Wie bereits im vorausgegangenen Beitrag näher erläutert, stecken resiliente Menschen krisenhafte Situationen, Stress und Frustration besser weg. In der aktuellen Situation sind die Kinder sehr gefordert und können Resilienz gut gebrauchen. Je nach Lebenssituation und Befindlichkeit in der Familie, wird das aktuelle Geschehen von den Kindern als sehr bedrohlich und verunsichernd erlebt. Vielen fällt es schwer zu verstehen, warum sie nun zu Hause bleiben müssen und weder Kita bzw. Kindertagespflege noch die Großeltern besuchen dürfen. Der Virus ist für sie unsichtbar und nicht greifbar. Trotzdem erleben sie die Unruhe, Verunsicherung und Angst der Erwachsenen, die sich dann unbestimmt auf sie selbst überträgt. In manchen Familien erleben die Kinder die Erkrankung oder gar den Tod nahestehender Personen. Hier wird die Bedrohung auf einmal sichtbar und kommt ganz nah.
In der Notbetreuung begegnet Ihr teilweise Kindern, die in deutlicher oder latenter Sorge um Ihre Eltern sind, die der Gefahr unmittelbar ausgesetzt sind, weil sie in den sog. systemrelevanten Berufen arbeiten. Für diese Kinder ist es wichtig, dass ihre Sorgen und Ängste ernst genommen werden. Ihr könnt mit ihnen gemeinsam überlegen, was sie und ihre Eltern im Alltag tun, um sich zu schützen.
Jede Krise geht vorbei
Zur Zeit steht zwar noch nicht fest, wann so etwas wie Alltag in Kita und Kindertagespflege wieder einkehren wird. Da wir wissen, dass jede Krise irgendwann vorbei ist, solltet Ihr Euch schon heute darauf vorbereiten.
Wenn die Kinder aus dem Lockdown und der Quarantäne wieder zurückkehren, bedarf es zunächst einmal viel Fingerspitzengefühl und Empathie, um die Kinder und auch die Eltern da abzuholen, wo sie dann stehen. Jedes Kind braucht etwas anderes, um schrittweise wieder an die Beziehung zu Euch anknüpfen zu können. Individuelle Entwicklung und Alter der Kinder spielen hier eine große Rolle.
In den ersten Wochen wird es dann um das erneute Zusammenfinden als Gruppe, die Verarbeitung der zurückliegenden Zeit und die Einführung des veränderten Infektionsschutzes gehen. Sinnvoll erscheint es mir ergänzend hierzu, die Förderung der einzelnen Resilienzfaktoren mit einzubeziehen.
Hierzu habe ich in YouTube ein anregendes Video über ein Projekt aus Rheinland-Pfalz entdeckt. Am Beispiel einer Naturkatastrophe, beschäftigen sich die Kinder mit möglichen Angehens- und Lösungsmöglichkeiten. Sie teilen Gefühle mit und üben sich in sozialen Kompetenzen. Handpuppen z.B der Güffelo und die Maus werden zu wichtigen Mittlern und Vorbildern für die Kinder. Ich kann mir gut vorstellen, wie ein ähnliches Projekt zur Verarbeitung der jetzigen Situation beitragen.
Ausgehend von den Anregungen im Video könnt Ihr als Team, ein Projekt entwickeln, das den resilienten Umgang mit der aktuellen Situation anregt. Um beispielsweise den Reisilienzfaktor „Selbstwahrnehmung“ zu fördern, könnt Ihr den Kindern Bücher, Gespräche und Spiele anbieten, mit deren Hilfe sie lernen, Ihre Gefühle zu erkennen und zu benennen.
Desweiteren ist für die Kinder wichtig, dass sie an regelmäßige Abläufe und Rituale anknüpfen können. Das gibt Ihnen Halt, Sicherheit und Orientierung.
