Mit Humor geht alles leichter

copyright A.Cantzler, 2020

Während meiner Coachingausbildung sagte mein Ausbildner Heinrich Fallner immer zu uns: „Coaching ohne Humor ist witzlos.“ Da ich von Natur aus ein sehr humorvoller Mensch bin, möchte ich diesen Satz dahingehend erweitern: „Das Leben ohne Humor ist witzlos.“ Im Laufe meines Lebens habe ich Humor in seinen unterschiedlichsten Facetten und Wirksamkeiten als wichtige und wertvolle Ressource erlebt und erfahren. In Zeiten wie diesen ist es bestimmt nicht immer leicht, einfach mal beherzt zu lachen, sich zu amüsieren, sich zu erfreuen und Spaß zu haben. Trotzdem oder gerade jetzt ist wichtig, sich den Humor zu bewahren.

Der Humor und seine Wirkung

Schon Sigmund Freud hat darauf hingewiesen, dass „der Humor nicht nur etwas Befreiendes,… sondern auch etwas Großartiges und Erhebendes“ hat. Für mich hat Humor neben der befreienden Heiterkeit auch immer etwas von Trost und Mitgefühl. Es tut einfach gut in schwierigen Situationen, gemeinsam mit anderen zu lachen.

„Lachen ist die beste Medizin.“, weiß der Volksmund zu berichten. Diese Weisheit ist mittlerweile durch viele Studien untermauert worden. Beim Lachen schütten wir Glückshormone aus, die sich positiv auf unser Immunsystem auswirken. Lachen lockert Körper, Geist und Seele. Es macht frei, eröffnet Kreativität und gibt Kraft.

Humor und Lachen haben ganz vielfältige Wirkungen:

  • Gemeinsames Lachen stärkt das Gemeinschaftsgefühl.
  • In angstauslösenden Situationen helfen Humor und Lachen sich von der Gefahr zu distanzieren und das Gefühl der Angst damit zu verringern.
  • Humor kann Selbstmitleid verringern.
  • Humor und Lachen helfen eigene Fehler anzunehmen und zur eigenen Unvollkommenheit zu stehen.
  • Lachen befreit und macht einfach nur Spaß. Es weckt das innere Kind in uns.
  • In der pädagogischen Arbeit mit den Kindern sind Humor und Lachen wichtige Zutaten für eine gelingende Erziehung und Beziehung.
Lache mehrmals am Tag

„Lache dreimal am Tag mit Deinem Kind.“ Das ist eine Empfehlung von Pestalozzi, die er vor 200 Jahren aussprach. Ich hoffe von ganzem Herzen mit Euch, dass Ihr schon bald wieder ganz viel mit Euren Kindern in der Kita und Kindertagespflege lachen könnt.

Für heute wünsche ich Euch, dass Ihr mit einem Lachen im Gesicht in das kommende Wochenende startet.

Eure Anja

 

Die Räume der Veränderung nach M. Pohl

Euer Arbeitsfeld ist seit jeher von vielen Veränderungen geprägt. Auslöser hierfür waren bislang in der Regel gesetzliche Vorgaben, Dienstanweisungen, konzeptionelle Weiterentwicklungen und pädagogische Neuerungen. Die damit verbundenen Veränderungen erforderten schon immer eine hohe Flexibilität von Euch als Fachkräfte. Nicht nur beruflich, sondern auch privat müssen wir uns immer wieder auf neue Situationen einlassen. Veränderungen begegnen uns im Laufe unseres Lebens immer wieder. Jede*r von uns hat sein eigenes Tempo und seinen eigenen Weg, um mit diesen Veränderungen umzugehen.

Hierzu möchte ich heute das Modell „Räume der Veränderung“ vorstellen, mit dem Ihr nachvollziehen könnt, was die Veränderungen der letzten Wochen in Euch ausgelöst haben und wo Ihr heute in diesem Prozess steht. Ich selbst nutze dieses Modell schon seit vielen Jahren zur Selbstreflexion und in verschiedenen Einzel- und Teamcoachings. Kennengelernt habe ich es bei meinem Lehrcoach Michael Pohl.

