Podcast Episode 16: Kinder liebevoll durch die Autonomiephase begleiten

In diesem Kita Talk bin ich mit Barbara Weber-Eisenmann im Gespräch, die mit ihrer Kollegin Lisa Wurzbach den Elternratgeber: Liebevoll durch die Trotzphase geschrieben hat.

Sie teilt mit uns ihr Wissen, warum es auch für Fachkräfte so wichtig ist, sich mit der Autonomiephase zu beschäftigen. Nicht selten stehen völlig verzweifelte Eltern vor uns und wissen nicht mehr weiter, weil ihr Kind über Nach zu einem „Wutmonster“ geworden ist.

Für Eltern und manchmal auch für Fachkräfte ist das eine anstrengende Zeit.

Für das Kind ist diese Autonomiephase jedoch wichtig, denn es entwickelt nun sein eigenes Ich und lernt für die eigene Meinung einzustehen.

Ich habe den Austausch sehr genossen und konnte auch viel aus meinem Erfahrungsschatz als Fachkraft, Elternberaterin und Mutter einbringen.

Das Buch „Liebevoll durch die Trotzphase“ ist im  Humboldt Verlag erschienen und überall im Buchhandel erhältlich.

Barbara Weber Eisenmann erreichst du hier.

Vielen Dank an Roland Kah für die hier verwendete Musik: Happy Intro

Podcast Episode 15: Aus Scheiße Gold machen – mit Fehlern professionell umgehen

In dieser inspirierenden Episode von den Kita Talks begrüßen ich Corinna Scherwath, eine ausgewiesene Expertin, die uns in die Kunst einführt, aus Fehlern im Umgang mit Kindern echte Lernmomente zu erschaffen.

Gemeinsam mit Corinna Scherwath tauche ich  ein in die Welt der pädagogischen Praxis und wir teilen unsere Erfahrungen. Wir diskutieren, wie Fehler im Alltag mit Kindern nicht nur unvermeidlich, sondern auch wertvoll sind. Hier erfährst du, warum es in Ordnung ist, nicht perfekt zu sein und wie du aus diesen Momenten der Unsicherheit und des Zweifels wertvolle Lehren ziehen kannst.

Gemeinsam reflektieren wir Fehler, die uns selbst passiert sind, und wie wir diese in positive Erfahrungen für die Kinder umwandeln konnten. Dabei betonen wir die Wichtigkeit von Verantwortung und Ehrlichkeit im Umgang mit Fehlern.

Die Episode bietet vorrangig praktische Tipps für Fachkräfte aus Krippe, Kita und Kindertagespflege, ist aber auch für Fachkräfte aus anderen sozialen und pflegenden Arbeitsfeldern interessant.  Außerdem wird betont, wie Selbstfürsorge und Resilienz eine tragende Rolle für die  Fachkräfte spielen.

Begleite uns in dieser interessanten Episode der Kita Talks, während wir gemeinsam erkunden, wie man aus vermeintlich „schlechten“ Momenten echte pädagogische Schätze macht.

Wir freuen uns über eure Likes und Kommentare.

Corinna Scherwath findest du unter:

https://www.verstehensorientierte-paedagogik.de/

Instagram: @verso.paed

Vielen Dank an Roland Kah für die hier verwendete Musik: Happy Intro

Im Schatten der Krankheit – Kita-Kinder mit krebskranken Eltern begleiten und unterstützen

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass eine Krebsdiagnose eine erschütternde Erfahrung ist, die das Leben aller in einer Familie ganz schön auf den Kopf stellt. Besonders für kleine Kinder kann diese Situation äußerst belastend sein, da sie oft spüren, dass etwas nicht stimmt, jedoch nicht vollständig verstehen, was da gerade geschieht.

Vor gut 23 Jahren stand ich als Mutter genau vor dieser Situation als meine Tochter gerade mal 11 Monate alt war. Heute ist sie 24 Jahre alt und wir konnten viel in den zurückliegenden Jahren bearbeiten und verarbeiten. Im Januar diesen Jahres gewann das Thema durch meine zweite Krebserkrankung erneut an Bedeutung in unserer Familie. Durch die ein oder andere Begegnung mit jungen Müttern in der Reha kam ich wieder in Kontakt mit meiner zurückliegenden Geschichte.

In diesem Blogartikel möchte ich mich mit der besonderen Herausforderung befassen, der sich Kita-Kinder mit krebskranken Eltern stellen müssen. Ich werden auf die Auswirkungen dieser Situation eingehen und herausstellen, wie pädagogische Fachkräfte und andere Eltern den Kindern und ihren Familien Unterstützung bieten können.

Belastung des*der Erkrankten:

Als mich vor 23 Jahren meine Diagnose ereilte war ich schlagartig mit vielen Belastungen und Herausforderungen konfrontiert.

