerstag für Fachkräfte anmelden. Ich freue mich auf Euch.

Mit Humor geht alles leichter

copyright A.Cantzler, 2020

Während meiner Coachingausbildung sagte mein Ausbildner Heinrich Fallner immer zu uns: „Coaching ohne Humor ist witzlos.“ Da ich von Natur aus ein sehr humorvoller Mensch bin, möchte ich diesen Satz dahingehend erweitern: „Das Leben ohne Humor ist witzlos.“ Im Laufe meines Lebens habe ich Humor in seinen unterschiedlichsten Facetten und Wirksamkeiten als wichtige und wertvolle Ressource erlebt und erfahren. In Zeiten wie diesen ist es bestimmt nicht immer leicht, einfach mal beherzt zu lachen, sich zu amüsieren, sich zu erfreuen und Spaß zu haben. Trotzdem oder gerade jetzt ist wichtig, sich den Humor zu bewahren.

Der Humor und seine Wirkung

Schon Sigmund Freud hat darauf hingewiesen, dass „der Humor nicht nur etwas Befreiendes,… sondern auch etwas Großartiges und Erhebendes“ hat. Für mich hat Humor neben der befreienden Heiterkeit auch immer etwas von Trost und Mitgefühl. Es tut einfach gut in schwierigen Situationen, gemeinsam mit anderen zu lachen.

„Lachen ist die beste Medizin.“, weiß der Volksmund zu berichten. Diese Weisheit ist mittlerweile durch viele Studien untermauert worden. Beim Lachen schütten wir Glückshormone aus, die sich positiv auf unser Immunsystem auswirken. Lachen lockert Körper, Geist und Seele. Es macht frei, eröffnet Kreativität und gibt Kraft.

Humor und Lachen haben ganz vielfältige Wirkungen:

  • Gemeinsames Lachen stärkt das Gemeinschaftsgefühl.
  • In angstauslösenden Situationen helfen Humor und Lachen sich von der Gefahr zu distanzieren und das Gefühl der Angst damit zu verringern.
  • Humor kann Selbstmitleid verringern.
  • Humor und Lachen helfen eigene Fehler anzunehmen und zur eigenen Unvollkommenheit zu stehen.
  • Lachen befreit und macht einfach nur Spaß. Es weckt das innere Kind in uns.
  • In der pädagogischen Arbeit mit den Kindern sind Humor und Lachen wichtige Zutaten für eine gelingende Erziehung und Beziehung.
Lache mehrmals am Tag

„Lache dreimal am Tag mit Deinem Kind.“ Das ist eine Empfehlung von Pestalozzi, die er vor 200 Jahren aussprach. Ich hoffe von ganzem Herzen mit Euch, dass Ihr schon bald wieder ganz viel mit Euren Kindern in der Kita und Kindertagespflege lachen könnt.

Für heute wünsche ich Euch, dass Ihr mit einem Lachen im Gesicht in das kommende Wochenende startet.

Eure Anja

 

Die Räume der Veränderung nach M. Pohl

Euer Arbeitsfeld ist seit jeher von vielen Veränderungen geprägt. Auslöser hierfür waren bislang in der Regel gesetzliche Vorgaben, Dienstanweisungen, konzeptionelle Weiterentwicklungen und pädagogische Neuerungen. Die damit verbundenen Veränderungen erforderten schon immer eine hohe Flexibilität von Euch als Fachkräfte. Nicht nur beruflich, sondern auch privat müssen wir uns immer wieder auf neue Situationen einlassen. Veränderungen begegnen uns im Laufe unseres Lebens immer wieder. Jede*r von uns hat sein eigenes Tempo und seinen eigenen Weg, um mit diesen Veränderungen umzugehen.

Hierzu möchte ich heute das Modell „Räume der Veränderung“ vorstellen, mit dem Ihr nachvollziehen könnt, was die Veränderungen der letzten Wochen in Euch ausgelöst haben und wo Ihr heute in diesem Prozess steht. Ich selbst nutze dieses Modell schon seit vielen Jahren zur Selbstreflexion und in verschiedenen Einzel- und Teamcoachings. Kennengelernt habe ich es bei meinem Lehrcoach Michael Pohl.

Die Räume der Veränderung

Die „Räume der Veränderung“ könnt Ihr Euch wie einen Grundriss einer Wohnung vorstellen. Durchwandert diese Räume in Gedanken, zeichnet Euch den Grundriss auf ein Blatt Papier und wandert mit einer Spielfigur dort hindurch oder legt das Modell mit Seilen auf den Boden und stellt Euch in die einzelnen Räume.

Ihr beginnt im Raum der relativen Zufriedenheit. Das ist der Zustand, in dem Ihr Euch vor der Veränderung befunden habt. In diesem Raum ist alles vertraut und bekannt. Jede*r kennt die Spielregeln, weiß was erwartet wird und was zu tun ist. Hier ist alles mehr oder weniger gut und grundsätzlich darf das auch so bleiben.