Die Räume der Veränderung

Die „Räume der Veränderung“ könnt Ihr Euch wie einen Grundriss einer Wohnung vorstellen. Durchwandert diese Räume in Gedanken, zeichnet Euch den Grundriss auf ein Blatt Papier und wandert mit einer Spielfigur dort hindurch oder legt das Modell mit Seilen auf den Boden und stellt Euch in die einzelnen Räume.

Ihr beginnt im Raum der relativen Zufriedenheit. Das ist der Zustand, in dem Ihr Euch vor der Veränderung befunden habt. In diesem Raum ist alles vertraut und bekannt. Jede*r kennt die Spielregeln, weiß was erwartet wird und was zu tun ist. Hier ist alles mehr oder weniger gut und grundsätzlich darf das auch so bleiben.

Mit der Veränderung befindet Ihr Euch auf einmal im Raum des Zweifelns. Hier hinterfragt Ihr den Sinn und die Notwendigkeit der Veränderung. Ihr seid verunsichert und wißt nicht, wo das Ganze hinführen soll. Ihr zweifelt oft an Euch selbst, ob Ihr den Anforderungen überhaupt gewachsen seid.

Im Einzelfall werden die Zweifel so groß, dass sie in Ablehnung umschlagen. Dann befinden Ihr Euch auf einmal im Keller der Ablehnung und verweigert Euch, an dem Veränderungsprozess weiterhin teilzunehmen. Es baut sich ein Widerstand auf, der manchmal nur durch die Hilfe von außen wieder auflösbar ist.

An dem Bild von den Räumen der Veränderung (s.o.) ist zu erkennen, dass der Weg aus dem Keller der Ablehnung wieder über den Raum des Zweifelns führt. Von da aus kommt Ihr dann nach einer Weile in den Raum der Konfusion. In diesem Raum haben sich die Zweifel gelöst. Ihr nehmt die Notwendigkeit der Veränderung weitestgehend an. Trotzdem ist Euch hier noch nicht klar, wie diese Veränderung im Einzelnen aussehen wird. Es sind weitere Fragen zu klären. Was von dem bisherigen gilt noch? Was kommt neu dazu? Wovon müssen Ihr Euch verabschieden?

Wenn diese Fragen weitestgehend geklärt sind, betretet Ihr den Raum der Neuorientierung. In diesem Raum verweilt Ihr eine ganze Zeit bis sich die Neuerungen stabilisiert haben. Hier probiert Ihr aus und manches verwerft Ihr auch wieder.

Erst wenn die Neuerungen sich für Euch vertraut und passend anfühlen, kommt Ihr wieder in den Raum der relativen Zufriedenheit. Damit schließt sich der Kreis und der Veränderungsprozess endet in der Neuorientierung, die sich in den Alltag einfügt.

Veränderung braucht Zeit

Solche Veränderungen können sich manchmal etwas hinziehen und brauchen Zeit. Es ist dabei völlig normal, immer wieder in vorherige Räume zurückzukehren. Ergänzend möchte ich Euch eine wertvolle Anregung einer Leitungskollegin mit auf den Weg geben. Sie hat kurzerhand in einem Seminar weitere Räume an den Grubdriss angebaut: die Küche, einen Wellnessraum und den Balkon. In der Küche trefft Ihr Euch mit anderen zum Austausch und sorgt für Euer leibliches Wohl. Der Wellnessraum bietet die notwendige Entspannung, um Kraft zu tanken. Auf dem Balkon atmet Ihr tief durch und bekommt frischen Wind in Eure Gedanken. Die Raucher unter Euch können hier auch eine kleine Raucherpause einlegen. 😉

Jetzt seid Ihr dran. Ich möchte Euch dazu einladen, mit Hilfe der Methode „Räume der Veränderung“ die letzten Wochen zu reflektieren. Wo steht Ihr heute? Was braucht Ihr, um den nächsten Raum betreten zu können? Wo steckt Ihr vielleicht gerade fest? Wer kann Euch da heraus helfen? Kennt Ihr jemanden, der sich gerade im Keller der Ablehnung befindet und von Euch ein motivierendes Wort brauchen könnte?