Ihr werdet von den Kindern vielfältigen Emotionen erleben: Freude, Wut, Trauer, Aggressionen… Seid den Kindern hier ein verstehendes Gegenüber, das sie dabei unterstützt, Strategien zur Selbstregulierung zu entwickeln.
Eröffnet den Kindern viele Spielräume für Selbstwirksamkeit, damit sie das Gefühl bekommen, wieder aktiv und selbstbestimmt handeln zu können. Beteiligt sie aktiv an Entscheidungen. Die Kinder brauchen jetzt eine Umwelt, die ihnen wieder etwas zutraut und ihnen altersgerechte Herausforderungen stellt. Das einzelne Kind braucht Bestärkung, um sich seiner Stärken und Fähigkeiten bewusst zu werden. Wichtig ist auch die Unterstützung und der Beistand bei Frustration und Misserfolgen.
Resiliente Kinder verfügen über soziale Kompetenzen. Sie sind empathisch und können gut Kontakt zu anderen Menschen aufnehmen. Situationen werden passend eingeschätzt und Probleme konstruktiv gelöst. Diese Fähigkeiten könnt Ihr beispielsweise durch Rollen- und Kooperationsspiele intensivieren. Lasst die Kinder im Alltag Konflikte möglichst selbständig lösen, damit sie dadurch ein wertvolles Übungsfeld im Umgang mit anderen Menschen bekommen.
Zum Aufbau von Stressbewältigungskompetenzen solltet Ihr eine Balance von An- und Entspannung anregen. Hier bieten sich Bewegungsspiele und -baustellen einerseits und Rückzugs- und Entspannungsmöglichkeiten anderseits an.
Ein weiterer Resilienzfaktor ist die Problemlösungsfähigkeit. Das Sprechen über mögliche Lösungsansätze oder der Einsatz von Bilderbüchern, in denen die Hauptfigur erfolgreich Probleme löst, sind hier sehr hilfreich.
Die pädagogischen Fachkraft als Vorbild
Bei der Resilienzförderung nehmt Ihr als pädagogische Fachkräfte immer eine zentrale Vorbildfunktion ein. Ihr lebt den Kindern im Alltag Resilienz vor, durch die Art und Weise wie Ihr selbst mit schwierigen und krisenhaften Situationen umgeht. Hier bietet sich im Vorfeld eine biografische Selbstreflexion an. Wie habt Ihr in Eurem bisherigen Leben Krisen erlebt? War es eher bedrohlich oder haben sich Chancen aufgetan? Was oder wer hat Euch dabei unterstützt, diese Herausforderungen zu bewältigen? Wie habt Ihr selbst die letzten Wochen erlebt? Auf welche Ressourcen und Kompetenzen konntet Ihr zurück greifen?
Ich lade Euch am kommenden Donnerstag zu einem Fachkräfteaustausch „Stark durch die Krise“ über Zoom ein. (Nähere Infos und Anmeldung s. unten)
Vision einer resilienzfördernden Pädagogik
Nun wollen wir gemeinsam den Blick nach vorne richten. Wir können dieses „danach“ schon heute aktiv gestalten. Entwickelt eine gemeinsame Vision als Team und stärkt die Kinder für deren weiteres Leben. Aus den vorher benannten Bausteinen lässt sich eine resilienzfördernde Pädagogik für die Zeit nach Kontaktverbot und Lockdown entwickeln. Lasst Eurer Fantasie und Kreativität freien Lauf.
Ich bin schon sehr gespannt auf Eure Ideen und Umsetzungen.
Eure Anja
Buchtipps:
Ronnau-Böse/ Fröhlich-Gildhof: Resilienz im KiTa-Alltag, Herder Verlag
Resilienz bei Kindern, Eltern und Pädagogischen Fachkräften
In meiner Arbeit als Coach und Supervisorin begleite ich seit vielen Jahren krisenhafte Situationen und Prozesse von Teams und Einzelpersonen. Dabei konnte ich beobachten, wie unterschiedlich jeder Mensch mit schwierigen Situationen umgeht. Die einen erleben eine Krise eher als Bedrohung und werden handlungsunfähig, andere sehen die Chance in der Krise und versuchen aktiv, etwas zu verändern.