  • Emotionale Belastung: Ich musste nicht nur mit meiner eigenen Erkrankung und den anstehenden Behandlungen umgehen, ich machte mir Gedanken und Sorgen um die Betreuung meines Kindes. Die Sorge um die Zukunft und die Unsicherheit darüber, wie sich die Erkrankung auf die Fähigkeit auswirken könnte, ein liebevolles und fürsorgliches Elternteil zu sein, hat mich buchstäblich erdrückt. Mal abgesehen davon, dass ich die Sorge in mir trug, das Ganze vielleicht nicht zu überleben und mein Kind nicht auf seinem Lebensweg begleiten zu können.
  • Organisatorische Herausforderungen: Krebsbehandlungen erfordern oft umfangreiche medizinische Termine, Operationen und möglicherweise längere Krankenhausaufenthalte. Für krebserkrankte Eltern bedeutet dies, dass sie zusätzliche Unterstützung bei der Betreuung ihres Kindes benötigen. Die Organisation von Kinderbetreuung, die Gewährleistung einer stabilen Versorgung und die Aufrechterhaltung einer sicheren Umgebung für das Kind sind praktische Herausforderungen sein, die zusätzlich Energie und Kraft erfordern. Da unsere Tochter zu diesem Zeitpunkt noch keine Kita besuchte, nutzten wir die Bandbreite von familiärer Unterstützung, mein Mann ließ sich vorübergehend unter Zahlung von Krankengeld beurlauben und während meiner Chemo bekamen wir Unterstützung durch eine von der Krankenkasse finanzierte Familienpflegerin. In meine Reha begleitete mich meine Tochter für drei Wochen, wo sie in der Krippe der Rehaklinik aufgefangen und begleitet wurde.
  • Bindung und Entwicklung des Kindes: Schon sehr früh keimte in mir die Sorge auf, wie sich meine Erkrankung auf unsere Bindung und auf die weitere Entwicklung meines Kindes auswirken könnte. So eine Krebsdiagnose kann die Fähigkeit der Eltern beeinträchtigen, sich vollständig auf die Bedürfnisse ihres Kindes einzustellen. Das schlechte Gewissen, dass alles meinem Kind in so jungen Jahren zuzumuten, machte mir Stellenweise doch sehr zu schaffen. Heute weiß ich, dass dieses Erleben an uns allen nicht spurlos vorbei gegangen ist. Die Bindung ist dadurch eher intensiver geworden, da wir alle drei wissen, wie wichtig wir uns sind. Ich durfte mein Kind aufwachsen sehen. Sie geht seit einigen Jahren ihren eigenen Weg und lebt ihr eigenes Leben, was ich mit viel Freude erlebe. Meine Erkrankung gehört zu ihrem wie auch zu meinem Leben dazu – dieses Erleben macht uns genau zu den Menschen, die wir heute sind.

Auswirkungen auf Kita-Kinder:

Kita-Kinder mit krebskranken Eltern erleben ei großes Wechselbad an Gefühlen. Je nach Alter werden sie durch die Unruhe und Aufregung in der Familie stark verunsichert und wissen nicht immer zuzuordnen, warum sie gegebenfalls weniger wahrgenommen werden und sich die Aufmerksamkeit mehr auf das betroffene Elternteil bezieht. Etwas ältere Kinder entwickeln teilweise große Angst davor, dass das Elternteil sterben könnte. Die damit verbundene Unsicherheit kann zu den unterschiedlichsten Verhaltensänderungen führen. Einige Kinder werden anhänglicher und mögen sich von dem betroffenen Elternteil oder anderen Bindungspersonen kaum lösen, andere ziehen sich in sich zurück und verweigern jegliche Nähe, sie hören auf zu spielen oder sie reagieren mit herausforderndem und aggressiven Verhalten. Im Kita-Alltag tun sich einzelne Kinder dann sehr schwer, sich auf ihre Aktivitäten in der Kita zu konzentrieren oder entwickeln Schlafprobleme. Nicht selten fühlen sich einige Kinder auch für das Wohlbefinden ihrer Eltern verantwortlich, sie verhalten sich eher angepasst, sind der Sonnerschein und versuchen möglichst keine zusätzliche Belastung für die Eltern zu sein. So oder so ist es wichtig, diese Veränderungen zu erkennen und die Bedürfnisse der Kinder zu verstehen, um angemessene Unterstützung bieten zu können.



Unterstützungsmöglichkeiten in der Kita:

Die Kita kann für Kinder in dieser schwierigen Situation ein sicherer Hafen sein. Die pädagogischen Fachkräfte spielen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Kita-Kindern mit krebskranken Eltern. Hier sind einige Möglichkeiten, wie sie helfen können:

  • Kooperation mit Familien: Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist von entscheidender Bedeutung. Die Erzieherinnen und Erzieher sollten offen für Gespräche sein und die Eltern über den Tagesablauf und die Fortschritte ihres Kindes informieren. Gleichzeitig ist es wichtig, die Privatsphäre der Familie zu respektieren und ihnen den Raum zu geben, den sie benötigen.
  • Mitgefühl anstatt Mitleid: Die Nachricht über die Erkrankung eines Elternteils löst bei den Fachkräften und auch bei anderen Eltern der Kita-Gemeinschaft ersteinmal Mitleid aus. Mitleid drückt oftmals die eigene Hilflosigkeit aus, da das was da gerade passiert, außerhalb der eigenen Kontrolle liegt. Im besten Falle gelingt es dies in Mitgefühl umzuwandeln, was zur eigenen Handlungsfähigkeit führt und damit die Fragestellung an die betroffene Familie öffnet: „Wie geht es euch gerade und wie können wir euch unterstützen?“
  • Offene Kommunikation: Es ist wichtig, dass die Kita und die Eltern zunächst möglichst offen und ehrlich miteinander kommunizieren und sich miteinander darüber verständigen, was das Kind bereits weiß und mitbekommen hat. Bei aller eigenen Betroffenheit ist es für die Kinder wichtig, ernst genommen zu werden und in den pädagogischen Fachkräften ehrliche Ansprechpartner*innen zu finden. Dies kann auch bedeuten, sich mit der Krankheit soweit auseinander zu setzen, um sie auf kindgerechte Weise zu erklären zu können.
  • Verständnis für das veränderte Verhalten des Kindes: Egal, wie das Kind nun zeigt, was und wie es durch die Erkrankung des Elternteils belastet ist, braucht es nun Verständnis und Zuwendung. Die pädagogische Fachkraft bietet Halt und Unterstützung, indem sie signalisiert, dass sie für das Kind da ist.
  • Verlässliche Abläufe: Wenn alles drum herum wackelt, braucht es gewisser wiederkehrender Abläufe, die den Kindern Stabilität und Verlässlichkeit bieten. Es kann sehr hilfreich sein, dass die bisherigen Aktivitäten und Abläufe in der Kita strukturiert und konstant bleiben und dass es in dieser Phase beispielsweise keine größeren Umräumaktionen gibt. Gleichzeitig braucht es Zeit, Raum und Flexibilität, dass das Kind selbst entscheiden kann, was es jetzt tun möchte und was ihm gut tut.
  • Emotionale Unterstützung: Die pädagogischen Fachkräfte sollten für die Kinder da sein und ihnen ermöglichen, ihre Gefühle auszudrücken. Indem sie ihnen zuhören und sie ermutigen, über ihre Ängste und Sorgen zu sprechen, können sie ihnen helfen, mit ihrer emotionalen Belastung umzugehen.

