Balance zwischen Empathie und Selbstfürsorge

Diese Woche handelten meine Blogbeiträge immer wieder von Empathie und von Eurer Fürsorgepflicht für die Eltern und Familien, mit denen Ihr zusammen arbeitet. Es ging viel darum, sich in die Eltern einzufühlen, deren Blickwinkel einzunehmen und durch einen Perspektivwechsel die Eltern besser verstehen zu lernen. Heute soll es einfach mal um Euch gehen.

In diesem Zusammenhang fällt mir wieder einmal eine Pflegedienstleitung aus der Altenpflege ein, die regelmäßig nach Dienstschluss zu mir ins Lehrcoaching kam. Es handelte sich um eine sehr gepflegte Frau, die offensichtlich viel Wert auf ihr Äußeres legte. In einer Sitzung kamen wir darauf zu sprechen, dass ich es sehr bemerkenswert fände, wie es ihr jedesmal gelänge, unmittelbar im Anschluss an den Dienst unverschwitzt und gut gekleidet in der Beratung zu erscheinen. Sie erklärte mir, dass ihr das wichtig sei und sich dafür bewusst die Zeit nehme, weil ihre Philosophie laute: „Nur wer sich selbst gut pflegt, kann auch andere gut pflegen“. Ich habe seither diesen Satz übernommen und ihn wie folgt verändert: „Nur wer gut für sich selbst sorgt, kann gut für andere sorgen.“

Denkt bei aller Empathie deswegen auch an Euch selbst. Tut Euch etwas Gutes. Macht etwas, dass Euch Spaß macht. Lest ein gutes Buch, nehmt ein schönes Entspannungbad, esst ein Stück Schokolade, telefoniert mit lieben Menschen, geht Spazieren, hört Musik, macht Euch einen gemütlichen Abend mit Eurem Lieblingsfilm, treibt Sport…

Hier findet Ihr im Download eine Selbstfürsorge-Karte, die Euch daran erinnern soll, gut für Euch zu sorgen. Hängt sie irgendwo sichtbar für Euch auf. Vielleicht kennt Ihr ja auch noch eine nette Kollegin oder einen netten Kollegen, der*dem Ihr dieses Kärtchen weiterleiten wollt.

 

Jetzt wünsche ich Euch erst einmal ein schönes Wochenende. Passt gut auf Euch auf und sorgt gut für Euch. Ich freue mich auf nächste Woche und hoffe, dass viele von Euch meinen Blog wieder besuchen.

Eure Anja

 

P.S. Ich würde mich über ein erstes Feedback zu dieser Woche freuen. Ich bin gespannt auf Eure Kommentare. Gibt es bestimmte Themen, die Euch interessieren und über die ich für Euch schreiben kann?

Erziehungs- und Bildungspartnerschaft – Das Eisbergmodell

copyrigt Anja Cantzler 2018

Neben dem „Prinzip des Guten Grundes“, das ich im vorausgegangenen Blogbeitrag näher erläutert habe, kann Euch das Wissen um das sogenannte Eisbergmodell (n. Ruch/ Zimbardo (1974), weiterentwickelt u. a. von Schulz v. Thun.) in der Zusammenarbeit mit Eltern hilfreich sein.

Sichtbare und unsichtbare Anteile bestimmen unsere Kommunikation

Dieses Modell besagt im Kern, dass in der Kommunikation zwischen zwei Menschen nur 20% direkt wahrnehmbar sind. Diese 20% enthalten zum einen einen verbalen Teil mit Sachinformationen, wie z. B. Zahlen, Daten und Fakten und zum anderen einen non-verbalen Teil, der sich in Form von Mimik, Gestik und Tonfall ausdrückt. Die anderen 80 % sind von den individuellen Erfahrungen und Erlebnissen, den verinnerlichten Wertevorstellungen, den persönlichen Gefühlen und den aktuellen Stimmungen bestimmt. Diese oftmals nicht auf Anhieb sichtbare Ebene hat jedoch einen großen Einfluss auf den sicht- und hörbaren Teil der Kommunikation.