Mit der Veränderung befindet Ihr Euch auf einmal im Raum des Zweifelns. Hier hinterfragt Ihr den Sinn und die Notwendigkeit der Veränderung. Ihr seid verunsichert und wißt nicht, wo das Ganze hinführen soll. Ihr zweifelt oft an Euch selbst, ob Ihr den Anforderungen überhaupt gewachsen seid.

Im Einzelfall werden die Zweifel so groß, dass sie in Ablehnung umschlagen. Dann befinden Ihr Euch auf einmal im Keller der Ablehnung und verweigert Euch, an dem Veränderungsprozess weiterhin teilzunehmen. Es baut sich ein Widerstand auf, der manchmal nur durch die Hilfe von außen wieder auflösbar ist.

An dem Bild von den Räumen der Veränderung (s.o.) ist zu erkennen, dass der Weg aus dem Keller der Ablehnung wieder über den Raum des Zweifelns führt. Von da aus kommt Ihr dann nach einer Weile in den Raum der Konfusion. In diesem Raum haben sich die Zweifel gelöst. Ihr nehmt die Notwendigkeit der Veränderung weitestgehend an. Trotzdem ist Euch hier noch nicht klar, wie diese Veränderung im Einzelnen aussehen wird. Es sind weitere Fragen zu klären. Was von dem bisherigen gilt noch? Was kommt neu dazu? Wovon müssen Ihr Euch verabschieden?

Wenn diese Fragen weitestgehend geklärt sind, betretet Ihr den Raum der Neuorientierung. In diesem Raum verweilt Ihr eine ganze Zeit bis sich die Neuerungen stabilisiert haben. Hier probiert Ihr aus und manches verwerft Ihr auch wieder.

Erst wenn die Neuerungen sich für Euch vertraut und passend anfühlen, kommt Ihr wieder in den Raum der relativen Zufriedenheit. Damit schließt sich der Kreis und der Veränderungsprozess endet in der Neuorientierung, die sich in den Alltag einfügt.

Veränderung braucht Zeit

Solche Veränderungen können sich manchmal etwas hinziehen und brauchen Zeit. Es ist dabei völlig normal, immer wieder in vorherige Räume zurückzukehren. Ergänzend möchte ich Euch eine wertvolle Anregung einer Leitungskollegin mit auf den Weg geben. Sie hat kurzerhand in einem Seminar weitere Räume an den Grubdriss angebaut: die Küche, einen Wellnessraum und den Balkon. In der Küche trefft Ihr Euch mit anderen zum Austausch und sorgt für Euer leibliches Wohl. Der Wellnessraum bietet die notwendige Entspannung, um Kraft zu tanken. Auf dem Balkon atmet Ihr tief durch und bekommt frischen Wind in Eure Gedanken. Die Raucher unter Euch können hier auch eine kleine Raucherpause einlegen. 😉

Jetzt seid Ihr dran. Ich möchte Euch dazu einladen, mit Hilfe der Methode „Räume der Veränderung“ die letzten Wochen zu reflektieren. Wo steht Ihr heute? Was braucht Ihr, um den nächsten Raum betreten zu können? Wo steckt Ihr vielleicht gerade fest? Wer kann Euch da heraus helfen? Kennt Ihr jemanden, der sich gerade im Keller der Ablehnung befindet und von Euch ein motivierendes Wort brauchen könnte?

Nutzt das Model heute und auch in der Zukunft, um Euch und Andere besser zu verstehen zu können.

Bleibt achtsam mit Euch und Anderen

Eure Anja

 

P.S. Gerne könnt Ihr Euch auch auf meiner Seite Online-Coaching über meine Angebote zur Begleitung von Pädagogischen Fachkräften und Leitungskräften erkundigen.

Außerdem findet Ihr auf YouTube einen KitaTalk zum Thema: Teamarbeit in Zeiten von Corona – auch diese Krise meistern wir gemeinsam

Und am 19.05.2022 findet das Live-Online-Seminar: Neues entsteht – Veränderungsprozesse im Team erkennen und begleiten in Kooperation mit Haus Neuland statt.

Als besonderen Bonus kannst Du hier eine PDF zu den Räumen der Veränderung anfordern. Dort findest Du weitere Materialien für Deine Teamarbeit.

Und auf YouTube findest du meinen Vortrag zu den Räumen der Veränderung, den ich 2021 auf den Pädagogik-Fachtagen gehalten habe.

 

Buchtipps:

Pohl, M.: Coaching denkt weiter, isb-Verlag

Cantzler, Anja: Gruppenleitung in der Kita, Vandenhoeck & Ruprecht Verlage