In meinem Buch „Schätze finden statt Fehler suchen“ (Herder, 2023) beschreibe ich als eine Möglichkeit den Wut- Notfallkoffer, mit Hilfe dessen Kinder im Falle eines Wutausbruchs auf verschiedene Materialien zurückgreifen können, um Wege zur Selbstregulation zu entwickeln.

Nutzen zusätzlicher Ressourcen:

Die Kita kann zusätzliche Ressourcen nutzen, um Kinder mit krebskranken Eltern zu unterstützen. Immer dann, wenn die pädagogischen Fachkräfte selbst nicht mehr wissen, wie sie reagieren sollen, kann es hilfreich sein, sich selbst auch Beratung bei Fachleuten wie z.B. Kinderpsycholog*innen, Sozialarbeiter*innen oder Erziehungsberater*innen zu holen. Gemeinsam kann dann nach Lösungen gesucht werden, den Kinder zu helfen, ihre Gefühle zu verarbeiten und Bewältigungsstrategien zu entwickeln.

Darüber hinaus kann die Kita auch spezifische Angbote, um das Wohlbefinden der Kinder im Allgemeinen zu fördern. Dies können beispielsweise Entspannungsübungen, Bewegungsangebote, Kreative Ausdrucksmöglichkeiten oder Gespräche in der Gruppe über Gefühle sein, in denen die Kinder ihre Erfahrungen teilen können.

Die Materialien von den Superheldenkids bieten hier eine Fülle für Kita-Kinder im Alter von 0-3 Jahren.

Die Rolle der Kita-Gemeinschaft:

In vielen Fällen können die anderen Familien der Kita-Gemeinschaft, durch Offenheit, Empathie und konkrete Unterstützung eine wertvolle Stütze sein. So können andere Eltern anbieten, das Kind mit abzuholen, mit zum Schwimmen oder Spielen zu nehmen, wenn das erkrankte Elternteil durch die Behandlungen sehr müde und kraftlos ist. Freundschaften zu anderen Kindern können in solchen Situationen sehr entlastend und tragend sein.

Fazit:

Kita-Kinder mit krebskranken Eltern stehen vor besonderen Herausforderungen, die ihre emotionale und psychische Gesundheit beeinflussen können. Indem Erzieherinnen und Erzieher, Fachleute und die Kita-Gemeinschaft sich zusammen tun, können sie diesen Kindern die Unterstützung bieten, die diese brauchen. Eine offene Kommunikation, eine stabile Routine, emotionale Unterstützung und zusätzliche Ressourcen können dazu beitragen, dass diese Kinder sich sicher, verstanden und unterstützt fühlen. Gemeinsam können wir dazu beitragen, dass Kita-Kinder mit krebskranken Eltern diese herausfordernde Zeit gut durchstehen, eine positive Entwicklung durchlaufen und gestärkt daraus hervorgehen.

Weitere interessante Blogartikel:

Cantzler, A. (2020): Was uns stark macht! – Resilienz bei Kindern, Eltern und Pädagogischen Fachkräften

Cantzler, A. (2020): Wie Kinder stark werden

Paic, M. (2020): Phil, der Sorgenschmelzer und seine Kummerkumpel

Weiterführende Links:

Bayerische Krebsgesellschaft (2013): Was Kindern und Jugendlichen hilft, wenn Eltern an Krebs erkranken. Eine Broschüre der Bayerischen Krebsgesellschaft e.V.
Download unter http://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/aktuelle-themen/service/broschueren/broschueren-uebergreifende-krebs-themen.html

Heinemann, Claudia & Reinert, Elke (2011): Kinder krebskranker Eltern – Prävention und Therapie für Kinder, Eltern und die gesamte Familie. Kohlhammer-Verlag.

Krebsinformationsdienst: Krankheitsverarbeitung. Mit Kindern über Krebs sprechen. http://www.krebsinformationsdienst.de/leben/krankheitsverarbeitung/kindern-krebs-erklaeren.php

Bis hierher und nicht weiter! – oder: warum es oftmals schwer fällt Grenzen zu setzen

In meiner Praxis als Coach und Supervisorin geht es nicht selten um die Themen Grenzen erkennen, Grenzen benennen und Abgrenzung. Offensichtlich fällt es vielen meiner Coachees und Supervisanden gar nicht so einfach, ihre eigenen Grenzen zu vertreten. Aber warum ist das so? Warum fällt es vielen Menschen offensichtlich schwer Grenzen zu setzen und NEIN zu sagen?

Durch ein kollegiales Treffen mit den Kolleg*innen meiner Supervisionsausbildungsgruppe ist mir eine Supervisandin wieder in den Sinn gekommen, an deren Geschichte ich dich gerne teilhaben lassen möchte.  Vielleicht findest du ja Parallelen zu deinem eigenen Empfinden und einen Schlüssel, der dir auf deinem Weg zur eigenen Abgrenzung weiterhilft.

 

Warum fällt es so schwer Grenzen zu setzen?

 

Das kann viele Ursachen haben. Wenn jemand seine*ihre Grenzen gar nicht kennt, kann er*sie diese anderen gegenüber nicht kommunizieren. Die Grenzüberschreitung wird dann meist erst im Nachhinein wahrgenommen. Andere könnten ihre Grenzen zwar benennen, trauen es sich aber nicht

Andere wiederum kennen zwar ihre eigenen Grenzen, trauen sich aber nicht, sich entsprechend abzugrenzen. Sie haben Angst davor zurückgewiesen und abgelehnt zu werden. Dass andere ihre Grenzen überschreiten, ist für sie in diesem Moment leichter zu ertragen, als von anderen abgelehnt und kritisiert zu werden. Für die eigenen Grenzen und die damit verbundenen Bedürfnisse einzustehen und dadurch gegebenenfalls mit anderen in einen Konflikt zu geraten, ist für sie unaushaltbar.

 

Ein Beispiel aus meiner Praxis

 

Vor einigen Jahren begegnete ich Erika in einem meiner Seminare. Zur Auflockerung spielten wir das Ja- Nein Spiel. Bei diesem Spiel stellte es sich heraus, dass Erika sich selbst auf spielerischer Ebene schwer damit tat „Nein“ zu sagen. Darauf unter vier Augen angesprochen, erzählte sie, wie unglücklich sie damit sei, aber keinen Weg aus ihrem Dilemma kenne.

