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Seit 5 Wochen befinden sich viele von Euch im HomeOffice und diejenigen von Euch, die in der Notbetreuung eingesetzt sind, treffen nur begrenzt ihre Kolleg*innen. Aus dieser Situation heraus stellt sich die berechtigte Frage, wie Teamarbeit unter diesen Voraussetzungen stattfindet.

Erst einmal Jede*r für sich

Dazu hatte ich einen interessanten Austausch über Zoom mit Leitungskräften und Fachkräften aus den verschiedenen Regionen Nordrhein-Westfalens. Während dieser Gespräche wurde mir deutlich, wie viele von Euch die Zeit im HomeOffice sehr gewissenhaft nutzen. Ihr schreibt Bildungsdokus, haltet auf unterschiedlichste Weise Kontakt zu Kindern und Eltern, plant die weitere pädagogische Arbeit und bildet Euch zu verschiedenen Themen fort. In einigen Einrichtungen kommen Expertinnen wie Sprachbildungskräfte, Inklusionsfachkräfte, Elternbegleiter*innen dazu, Ihr Wissen aufbereitet und gewinnbringend an die Kolleg*innen im Team weiterzugeben. Eine Sprachbildungskraft gestand im Austausch, dass sie dieser Zeit viel positives abgewinnen kann, da die Kolleg*innen gerade Zeit haben und sich mit diesem Thema viel intensiver beschäftigen können als im bisherigen Alltag.

Die meiste Zeit seit Ihr jedoch durch HomeOffice auf Euch gestellt und dadurch fehlt vielen von Euch der Austausch, die Begegnung und der Kontakt zu den Kolleg*innen. Viele arbeiten und füllen die Tage mit wichtigen Inhalten und Aufgaben, es fehlt aber häufig die Gemeinsamkeit im Tun bzw. die gemeinsame Vision. Eine Leiterin fasste ihre Erkenntnis diesbezüglich wie folgt zusammen: „Im Moment sind wir kein Team, sondern eher eine Gruppe von Fachkräften, wo jede*r für sich arbeitet und seine Aufgaben erledigt.“

Das „Wir“ ist wichtig

Ich vermute, dass es im Moment vielen Teams so geht. Dabei ist es gerade jetzt wichtig, genau hinzuschauen und heraus zu finden, was Eure gemeinsame Vision ausmacht. An welchem gemeinsamen Ziel arbeitet Ihr gerade? Wie könnt Ihr Euer Wir-Gefühl stärken? Was bringt Euch trotz Abstand und Vereinzelung näher zusammen? Wie holt Ihr insbesondere die Kolleg*innen mit ins Boot, die aufgrund einer eigenen Gefährdung oder aufgrund von Kinderbetreuung, zu Hause bleiben müssen und nicht in die Notbetreuung mit eingebunden werden können?

Einige Teams nutzen aktuell vermehrt Medien und Plattformen wie WhatsApp, Telegram, Facebook, Zoom, Skype, Microsoft Teams, Emails o.ä., um miteinander im Kontakt zu bleiben. In der Praxis gestaltet sich das beispielweise wie folgt:

