von Anja Cantzler | 30.04.2020 | Team
Mittlerweile arbeitet Ihr seit 7 Wochen unter veränderten Rahmenbedingungen. Die meisten von Euch dürften das „Tal der Tränen“ (s. Blogbeitrag „Die Veränderungskurve“) hinter sich gelassen haben. Jetzt heißt es gemeinsam wieder nach vorne zu schauen und Wege finden, wie die nächsten Wochen in der Zusammenarbeit mit Kindern, Eltern und Teamkolleg*innen gestaltet werden können. Ausprobieren, experimentieren und gefundene Lösungen wieder verwerfen, werden Euren Alltag prägen. Dafür braucht Ihr viel Kreativität, Flexibilität und Energie.
Erfolge wahrnehmen
Um Eure Motivation für diesen Prozess aufrecht zu erhalten, ist es wichtig und hilfreich, dass Ihr Eure Erfolge im Team wahrnehmt und wertschätzt. Erfahrungsgemäß wird viel zu sehr das fokussiert, was in diesen Prozessen gerade nicht geht oder was nicht funktioniert hat. Als Coach und Supervisorin bitte ich Euch, bewusst Eure ressourcen- und lösungsorientierte Brille aufzusetzen. Fragt Euch am Ende eines Tages bzw. am Ende einer Woche:
- Was habt Ihr als Teammitglied/ als Team geschafft und erreicht?
- Was ist Euch gelungen?
- Was hat dazu beigetragen, dass Ihr das geschafft habt?
- Welche Stärken und Kompetenzen habt Ihr als Teammitglied/ als Team gewinnbringend eingebracht?
- Was lernt Ihr für den weiteren Prozess daraus?
- Was kann Euch davon für den weiteren Weg bzw. Prozess hilfreich sein?
Mit Hilfe dieser Fragen konzentriert Ihr Euch auf Eure Erfolgsanalyse. Ihr begebt Euch mit dem Team auf Schatzsuche zu den besonderen Ressourcen und Kompetenzen, die Euer Team ausmachen. Diese werden zu Eurer Basis, um nach dem Motto „Wenn etwas gelingt, mach mehr daraus.“ zu handeln. Euer Team konzentriert sich damit zunehmend auf das was möglich ist. Somit löst Ihr Euch zunehmend von den blockierenden Gedanken, was alles nicht geht. Ungeahnte Wege tun sich auf, Ihr kommt ins aktive Handeln und entwickelt gemeinsam gangbare Lösungen. Dadurch spürt Ihr in diesem Prozess die eigene Selbstwirksamkeit, d.h. Ihr macht die Erfahrung, dass Ihr mit Eurem Handeln die Ausgestaltung der pädagogischen Arbeit im vorgegebenen Rahmen selbst gestallten und beinflussen könnt.
Erfolge dokumentieren
Mit einem „Erfolgsbuch“ könntet Ihr dann Eure Erfolge dokumentieren. Darin sammelt Ihr diese für Euch bzw. im Team täglich oder einmal die Woche unter den folgenden Fragestellungen:
- Was ist Euch gut gelungen?
- Was hat Euch glücklich gemacht?
- Wofür seid Ihr besonders dankbar?
- Was ist Euer Ziel für den kommenden Tag/ für die kommende Woche?
Ein solches Erfolgsbuch verdeutlicht Euch Stück für Stück, das was Ihr bereits gemeinsam geschafft und erreicht habt.
Erfolge feiern
Abschließend möchte ich Euch dazu einladen, diese Erfolge zu wertschätzen und angemessen zu feiern. Auch in Zeiten wie jetzt, in denen Ihr nicht immer alle in der Einrichtung am selben Ort seid, gibt es viele Möglichkeiten, Eure kleinen und großen Erfolge zu feiern, z.B. mit:
- einem Bild von Sektgläsern oder einem Feuerwerk, das Ihr den Kolleg*innen per WhatsApp zusendet
- einem netten Telefonat, wo Ihr Euch bei den Kolleg*innen bedankt
- einer gemeinsamen Videokonferenz, bei der Ihr zusammen Kaffee trinkt
- einem Gutschein für eine Kugel Eis
- einem Dankesbrief per Email
- o.ä.