Wir vereinbarten eine Coachingsitzung, in der sie beklagte, dass ihre Kitaleitung und ihre Kolleg*innen sie mit Arbeit überschütteten. Nahezu täglich übernahm sie zusätzliche Dienste und Aufgaben, damit andere früher nach Hause gehen konnten. Sie sprang regelmäßig ein und war am Limit ihrer Kräfte. Sie fühlte sich ungerecht behandelt, ausgenutzt und der Situation hilflos ausgeliefert. Für Erika war es aus ihrer Vita heraus selbstverständlich, dass sie die Dienste übernahm und die Kolleg*innen unterstützte.

Aif der anderen Seite gab es aber nahezu nie die Situation, dass die Kolleg*innen ihr Aufgaben abgenommen hätten oder mit ihr den Dienst tauschten, wenn sie es gebraucht hätte. Trotz ihrer Frustration und er fehlenden Wertschätzung, nahm sie die Situation hin und versuchte sich so zu organisieren, dass sie nicht auf die Hilfe der anderen angewiesen war. Ähnliche Mechanismen wurden auch in ihren Beziehungen und Freundschaften sicthtbar.

Die Gesamtsituation wurde für Erika immer unerträglicher und machte sich bereits gesundheitlich bemerkbar: Kopfschmerzen, Verspannungen in Schultern, Hals und Nacken und ein immer häufiger auftretender Druck im Magen. Dies und der Schlüsselmoment aus der Fortbildung brachten sie dazu, etwas verändern zu wollen.

 

Eigene Grenzen wahrnehmen lernen

 

Damit dies geschen konnte, machte sich Erika sich ihrer aktuelle Situation bewusst. Wir erarbeiteten, was sie selbst dazu beitragen könnte, dass sich ihre Situation verändert. Natürlich war ihre erste Reaktion darauf, dass es doch nicht an ihr läge, sondern die anderen müssten sich ändern. Die Anderen müssten doch sehen, dass es ihr zu viel ist. Ich fragte sie: „Ist das wirklich so?  Können andere erkennen, dass es dir zu viel ist, wenn du selbst nie etwas dazu sagst?“  Sie erkannte, dass andere ihre Grenzen nicht kennen und somit auch nicht respektieren können, wenn selbst siet ihre eigenen Grenzen noch nicht wahrnimmt.

Nun ging es darum, sich ihre eigenen Grenzen bewusst zu machen. Wir erarbeiteten, wo es für sie anfing unangenehm und grenzüberschreitend zu werden und welches Verhalten für sie noch akzeptabel war. Sie lernte, die Signale ihres Körpers und ihre Gefühle rechtzeitig wahrzunehmen und zu deuten. Dadurch erkannte sie schrittweise, wann jemand ihre Grenzen überschritt.

Sich die eigene Grenzen zugestehen

 

Erika lernte zunehmend ihre eigenen Grenzen kennen und konnte sie wahrnehmen. Anfangs plagte sie immerwieder das schlechte Gewissen und die Zweifel und sie fragte: „Darf ich denn überhaupt NEIN sagen? Habe ich das Recht dazu?“ In diesen Momenten machte sich der geringe Selbstwert von Erika bemerkbar. Sie nahm andere Menschen grundsätzlich wichtiger als sich selbst. Sie stellte das Wohl der anderen über ihr eigenes Wohl. Gleichzeitig war sie frustriert, dass andere ihre Grenzen nicht respektierten und nicht so handeln, wie sie es gerne hätte.

Doch so funktioniert das nicht. Ich habe schon in vielen vorherigen Blogbeiträgen darauf hingewiesen, wie wichtig es gerade in deinem verantwortungsvollen Beruf ist, gut für dich selbst zu sorgen, um dann schließlich auch gut für die dir anvertrauten Kinder sorgen zu können. Du kannst andere nur unterstützen und dich um sie kümmern, wenn du selbst emotional und körperlich stabil bist.

Hier ein Beispiel, das du bestimmt schon mal bei Sicherheitshinweisen vor einem Flug gehört hast: „Bei einem Druckabfall in der Kabine fallen die Sauerstoffmasken herab. Bitte setzen Sie die Maske sofort auf, wenn sie herunterfällt. Erst die eigene, danach können Sie sich um andere kümmern.“

Erika lernte, wie wichtig eine gute Selbstfürsorge ist. Im Coaching arbeiteten wir entsprechend an ihrer Selbstfürsorge und ihrem Selbstwert. Durch einen Ausflug in ihre biografische Schleife zum Thema Grenzen und Nein sagen, konnte sie Verknüpfungen herstellen, Ursachen und Auslöser verstehen und Handlungsweisen verändern. Sie lernte sich selbst besser kennen und mit allen Stärken und Schwächen zu akzeptieren. Das führte dazu, dass sie mit sich selbst respekt- und liebevoller umging, sie ihre eigenen Grenzen besser wahrnehmen und sich diese auch zugestehen konnte.

 

Grenzen setzen

 

Im Alltag ging es dann darum, dass Beate nicht nur lernte, diese Grenzen wahrzunehmen, sondern diese auch klar mitzuteilen und einzufordern. In ihrem Fall ging es nun ganz konkret darum, wie sie sich gegen die ständigen Dientsttausch-Wünsche der Kolleg*innen wehren konnte. Hierfür bedurfte es eines gewissen Maßes an Konfliktfähigkeit, aushalten zu können, dass andere anderer Meinung und auch sauer sind.

In Erikas Fall sah das folgendermaßen aus:

  1. Sie traf feste Vereinbarungen mit sich selbst. So meldete sie sich zum Beispiel direkt für die Zeit nach Feierabend in einem Sportkurs an. Das half ihr gegenüber den Kolleg*innen höflich NEIN zu sagen: „Es tut mir leid. Heute kann ich leider nicht länger bleiben. Ich habe bereits einen Termin.“
  2. Sie lernte gezielt auf ihre Kolleg*innen zuzugehen und bat diese ihrerseits um Hilfe und Unterstützung. Auch wenn ihre Kolleg*innen nicht immer erfreut waren, lernte Erika mit dieser Reaktion umzugehen.
  3. Immer öfter konnte sie sich abgrenzen und lehnte zusätzliche Arbeit auch mal ab, indem sie sagte: „Ich würde es ja gerne tun, aber ich habe noch weitere dringende Aufgaben zu erledigen und deshalb dafür im Augenblick keine Zeit“.