Jeder Mensch ist ein Eisberg

Jede*r von Euch ist so ein Eisberg. Euer jegliches Handeln wird bestimmt durch Eure ganz individuelle Sozialisation. Ihr bringt Erfahrungen und Erlebnisse aber auch Werte und Normen in Eure pädagogische Arbeit mit ein. Vor diesem Hintergrund begegnet Ihr den Eltern.

Dabei ist es durchaus wichtig, daran zu denken, dass auch Eure Eltern aus ihrer Sozialisierung heraus eigene Werte und Normen mitbringen, die ihr Handeln beeinflussen.

copyright Anja Cantzler 2018

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Es stehen sich so immer mehrere Eisberge gegenüber, wobei der Eine das Verhalten des Anderen immer aus der eigenen Prägung und Sozialisierung heraus betrachten und bewerten wird.

Missverständnisse und Konflikte vermeiden

Das Eisbergmodell unterstützt Euch dabei, die unterschiedlichen Werte anderer wahrzunehmen. In der Zusammenarbeit mit Eltern kann es für Euch durchaus hilfreich sein, das Eisbergmodell im Hinterkopf zu behalten, um das Handeln der Eltern besser zu verstehen. Macht Euch immer wieder den großen Einfluss der verborgenen Ebene in der Kommunikation bewusst, so können viele Missverständnisse und Konflikte mit Eltern vermieden werden.

Das Eisbergmodell lässt sich darüber hinaus auf die Teamarbeit und im alltäglichen Zusammenleben mit anderen Menschen anwenden. Achtet beim nächsten Mal darauf, wenn Ihr denkt: „Das Verhalten meines Gegenübers kann ich gerade so gar nicht nachvollziehen.“ Möglicherweise ist Euer Unverständnis dann darauf zurück zu führen, dass Eure Werte und Normen andere sind als die Eures Gegenübers.

Eure Anja

P.S. Auch in der Rolle als Gruppenleitung kann Euch das Eisbergmodell hilfreich sein. Mit diesem Thema habe ich mich in meinem Buch: „Die Gruppenleitung in der Kita“ ausführlicher beschäftigt, https://www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com/gruppenleitung

Das „Prinzip des Guten Grundes“ – Grundhaltung für eine Erziehungs- und Bildungspartnerschaft

Heute möchte ich Euch, wie bereits in einem anderen Beitrag angekündigt, das sog. „Prinzip des Guten Grundes“ näher erläutern.

Von der Traumapädagogik zur Zusammenarbeit mit Eltern

Erstmalig begegnet bin ich diesem Prinzip in den von mir besuchten Weiterbildungen über Traumapädagogik. Und ich finde es auch auf die Zusammenarbeit mit Eltern gut anwendbar, um deren Denken, Fühlen und Handeln besser nachvollziehen zu können.

Das „Prinzip des Guten Grundes“ geht von der Annahme aus, dass eine Person im Laufe ihres Lebens Verhaltensstrategien entwickelt, um mit belastenden Situationen und Herausforderungen umgehen zu können. Diese Verhaltensstrategien sind auf die individuellen Erlebnisse, Erfahrungen und Sozialisierungen dieser einzelnen Person zurück zu führen. Die daraus resultierenden Verhaltensweisen können, wenn sie nicht auf diesem lebensgeschichtlichen Hintergrund des Gegenübers verstanden werden, zu großen Irritationen und Unverständnis Eurerseits führen.

Es bedarf der Bereitschaft, davon auszugehen, dass das Gegenüber aus seiner Sicht immer gute Gründe für sein Fühlen, Denken und Handeln hat. Dieser Zugang kann Euch helfen den Eltern mit mehr Verständnis zu begegnen. Im Allgemeinen trägt diese Grundhaltung oftmals zu einer großen Entlastung in der Zusammenarbeit bei.

In meinen Elternberatungen fällt es vielen Eltern durch diese Grundhaltung häufig leichter sich zu öffnen. Sie merken, dass ich Ihr Verhalten nicht bewerte, sondern mich erst einmal in ihre Situation einfühle. Ich gestehe Ihnen zu, dass ihr Handeln aus besten Wissen und Gewissen heraus geschieht. Viele fühlen sich so verstanden und öffnen sich dann im weiteren Gesprächsverlauf für andere Blickwinkel und Handlungsmöglichkeiten.