Die Krise und ihre beiden Gesichter
Offensichtlich stecken in einer Krise zwei Seiten. Das haben bereits die alten Chinesen so empfunden. Das chinesische Schriftzeichen für Krise setzt sich aus zwei Zeichen zusammen: das eine steht für Gefahr und das andere für Chance.
Vermutlich kennt Ihr diese beiden Seiten von Euch selbst. Interessant hierbei ist, was bei Euch in schwierigen Situationen und Herausforderungen zunächst überwiegt und Euch bei der Bewältigung dann eher hemmt oder unterstützt. In der Arbeit mit Kindern könnt Ihr diese Unterschiede auch beobachten. Da gibt es immerwieder Kinder, die sich trotz schlechter Lebensbedingungen wie z.B. Armut, Arbeitslosigkeit, Vernachlässigung, Gewalterfahrungen etc. überraschend positiv und kompetent entwickeln. Hier stellt sich oft die Frage, was diesen Kindern die Kraft gibt, solch schwierige Bedingungen und Situationen nicht nur zu überstehen, sondern gestärkt daraus hervor zu gehen.
Das Immunsystem der Psyche
Die Antwort auf diese Frage ist das Vorhandensein von „Resilienz“, was die Kompetenz beinhaltet, mit viel psychischer Stärke und seelischer Widerstandskraft schwierige Lebenskrisen und Schicksalsschläge zu überstehen. Resilienz wird auch als das „Immunsystem der Psyche“ bezeichnet.
Die Resilienzforschung hat hierzu herausgefunden, dass Resilienz:
nicht angeboren, sondern erlernbar ist
je nach Situation unterschiedlich ausgeprägt ist
abhängig von der jeweiligen Person und ihrer aktuellen Lebensumwelt ist.
Der Grundstein für Resilienz wird bereits im ersten Lebensjahren gelegt. Hier spielen familiäre Ressourcen wie z.B. eine stabile Bindung zu mindestens einer Bezugsperson, ein emotional warmes aber auch klar strukturiertes Erziehungsverhalten der Eltern und positive Beziehungen zu Geschwistern eine wichtige Rolle. Hinzu kommen soziale Ressourcen wie z.B. soziale und emotionale Unterstützung aus dem Lebensumfeld des Kindes und die Qualität der Bildungsinstitutionen, die ein Kind besucht.
Auf dieser Basis entwickeln sich wichtige Eigenschaften eines Kindes, die Fröhlich-Gildhof als sog. Resilienzfaktoren wie folgt zusammenfasst:
positive Selbstwahrnehmung
Überzeugung von der eigenen Selbstwirksamkeit
Vorhandensein sozialer Kompetenzen
angemessener Umgang mit Stress
Problemlösungsfähigkeit
Diese Faktoren tragen dazu bei, dass ein resilienter Mensch Stress, Probleme und Krisen vielmehr als Herausforderung und Chance annimmt. Er*Sie fühlt sich weniger seinem*ihrem Schicksal ausgeliefert und kann eher auf aktiv-problemorientierte Bewältigungsstrategien zurückgreifen.
Und so gehts weiter
Diese Woche beschäftige ich mich, wie hier bereits vorbereitet, mit dem Thema Resilienz. Es geht zum einen um die psychische Widerstandskraft der Kinder, aber auch um die Frage nach Eurer eigenen Widerstandskraft im Umgang mit Krisen und schwierigen Situationen. Auf welche Ressourcen und Kompetenzen könnt Ihr zurück greifen? Wo findet Ihr die Unterstützung, die Ihr in solchen Situationen braucht? Was macht Euch stark?