 

Die Umwelt reagiert zunächst irritiert

 

Die Kolleg*innen waren zunächst irritiert und fanden, dass Erika auf einmal so zickig war. Es wurden Vermutungen angestellt, dass dies mit ihren Wechseljahren zusammen hängen könnte. Da Erika jedoch standhaft blieb, veränderten die Kolleg*innen ihr Verhalten und fragten Erika nicht mehr jedes Mal. Es dauert gut ein Jahr, bis in einem Mitarbeitendegespräch, die Kitaleitung sogar Anerkennung aussprach für das veränderte Verhalten von Erika.

Rückschritte sind Teil der Entwicklung

 

Natürlich war der Weg in den 3 Jahren, die ich Erika begleitete nicht immer gradlinig. Maches Mal saß sie gerade im ersten Jahr frustriert vor mir, weil sie wieder einmal in ein altes Muster gefallen war. Aber ähnlich der Entwicklung von Kindern, findet auch diese Entwicklung nicht immer linear statt. Wichtig ist einfach dran zu bleiben und nach und nach die vermeindlichen Stolpersteine in Edelsteine umzuwandeln.

Ich weiß nicht, wie es die folgenden Jahre für Erika weitergegangen ist. Mittlerweilen dürfte sie in ihrem wohlverdienten Ruhestand sein. Ich habe auf jeden Fall viel von ihr gelernt und sie und ihre Geschichte begleiten mich in unterschiedlichsten Zusammenhängen.

So hat sie auch einen Platz in dem neuen Buch „Sich seiner SELBST BEWUSST SEIN“ von Lea Wedewardt und mir gefunden. In dem Kapitel „Erfahrungen mit Autonomie und Selbständigkeit reflektieren“ erfährst du mehr darüber, warum es auch für die Arbeit mit den Kindern so wichtig ist, sich selbst und seine Geschichte zu reflektieren. Ergänzend dazu gibt es noch ein Workbook zur vertiefenden Selbstreflexion.

Und denk dran, immer erst die eigene Sauerstoffmaske anlegen…

Deine Anja

 

Buchtipp

Lea Wedewardt/ Anja Cantzler: Sich seiner SELBST BEWUSST SEIN, Herder (2022)

Zur Bestellung

Lea Wedewardt/ Anja Cantzler: Workbook – Sich seiner SELBST BEWUSST SEIN, Herder (2022)

Vorlesen als Ritual in der Ausruh- und Schlafenszeit

Foto: Jochen Wildt

 

In diesem Monat habe ich für Dich die Kinderbuchautorin Nadine Marchi für einen Gastbeitrag gewinnen können.

Studien der Stiftung Lesen belegen: Vorlesen ist wichtig und wertvoll und unterstützt die Entwicklung von Kindern auf unterschiedlichste Weise.
Diesen Studien zufolge lernt ein Kind durch die Geschichten, sich in andere hineinzuversetzen und entwickelt Empathie. Außerdem besteht ein Zusammenhang zwischen dem Vorlesen, der Lesefreude und dem Leseverhalten. Das wirkt sich oftmals positiv auf das Lernen aus. Kindern, denen viel vorgelesen wurde, fällt das Lesen, Texte verstehen und Schreiben lernen in der Regel leichter.
Gleichzeitig helfen Geschichten, sich früh mit verschiedenen Themen auseinanderzusetzten. Während des Vorlesens können Kinder Fragen stellen und viele Lebensthemen wie z.B. Trennung, Verlust, Freundschaft, Familienzuwachs, Schulbeginn o.ä. besprochen werden.
Das eröffnet ihnen Möglichkeiten, Lösungen auch für schwierige Situationen zu entwickeln und gestärkt durchs Leben zu gehen.
Und Vorlesen stärkt die Bindung und Beziehung, das kann ein wunderbares Rituall für die Schlafens- und Ausruhzeit z.B. in der Kita sein. Und genau darüber berichtet Nadine Marchi aus ihrer Erfahrung als Erzieherin und Kinderbuchautorin.

Ich wünsche Dir viel Spaß beim Lesen.

Deine Anja

Das Vorlesen als Ritual in der Ausruh- und Schlafenszeit

Die Eingewöhnungsphase der neuen Kinder ist abgeschlossen oder hier und da noch im vollen Gang. Mit der Eingewöhnung der neuen Kinder, durfte überlegt werden, wie die Mittagszeit, Essen- und Schlafenszeit abläuft. Welche Kollegin übernimmt, welche Aufgaben, welche Kinder schlafen, welche wollen sich nur ausruhen.

Wie es zu dem Beitrag kam

Selbst mir stellten sich die Fragen. Ich bin Nadine Marchi, Erzieherin und Kinderbuchautorin. Anja Cantzler fragte mich, ob ich einen Gastbeitrag zum Thema Vorlesen und Lesen in der Kita schreiben mag. Jetz sitze ich hier im Wohnmobil, bin selber gerade aus dem Alkoven geklettert und bemerke, wie gerne ich in solch einer „Höhle“ schlafe. Es geht hier aber nicht um mich und meinem Urlaub, sondern um die Kinder, obwohl hier parallelen zu entdecken sind.

Erinnerungen werden wach

Hast du nicht auch früher gerne Höhlen gebaut und Dich mit Büchern umgeben, sie durchgeblättert und dich in die magische Welt der Bücher verloren? Vielleicht saßen sogar deine Eltern dabei und haben vorgelesen.

Hast du in der Mittagszeit deinen Kindern

in der Kita in einer Höhle vorgelesen?