Die Weil-Frage kommt zum Einsatz

Wie nähere ich mich in meinem Beratungsalltag am Einfachsten den guten Gründen meines Gegenübers? Dafür betrachte ich den Einzelfall unter dem Blickwinkel der sog. „Weil-Frage“. Ich hole mir für einen Moment das Verhalten der Person vor Augen und stelle mir dann die Frage: „Diese Person verhält sich so, weil…“

Dann vervollständige ich diesen Satz im Brainstorming durch unterschiedlichste Hypothesen (Vermutungen). Anschließend prüfe ich meine Aufstellung, um zu entscheiden, womit ich im direkten Kontakt mit meinem Gegenüber weiterarbeiten kann.

Besonders effektiv und vielseitig wird diese Aufstellung von Hypothesen, wenn ich dieses Brainstorming im Austausch mit Kolleg*innen durchführe.

Ich arbeite mit der „Weil-Frage“ oftmals auch in Seminaren, wo sich die Teilnehmer*innen nicht kennen und somit ihnen auch die in einer Fallbesprechung vorgestellten Personen unbekannt sind. Die verwertbaren Ergebnisse aus der gemeinsamen Hypothesensammlung zu dieser „Weil-Frage“ sind immer wieder sehr beeindruckend.

Ein Beispiel aus der Praxis

Während der Eingewöhnungszeit fiel es einer Mutter sehr schwer, von der Seite ihres Sohnes zu weichen. Sobald er drohte irgendwo anzustoßen, sich weh zu tun oder hinzufallen, war sie jeweils einen Schritt voraus, um ihn zu schützen. Diese Mutter bekam sehr schnell den Stempel einer Helikoptermutter und die Eingewöhnung verlief schleppend und schwierig über Wochen hinweg. Die pädagogischen Fachkräfte waren mit Ihrem Latein am Ende und baten die Mutter zu mir in die Beratung zu gehen.

Daraufhin prüfte ich für mich das Verhalten der Mutter mit der „Weil-Frage“ und kam zu verschiedensten Antworten.

Die Mutter tut das, weil sie …

  • Angst um ihren Sohn hat
  • sich verantwortlich für sein Wohlergehen fühlt
  • gut für ihn sorgen möchte
  • eine gute Mutter sein möchte
  • ihre Rolle besonders gut ausfüllen möchte
  • keine Fehler machen möchte
  • unter Druck steht

In einem anschließenden Gespräch mit der Mutter entschied ich mich dafür, erst einmal heraus zustellen, dass ich das Gefühl habe, sie wolle ihre Aufgabe als Mutter besonders gut ausfüllen. Ergänzend äußerte ich die Vermutung, dass sie sich sehr verantwortlich für das Wohlergehen ihres Sohnes fühle. Dies führe aus meiner Sicht dazu, dass sie den pädagogischen Fachkräften kaum Möglichkeit gebe, sich dem Sohn zu nähern und eine Beziehung zu ihm aufbauen zu können. In dem sich anschließenden Gespräch erfuhr ich daraufhin viel über die schwierige Geburt des Sohnes. Sie öffnete sich und konnte ihre Angst und Sorge als hemmend für die Entwicklung ihres Sohnes erkennen. Daran anknüpfend erarbeitete sie sich schrittweise Verhaltensveränderungen im Dialog mit mir und den pädagogischen Fachkräften. Während des Prozesses verfiel sie trotzdem immer wieder in alte Muster. Den Kolleginnen fiel es in solchen Situationen aufgrund des „Prinzips des Guten Grundes“ zunehmend leichter, das Verhalten der Mutter anzunehmen. Die vertrauensvolle Beziehung zwischen Mutter und pädagogischen Fachkräften konnte sich daraufhin entwickeln. Dies trug grundlegend dazu bei, dass die Mutter sich daraufhin zunehmend zurückziehen konnte und wusste, dass es ihrem Sohn in der Kita gut geht.

Übung macht den Meister

Abschließend möchte ich Euch einladen, dieses „Prinzip des Guten Grundes“ auf Eure pädagogische Arbeit mit Euren Eltern anzuwenden. Wo begegnet Ihr in Eurer Praxis irritierenden Verhaltensweisen, die Ihr nur schwerlich nachvollziehen könnt? Versucht Euch mit der „Weil-Frage“ einem anderen Verständnis für diese Verhaltensweisen zu nähern. Geht hierzu in Austausch mit euren Teamkolleg*innen. Um so häufiger Ihr die „Weil-Frage“ anwendet, detso mehr Übung werdet Ihr darin bekommen, Hypothesen zu entwickeln.