Ich möchte Euch daher in den nächsten Tagen unterschiedliche Erklärungsmodelle zur Selbstreflexion anbieten und darstellen, wie Ihr Resilienz bei den Kindern fördern könnt.
Ich wünsche Euch einen guten Start in diese Woche voller Chancen und Herausforderungen
Noch Anfang des 20. Jahrhunderts waren Psychologen und Wissenschaftler der Überzeugung, dass Phantasie einzig und allein der Unterhaltung eines Kindes diene ohne tieferen Sinn für dessen Entwicklung.
Persönlichkeitsentwicklung
Diese Meinung hat sich glücklicherweise grundlegend geändert. Mittlerweile werden Phantasie und das fiktive Spiel eines Kindes als wichtig und wertvoll für die Persönlichkeitsentwicklung gesehen. Das Kind kann seine Erlebnisse nachspielen und verarbeiten. So entwickelt es neue Handlungsmöglichkeiten und Lösungen. In seiner Phantasie schlüpft es in verschiedene Rollen und probiert sich mit unterschiedlichsten Charaktereigenschaften und Fähigkeiten aus. Auf diesem Weg erprobt es, wer es ist und entdeckt sich als Person.
* Mitteilung eigener Bedürfnisse
Durch das erschaffen fiktiver Freunde und Begleiter oder das Erzählen phantasievoller Geschichten lernt das Kind seine Bedürfnisse und Wünsche zu erkennen und auszudrücken.
* Entwicklung von Empathie
Ein Kind, dass sich mit Phantasiefiguren und deren besonderen Fähigkeiten und Charaktereigenschaften beschäftigt hat, kann sich sehr gut in andere Menschen hineinversetzen. Es fällt ihnen oftmals recht leicht die Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühle anderer zu verstehen.
* Schärfung der Realität
Durch die Gehirnforschung wissen wir, dass das menschliche Gehirn viel aufmerksamer ist, wenn es mit unerwarteten Dingen und Situationen konfrontiert wird. Phantasiegeschichte bieten dem Kind genau solch Unerwartetes. Dadurch wird es dazu angeregt, über das Ungewöhnliche nachzudenken, darüber ins Gespräch zu kommen, das Ganze in Frage zu stellen und den Blick für die Realtität zu schärfen. Auf diese Weise wird das Kind motiviert, sich eine eigene Meinung zu bilden.
* Kraftquelle in der Krise
In schwierigen und krisenhaften Zeiten kann Phantasie eine wundervolle Ressource und Kraftquelle sein, um den Blick auf die schönen und belebenden Momente des Lebens zu lenken. Dies unterstützt die Entwicklung von Resilienz.
Förderung der Sprachentwicklung
Desweiteren hat die Beschäftigung mit Phantasiegeschichten und Phantasiegestalten eine großen Einfluss auf die Sprachentwicklung. Dies habe diverse Studien ergeben. Das Kind entwickelt einen großen Wortschatz verknüpft mit der Fähigkeit, diese Worte in ihrer Bedeutung verständlich und nachvollziehbar erklären zu können. Das Erzählen von Phantasiegeschichten lädt ein, sich Situationen und Handlungen auszudenken und dafür die passenden Worte zu finden. Das regt die Sprach- und Fabulierfreude an und macht einfach Spaß. Und mit Spaß und Freude lernt es sich bekannterweise viel leichter.