Ich bin ehrlich und sage nein. Ich kann mich noch an 1996 erinnern. Als Auszubildene saß ich auf einem bequemen Stuhl und im Halbkreis hatte ich 14 Holzbetten um mich herum in der Turnhalle aufgestellt. Neben mir lag ein Buch der kleine Wassermann. Die blickdichten Vorhänge waren zugezogen. Meine Aufgabe war es vorzulesen und wenn alle ruhig sind oder schlafen einfach 20 Minuten warten. In der Zeit hatte ich meine Strickliesel und wartete ab.

Damals las ich schon gerne mit verstellter Stimme vor, mal laut, mal leise und baute den Spannungsbogen auf. Heute weiß ich, dass es viel zu aufwühlend für die Kinder um zur Ruhe zu kommen in der Mittagszeit, aber damals wusste ich es nicht besser.

Mein heutiges Mittagsritual in der Kita

Heute lese ich immer noch gerne vor, aber für de Mittagszeit und das Vorlesen in dieser Zeit lebe ich andere Rituale mit den Kindern. Ich unterscheide zwischen den Jüngsten unter drei Jahre und den Kindern ab vier Jahre. Je nach Alter biete ich unterschiedliche Geschichten und Umsetzungen an. Aber sie haben immer die gleiche Struktur.

  • Musikalisches Zeichen und Einleitungsreim
  • Geschichte mit Entspannung und Atemübungen
  • Musikalisches Zeichen mit Reim zum Ausklang

 

Eins, zwei, drei das Spielen ist jetzt vorbei, ein jeder setz oder legt sich hin und lauscht der Glocke

„Klingeling“ (mit der Glocke läuten). Wir atmen ein und atmen aus (ein- und ausatmen)

Die Geschichte nimmt jetzt ihren Lauf.

Gerne zeige ich dann Bildkarten in DinA2 auf der eine einfache Handlung zu sehen ist. Sie sollen auffordern Bilder im Kopf entstehen zu lassen, aber nicht nach vorne gehen und zeigen wollen. Hervorragend umzusetzen mit einem Kamishibai (eine sog. Kniebühne). Dieses durfte ich durch Caren Leonhard besser kennenlernen. Seitdem gestalte ich und reime ich selber Kamishibaikarten.

Wiederholungen sind wichtig

Dabei achte ich darauf, dass wir eine Geschichte innerhalb einer Woche immer wederholen. Kinder lieben Wiederholungen beim Lesen.

Erinnerst du dich noch als du früher fast die Geschichten mitsprechen konntest?

Genauso baue ich meine Vorleserunden auf. Die Geschichte ist nicht länger als 10 – 15 Minuten. Mit den Ritualen der Einleitung und dem Ausklang kann es dann sogar auf 20 Minuten kommen.

Fließende Übergänge vom Lesen ins Ausruhen und Schlafen

Meinen Ausklang gestalte ich immer so:

Eins, zwei, drei die Geschichte ist jetzt vorbei. Wer mag schließt jetzt die Augen zu und kommt ganz still zur Ruh.

Wir atmen ein und atmen aus, es wird ganz still im ganzen Haus.

Oftmals schlafen hierbei schon Kinder ein. Für die etwas Älteren in der Gruppe, die nicht einschlafen möchten, gestalte ich das ganze gerne mit passenden Figuren zur Geschichte. Somit biete ich im Nachgang immer noch einen Anreiz die gehörte Geschichte nachzuspielen.

Bücher fühlbar machen

Vorlesen heißt für mich nicht nur den Text herunterzulesen. Er darf lebendig werden und erzählt werden und insbesondere gefühlt werden.

Geschichten und Bilderbücher fördern:

  • die Empathie
  • die Kreativität
  • Selbstbewusstsein und Sprachkompetenz
  • Das Wissen
  • Das Gefühl der Geborgenheit und Vertrauen
  • Die Fantasie
  • Das Interesse an der Umwelt

Vorlesen stärkt die Beziehung

Ich sehe den Punkt der Geborgenheit und des Vertrauens als eines der Wichtigen beim Thema Vorlesen. Meine Vision, dass viele Kinder mit Geschichten im Alltag aufwachsen und Familien damit emotionale Bindung zu ihren Kindern aufbauen, liegt mir sehr am Herzen. Eine Geschichte ist ein Gefühl und ich glaube das jede Familie ihre eigene Fantasiegeschichte hat und sie damit Kindheitserinnerungen schaffen können, an die sich Kinder noch in 30 Jahren erinnern können.

Vorlesen in den Alltag integrieren

In meiner langjährigen Erfahrung als Erzieherin, weiß ich, dass Vorlesen immer schwieriger wird im Alltag miteinzubeziehen. Die Prioritäten sind verschoben worden und man glaubt nicht die Ruhe dafür zu haben. Richtig man glaubt nur. Wie wäre es wieder den Fokus im Erzieheralltag ein wenig mehr auf das Geschichten erzählen und Bücher vorlesen zu verlegen. Ich bin dabei.

Eine mögliche Aktion wäre das Buch des Monats. Gemeinsam mit den Kindern wird aus drei Büchern eins gewählt und den Familien ansprechend präsentiert. Dabei steht offensiv „Buch des Monats“. Für Eltern ein Anlass ein Buch in die Hand zunehmen in der Kita oder sich danach zu erkundigen, wenn ihr Kind es schon zum „Buch des Monats“ gewählt hat. Die Kinder entdecken es im Alltag und für Sie ein schöner Anlass mit den Eltern über Bücher und Vorlesen ins Gespräch zu kommen.

Ich wünsche einen schönen fantasievollen Tag und viel Spaß beim Geschichten vorlesen.

Herzliche Grüße Nadine

Wenn Du mehr über Nadine und ihre Bücher erfahren möchtest, oder sie vielleicht auch zu einer Geschichtenwerkstatt zu Dir in die Einrichtung einladen möchtest: www.nadinemarchi-autorin.de

Für den Kita Bereich kann ich Euch ihr Buch: „Tortü und der Traumkoffer“ empfehlen

 

Wenn du mehr über das Thema Schlafen in der Kita und Zuhause erfahren möchtest, dazu habe ich in der Reihe der Kleinen Hefte ein Buch veröffentlicht: Schlafgewohnheiten von KitaKindern, Cornelsen

Die Möglichkeiten der Marte Meo Methode bei der Eingewöhnung.