Ihr findet bestimmt schöne, für Euch passende Rituale, die auch nach dieser herausfordernden Zeit in veränderter Form fortgesetzt werden können. Das gemeinsame Feiern Eurer Erfolge bringt Euch auf jeden Fall als Team näher zusammen und stärkt das Wir-Gefühl.
Für Heute wünsche ich Euch einen schönen 1. Mai
Eure Anja
Zur Erinnerung:
Heute Donnerstag, den 30.04.2020, von 14.30 – 16.30 Uhr treffen wir uns zu einem live Zoom Meeting zum Thema: Wieder-Eingewöhnung, Beziehungsgestaltung und Wiedereinstieg in der Notbetreuung und nach dem Lockdown(kostenfrei). Wie geht es jetzt weiter, wenn wieder vermehrt Kinder in die Kita kommen? Was erwartet Euch? Wie werden die Kinder reagieren? Wie könnt Ihr an die Beziehung wieder anknüpfen?
Anmeldung per Email: anjacantzler@t-online.de
bis zum 29.04.2020 um 12.00 Uhr
Nach der Anmeldung schicke ich Euch die Zugangsdaten, damit Ihr Euch in das Meeting einloggen könnt.
Weitere Termine zum Vormerken: Mittwoch, 20.05.2020 und Donnerstag, 18.06.2020 jeweils 14.30 – 16.30 Uhr
von Anja Cantzler | 27.04.2020 | Team
Mit dem Betreuungsverbot seit dem 13. März seid Ihr vor ungewohnte Herausforderungen gestellt worden. Ihr befindet Euch seither im HomeOffice und seid teilweise in der Notbetreuung eingesetzt. Zunächst durften nur Kinder von Eltern aus systemrelevanten Berufen betreut werden. Je nach Einrichtung bedeutet das für euch von 0 bis hin zu über 60 und mehr Kindern, die zu betreuen sind. Mittlerweile ist die Notbetreuung auch für Kinder, bei denen das Kindeswohl gefährdet ist, geöffnet.
Wiederbeginn
Aktuell wird auf vielen Ebenen darüber nachgedacht, welche Hygiene- und Infektionsschutzkonzepte notwendig sind, um eine weitere schrittweise Öffnung von Kita und Kindertagespflege zu ermöglichen. Familien brauchen dringend Entlastung und trotzdem geht die Gesundheit vor. Zur Zeit bleiben viele Fragen offen und es werden in den kommenden Wochen noch viele Herausforderungen zu meistern sein.
Herausforderungen
Schon heute wird deutlich, dass viele Veränderungen auf Euch zukommen werden, die Einfluss auf Eure bisherige Pädagogik haben. Das Konzept der offenen oder gruppenübergreifenden Arbeit wird vorerst nicht umgesetzt werden können. Vorgaben zu festen Kleingruppen und Betreuung in einem eigenen Raum mit möglichst konstanten Betreuungspersonen haben zwangsläufig Auswirkung auf die Raumgestaltung und die Partizipationsmöglichkeiten der Kinder. In den Einrichtungen, in denen Mitarbeiter*innen zu den Risikogruppen gehören und deswegen in der Betreuung der Kinder nicht eingesetzt werden können, werden sich einzelne Kinder auf andere Bezugserzieher*innen einlassen müssen. Bring- und Abholsituationen verändern sich, da Eltern nur im äußersten Notfall die Einrichtungen betreten dürfen. Durch die stufenweise Aufnahme der Kinder in kleinen Gruppen ändern sich ggfs. die Gruppenzusammensetzungen. Kinder, die vorher miteinander befreundet waren, werden dann nicht unbedingt gemeinsam betreut, dürfen sich aber auch nicht gegenseitig in den Gruppen besuchen.
