Teamarbeit im HomeOffice (2) – Gedanken, Impulse, Ideen und Anregungen

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Seit 5 Wochen befinden sich viele von Euch im HomeOffice und diejenigen von Euch, die in der Notbetreuung eingesetzt sind, treffen nur begrenzt ihre Kolleg*innen. Aus dieser Situation heraus stellt sich die berechtigte Frage, wie Teamarbeit unter diesen Voraussetzungen stattfindet.

Erst einmal Jede*r für sich

Dazu hatte ich einen interessanten Austausch über Zoom mit Leitungskräften und Fachkräften aus den verschiedenen Regionen Nordrhein-Westfalens. Während dieser Gespräche wurde mir deutlich, wie viele von Euch die Zeit im HomeOffice sehr gewissenhaft nutzen. Ihr schreibt Bildungsdokus, haltet auf unterschiedlichste Weise Kontakt zu Kindern und Eltern, plant die weitere pädagogische Arbeit und bildet Euch zu verschiedenen Themen fort. In einigen Einrichtungen kommen Expertinnen wie Sprachbildungskräfte, Inklusionsfachkräfte, Elternbegleiter*innen dazu, Ihr Wissen aufbereitet und gewinnbringend an die Kolleg*innen im Team weiterzugeben. Eine Sprachbildungskraft gestand im Austausch, dass sie dieser Zeit viel positives abgewinnen kann, da die Kolleg*innen gerade Zeit haben und sich mit diesem Thema viel intensiver beschäftigen können als im bisherigen Alltag.

Die meiste Zeit seit Ihr jedoch durch HomeOffice auf Euch gestellt und dadurch fehlt vielen von Euch der Austausch, die Begegnung und der Kontakt zu den Kolleg*innen. Viele arbeiten und füllen die Tage mit wichtigen Inhalten und Aufgaben, es fehlt aber häufig die Gemeinsamkeit im Tun bzw. die gemeinsame Vision. Eine Leiterin fasste ihre Erkenntnis diesbezüglich wie folgt zusammen: „Im Moment sind wir kein Team, sondern eher eine Gruppe von Fachkräften, wo jede*r für sich arbeitet und seine Aufgaben erledigt.“

Das „Wir“ ist wichtig

Ich vermute, dass es im Moment vielen Teams so geht. Dabei ist es gerade jetzt wichtig, genau hinzuschauen und heraus zu finden, was Eure gemeinsame Vision ausmacht. An welchem gemeinsamen Ziel arbeitet Ihr gerade? Wie könnt Ihr Euer Wir-Gefühl stärken? Was bringt Euch trotz Abstand und Vereinzelung näher zusammen? Wie holt Ihr insbesondere die Kolleg*innen mit ins Boot, die aufgrund einer eigenen Gefährdung oder aufgrund von Kinderbetreuung, zu Hause bleiben müssen und nicht in die Notbetreuung mit eingebunden werden können?

Einige Teams nutzen aktuell vermehrt Medien und Plattformen wie WhatsApp, Telegram, Facebook, Zoom, Skype, Microsoft Teams, Emails o.ä., um miteinander im Kontakt zu bleiben. In der Praxis gestaltet sich das beispielweise wie folgt:

  • Für manche Kolleg*innen beginnt der Tag mit einer Begrüßungsmail von der Leitung mit einer kleinen Anregung zum Lesen
  • Jede*r gibt am Ende des Tages eine kurze Rückmeldung über beispielsweise WhatsApp, womit er*sie sich den Tag beschäftigt hat und was er*sie daran interessant fand oder ihn*sie daran begeistert hat.
  • Diese Kurznotizen können mit den Fotos der Teammitglieder als Collage an einer großen Wand in der Kita zusammengeführt werden. Am Ende der Woche macht die Leitung hiervon ein Foto, das sie den KollegInnen schickt. Damit visualisiert Ihr Eure gemeinsame Entwicklung. Darauf könnt Ihr Eure zukünftige Arbeit weiter aufbauen.
  • Ihr könnt auch gemeinsame Themen und Inhalte verabreden z.B. einen Vortrag über YouTube, den Ihr bis zu einem vereinbarten Zeitpunkt anschaut und Euch dann darüber in einer videogestützten Konferenz austauscht.
  • Trefft Euch in videobasierten Meetings auf Kleingruppen oder Großteamebene, um die weitere Arbeit zu planen und vorzubereiten. Wichtige anstehende Themen, werden der Umgang mit den Regeln zum Infektionsschutz und die Gestaltung der Eingewöhnungszeit sein.
  • Weitere wichtige Teamthemen sind die Einarbeitung von neuen Kolleg*innenbzw. die Verabschiedung von Mitarbeiter*innen. Wie kann das möglichst zufriedenstellend für die Beteiligten umgesetzt werden?
  • Nutzt das im Team verankerte Expertenwissen von Sprachbildungskräften, Inklusionsfachkräften und Elternbegleiterinnen, um Euch gemeinsam mit grundlegendem Fachwissen zu beschäftigen. Möglicherweise können einige von Euch auch Wissen aus zurückliegenden Seminaren aufarbeiten und den Kolleginnen zur Verfügung stellen.
Den informellen Kontakt pflegen