Möglichkeiten schaffen und nutzen
Was könnt Ihr demzufolge als pädagische Fachkräfte zur Phantasieförderung der Kinder beitragen? – Phantasie braucht Raum und Zeit, um sich entfalten zu können. Lest mit den Kindern Phantasiegeschichten und hinterfragt gemeinsam, was davon in ihrer Welt möglich ist. Lasst sie phantasievolle Geschichten erzählen und nachspielen. Erfreut Euch an den imaginären Freunden und Begleitern der Kinder. Legt Euch mit den Kindern auf die Wiese und entdeckt Gesichter, Tiere und Phantasiewesen in den Wolken. Geht im Wald auf Entdeckungstour und sucht Feen, Elfen und Zwerge. Lasst der Phantasie freien Lauf! Sie öffnet ein Tor zur Entschleunigung im oftmals hektischen Alltag. Wenn es nach Aufhebung des Kontaktverbots in Eurem pädagogischen Alltag wieder einmal hektisch wird, erinnert Euch an die Kraft der Phantasie. Schaltet bewusst einen Gang zurück und eröffnet den Kindern Freiräume für fiktives Spiel und phantasievolles Erzählen.
Ihr könnt Euch sicher sein, dass Bildung auf diese Weise ganz nebenbei stattfindet.
Jetzt wünsche ich Euch erst einmal Frohe Ostern, hoffentlich kommt der Osterhase auch zu Euch. 😉
Bis nächste Woche Dienstag.
Eure Anja
P.S. Wenn Ihr das Foto zu diesem Beitrag anschaut, was könnt Ihr darin entdecken? Welche Geschichte fällt Euch dazu ein? Ich bin gespannt auf Eure Rückmeldungen.
Im Alter von ca. 3 – 7 Jahren befinden sich Kinder in der Magischen Phase. Als Teil der ganz normalen Persönlichkeitsentwicklung ist das Erleben des Kindes in dieser Phase von Phantasie und magischen Vorstellungen geprägt. Die Grenzen zwischen den eigenen Gedanken und der Realität sind fließend. In der kindlichen Vorstellung ist daher alles möglich, was das Kind sich denkt und wünscht.
Alles lebt und hat Einfluss
Wie im vorherigen Beitrag bereits näher erläutert wurde, hat das Kind in den ersten Lebensjahren seine Selbstwirksamkeit und den damit verbundenen Einfluss auf seine Umwelt erprobt und kennengelernt. Gleichzeitig ahnt es, dass im Umkehrschluss andere Personen, Tiere, Gegenstände und Fabelgestalten auf ähnliche Art und Weise auf das Kind selbst Einfluss nehmen können. In der eigenen Vorstellung wird während der Magischen Phase die unbelebte Welt personifiziert und belebt. Dadurch kann das Kind beispielsweise den blöden Stuhl zurück hauen, wenn es sich an ihm gestoßen hat. Oder es glaubt, dass die Wolke weint, weil sie traurig ist.
Imaginäre Freunde und Fantasiegestalten
Die Magische Phase ist für viele Kinder die Zeit der imaginären Freunde und Fantasiegefährten, die entweder stellvertretend für das Kind oder aber gemeinsam mit dem Kind die Schwierigkeiten des Alltags bestehen. Dann ist auf einmal ein ausgedachter Freund verantwortlich dafür, dass etwas kaputt geht oder veschwunden ist. Ein anderes Mal hat die Hexe die Erbse in die Nase des Kindes gezaubert. Oftmals besitzen die imaginären Freunde Eigenschaften, die das Kind für sich selbst wünscht.
Lüge oder Wahrheit
Ein weiteres Phänomen dieser Phase ist das Erzählen der tollsten und phantasiereichsten Geschichten, die jedoch nie passiert sind. Dann erzählt das Kind beispielsweise von einem tollen Geschenk, dass es aber nie bekommen oder von einer Reise, die nie stattgefunden hat. Viele Eltern sind dann sehr besorgt, ob sich Ihre Kinder hierdurch zu Lügner*innen entwickeln. Diese Sorge ist unberechtigt. Noch ist die kognitive Entwicklung nicht weit genug voran geschritten, um bestimmte Situationen und Ereignisse schlüssig bedenken und die eigenen Bedürfnisse und Wünsche mitteilen zu können. Diese Phantasiegeschichten helfen den Kindern, die vielfältigen Dinge des Alltags zu verarbeiten und altersgerecht zu bewältigen. Wenn uns Kinder solche Geschichten erzählen oder uns die imaginären Freunde begegnen lohnt es sich, genau hin zu hören und so mehr über die Wünsche und Bedürfnisse der Kinder zu erfahren.