Nutzt das Model heute und auch in der Zukunft, um Euch und Andere besser zu verstehen zu können.

Bleibt achtsam mit Euch und Anderen

Eure Anja

 

P.S. Gerne könnt Ihr Euch auch auf meiner Seite Online-Coaching über meine Angebote zur Begleitung von Pädagogischen Fachkräften und Leitungskräften erkundigen.

Außerdem findet Ihr auf YouTube einen KitaTalk zum Thema: Teamarbeit in Zeiten von Corona – auch diese Krise meistern wir gemeinsam

Und am 19.05.2022 findet das Live-Online-Seminar: Neues entsteht – Veränderungsprozesse im Team erkennen und begleiten in Kooperation mit Haus Neuland statt.

Als besonderen Bonus kannst Du hier eine PDF zu den Räumen der Veränderung anfordern. Dort findest Du weitere Materialien für Deine Teamarbeit.

Und auf YouTube findest du meinen Vortrag zu den Räumen der Veränderung, den ich 2021 auf den Pädagogik-Fachtagen gehalten habe.

 

Buchtipps:

Pohl, M.: Coaching denkt weiter, isb-Verlag

Cantzler, Anja: Gruppenleitung in der Kita, Vandenhoeck & Ruprecht Verlage

Wie Kinder stark werden! –

Resilienzförderung in Kita und Kindertagespflege

Wie bereits im vorausgegangenen Beitrag näher erläutert, stecken resiliente Menschen krisenhafte Situationen, Stress und Frustration besser weg. In der aktuellen Situation sind die Kinder sehr gefordert und können Resilienz gut gebrauchen. Je nach Lebenssituation und Befindlichkeit in der Familie, wird das aktuelle Geschehen von den Kindern als sehr bedrohlich und verunsichernd erlebt. Vielen fällt es schwer zu verstehen, warum sie nun zu Hause bleiben müssen und weder Kita bzw. Kindertagespflege noch die Großeltern besuchen dürfen. Der Virus ist für sie unsichtbar und nicht greifbar. Trotzdem erleben sie die Unruhe, Verunsicherung und Angst der Erwachsenen, die sich dann unbestimmt auf sie selbst überträgt. In manchen Familien erleben die Kinder die Erkrankung oder gar den Tod nahestehender Personen. Hier wird die Bedrohung auf einmal sichtbar und kommt ganz nah.

In der Notbetreuung begegnet Ihr teilweise Kindern, die in deutlicher oder latenter Sorge um Ihre Eltern sind, die der Gefahr unmittelbar ausgesetzt sind, weil sie in den sog. systemrelevanten Berufen arbeiten. Für diese Kinder ist es wichtig, dass ihre Sorgen und Ängste ernst genommen werden. Ihr könnt mit ihnen gemeinsam überlegen, was sie und ihre Eltern im Alltag tun, um sich zu schützen.

Jede Krise geht vorbei

Zur Zeit steht zwar noch nicht fest, wann so etwas wie Alltag in Kita und Kindertagespflege wieder einkehren wird. Da wir wissen, dass jede Krise irgendwann vorbei ist, solltet Ihr Euch schon heute darauf vorbereiten.

Wenn die Kinder aus dem Lockdown und der Quarantäne wieder zurückkehren, bedarf es zunächst einmal viel Fingerspitzengefühl und Empathie, um die Kinder und auch die Eltern da abzuholen, wo sie dann stehen. Jedes Kind braucht etwas anderes, um schrittweise wieder an die Beziehung zu Euch anknüpfen zu können. Individuelle Entwicklung und Alter der Kinder spielen hier eine große Rolle.