Viel Spaß beim Ausprobieren

Eure Anja

P.S. Gerne stehe ich Euch per Telefon oder E-mail beratend zur Seite. Die Kosten für diese Beratungsleistung könnt Ihr hier herunterladen.

Gelebte Erziehungs- und Bildungspartnerschaft im Ausnahmezustand (2) – Impulse, Ideen und Anregungen

Photo by Andrew Neel on Pexels.com

Auf Spiegel Online entdeckte ich letzte Woche einen Beitrag von Sascha Lobo: „Schützt Euch vor der Corona-Wut“, den Ihr bei Interesse unter folgendem Link nachlesen könnt. https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/corona-schuetzt-euch-vor-der-corona-wut-kolumne-a-2b8e5337-8354-4eca-ab95-7f86a497fd35?sara_ecid=soci_upd_KsBF0AFjflf0DZCxpPYDCQgO1dEMph

Der Autor verweist sehr eindrücklich darauf, dass der aktuelle Ausnahmezustand in vielen Menschen eine Wut auslösen kann, der es frühzeitig zu begegnen gilt. Er erläutert sehr nachvollziehbar Zusammenhänge und Hintergründe dieser Wut und den damit verbundenen Gefahren für unsere Gesellschaft. Gleichzeitig bietet er eine Lösung, um dieser Wut, die letztlich auf Angst und Hilflosigkeit basiert, mit einem dem Menschen zur Verfügung stehenden Mittel zu bekämpfen: mit Empathie.

Empathie als Kernkompetenz

Damit bin ich wieder bei Euch und Eurem Arbeitsfeld. Empathie ist eine wesentliche personale Kernkompetenz, die Euch im Umgang mit den Kindern und Familien auszeichnet und ohne die eine Zusammenarbeit nicht möglich ist.

Gespräche bieten Entlastung

Viele Familien sind durch das Kontaktverbot auf sich selbst gestellt. Je nach familiärer Gesamtsituation werden sie dadurch sehr herausgefordert und oftmals überfordert. Das kann durchaus zu Wutausbrüchen von Eltern und Kindern führen. Einige Fachstellen befürchten in diesem Zusammenhang einem Anstieg von häuslicher Gewalt.

Wie entlastend könnte in solchen Momenten ein Gesprächsangebot und/ oder ein Zuhörer von außen sein? Ein solches Gespräch vermittelt das Gefühl, nicht alleine zu sein und verstanden zu werden. Ich glaube, viele von Euch kennen selbst diese Momente, wo ein solches Gespräch entlastet und weitergeholfen hat.

Warum also nicht, einfach mal bei den einzelnen Familien anrufen und nachfragen, wie es ihnen und ihren Kindern in dieser Situation geht und ihnen zuhören. Je nach Situation könnt Ihr dann die Eltern bestätigen, dass sie die gegenwärtige Situation gut meistern oder mit ihnen gemeinsam nach Lösungen und Wegen suchen, um möglichst gut die Zeit zu überstehen. Ihr seid wichtige Ansprechpartner und Berater außerhalb von familiären und anderen privaten Beziehungen. Eure Stärke liegt in Eurer Professionalität und Fachlichkeit, den Eltern beratend zur Seite zu stehen. Dies kann den Eltern andere Sichtweisen und Perspektiven eröffnen, die innerhalb des Familien- und Freundeskreises nicht immer sichtbar sind.

Externe Hilfen anbieten

Ergänzend solltet Ihr Eltern darauf aufmerksam machen, dass viele Erziehungsberatungsstellen weiterhin geöffnet haben und ihre Hilfen anbieten. Vielleicht könnt Ihr auch in Kooperation mit externen Berater*innen ein telefon- oder videobasiertes Beratungsangebot aufbauen, das den Eltern auf Nachfrage zur Verfügung steht. Beispielsweise habe ich als Elternberaterin in Kooperation mit der Städtischen KiTa in Bielefeld letzte Woche ein solches Angebot ins Leben gerufen. Die Abrechnung dieser Beratungsstunden erfolgt über Gelder des Familienzentrums.

