Wenn die neuen Kinder und Eltern kommen…
In den vergangenen Tagen wurde ich bei meinen Seminaren und Supervisionen gefragt, wie die Eingewöhnung der neuen Kinder im Sommer und Herbst aussehen kann. Im Dialog mit Fachkräften begegnen mir diesbezüglich viele Unsicherheiten, wie die bestehenden Konzepte zur Eingewöhnung unter Berücksichtigung der Hygiene- und Abstandsregeln umzusetzbar sind.
Gemeinsam mit Fachkräften habe ich hierzu verschiedene Überlegungen mit Fokus auf das jeweilige Eingewöhnungsmodell zusammengetragen.
Das Berliner Eingewöhnungsmodell eröffnet demnach folgende Varianten:
- Die Eingewöhnung findet gemäß des eigentlichen Berliner Eingewöhnungsmodells mit einem Elternteil, dem Kind und einer Pädagogischen Fachkraft in einem seperaten Raum, getrennt von der Gruppe statt. Erst wenn das Kind die Pädagogische Fachkraft als Bezugsperson akzeptiert hat, gehen Kind und Pädagogische Fackraft zu den anderen Kindern der Gruppe. Hier kommen die Eltern nicht mit den anderen Kindern in Kontakt. Diese Variante ist jedoch personalintensiv.
- Ein Elternteil und ein Kind kommen zu einer vereinbarten Zeit in die Gruppe. Gemeinsam gehen Eltern, Kind und Pädagogische Fachkraft Hände waschen. Das Elternteil bekommt einen festen Platz in einer Elternecke, die für die anderen Kinder möglichst tabu ist. Eltern und pädagogische Fachkraft wahren den Abstand, so dass weitestgehend auf den Mund-Nasenschutz verzichtet werden kann. Alternativ tragen beide ein Visir, so dass das Kind sich an der Mimik von Eltern und Pädagogischer Fachkraft orientieren kann. Wenn die Eltern während des Trennungsversuchs den Gruppenraum verlassen und in einen anderen dafür vorgesehenen Raum wechseln, muss auf den Mund-Nasenschutz geachtet werden.
Beim Münchner Modell steht im Unterschied zum Berliner Eingewöhnungsmodell dem neuen Kind mit seinem Elternteil ein längerer Zeitraum zur Verfügung, um am Tagesablauf der Gruppe teilzunehmen und die Kita zu erkunden. Das bedeutet mit Blick auf die Hygiene- und Abstandsregeln, dass der Zeitraum, in dem die Eltern sich und andere einem erhöhtem Infektionsrisiko aussetzen höher ist. Es bedarf klarer Absprachen bezüglich des Umgangs mit dem Mund- und Nasenschutz oder dem alternativen Einsatz eines Visirs. Die Erkundung des Tagesablaufs und der Einrichtung begrenzt sich auf das Geschehen in der Gruppe und im Außengelände, da eine Durchmischung mit anderen Gruppen unerwünscht ist.
Bei der Eingewöhnung in der Peer-Group werden 3- 5 Kinder in Begleitung ihrer Eltern gleichzeitig eingewöhnt. In der Regel sind 2 Eingewöhnungspädagoginnen für die Eingewöhnung zuständig. Normalerweise wird für die Eltern eine Elternecke eingerichtet, in der die Eltern miteinander in Kontakt kommen können. Auch hier bieten sich verschiedene Varianten:
- Die Eltern sitzen in angemessenem Abstand zueinander im Raum verteilt und können so auf den Mund-Nasenschutz verzichten.
- Die Eltern tragen ein Visir, um in der Elternecke miteinander ins Gespräch kommen zu können und den Abstand nicht ständig einhalten zu müssen.
Erst wenn die neu gebildete Kindergruppe sich von den Eltern gelöst hat, kommen diese Kinder mit den anderen Kindern der Gruppe in Kontakt. Die Eltern haben so keinen Kontakt mit den anderen Kindern.
Bei gutem Wetter kann ein Teil der Eingewöhnung in Absprache mit den anderen Gruppen nach draußen verlegt werden, um das Infektionsrisiko zusätzlich zu minimieren.
Da glücklicherweise mittlerweile das Betretungsverbot für Eltern aufgehoben ist, kann mit ein paar Anpassungen auch weiterhin eine kindgerechte Eingewöhnung stattfinden. Wichtig ist, dass unabhängig vom jeweiligen Modell die Eingewöhnung elternbegleitet, bezugspersonenorientiert und abschiedsbewusst durchgeführt wird. Zusätzlich brauchen Kinder eine klare Mimik der Eltern und Pädagogischen Fachkräfte, um sich in dieser neuen Situation orientieren zu können, deswegen bieten m.E. Visire während der Eingewöhnung eine gute Alternative.
Und vergesst bei allen Abstands- und Hygieneregeln nicht, Abschiedsrituale mit den Kindern zu entwickeln und Übergangsobjekte zur Unterstützung zu erlauben. Vielleicht besteht ja die Möglichkeit einen Gegenstand wie z.B. Schnuller, Kuscheltier, Schmusetuch o.ä. In der Kita zu deponieren, der dort auf das Kind wartet, um ihm eine Brücke in die Gruppe zu bauen und nach Bedarf als Tröster zur Verfügung zu steht. Oder Ihr gestaltet mit den Eltern ein ICH-Buch, auf das das Kind dann immer wieder zurückgreifen kann, wenn es traurig ist.
Wenn Ihr Eure Eingewöhnung generell gerne überprüfen und überarbeiten möchtet, dann könnt Ihr Euch hier kostenlos und unverbindlich meine „5 Tipps zur Gestalltung einer Eingewöhnung“ holen. Dort bekommt Ihr viele zusätzliche Anregungen für die Vorbereitung der Eingewöhnung im Team, der Zusammenarbeit mit den Eltern und der Einbeziehung der Peer Group in die Eingewöhnung.
Ich wünsche Euch einen guten Start mit den neuen Kindern und Eltern
Eure Anja
P.S. Ich gehe jetzt für die nächsten 4 Wochen mit meinem Blog in die Sommerpause. Im August melde ich mich mit neuen Themen wieder. Dann stehe ich auch wieder für Seminare, Webinare, Coachings und Supervisionen zur Verfügung. Ich wünsche Euch eine schöne Sommerzeit.
Falls Ihr mit Euren Kindern eine Zeitkapsel gestaltet habt oder gestalten werdet. Denkt daran mir die Fotos zu schicken, damit ich sie hier im Block veröffentlichen kann: anjacantzler@t-online.de
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