In den vorausgegangenen Wochen sind wieder zwei KitaTalks mit dem Schwerpunkt Eingewöhnung erschienen. In „Brücken bauen mit Eltern trotz Pandemie“ geht es um den Beziehungsaufbau zwischen Fachkraft und Eltern trotz der immernoch bestehenden Einschränkungen durch Maskenpflicht und Abstand halten. In einem weiteren KitaTalk „Jedem Kind sein eigenes Tempo…“ habe ich mich mit Teresa Miss über Stresszeichen bei Kindern in der Eingewöhnung gesprochen.

Ergänzend hierzu konnte ich wieder einmal zwei sehr kompetente Kolleginnen für einen Gastbeitrag gewinnen. Monika Thiel und Katrin Krüger haben gemeinsam das Krüger&Thiel Institut in Wuppertal gegründet. Ihr gemeinsames Anliegen ist die Unterstützung von Fachkräften im Bereich der Frühen Hilfen und in KiTas. Seit vielen Jahren sind die beiden als Erwachsenbildnerinnen tätig und arbeiten voller Tatendrang und mit vielen guten Ideen an und in verschiedenen Projekten und Kursformaten. Ich freue mich daher sehr, dass ich die beiden für das Thema Marte Meo gewinnen konnte. Dieses Mal ist der Fokus auf die Eingewöhnung gerichtet und wie dort MarteMeo für den Übergangsprozess von der Familie in die Krippe, Kita oder Kindertagespflege unterstützend genutzt werden kann.

Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen

Deine Anja

Die Möglichkeiten der Marte Meo Methode bei der Eingewöhnung

Ein Gastbeitrag von Monika Thiel und Katrin Krüger

Vielleicht ist Dir die Marte Meo Methode bereits bekannt. Marte Meo ist eine Möglichkeit, Kinder wertschätzend und ressourcenorientiert zu begleiten. Das zentrale Anliegen ist es, Kinder so zu unterstützen, dass sie aus eigener Kraft innere Entwicklungsprozesse anregen. Somit ist Marte Meo viel mehr als eine Methode, der Begriff „Haltung“ trifft es eher. Menschen die Kindern mit der Marte Meo Haltung begegnen, können dies auch im Kontakt mit den Eltern oder den pädagogischen Fachkräften tun. Die kommunikationsunterstützenden Marte Meo Elemente lassen sich in allen Bereichen einsetzen.

Welche Chancen bietet Marte Meo bei der Eingewöhnung in die Kita oder Kindertagespflege?

Die Eingewöhnung ist vielschichtig. Das Kind, welches eingewöhnt wird, steht im Mittelpunkt. Jedoch sind die Eltern des Kindes, die pädagogischen Fachkräfte, sowie die anderen Kinder der Gruppe ebenfalls bedeutsam für das Gelingen der Eingewöhnung.

In diesem Artikel beschreiben wir einige Möglichkeiten der Begleitung des Eingewöhnungskindes mit Marte Meo

Wir beschränken uns hier auf einzelne Marte Meo Elemente, die wir bei der Eingewöhnung als besonders passend erlebt haben. So bekommst Du einen Einblick in die Wirksamkeit der von der Niederländern Maria Aarts entwickelten Methode Marte Meo. Maria Aarts sagt: Marte Meo ist: „Wie tut man das?“ Somit liefert Marte Meo eine konkrete Antwort auf unterschiedliche Situationen in der Ein gewöhnungsphase und im Kita Alltag.

Wie kann mit Marte Meo der Kontaktaufbau mit dem Kind angebahnt werden und was bedeutet das für die pädagogische Fachkraft?

Die pädagogische Fachkraft begrüßt das Kind mit freundlichem Gesicht und geht dabei auf seine Augenhöhe.

Marte Meo Element: Freundliches Gesicht

Bedeutung für das Kind:

Das Kind spürt, dass es willkommen ist und kann Entdeckerfreude entwickeln.

Was bedeutet das für die pädagogische Fachkraft?:

Die pädagogische Fachkraft strahlt durch ihr freundliches Gesicht oder ihr Lächeln eine zuversichtliche Stimmung aus. Diese kann sich auf das Kind und seine Eltern übertragen.

Die freundliche Begrüßung zeigt dem Kind und seinen Eltern, dass sie willkommen sind.

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Marte Meo Element: Benennen, was das Kind tut und die Situation beschreiben.

Die erste Begegnung mit dem Kind legt oft den Grundstein für die Beziehung. Mit der Marte Meo Haltung begegnet die pädagogische Fachkraft dem Kind achtsam. Sie schaut genau, was das Kind tut und stellt sich darauf ein.

Klammert sich das Kind beispielsweise noch am Bein der Mutter oder des Vaters fest, kann sie dies bennennen. „Du hälst Dich an Mamas Bein fest, es ist alles neu hier für Dich.“

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Die pädagogische Fachkraft stellt Spielmaterialien bereit, die das Interesse des Kindes wecken und macht spannende Spielgeräusche. Beispielsweise: „Klack klack klack,“ während das Kind die Murmel die Kugelbahn runter rollt.

Marte Meo Element: Einladende Spieltöne

Bedeutung für das Kind:

Durch die Spieltöne entsteht eine einladende Atmosphäre und das Interesse des Kindes wird geweckt.

Was bedeutet das für die pädagogische Fachkraft?:

Die pädagogische Fachkraft erleichtert sich den Zugang zum Kind. Durch die Spieltöne vermittelt sie dem Eingewöhnungskind, dass sie ihm ihre volle Aufmerksamkeit schenkt.

Kinder sind individuell. Manche Kinder stehen länger neben ihrer Mutter oder ihrem Vater, bis sie sich lösen und die ersten Schritte zur pädagogischen Fachkraft oder anderen Kindern wagen.

Das Gras wächst nicht schneller wenn man daran zieht.“

Dieses Motto gilt auch bei der Eingewöhnung mit Marte Meo. Wird das Kind gedrängt, doch nun endlich mal von den Eltern wegzugehen, bewirkt das häufig das Gegenteil. Das Kind zieht sich zurück und braucht nun viel länger, bis es sich löst.

Mit der Marte Meo Haltung bekommt das Kind, die Zeit die es braucht, um aus eigener Kraft erste Kontakte zu knüpfen.