Einige Einrichtungen können darüber hinaus auf Kolleg*innen zurück greifen, die eine Weiterbildung zum*zur Elternbegleiter*in gemacht haben. Diese Kolleg*innen hätten aus dieser Rolle heraus die Möglichkeit, den Familien ein besonderes Hilfs- und Beratungsangebot zu unterbreiten.

Bestärkende Ostergrüße

Bald steht Ostern vor der Tür. Ein netter Brief oder eine aufmunternde Postkarte an die Eltern könnte zu einem Lichtblick in diesen Zeiten werden. Durch die vielen Seminare mit Euch und Euren Kolleg*innen weiß ich, dass einige von Euch gerne ein Stück Schokolade als Nervennahrung zu sich nehmen 😉 – vielleicht ist auch das eine versüßende und stärkende Aufmerksamkeit in der Osterzeit?

Für mich sind im Moment alle, die zu Hause bleiben und somit dazu beitragen, dass der Virus sich nicht exorbitant schnell vermehren kann, Alltagshelden im Kleinen, denen mein ganzer Dank, Respekt und meine Wertschätzung gilt. Dieser persönliche Einsatz sollte wahrgenommen und belohnt werden.

Auszeiten ermöglichen

Vielleicht könnt Ihr den Familienalltag durch diverse kleine Anregungen begleiten, um den Eltern kleine Auszeiten zu eröffnen, in denen sie sich nichts überlegen müssen, wie sie ihre Kinder beschäftigen können. Schafft kleine Sternstunden, wo Ihr die Kinder vom passiven Medienkonsum wegholt und zum Mitmachen einladet. Eröffnet den Eltern kleine Zeitfenster für andere Betätigungen. Sicherlich gibt es technisch versierte Kolleg*innen unter Euch, die Lust haben kleine Filme zu drehen mit Finger- und Bewegungsspielen, Bewegungsanregungen, Bilderbuchbetrachtungen, Vorlesen, Handpuppenspiele o.ä., die den Familien dann beispielsweise über Email zugänglich gemacht werden.

Und warum nicht auch mal eine Videokonferenz mit den Eltern und/oder Kindern machen, um miteinander im Kontakt zu bleiben?

Soweit meine Ideen, Impulse und Anregungen. Mit ein wenig Phantasie und Kreativität lässt sich bestimmt noch mehr finden. Was fällt Euch noch ein? Was tut Ihr bereits, um mit den Familien im Kontakt zu bleiben und eine Erziehungs- und Bildungspartnerschaft auch unter Quarantäne und Kontaktverbot zu gestalten? Ich freue mich auf eure Rückmeldungen und Berichte aus der eigenen Praxis.

Gebt weiterhin gut auf Eure Gesundheit acht.

Eure Anja

P.S. Unter folgendem Link https://youtu.be/U3w7rz72k4k findet Ihr ein sehr schönes YouTube Video mit einem Lied über den „Quarantäne Roboter“. Lied, Idee und Umsetzung stammen von einem Schauspielkollegen meiner Tochter und seinem Sohn. Wie man sieht lädt hier die Quarantäne zur Kreativität ein. 😉

Gelebte Erziehungs- und Bildungspartnerschaft im Ausnahmezustand – Einführende Gedanken

Als Referentin in der Weiterbildung beschäftige ich mich schon seit vielen Jahren mit der Bedeutsamkeit einer guten Zusammenarbeit von pädagogischen Fachkräfte in KiTa bzw. Kindertagespflege und Eltern. In meinem Seminar „Achtung! Vor Eltern“ geht es schwerpunktmäßig darum, eine Erziehungs- und Bildungspartnerschaft zum Wohle des Kindes aufzubauen und dabei eine gesunde Balance zwischen professioneller Nähe und Abgrenzung zu finden.