  • Für manche Kolleg*innen beginnt der Tag mit einer Begrüßungsmail von der Leitung mit einer kleinen Anregung zum Lesen
  • Jede*r gibt am Ende des Tages eine kurze Rückmeldung über beispielsweise WhatsApp, womit er*sie sich den Tag beschäftigt hat und was er*sie daran interessant fand oder ihn*sie daran begeistert hat.
  • Diese Kurznotizen können mit den Fotos der Teammitglieder als Collage an einer großen Wand in der Kita zusammengeführt werden. Am Ende der Woche macht die Leitung hiervon ein Foto, das sie den KollegInnen schickt. Damit visualisiert Ihr Eure gemeinsame Entwicklung. Darauf könnt Ihr Eure zukünftige Arbeit weiter aufbauen.
  • Ihr könnt auch gemeinsame Themen und Inhalte verabreden z.B. einen Vortrag über YouTube, den Ihr bis zu einem vereinbarten Zeitpunkt anschaut und Euch dann darüber in einer videogestützten Konferenz austauscht.
  • Trefft Euch in videobasierten Meetings auf Kleingruppen oder Großteamebene, um die weitere Arbeit zu planen und vorzubereiten. Wichtige anstehende Themen, werden der Umgang mit den Regeln zum Infektionsschutz und die Gestaltung der Eingewöhnungszeit sein.
  • Weitere wichtige Teamthemen sind die Einarbeitung von neuen Kolleg*innenbzw. die Verabschiedung von Mitarbeiter*innen. Wie kann das möglichst zufriedenstellend für die Beteiligten umgesetzt werden?
  • Nutzt das im Team verankerte Expertenwissen von Sprachbildungskräften, Inklusionsfachkräften und Elternbegleiterinnen, um Euch gemeinsam mit grundlegendem Fachwissen zu beschäftigen. Möglicherweise können einige von Euch auch Wissen aus zurückliegenden Seminaren aufarbeiten und den Kolleginnen zur Verfügung stellen.
Den informellen Kontakt pflegen

Neben der fachlichen Seite darf auch die Psychohygiene im Team nicht zu kurz kommen. Der informelle Austausch und das Wissen um die Befindlichkeit der anderen hat etwas Verbindendes. Hier ein paar Anregungen und Ideen dazu:

  • Nehmt den Hörer in die Hand und fragt Eure Kolleg*innen, wie es Ihnen geht.
  • Sucht auch Kontakt zu Kolleg*innen, mit denen Ihr sonst nicht so viel zu tun habt, damit diese Euch nicht ganz aus den Augen geraten.
  • Verabredet Euch über Zoom, Skype oder ähnliches einfach mal zum Frühstück oder Kaffee.
  • Bringt dem*der Kolleg*in ein Geburtstagsständchen oder schreibt eine Postkarte.
  • Manche Kolleg*innen machen über Zoom auch einfach Sport oder Yoga zusammen.
  • Dreht ein kleines Handy Video, in dem Ihr den Kolleg*innen mitteilt, was Ihr an Eurem Team besonders schätzt, was Ihr vermisst und worauf Ihr Euch in der Zukunft wieder freut. Teilt diese Videos über WhatsApp oder andere Messenger Dienste.
Die Zentrale Rolle der Leitungskräfte

Bei der Teamentwicklung nimmt die Leitung von jeher eine zentrale Rolle ein. In der aktuellen Situation ist sie gerade jetzt ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt. Als Leitung hat sie ein offenes Ohr für Eure Sorgen und Nöte. Obwohl sie oftmals selbst nicht genau weiß, wie es weitergeht, versucht die Leitungskraft Euch Halt und Orientierung zu geben. In Ihrer Rolle als wichtiges Bindeglied zum Träger, versorgt sie Euch mit Informationen.

Nach der Aufhebung des Lockdowns werden viele Aufgaben und Herausforderungen auf die Kindertagesstätten, Krippen und Großtagespflegestellen zukommen. Die Zeit, die Eure Leitungskräfte jetzt mit Euch in die Teamentwicklung investieren, ist wichtig und wertvoll.

Sobald sich weitere Entwicklungen und Tendenzen bezüglich der weiteren Öffnung der Kindertagesstätten, Krippen und Großtagespflege abzeichnen, werde ich einen weiteren Erfahrungsaustausch über Zoom anbieten, um mit Euch zu überlegen, wie sich Teamentwicklung dann im Einzelnen gestalten lässt.

Jetzt wünsche ich allen erst einmal ein schönes Wochenende und überlegt Euch welchen Wunsch Ihr Euren Kolleg*innen für dieses Wochenende mit auf den Weg geben wollt.

Genießt das Wochenende und tut Euch etwas Gutes.

Eure Anja