Die pädagogische Fachkraft, die das Kind eingewöhnt, stellt sich auf das Tempo des Kindes ein und wartet ab, ob das Kind zu ihr kommt. Bleibt das Kind bei den Eltern, kann sie den Abstand zu Eltern und Kind verringern und wahrnehmen, in welchem Abstand sich das Kind noch wohl fühlt.

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Marte Meo Element: Aufmerksam Warten und dem Kind Zeit geben

Bedeutung für das Kind:

Das Kind ist frei und kann sich von seinem eigenen Impuls leiten lassen. Erst wenn es bereit ist, macht es den ersten Schritt, aber dann, weil es das selbst möchte. Das ist viel nachhaltiger, als würde das Kind gedrängt.

Was bedeutet das für die pädagogische Fachkraft?:

Die pädagogische Fachkraft kann sich entspannen und den Gedanken loslassen, dass sie aktiv sein muss und das Kind durch zureden, drängen etc. von den Eltern weglocken muss. Sie macht sich mit ihrem freundlichen Gesicht und einladenden Spielgeräuschen attraktiv und darf darauf vertrauen, dass die Begeisterung des Kindes nicht allzu lange auf sich warten lässt.

Meistens beginnen die Kinder, nachdem sie geschaut oder gezeigt haben worauf ihr Interesse liegt, selbst aktiv zu werden.

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Marte Meo Element: Folgen

Bedeutung für das Kind:

Das Kind spürt, dass die pädagogische Fachkraft aufmerksam wahrnimmt was es tut. Es wird motiviert, länger bei der Sache bleiben und neue Spielideen zu entwickeln.

Daraus kann Selbstvertrauen entstehen und das Kind zeigt zunehmend mehr von sich.

Folgt die pädagogische Fachkraft dem Interesse des Kindes mit ihrem Blick, erfährt sie viel über das Kind, daraus entsteht das gemeinsames Erleben des Augenblicks. Der erste Kontakt entsteht.

Aus Sicht der pädagogischen Fachkraft: „Ich schaue gemeinsam mit dir, auf das, was gerade dein Interesse weckt.“

Die pädagogische Fachkraft kann, während sie dem Blick des Kindes folgt, ihm für das, was es sieht, Wörter geben.

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Marte Meo Element: Benennen, was das Kind sieht.

Bedeutung für das Kind:

Spielerisch wird der Wortschatz und das Sprachverständnis des Kindes erweitert. So hat das Kind die Möglichkeit selbst zu benennen, was es sieht.

Da ist die Kugelbahn.“

Dadurch ergibt sich für pädagogische Fachkraft die wunderbare Gelegenheit das Tun des Kindes zu benennen.

Du schiebst das Auto“, „Du lässt die Kugel rollen“.

Aus Sicht der pädagogischen Fachkraft.

Ich genieße die Möglichkeit des Freispiels und schaue genau, was das Kind tut. So lerne ich das Kind kennen und achte darauf, die konkrete Handlung des Kindes zu benennen und nicht das Ziel. Damit gebe ich dem Kind den Raum nur das zu tun, was es möchte und seinem eigenen Handlungsplan zu folgen. Das Benennen des kindlichen Tuns führt oft zu Kontaktmomenten, die eine Verbindung zwischen uns entstehen lassen.

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Die Marte Meo Elemente können den Kontakt zu den Eltern erleichtern, eine Vertrauensbasis und Orientierung schaffen beispielsweise, wenn die Pädagogische Fachkraft sagt, wie die Eltern zur Eingewöhnung beitragen können.

Marte Meo Element: Konkret Anleiten

Aus Sicht der pädagogischen Fachkraft:

Ich sage den Eltern konkret, was sie tun können.

Sie können ihr Kind so lange auf ihrem Schoß behalten, bis es von alleine zeigt, dass es entdecken möchte.“

Bedeutung für die Eltern:

Die Eltern gewinnen Sicherheit durch die konkrete Anleitung und können sich unterstützend für ihr Kind verhalten.

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Marte Meo Element: Ich kündige an, was als Nächstes passiert.

Aus Sicht der pädagogischen Fachkraft:

Ich bin vorhersehbar und sage den Eltern, was als Nächstes passiert, damit sie sich darauf einstellen können. „Während ich gleich mit ihrem Kind spiele, können Sie von diesem Platz aus zusehen und genießen.“

Bedeutung für die Eltern:

Die Eltern haben Klarheit, wie sie sich verhalten können und dürfen sich entspannen, mit dem Wissen, das die pädagogische Fachkraft sie sicher durch die Eingewöhnungsphase begleitet.

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Diese beschriebenen Marte Meo Elemente sind sehr geeignet, um die Freispiel-Situationen in der Eingewöhnungsphase zum Kontaktaufbau zu nutzen.

Im Kontakt mit den Eltern sind auch die Marte Meo Elemente des positiven Leiten eine wirksame Unterstützung für die Eltern, denn sie bekommen Orientierung und Sicherheit, wie sie ihr Kind konkret begleiten können. Um Kinder miteinander in Kontakt zu beingen, nutzt die päd. Fachkraft verbindende Marte Meo Elemente, mit denen sie die Brücke zwischen den Kindern bauen kann.

Wir haben einige Elemente der Marte Meo Methode beispielhaft aufgezeigt. Es gibt noch viel mehr Marte Meo Elemente, mit denen die Eingewöhnungsphase für alle Beteiligten erleichtert werden kann.

Maria Aarts sagt: Marte Meo ist: „Wie tut man das?“ Somit liefert Marte Meo eine konkrete Antwort auf unterschiedliche Situationen in der Eingewöhnungsphase und im Kita Alltag.

©Monika Thiel und Katrin Krüger/ Krüger&Thiel Institut

Mehr über das Krüger &Thiel Institut erfährst Du unter: https://kt-institut.de/

Und hier kommst Du zu dem Shop mit wundervollen Materialien nicht nur zu Marte Meo: https://kt-institut.de/shop

Außerdem waren Katrin und Monika beeits bei mir im KitaTalk zum Thema: Freude am Essen. Viel Spaß beim Reinschauen.