In den ersten Wochen wird es dann um das erneute Zusammenfinden als Gruppe, die Verarbeitung der zurückliegenden Zeit und die Einführung des veränderten Infektionsschutzes gehen. Sinnvoll erscheint es mir ergänzend hierzu, die Förderung der einzelnen Resilienzfaktoren mit einzubeziehen.

Hierzu habe ich in YouTube ein anregendes Video über ein Projekt aus Rheinland-Pfalz entdeckt. Am Beispiel einer Naturkatastrophe, beschäftigen sich die Kinder mit möglichen Angehens- und Lösungsmöglichkeiten. Sie teilen Gefühle mit und üben sich in sozialen Kompetenzen. Handpuppen z.B der Güffelo und die Maus werden zu wichtigen Mittlern und Vorbildern für die Kinder. Ich kann mir gut vorstellen, wie ein ähnliches Projekt zur Verarbeitung der jetzigen Situation beitragen.

Förderung der Resilienzfaktoren

Ausgehend von den Anregungen im Video könnt Ihr als Team, ein Projekt entwickeln, das den resilienten Umgang mit der aktuellen Situation anregt. Um beispielsweise den Reisilienzfaktor „Selbstwahrnehmung“ zu fördern, könnt Ihr den Kindern Bücher, Gespräche und Spiele anbieten, mit deren Hilfe sie lernen, Ihre Gefühle zu erkennen und zu benennen.

Desweiteren ist für die Kinder wichtig, dass sie an regelmäßige Abläufe und Rituale anknüpfen können. Das gibt Ihnen Halt, Sicherheit und Orientierung.

Ihr werdet von den Kindern vielfältigen Emotionen erleben: Freude, Wut, Trauer, Aggressionen… Seid den Kindern hier ein verstehendes Gegenüber, das sie dabei unterstützt, Strategien zur Selbstregulierung zu entwickeln.

Eröffnet den Kindern viele Spielräume für Selbstwirksamkeit, damit sie das Gefühl bekommen, wieder aktiv und selbstbestimmt handeln zu können. Beteiligt sie aktiv an Entscheidungen. Die Kinder brauchen jetzt eine Umwelt, die ihnen wieder etwas zutraut und ihnen altersgerechte Herausforderungen stellt. Das einzelne Kind braucht Bestärkung, um sich seiner Stärken und Fähigkeiten bewusst zu werden. Wichtig ist auch die Unterstützung und der Beistand bei Frustration und Misserfolgen.

Resiliente Kinder verfügen über soziale Kompetenzen. Sie sind empathisch und können gut Kontakt zu anderen Menschen aufnehmen. Situationen werden passend eingeschätzt und Probleme konstruktiv gelöst. Diese Fähigkeiten könnt Ihr beispielsweise durch Rollen- und Kooperationsspiele intensivieren. Lasst die Kinder im Alltag Konflikte möglichst selbständig lösen, damit sie dadurch ein wertvolles Übungsfeld im Umgang mit anderen Menschen bekommen.

Zum Aufbau von Stressbewältigungskompetenzen solltet Ihr eine Balance von An- und Entspannung anregen. Hier bieten sich Bewegungsspiele und -baustellen einerseits und Rückzugs- und Entspannungsmöglichkeiten anderseits an.

Ein weiterer Resilienzfaktor ist die Problemlösungsfähigkeit. Das Sprechen über mögliche Lösungsansätze oder der Einsatz von Bilderbüchern, in denen die Hauptfigur erfolgreich Probleme löst, sind hier sehr hilfreich.

Die pädagogischen Fachkraft als Vorbild

Bei der Resilienzförderung nehmt Ihr als pädagogische Fachkräfte immer eine zentrale Vorbildfunktion ein. Ihr lebt den Kindern im Alltag Resilienz vor, durch die Art und Weise wie Ihr selbst mit schwierigen und krisenhaften Situationen umgeht. Hier bietet sich im Vorfeld eine biografische Selbstreflexion an. Wie habt Ihr in Eurem bisherigen Leben Krisen erlebt? War es eher bedrohlich oder haben sich Chancen aufgetan? Was oder wer hat Euch dabei unterstützt, diese Herausforderungen zu bewältigen? Wie habt Ihr selbst die letzten Wochen erlebt? Auf welche Ressourcen und Kompetenzen konntet Ihr zurück greifen?