Neben der fachlichen Seite darf auch die Psychohygiene im Team nicht zu kurz kommen. Der informelle Austausch und das Wissen um die Befindlichkeit der anderen hat etwas Verbindendes. Hier ein paar Anregungen und Ideen dazu:

  • Nehmt den Hörer in die Hand und fragt Eure Kolleg*innen, wie es Ihnen geht.
  • Sucht auch Kontakt zu Kolleg*innen, mit denen Ihr sonst nicht so viel zu tun habt, damit diese Euch nicht ganz aus den Augen geraten.
  • Verabredet Euch über Zoom, Skype oder ähnliches einfach mal zum Frühstück oder Kaffee.
  • Bringt dem*der Kolleg*in ein Geburtstagsständchen oder schreibt eine Postkarte.
  • Manche Kolleg*innen machen über Zoom auch einfach Sport oder Yoga zusammen.
  • Dreht ein kleines Handy Video, in dem Ihr den Kolleg*innen mitteilt, was Ihr an Eurem Team besonders schätzt, was Ihr vermisst und worauf Ihr Euch in der Zukunft wieder freut. Teilt diese Videos über WhatsApp oder andere Messenger Dienste.
Die Zentrale Rolle der Leitungskräfte

Bei der Teamentwicklung nimmt die Leitung von jeher eine zentrale Rolle ein. In der aktuellen Situation ist sie gerade jetzt ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt. Als Leitung hat sie ein offenes Ohr für Eure Sorgen und Nöte. Obwohl sie oftmals selbst nicht genau weiß, wie es weitergeht, versucht die Leitungskraft Euch Halt und Orientierung zu geben. In Ihrer Rolle als wichtiges Bindeglied zum Träger, versorgt sie Euch mit Informationen.

Nach der Aufhebung des Lockdowns werden viele Aufgaben und Herausforderungen auf die Kindertagesstätten, Krippen und Großtagespflegestellen zukommen. Die Zeit, die Eure Leitungskräfte jetzt mit Euch in die Teamentwicklung investieren, ist wichtig und wertvoll.

Sobald sich weitere Entwicklungen und Tendenzen bezüglich der weiteren Öffnung der Kindertagesstätten, Krippen und Großtagespflege abzeichnen, werde ich einen weiteren Erfahrungsaustausch über Zoom anbieten, um mit Euch zu überlegen, wie sich Teamentwicklung dann im Einzelnen gestalten lässt.

Jetzt wünsche ich allen erst einmal ein schönes Wochenende und überlegt Euch welchen Wunsch Ihr Euren Kolleg*innen für dieses Wochenende mit auf den Weg geben wollt.

Genießt das Wochenende und tut Euch etwas Gutes.

Eure Anja

Teamarbeit im HomeOffice (1) – Kriterien einer erfolgreichen Teamarbeit

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In Kita, Krippe und Großtagespflege treffen verschiedene Menschen aufeinander, die als Team zusammenarbeiten. Kooperative Teamarbeit und wertschätzende Teamkultur sind keine Selbstläufer. Schon im regulären Alltag, ohne Notbetreuung und HomeOffice, ist dies eine Aufgabe, bei der die Beteiligung und Mitgestaltung aller Teammitglieder erforderlich ist.

Kriterien für ein gutes Team

Was macht also eine gute Teamarbeit im Allgemeinen aus? Hierzu habe ich die wesentlichen Kriterien zusammen getragen:

1. Das Team hat eine gemeinsame Vision und arbeitet auf ein gemeinsames Ziel heraus, dadurch entsteht ein Zusammengehörigkeitsgefühl.

Dazu gibt es eine schöne Geschichte von drei Bauarbeitern, die auf derselben Baustelle arbeiten und gefragt werden, was sie da tun. Darauf antwortet der erste: „Ich behaue die Steine.“ Der zweite sagt: „Ich mauere eine Wand.“ und der dritte erklärt: „Ich baue mit den anderen einen Dom.“ Die dritte Person in dieser Geschichte kennt die Vision und das Ziel seines Tuns, anders als die beiden anderen. Diese Geschichte ist im Original im Verlag Andere Zeiten erschienen. Die Bezugsquelle ist den angefügten Buchtipps zu entnehmen.