Ohne Eltern geht es nicht“

Ihr als pädagogische Fachkräfte wisst, wie wichtig diese gute und gleichzeitig professionelle Beziehung zu den Eltern ist, damit die Kinder sich bei Euch bestmöglichst wohlfühlen und entwickeln können. Gleichzeitig wisst Ihr aber auch, wie mühselig sich manchmal dieser Beziehungsaufbau im Einzelnen gestalten kann. Seit gut 2 ½ Jahren arbeite ich einmal im Monat als Elternberaterin in einem Familienzentrum einer Kita der Stadt Bielefeld. In den vergangenen Jahren bin ich hier vielen Eltern mit ihren individuellen Sorgen und Nöten begegnet und durfte viel über das „Prinzip des Guten Grundes“ lernen (dieses Prinzip werde ich in einem späteren Beitrag ausführlicher erläutern). Ganz besonders deutlich ist mir dabei geworden, dass die allermeisten Eltern alles dafür tun, um gute Eltern zu sein. Sie handeln auf der Basis ihrer ganz persönlichen Geschichten, Kompetenzen und Ressourcen. Für Euch als pädagogische Fachkräfte erscheint das Handeln einzelner Eltern zwar nicht immer ganz nachvollziehbar, trotzdem stellt Ihr Euch tagtäglich der großen Aufgabe, auf die Eltern zuzugehen und eine Erziehungs- und Bildungspartnerschaft aufzubauen. Mit Blick auf die zurückliegenden Monate dürfte Euch dies bis zum jetzigen Zeitpunkt mit den allermeisten Eltern bereits gelungen sein.

Plötzlich ist nichts mehr, wie es war“

KiTas und Schulen wurden flächendeckend geschlossen und die Betreuung musste umgehend ohne Vorbereitung oder Verabschiedung eingestellt werden. Dadurch waren die Familien auf sich selbst zurückgeworfen. Als Elternberaterin mache ich mir gerade viele Gedanken darüber, wie es den Familien in dieser Situation geht. Im Alltag hat sich der Tagesablauf vieler Familien massiv verändert. Eltern betreuen ihre Kinder zu Hause und versuchen dabei oftmals Haushalt und Beruf unter einen Hut zu bringen. Bei Kindern in unterschiedlichen Altersstufen sind die verschiedensten Interessen und Bedürfnisse zu berücksichtigen. Die bisherigen Routinen besitzen keine Gültigkeit mehr. Viele von Euch sind gerade selbst in dieser Situation. Ihr erlebt dann hautnah, was es heißt, den eigenen Kindern die sozialen Kontakte mit Gleichaltrigen außerhalb der Familie oder den Besuch des Kindergartens bzw. der Kindertagespflege verweigern zu müssen.
Die bislang auf wenige Stunden begrenzte Familienzeit ist nun ein Vollzeitjob auf mehr oder weniger beengtem Raum. Und da wo Großeltern bislang unterstützt und entlastet haben, fällt dies zum Schutz der Großeltern weg. In vielen Familien kommen erschwerend existenzielle Sorgen und Nöte dazu, da niemand weiß, wo diese Situation wirtschaftlich und gesamtgesellschaftlich enden wird. Das zerrt an den Nerven und an den Beziehungen. Es braucht neue Strukturen, Aktivitäten und Rituale. Da ist zum einen viel Kreativität, Improvisation, Ideenreichtum und Flexibilität gefragt. Andererseits braucht es aber auch Barmherzigkeit und eine gewisse Fehlerfreundlichkeit mit sich selbst.

Jede Familie ist anders“

Als pädagogische Fachkräfte wisst Ihr um die unterschiedlichsten Ressourcen und Kompetenzen Eurer Eltern, mit solchen Herausforderungen umzugehen. In Eurem bisherigen pädagogischen Alltag habt Ihr Eure Eltern einfühlsam und situationsorientiert bestärkt, unterstützt und begleitet, um die Bildung, Betreuung und Erziehung des einzelnen Kindes zu gewährleisten. Dabei habt Ihr versucht die vorhandenen individuellen Ressourcen und Kompetenzen der Eltern einzubeziehen. Parallel gehört es aber auch zu Eurem Auftrag, das Kindeswohls im Auge zu behalten und notfalls einzugreifen.

Zur Erziehung eines Kindes brauchen wir ein ganzes Dorf“

Die Bestärkung, Unterstützung und Begleitung der Eltern kann und darf in diesen Zeiten nicht komplett abbrechen. Gerade jetzt brauchen die Familien das Gefühl, mit Ihren Fragen, Sorgen und Verunsicherungen nicht alleine zu sein. Lasst uns gemäß des afrikanischen Sprichworts weiterhin ein Teil des erziehenden Dorfes sein und gemeinsam überlegen, wie wir mit Familien, auch in den Zeiten von Quarantäne und Kontaktsperre, im Kontakt bleiben können.