Schatten an der Wand
Ängste sind ein weiters zentrales Thema in der Magischen Phase. Durch die ausgeprägte Phantasie und Vorstellungskraft werden vor allem abends und nachts die Schatten und Geräusche im Kinderzimmer zu bedrohlichen und angsteinflößenden Wesen und Gestalten. Da sind dann auf einmal wilde Tiere im Raum, ein Monster unterm Bett oder ein gruseliges Gespenst am Fenster. Für die Kinder ist es wichtig, dass Ihr als Erwachsene sie ernst nehmt und gegebenenfalls die Eltern darüber aufklärt, dass das Verhalten aufgrund der Entwicklung völlig normal ist. Entwickelt gemeinsam mit Kindern und Eltern einen guten Gegenzauber: z.B. der beschützende Teddy, das Mosterspray, der Schuhkarton für die wilden Tiere, ein Zauberspruch gegen böse Hexen, Knoblauch gegen Vampire… Lasst Eure Phantasie spielen. 😉
Osterhase, Weihnachtsmann & Co
Schon bald steht Ostern vor der Tür. Mit Blick auf die Magische Phase stellt sich hier im pädagogischen Alltag immer wieder die Frage, ob Eltern und pädagogische Fachkräfte den Kindern den Glauben an den eierbringenden Osterhasen überhaupt vermitteln sollen. Dazu habe ich einen interessanten Artikel in der „Welt“ gefunden, den Ihr hier nachlesen könnt:
Wie ist Eure Meinung zu dem Thema? Wie geht Ihr damit um? Welchen Schwierigkeiten begegnen Euch in Eurer Praxis?
Unterscheidung von Realität und Fiktion
Lange Zeit wurde befürchtet, dass besonders phantasievolle Kinder Schwierigkeiten haben Phantasie und Realität voneinander zu unterscheiden. Mitlerweilen wurde entgegen dieser Vermutung festgestellt, dass gerade phantasievolle Kinder, dies sehr gut können. Durch die intensiven Erfahrungen in der Magischen Phase haben sie gelernt, die Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit nach und nach besser zu erkennen.
Im nächsten Beitrag beschäftige ich mich mit dem Thema, inwieweit Phantasie auch für Bildung und Lernen wichtig ist.
In dem heutigen Beitrag geht es um die Entwicklung von Phantasie bei Kindern. Wenn Ihr an die Kinder denkt, die Ihr bislang begleitet habt, werden Euch große individuelle Unterschiede im Phantasievermögen der Kinder begegnet sein. Daraus ergibt sich die Frage, wie sich eigentlich Phantasie entwickelt.
Meine Recherchen haben ergeben, dass die moderne Wissenschaft darauf bis heute noch keine umfassenden Antworten hat. Das liegt einerseits daran, das Phantasie nicht messbar ist. Andererseits wurde die Phantasie bislang als Forschungsgegenstand weniger ernst genommen. Phantasie hat oftmals einen negativen bis hin zu krankhaften Stempel. Häufig fallen in diesem Zusammenhang Sätze wie: „Der hat eine blühende Phantasie.“ oder „Das kommt davon, dass sie zuviel Phantasie hat.“ Interessanterweise wird der Kreativitätsentwicklung ein höherer Stellenwert eingeräumt. Dabei ist die Kreativität genau genommen nur ein Teil der Phantasieentwicklung.