Ich lade Euch am kommenden Donnerstag zu einem Fachkräfteaustausch „Stark durch die Krise“ über Zoom ein. (Nähere Infos und Anmeldung s. unten)

Vision einer resilienzfördernden Pädagogik

Nun wollen wir gemeinsam den Blick nach vorne richten. Wir können dieses „danach“ schon heute aktiv gestalten. Entwickelt eine gemeinsame Vision als Team und stärkt die Kinder für deren weiteres Leben. Aus den vorher benannten Bausteinen lässt sich eine resilienzfördernde Pädagogik für die Zeit nach Kontaktverbot und Lockdown entwickeln. Lasst Eurer Fantasie und Kreativität freien Lauf.

Ich bin schon sehr gespannt auf Eure Ideen und Umsetzungen.

Eure Anja

 

Buchtipps:

Ronnau-Böse/ Fröhlich-Gildhof: Resilienz im KiTa-Alltag, Herder Verlag

Zur Förderung der Selbstwahrnehmung:

Cantzler, Anja: Mein Körper, Hase und Igel Verlag

Cantzler, Anja: Meine Sinne, Hase und Igel Verlag

Was uns stark macht! –

Resilienz bei Kindern, Eltern und Pädagogischen Fachkräften

In meiner Arbeit als Coach und Supervisorin begleite ich seit vielen Jahren krisenhafte Situationen und Prozesse von Teams und Einzelpersonen. Dabei konnte ich beobachten, wie unterschiedlich jeder Mensch mit schwierigen Situationen umgeht. Die einen erleben eine Krise eher als Bedrohung und werden handlungsunfähig, andere sehen die Chance in der Krise und versuchen aktiv, etwas zu verändern.

Die Krise und ihre beiden Gesichter

Offensichtlich stecken in einer Krise zwei Seiten. Das haben bereits die alten Chinesen so empfunden. Das chinesische Schriftzeichen für Krise setzt sich aus zwei Zeichen zusammen: das eine steht für Gefahr und das andere für Chance.

Vermutlich kennt Ihr diese beiden Seiten von Euch selbst. Interessant hierbei ist, was bei Euch in schwierigen Situationen und Herausforderungen zunächst überwiegt und Euch bei der Bewältigung dann eher hemmt oder unterstützt. In der Arbeit mit Kindern könnt Ihr diese Unterschiede auch beobachten. Da gibt es immerwieder Kinder, die sich trotz schlechter Lebensbedingungen wie z.B. Armut, Arbeitslosigkeit, Vernachlässigung, Gewalterfahrungen etc. überraschend positiv und kompetent entwickeln. Hier stellt sich oft die Frage, was diesen Kindern die Kraft gibt, solch schwierige Bedingungen und Situationen nicht nur zu überstehen, sondern gestärkt daraus hervor zu gehen.

Das Immunsystem der Psyche

Die Antwort auf diese Frage ist das Vorhandensein von „Resilienz“, was die Kompetenz beinhaltet, mit viel psychischer Stärke und seelischer Widerstandskraft schwierige Lebenskrisen und Schicksalsschläge zu überstehen. Resilienz wird auch als das „Immunsystem der Psyche“ bezeichnet.

Die Resilienzforschung hat hierzu herausgefunden, dass Resilienz:

  • nicht angeboren, sondern erlernbar ist
  • je nach Situation unterschiedlich ausgeprägt ist
  • abhängig von der jeweiligen Person und ihrer aktuellen Lebensumwelt ist.

Der Grundstein für Resilienz wird bereits im ersten Lebensjahren gelegt. Hier spielen familiäre Ressourcen wie z.B. eine stabile Bindung zu mindestens einer Bezugsperson, ein emotional warmes aber auch klar strukturiertes Erziehungsverhalten der Eltern und positive Beziehungen zu Geschwistern eine wichtige Rolle. Hinzu kommen soziale Ressourcen wie z.B. soziale und emotionale Unterstützung aus dem Lebensumfeld des Kindes und die Qualität der Bildungsinstitutionen, die ein Kind besucht.