Konzeptionelle Überprüfung
In den nächsten Tagen und Wochen steht bei Euch die Überprüfung der bisherigen konzeptionellen Arbeit auf dem Plan. Es gilt die bisherige pädagogische Arbeit zu verändern und an die neuen Rahmenbedingungen anzupassen.
Dazu sind folgende Fragen wichtig und hilfreich:
- Was kommt jetzt für Euch neu dazu? Was müsst Ihr dabei berücksichtigen und dann in die Arbeit integrieren?
- Was von dem bislang Bewährten könnt Ihr unter den veränderten Bedingungen erhalten und fortsetzen?
- Wovon müsst Ihr Euch vorerst verabschieden, damit Ihr die Betreuung und pädagogische Arbeit unter den veränderten Rahmenbedingungen umsetzen könnt?
Alle mitnehmen
Die nächsten Wochen werden dadurch geprägt sein, dass Eure Arbeit mit den Kindern und Eltern einerseits und die Teamarbeit andererseits an verschiedenen Schauplätzen stattfinden. Da sind die Kinder, Eltern und Mitarbeiter*innen, die in der Notbetreuung zusammenkommen. Dann gibt es Kinder, Eltern und Mitarbeiter*innen, die aus den unterschiedlichsten Gründen zu Hause sind.
Wenn die Zahlen der zu betreuenden Kinder wieder zunehmen, finde ich es wichtig, zum einen die Familien zu Hause weiterhin miteinzubeziehen und die Kolleg*innen zu Hause im HomeOffice auch nicht zu vergessen. Bewährte und erprobte Kommunikationswege aus den letzten Wochen könnt Ihr fortsetzen, um über Briefe, Telefon und Videokonferenzen weiterhin mit Familien und Kolleg*innen in Verbindung zu bleiben.
Eure Kolleg*innen, die vorerst aus den unterschiedlichsten gesundheitlichen und familiären Gründen nicht wieder in die Einrichtungen zur Arbeit kommen können, gehören auch weiterhin zum Team dazu. Überlegt gemeinsam, wie Ihr im Kontakt bleibt und Eure Zusammenarbeit gestaltet. So könnt Ihr beispielsweise:
- gemeinsam Aufgaben absprechen, die die Kolleg*innen im HomeOffice ergänzend übernehmen
- aus dem Alltag mit den Kindern berichten
- Euch auch weiterhin über Kinder austauschen und Rat beieinander suchen
- ab und zu einen Besuch am Zaun des Kindergartens abstatten, um den persönlichen Kontakt auf Abstand zu pflegen
- die Kolleg*innen im HomeOffice über Videokonferenzen mit in die Teamsitzungen einbeziehen und
- sie am Veränderungsprozess beteiligen.
Stärken nutzen
Nutzt die Gelegenheit Euch über die unterschiedlichen Ressourcen und Stärken im Team bewusst zu werden. Was hat jede*r von euch in dieser Situation und von seiner*ihrer Position heraus einzubringen, das aktuell gewinnbringend für das ganze Team und die pädagogische Arbeit ist? In diesem Bewusstsein fühlt sich jede*r von euch wahrgenommen, gebraucht und gewertschätzt fühlen.
Heute möchte ich den Beitrag mit einem Zitat von Pep Gardiola beenden: „Wir brauchen die ganze Truppe, jeden Spieler des Teams, wenn wir erfolgreich sein wollen.“
In diesem Sinne wünsche ich Euch einen guten Start in die Woche.
Eure Anja
Tipp:
Online-Seminar für Leitungskräfte: Neues entsteht – Teamprozesse in Zeiten „nach“ Corona erkennen und bgleiten
Ltg. Anja Cantzler und Anja Klostermann
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