Balance zwischen Empathie und Selbstfürsorge

Diese Woche handelten meine Blogbeiträge immer wieder von Empathie und von Eurer Fürsorgepflicht für die Eltern und Familien, mit denen Ihr zusammen arbeitet. Es ging viel darum, sich in die Eltern einzufühlen, deren Blickwinkel einzunehmen und durch einen Perspektivwechsel die Eltern besser verstehen zu lernen. Heute soll es einfach mal um Euch gehen.

In diesem Zusammenhang fällt mir wieder einmal eine Pflegedienstleitung aus der Altenpflege ein, die regelmäßig nach Dienstschluss zu mir ins Lehrcoaching kam. Es handelte sich um eine sehr gepflegte Frau, die offensichtlich viel Wert auf ihr Äußeres legte. In einer Sitzung kamen wir darauf zu sprechen, dass ich es sehr bemerkenswert fände, wie es ihr jedesmal gelänge, unmittelbar im Anschluss an den Dienst unverschwitzt und gut gekleidet in der Beratung zu erscheinen. Sie erklärte mir, dass ihr das wichtig sei und sich dafür bewusst die Zeit nehme, weil ihre Philosophie laute: „Nur wer sich selbst gut pflegt, kann auch andere gut pflegen“. Ich habe seither diesen Satz übernommen und ihn wie folgt verändert: „Nur wer gut für sich selbst sorgt, kann gut für andere sorgen.“

Denkt bei aller Empathie deswegen auch an Euch selbst. Tut Euch etwas Gutes. Macht etwas, dass Euch Spaß macht. Lest ein gutes Buch, nehmt ein schönes Entspannungbad, esst ein Stück Schokolade, telefoniert mit lieben Menschen, geht Spazieren, hört Musik, macht Euch einen gemütlichen Abend mit Eurem Lieblingsfilm, treibt Sport…

Hier findet Ihr im Download eine Selbstfürsorge-Karte, die Euch daran erinnern soll, gut für Euch zu sorgen. Hängt sie irgendwo sichtbar für Euch auf. Vielleicht kennt Ihr ja auch noch eine nette Kollegin oder einen netten Kollegen, der*dem Ihr dieses Kärtchen weiterleiten wollt.

 

Jetzt wünsche ich Euch erst einmal ein schönes Wochenende. Passt gut auf Euch auf und sorgt gut für Euch. Ich freue mich auf nächste Woche und hoffe, dass viele von Euch meinen Blog wieder besuchen.

Eure Anja

 

P.S. Ich würde mich über ein erstes Feedback zu dieser Woche freuen. Ich bin gespannt auf Eure Kommentare. Gibt es bestimmte Themen, die Euch interessieren und über die ich für Euch schreiben kann?

Erziehungs- und Bildungspartnerschaft – Das Eisbergmodell

copyrigt Anja Cantzler 2018

Neben dem „Prinzip des Guten Grundes“, das ich im vorausgegangenen Blogbeitrag näher erläutert habe, kann Euch das Wissen um das sogenannte Eisbergmodell (n. Ruch/ Zimbardo (1974), weiterentwickelt u. a. von Schulz v. Thun.) in der Zusammenarbeit mit Eltern hilfreich sein.

Sichtbare und unsichtbare Anteile bestimmen unsere Kommunikation

Dieses Modell besagt im Kern, dass in der Kommunikation zwischen zwei Menschen nur 20% direkt wahrnehmbar sind. Diese 20% enthalten zum einen einen verbalen Teil mit Sachinformationen, wie z. B. Zahlen, Daten und Fakten und zum anderen einen non-verbalen Teil, der sich in Form von Mimik, Gestik und Tonfall ausdrückt. Die anderen 80 % sind von den individuellen Erfahrungen und Erlebnissen, den verinnerlichten Wertevorstellungen, den persönlichen Gefühlen und den aktuellen Stimmungen bestimmt. Diese oftmals nicht auf Anhieb sichtbare Ebene hat jedoch einen großen Einfluss auf den sicht- und hörbaren Teil der Kommunikation.

Jeder Mensch ist ein Eisberg

Jede*r von Euch ist so ein Eisberg. Euer jegliches Handeln wird bestimmt durch Eure ganz individuelle Sozialisation. Ihr bringt Erfahrungen und Erlebnisse aber auch Werte und Normen in Eure pädagogische Arbeit mit ein. Vor diesem Hintergrund begegnet Ihr den Eltern.

Dabei ist es durchaus wichtig, daran zu denken, dass auch Eure Eltern aus ihrer Sozialisierung heraus eigene Werte und Normen mitbringen, die ihr Handeln beeinflussen.

copyright Anja Cantzler 2018

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Es stehen sich so immer mehrere Eisberge gegenüber, wobei der Eine das Verhalten des Anderen immer aus der eigenen Prägung und Sozialisierung heraus betrachten und bewerten wird.

Missverständnisse und Konflikte vermeiden

Das Eisbergmodell unterstützt Euch dabei, die unterschiedlichen Werte anderer wahrzunehmen. In der Zusammenarbeit mit Eltern kann es für Euch durchaus hilfreich sein, das Eisbergmodell im Hinterkopf zu behalten, um das Handeln der Eltern besser zu verstehen. Macht Euch immer wieder den großen Einfluss der verborgenen Ebene in der Kommunikation bewusst, so können viele Missverständnisse und Konflikte mit Eltern vermieden werden.

Das Eisbergmodell lässt sich darüber hinaus auf die Teamarbeit und im alltäglichen Zusammenleben mit anderen Menschen anwenden. Achtet beim nächsten Mal darauf, wenn Ihr denkt: „Das Verhalten meines Gegenübers kann ich gerade so gar nicht nachvollziehen.“ Möglicherweise ist Euer Unverständnis dann darauf zurück zu führen, dass Eure Werte und Normen andere sind als die Eures Gegenübers.

Eure Anja

P.S. Auch in der Rolle als Gruppenleitung kann Euch das Eisbergmodell hilfreich sein. Mit diesem Thema habe ich mich in meinem Buch: „Die Gruppenleitung in der Kita“ ausführlicher beschäftigt, https://www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com/gruppenleitung