Auf dieser Basis entwickeln sich wichtige Eigenschaften eines Kindes, die Fröhlich-Gildhof als sog. Resilienzfaktoren wie folgt zusammenfasst:

  • positive Selbstwahrnehmung
  • Überzeugung von der eigenen Selbstwirksamkeit
  • Vorhandensein sozialer Kompetenzen
  • angemessener Umgang mit Stress
  • Problemlösungsfähigkeit

Diese Faktoren tragen dazu bei, dass ein resilienter Mensch Stress, Probleme und Krisen vielmehr als Herausforderung und Chance annimmt. Er*Sie fühlt sich weniger seinem*ihrem Schicksal ausgeliefert und kann eher auf aktiv-problemorientierte Bewältigungsstrategien zurückgreifen.

Und so gehts weiter

Diese Woche beschäftige ich mich, wie hier bereits vorbereitet, mit dem Thema Resilienz. Es geht zum einen um die psychische Widerstandskraft der Kinder, aber auch um die Frage nach Eurer eigenen Widerstandskraft im Umgang mit Krisen und schwierigen Situationen. Auf welche Ressourcen und Kompetenzen könnt Ihr zurück greifen? Wo findet Ihr die Unterstützung, die Ihr in solchen Situationen braucht? Was macht Euch stark?

Ich möchte Euch daher in den nächsten Tagen unterschiedliche Erklärungsmodelle zur Selbstreflexion anbieten und darstellen, wie Ihr Resilienz bei den Kindern fördern könnt.

Ich wünsche Euch einen guten Start in diese Woche voller Chancen und Herausforderungen

Eure Anja

Entwicklung und Lernen durch Phantasie

Noch Anfang des 20. Jahrhunderts waren Psychologen und Wissenschaftler der Überzeugung, dass Phantasie einzig und allein der Unterhaltung eines Kindes diene ohne tieferen Sinn für dessen Entwicklung.

Persönlichkeitsentwicklung

Diese Meinung hat sich glücklicherweise grundlegend geändert. Mittlerweile werden Phantasie und das fiktive Spiel eines Kindes als wichtig und wertvoll für die Persönlichkeitsentwicklung gesehen. Das Kind kann seine Erlebnisse nachspielen und verarbeiten. So entwickelt es neue Handlungsmöglichkeiten und Lösungen. In seiner Phantasie schlüpft es in verschiedene Rollen und probiert sich mit unterschiedlichsten Charaktereigenschaften und Fähigkeiten aus. Auf diesem Weg erprobt es, wer es ist und entdeckt sich als Person.

* Mitteilung eigener Bedürfnisse

Durch das erschaffen fiktiver Freunde und Begleiter oder das Erzählen phantasievoller Geschichten lernt das Kind seine Bedürfnisse und Wünsche zu erkennen und auszudrücken.

* Entwicklung von Empathie

Ein Kind, dass sich mit Phantasiefiguren und deren besonderen Fähigkeiten und Charaktereigenschaften beschäftigt hat, kann sich sehr gut in andere Menschen hineinversetzen. Es fällt ihnen oftmals recht leicht die Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühle anderer zu verstehen.

* Schärfung der Realität

Durch die Gehirnforschung wissen wir, dass das menschliche Gehirn viel aufmerksamer ist, wenn es mit unerwarteten Dingen und Situationen konfrontiert wird. Phantasiegeschichte bieten dem Kind genau solch Unerwartetes. Dadurch wird es dazu angeregt, über das Ungewöhnliche nachzudenken, darüber ins Gespräch zu kommen, das Ganze in Frage zu stellen und den Blick für die Realtität zu schärfen. Auf diese Weise wird das Kind motiviert, sich eine eigene Meinung zu bilden.