2. Gute Teamarbeit basiert auf einer guten Organisation, bei der jedes Teammitglied weiß, wann es was tut bzw. tun muss, um die gemeinsamen Ziele und Visionen zu erreichen.

3. Ein weiteres Kriterium ist das gemeinsame Verantwortungsgefühl für den Gesamterfolg, d.h. jede*r trägt seinen*ihren Teil zur Bewältigung der anstehenden Arbeit bei.

4. Jedes Teammitglied bringt seine Stärken und Kompetenzen in den Arbeitsprozess ein und übernimmt so eine wichtige Rolle im Team. Dadurch entsteht im besten Fall ein Hand-in-Hand-Arbeiten, dass zum gemeinsamen Erfüllen der Aufgaben und Erreichen der Ziele beiträgt. In diesem Zusammenhang arbeite ich gerne mit dem Rollenmodell nach Belbin, dass ich in meinem Buch: „Gruppenleitung in der KiTa“ näher erläutert habe.

5. Alles in allem herrscht in einem guten Team eine respektvolle Arbeitsatmosphäre, bei der sich jede*r mit seinen*ihren Ideen aber auch mit seinen Bedenken einbringen kann und jede*r den Ideen und Bedenken der anderen Teammitglieder gegenüber aufgeschlossen ist.

6. Eine gute Teamarbeit steht und fällt mit einer transparenten Kommunikation, dies beinhaltet, dass jedes Teammitglied Zugang zu den Informationen hat, die es braucht, um seine Aufgaben möglichst optimal ausführen zu können.

7. In jedem Team kommt es immer wieder zu Konflikten. Gute Teamarbeit zeichnet sich durch den konstruktiven Umgang mit Konflikten aus, d.h. dass Unstimmigkeiten möglichst zeitnah angesprochen werden und dann gemeinsam nach Lösungen gesucht wird.

8. Teams setzen sich aus unterschiedlichen Personen und Persönlichkeiten zusammen. Diese Diversität wird in einer guten Teamarbeit als Ressource und Bereicherung verstanden. Dadurch wird es möglich etablierte Strukturen und Arbeitsabläufe in Frage zu stellen und nach Bedarf zu verändern.

9. Konstruktives Feedback ist der Schlüssel zur Weiterentwicklung einzelner Teammitglieder und bildet die Grundlage dafür, die Arbeit gemeinsam zu verbessern.

10. Zu guter Letzt sollte ein gutes Team auch immer seine Erfolge feiern, das lenkt den Blick auf das, was geschafft wurde. Dies stärkt das Wir-Gefühl und wirkt sich mit Blick in die Zukunft motivationsfördernd aus.

Gut gewappnet für Herausforderungen

Für jedes Team bedeutet die aktuelle Situation, mit all ihren Unwägbarkeiten und Veränderungen, eine besondere Herausforderung.

Bei näherer Betrachtung liegt die Vermutung nahe, dass den Teams, die auch vor dieser außergewöhnlichen Situation schon viele dieser Kriterien erfüllt haben, es heute um einiges leichter fällt, gemeinsam mit den veränderten und ungewohnten Arbeitsbedingungen umzugehen.

Die Arbeit in den Notgruppen und im HomeOffice fordern die Leitungskräfte im speziellen, die Pädagogischen Fachkräfte im einzelnen und die Teams als gesamtes heraus. Es gilt neue Strukturen zu entwickeln und trotz räumlicher Trennung als Team mit einem gemeinsamen Ziel vor Augen weiterhin konstruktiv zusammen zu arbeiten.

Wie das im Einzelnen aussehen kann, erörtere ich im nächsten Beitrag.

Sonnige Grüße

Eure Anja

Buchtipps:

Typisch – Geschichten für andere Zeiten (Verlag andere Zeiten)

https://www.anderezeiten.de/bestellen/bucher/typisch-kleine-geschichten-fur-andere-zeiten.html

Oh – Noch mehr Geschichten für andere Zeiten (Verlag andere Zeiten)

https://www.anderezeiten.de/bestellen/bucher/oh-noch-mehr-geschichten-fur-andere-zeiten.html

Anja Cantzler: Gruppenleitung in der Kita (Vandenhoeck & Rupprecht Verlag)

https://www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com/gruppenleitung