Im nächsten Beitrag möchte ich hierzu ein paar meiner Ideen und Gedanken mit Euch teilen, wie diese Erziehungs- und Bildungspartnerschaft jetzt gepflegt werden kann. Ich bin überzeugt, dass sich dieser Einsatz zukünftig auf die Zusammenarbeit mit den Familien auswirkt und zur positiven Entwicklung der Kinder beiträgt.

Bis morgen! Passt gut auf Euch auf und bleibt gesund
Eure Anja

Vom Suchen und Finden – Die Chance in der Krise

Seit einigen Wochen steht unsere Welt buchstäblich auf dem Kopf. Nichts ist mehr wie es war und Keine*r weiß, wo das noch hingeht.

Plötzliche Veränderungen für uns Alle

Viele von Euch sind jetzt plötzlich mit der Betreuung der eigenen Kinder in den eigenen vier Wänden gefordert, andere halten die Notbetreuung der Kinder mit Eltern in den systemrelevanten Berufen aufrecht und wieder andere werden von ihren Trägern im pflegerischen oder anderen Arbeitsfeldern eingesetzt. Und auch mein Leben hat sich komplett verändert. Von heute auf morgen ist mein gut gefüllter Kalender leer. Normalerweise bin ich viel unterwegs, fahre durch ganz Nordrhein-Westfalen und begegne vielen Menschen in Teams und Weiterbildungshäusern. Jetzt sitze ich in meinem Büro und suche Wege, um in Kontakt zu kommen und Euch auch in dieser außergewöhnlichen Zeit zu begleiten und zu unterstützen.

Eine Idee entsteht

Und so kam mir die Idee zu diesem Blog. Da ich gerne schreibe, möchte ich die mir geschenkte Zeit dazu nutzen, mich gemeinsam mit Euch auf eine Art Schatzsuche zu begeben. Ich möchte gemeinsam mit Euch herausfinden, wie Weiterbildung und Coaching in diesen ver-rückten Zeiten unter Quarantäne bzw. der im Land herrschenden Kontaktsperre aussehen kann.

Eine Schatzkiste wird geöffnet

In den nächsten Tagen und Wochen öffne ich daher von Montag bis Freitag täglich meine persönliche Schatzkiste, um Euch teilhaben zu lassen an:

  • meinen Gedanken und Eindrücken zum Leben und Arbeiten unter den aktuellen Einflüssen
  • Wissenshäppchen für die pädagogische Arbeit mit Kindern und ihren Familien für das Leben und Arbeiten nach dem Lockdown
  • Beispielen aus der Praxis, wie andere pädagogische Fachkräfte und Kitas mit der gegenwärtigen Situation umgehen
  • Buch- und Medientipps für die berufliche Weiterentwicklung
  • Bewährte Methoden und Anregungen für die Team- und Konzeptarbeit
  • Impulse zur biografischen Selbstreflektion, frei nach dem Motto: „Wenn du nicht weißt wo es hingeht, schau, wo du her kommst.“
Kostenlos, aber nicht umsonst 😉

Diesen Blog mit seinen ganzen Impulsen und Beiträgen stelle ich Euch kostenlos zur Verfügung. Wenn Ihr meine Arbeit dennoch gerne unterstützen möchtet, könnt Ihr das gerne u.a. durch den Erwerb meiner Publikationen tun. Darüber hinaus biete ich aktuell die Möglichkeit zum Telefoncoaching und zur Telefonsupervision an. Ihr könnt hierzu gerne eine Termin- und Angebotsanfrage über E-Mail: anjacantzler@t-online.de oder über das Kontaktformular stellen.

Los geht`s

Ab Montag, den 30.03.2020 wird der erste Blogbeitrag veröffentlicht. Ich bin schon gespannt auf Eure Rückmeldungen und Kommentare.

Lasst uns unter den gegebenen Umständen das Beste aus dieser Situation machen, passt alle gut auf Euch auf und bitte bleibt gesund.

Eure Anja