* Kraftquelle in der Krise

In schwierigen und krisenhaften Zeiten kann Phantasie eine wundervolle Ressource und Kraftquelle sein, um den Blick auf die schönen und belebenden Momente des Lebens zu lenken. Dies unterstützt die Entwicklung von Resilienz.

Förderung der Sprachentwicklung

Desweiteren hat die Beschäftigung mit Phantasiegeschichten und Phantasiegestalten eine großen Einfluss auf die Sprachentwicklung. Dies habe diverse Studien ergeben. Das Kind entwickelt einen großen Wortschatz verknüpft mit der Fähigkeit, diese Worte in ihrer Bedeutung verständlich und nachvollziehbar erklären zu können. Das Erzählen von Phantasiegeschichten lädt ein, sich Situationen und Handlungen auszudenken und dafür die passenden Worte zu finden. Das regt die Sprach- und Fabulierfreude an und macht einfach Spaß. Und mit Spaß und Freude lernt es sich bekannterweise viel leichter.

Möglichkeiten schaffen und nutzen

Was könnt Ihr demzufolge als pädagische Fachkräfte zur Phantasieförderung der Kinder beitragen? – Phantasie braucht Raum und Zeit, um sich entfalten zu können. Lest mit den Kindern Phantasiegeschichten und hinterfragt gemeinsam, was davon in ihrer Welt möglich ist. Lasst sie phantasievolle Geschichten erzählen und nachspielen. Erfreut Euch an den imaginären Freunden und Begleitern der Kinder. Legt Euch mit den Kindern auf die Wiese und entdeckt Gesichter, Tiere und Phantasiewesen in den Wolken. Geht im Wald auf Entdeckungstour und sucht Feen, Elfen und Zwerge. Lasst der Phantasie freien Lauf! Sie öffnet ein Tor zur Entschleunigung im oftmals hektischen Alltag. Wenn es nach Aufhebung des Kontaktverbots in Eurem pädagogischen Alltag wieder einmal hektisch wird, erinnert Euch an die Kraft der Phantasie. Schaltet bewusst einen Gang zurück und eröffnet den Kindern Freiräume für fiktives Spiel und phantasievolles Erzählen.

Ihr könnt Euch sicher sein, dass Bildung auf diese Weise ganz nebenbei stattfindet.

Jetzt wünsche ich Euch erst einmal Frohe Ostern, hoffentlich kommt der Osterhase auch zu Euch. 😉

Bis nächste Woche Dienstag.

Eure Anja

 

P.S. Wenn Ihr das Foto zu diesem Beitrag anschaut, was könnt Ihr darin entdecken? Welche Geschichte fällt Euch dazu ein? Ich bin gespannt auf Eure Rückmeldungen.

Die Magische Phase

Im Alter von ca. 3 – 7 Jahren befinden sich Kinder in der Magischen Phase. Als Teil der ganz normalen Persönlichkeitsentwicklung ist das Erleben des Kindes in dieser Phase von Phantasie und magischen Vorstellungen geprägt. Die Grenzen zwischen den eigenen Gedanken und der Realität sind fließend. In der kindlichen Vorstellung ist daher alles möglich, was das Kind sich denkt und wünscht.

Alles lebt und hat Einfluss

Wie im vorherigen Beitrag bereits näher erläutert wurde, hat das Kind in den ersten Lebensjahren seine Selbstwirksamkeit und den damit verbundenen Einfluss auf seine Umwelt erprobt und kennengelernt. Gleichzeitig ahnt es, dass im Umkehrschluss andere Personen, Tiere, Gegenstände und Fabelgestalten auf ähnliche Art und Weise auf das Kind selbst Einfluss nehmen können. In der eigenen Vorstellung wird während der Magischen Phase die unbelebte Welt personifiziert und belebt. Dadurch kann das Kind beispielsweise den blöden Stuhl zurück hauen, wenn es sich an ihm gestoßen hat. Oder es glaubt, dass die Wolke weint, weil sie traurig ist.