Imagination und Kreativität
Zur Phantasie gehören zwei wesentliche Komponenten untrennbar zusammen. Ein phantasievoller Mensch besitzt eine ausgeprägte Vorstellungskraft, die ihn befähigt, sich etwas bildlich vorzustellen. Dies ist die imagitative Seite der Phantasie, wodurch die inneren Bilder oder auch das sog. Kopfkino entstehen. Dazu kommt die kreative Seite der Phantasie. Durch sie ist der phantasievolle Mensch in der Lage, Dinge und Ideen immer wieder aufs Neue zu kombinieren und somit neue Verknüpfungen herzustellen.
Es gibt Menschen, die z.B. aufgrund ihrer ausgeprägten visuellen Erinnerungsfähigkeit sehr gut Dinge, Situationen oder räumliche Gegebenheiten beschreiben und wiedergeben können. Hierbei handelt es sich vornehmlich um die Wiedergabe des Gesehenen und Erlebtem. Wenn ihnen, ergänzend zu dieser Wiedergabefähigkeit der Eindrücke aus ihrem visuellem Gedächtnis, die Fähigkeit zu neuen Verknüpfungen dieser inneren Bildern fehlt, ist das nicht als Phantasie zu bezeichnen.
Lernen durch Exploration
Wie entwickelt ein Kind im Laufe seines Lebens eine Vorstellung von inneren Bildern und lernt diese immer wieder neu anzuordnen und zu verknüfen?
Von Geburt an kommt das Kind lernbereit auf die Welt und erobert sich diese wie ein kleiner Forscher. Es nimmt seine Umgebung mit allen Sinnen wahr. Durch aktives Explorieren setzt es sich, seiner Entwicklung entsprechend, mit seiner Umwelt, mit Personen, mit Gegenständen und mit Handlungen auseinander. Dabei tastet sich das Kind nach und nach an neue Erkenntnisse heran. Es lernt die Welt buchstäblich durch „Greifen“ zu begreifen.
Schon mit ca. 6 Monaten verknüpft es die vielfältigsten Sinneserfahrungen zu ersten Vorstellungen von den Dingen und Personen in seiner Umgebung. Mit ca. 8 Monaten kann das Kind dann die Vorstellung von einem Gegenstand oder von etwas Erlebtem kurzzeitig als Erinnerung im Gehirn speichern. Es lernt in dieser Zeit, dass Menschen und Dinge auch dann noch da sind, wenn es sie nicht mehr sieht. Es beginnt demzufolge erste innere Bilder zu entwickeln.
Fast zeitgleich entdeckt das Kind das Prinzip von Ursache und Wirkung und erlebt seine eigene Selbstwirksamkeit. In seiner weiteren Entwicklung exploriert es mit verschiedenen Dingen und erforscht seine Umgebung. Es interessiert sich, wie die Dinge funktionieren und wie sie zu handhaben sind. Über das selbsttätige Tun erwirbt es eine immer deutlichere Vorstellung von möglichen Handlungen.
Innere Bilder und Verknüpfungen
Mit ca. 1 1/2 Jahren erkennen Kinder, dass Dinge gleich oder unterschiedlich sind. Sie beginnen diese Dinge entsprechend zuzuordnen oder zu sortieren. Gleichzeitig spielt es im „So-tun-als-ob“ alles nach, was es in seiner Umgebung beobachtet. Darüber entwickelt es eine stabile innere Vorstellung von diesen nachgespielten Situationen und den damit verknüpften Gegenständen und Personen. Gegen Ende des 2. Lebensjahres kann das Kind sich einen Gegenstand denken, wenn dieser nicht vorhanden ist oder es gibt einem anderen Gegenstand die Bedeutung. Ab diesem Alter wird das Rollenspiel zunehmend wichtige
Das Kind entwickelt in den folgenden Jahren die Fähigkeit, sich das Ergebnis einer Handlung vorzustellen, ohne dass es dies praktisch ausprobieren muss. Mit ca. 2 1/2 werden Denken und Tun manchmal noch verwechselt. Das Kind glaubt schon etwas getan zu haben, was es nur gedacht hat.