Imaginäre Freunde und Fantasiegestalten

Die Magische Phase ist für viele Kinder die Zeit der imaginären Freunde und Fantasiegefährten, die entweder stellvertretend für das Kind oder aber gemeinsam mit dem Kind die Schwierigkeiten des Alltags bestehen. Dann ist auf einmal ein ausgedachter Freund verantwortlich dafür, dass etwas kaputt geht oder veschwunden ist. Ein anderes Mal hat die Hexe die Erbse in die Nase des Kindes gezaubert. Oftmals besitzen die imaginären Freunde Eigenschaften, die das Kind für sich selbst wünscht.

Lüge oder Wahrheit

Ein weiteres Phänomen dieser Phase ist das Erzählen der tollsten und phantasiereichsten Geschichten, die jedoch nie passiert sind. Dann erzählt das Kind beispielsweise von einem tollen Geschenk, dass es aber nie bekommen oder von einer Reise, die nie stattgefunden hat. Viele Eltern sind dann sehr besorgt, ob sich Ihre Kinder hierdurch zu Lügner*innen entwickeln. Diese Sorge ist unberechtigt. Noch ist die kognitive Entwicklung nicht weit genug voran geschritten, um bestimmte Situationen und Ereignisse schlüssig bedenken und die eigenen Bedürfnisse und Wünsche mitteilen zu können. Diese Phantasiegeschichten helfen den Kindern, die vielfältigen Dinge des Alltags zu verarbeiten und altersgerecht zu bewältigen. Wenn uns Kinder solche Geschichten erzählen oder uns die imaginären Freunde begegnen lohnt es sich, genau hin zu hören und so mehr über die Wünsche und Bedürfnisse der Kinder zu erfahren.

Schatten an der Wand

Ängste sind ein weiters zentrales Thema in der Magischen Phase. Durch die ausgeprägte Phantasie und Vorstellungskraft werden vor allem abends und nachts die Schatten und Geräusche im Kinderzimmer zu bedrohlichen und angsteinflößenden Wesen und Gestalten. Da sind dann auf einmal wilde Tiere im Raum, ein Monster unterm Bett oder ein gruseliges Gespenst am Fenster. Für die Kinder ist es wichtig, dass Ihr als Erwachsene sie ernst nehmt und gegebenenfalls die Eltern darüber aufklärt, dass das Verhalten aufgrund der Entwicklung völlig normal ist. Entwickelt gemeinsam mit Kindern und Eltern einen guten Gegenzauber: z.B. der beschützende Teddy, das Mosterspray, der Schuhkarton für die wilden Tiere, ein Zauberspruch gegen böse Hexen, Knoblauch gegen Vampire… Lasst Eure Phantasie spielen. 😉

Osterhase, Weihnachtsmann & Co

Schon bald steht Ostern vor der Tür. Mit Blick auf die Magische Phase stellt sich hier im pädagogischen Alltag immer wieder die Frage, ob Eltern und pädagogische Fachkräfte den Kindern den Glauben an den eierbringenden Osterhasen überhaupt vermitteln sollen. Dazu habe ich einen interessanten Artikel in der „Welt“ gefunden, den Ihr hier nachlesen könnt:

https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article106135117/Glaube-an-den-Osterhasen-tut-dem-Kind-gut.html

Wie ist Eure Meinung zu dem Thema? Wie geht Ihr damit um? Welchen Schwierigkeiten begegnen Euch in Eurer Praxis?

Unterscheidung von Realität und Fiktion

Lange Zeit wurde befürchtet, dass besonders phantasievolle Kinder Schwierigkeiten haben Phantasie und Realität voneinander zu unterscheiden. Mitlerweilen wurde entgegen dieser Vermutung festgestellt, dass gerade phantasievolle Kinder, dies sehr gut können. Durch die intensiven Erfahrungen in der Magischen Phase haben sie gelernt, die Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit nach und nach besser zu erkennen.

Im nächsten Beitrag beschäftige ich mich mit dem Thema, inwieweit Phantasie auch für Bildung und Lernen wichtig ist.

Sonnige Frühlingsgrüße

Eure Anja