Das Fundament ist gelegt
Wie Ihr den vorausgegangenen Ausführungen entnehmen könnt, passiert bereits in den ersten Lebensjahren eine Menge, was das Fundament für unsere Phantasieentwicklung bildet. Je nach genetischer Veranlagung und individuellem Lebensumfeld des Kindes, ergibt sich die unterschiedliche Ausprägung des Phantasievermögens bei den Kindern.
Im 3. Lebensjahr wird dann das kindliche Denken zunehmend von der sog. „Magischen Phase“ bestimmt. Eine sehr bedeutsame Phase für die Entwicklung von Phantasie und für viele Eltern oftmals auch eine sehr irritierende und verunsichernde Phase. Um diesem Thema einen angemessenen Platz einzuräumen, werde ich darauf in meinem nächsten Beitrag näher eingehen.
Ich freue mich darauf, das nächste Mal mit Euch in die Magische Phase einzutauchen.
Heute beginnen in den meisten Bundesländern die Osterferien. Viele von Euch hatten ursprünglich Urlaub an den unterschiedlichsten Orten geplant. Ich selbst säße jetzt in einem Flugzeug, das mich nach Madeira bringen sollte. Aber in Woche 4 nach der Schließung von Kindertagesstätten und Kindertagespflege haben sich auch diese Pläne geändert. Meine Reise ist nun auf das kommende Jahr verschoben. Um so mehr werde ich diese Reise dann schätzen und genießen können.
Erinnerung als Kraftquelle
Glücklicherweise bin ich in den vergangenen Jahren viel mit meiner Familie gereist und durfte viel von der Welt sehen. Das ist eine Fülle von Erlebnissen und Erinnerungen, die mir gerade jetzt Kraft geben. Ich werde diese Woche für mich nutzen, um die Fotos verschiedener Urlaube hervor zu holen und gemeinsam mit meiner Familie in Erinnerungen zu schwelgen. Jeden Tag eine kleine Reise begleitet durch schöne Musik und landestypischem Essen. Mit der Kraft meiner Phantasie und Kreativität kann ich so jeden Tag in einem anderen Land sein. Allein die Vorstellung davon, was ich hier alles eleben und tun kann, tut mir gut.
Die Kraft der Phantasie
Phantasie ist eine besondere Ressource, die uns Menschen, nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen, als einziges Lebewesen dieser Welt zur Verfügung steht. In den verschiedensten Definitionen wird sie als eine Vorstellungskraft bzw. Imagination beschrieben, die uns als Mensch dazu befähigt, innere Bilder und damit eine eigene Innenwelt zu erzeugen.
Phantasie ist etwas, das wir in unserer Kindheit entwickeln. Es handelt sich um eine kreative Fähigkeit, die Ihr bei Kindern in deren täglichen Spiel beobachten könnt. Phantasie entsteht, wenn Kinder Raum und Zeit für selbstbestimmtes Spiel und auch für Langeweile haben. Phantasie ist wichtig und wertvoll für die Persönlichkeitsentwicklung. Sie hat Einfluss auf unsere Kreativität, unsere Resilienz und unser Lernen. Daher möchte ich der Bedeutung von Phantasie für Kinder und deren Entwicklung – in meinen Blogbeiträgen dieser Woche – besondere Aufmerksamkeit schenken.
Ready for Take off?
Jetzt möchte ich Euch einladen, gemeinsam mit mir und Eurem phantasievollen „inneren Kind“ auf diese fachliche und persönliche Reise zu gehen. Lasst uns in Gedanken in ein Flugzeug steigen. Mal sehen wo unsere Reise hingeht.
Ich wünsche Euch eine wundervolle Phantasiereise im Kopf.
Eure Anja
P.S. In der Sendung mit der Maus ging es am gestrigen Sonntag in „Trudes Tier“ um einen alternativen Inselurlaub. Auch eine schöne Alternative, um ein Urlaubsgefühl zu erzeugen.
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