Euer Arbeitsfeld ist seit jeher von vielen Veränderungen geprägt. Auslöser hierfür waren bislang in der Regel gesetzliche Vorgaben, Dienstanweisungen, konzeptionelle Weiterentwicklungen und pädagogische Neuerungen. Die damit verbundenen Veränderungen erforderten schon immer eine hohe Flexibilität von Euch als Fachkräfte. Nicht nur beruflich, sondern auch privat müssen wir uns immer wieder auf neue Situationen einlassen. Veränderungen begegnen uns im Laufe unseres Lebens immer wieder. Jede*r von uns hat sein eigenes Tempo und seinen eigenen Weg, um mit diesen Veränderungen umzugehen.
Hierzu möchte ich heute das Modell „Räume der Veränderung“ vorstellen, mit dem Ihr nachvollziehen könnt, was die Veränderungen der letzten Wochen in Euch ausgelöst haben und wo Ihr heute in diesem Prozess steht. Ich selbst nutze dieses Modell schon seit vielen Jahren zur Selbstreflexion und in verschiedenen Einzel- und Teamcoachings. Kennengelernt habe ich es bei meinem Lehrcoach Michael Pohl.
Die Räume der Veränderung
Die „Räume der Veränderung“ könnt Ihr Euch wie einen Grundriss einer Wohnung vorstellen. Durchwandert diese Räume in Gedanken, zeichnet Euch den Grundriss auf ein Blatt Papier und wandert mit einer Spielfigur dort hindurch oder legt das Modell mit Seilen auf den Boden und stellt Euch in die einzelnen Räume.
Ihr beginnt im Raum der relativen Zufriedenheit. Das ist der Zustand, in dem Ihr Euch vor der Veränderung befunden habt. In diesem Raum ist alles vertraut und bekannt. Jede*r kennt die Spielregeln, weiß was erwartet wird und was zu tun ist. Hier ist alles mehr oder weniger gut und grundsätzlich darf das auch so bleiben.
Mit der Veränderung befindet Ihr Euch auf einmal im Raum des Zweifelns. Hier hinterfragt Ihr den Sinn und die Notwendigkeit der Veränderung. Ihr seid verunsichert und wißt nicht, wo das Ganze hinführen soll. Ihr zweifelt oft an Euch selbst, ob Ihr den Anforderungen überhaupt gewachsen seid.
Im Einzelfall werden die Zweifel so groß, dass sie in Ablehnung umschlagen. Dann befinden Ihr Euch auf einmal im Keller der Ablehnung und verweigert Euch, an dem Veränderungsprozess weiterhin teilzunehmen. Es baut sich ein Widerstand auf, der manchmal nur durch die Hilfe von außen wieder auflösbar ist.
An dem Bild von den Räumen der Veränderung (s.o.) ist zu erkennen, dass der Weg aus dem Keller der Ablehnung wieder über den Raum des Zweifelns führt. Von da aus kommt Ihr dann nach einer Weile in den Raum der Konfusion. In diesem Raum haben sich die Zweifel gelöst. Ihr nehmt die Notwendigkeit der Veränderung weitestgehend an. Trotzdem ist Euch hier noch nicht klar, wie diese Veränderung im Einzelnen aussehen wird. Es sind weitere Fragen zu klären. Was von dem bisherigen gilt noch? Was kommt neu dazu? Wovon müssen Ihr Euch verabschieden?
Wenn diese Fragen weitestgehend geklärt sind, betretet Ihr den Raum der Neuorientierung. In diesem Raum verweilt Ihr eine ganze Zeit bis sich die Neuerungen stabilisiert haben. Hier probiert Ihr aus und manches verwerft Ihr auch wieder.
Erst wenn die Neuerungen sich für Euch vertraut und passend anfühlen, kommt Ihr wieder in den Raum der relativen Zufriedenheit. Damit schließt sich der Kreis und der Veränderungsprozess endet in der Neuorientierung, die sich in den Alltag einfügt.
Veränderung braucht Zeit
Solche Veränderungen können sich manchmal etwas hinziehen und brauchen Zeit. Es ist dabei völlig normal, immer wieder in vorherige Räume zurückzukehren. Ergänzend möchte ich Euch eine wertvolle Anregung einer Leitungskollegin mit auf den Weg geben. Sie hat kurzerhand in einem Seminar weitere Räume an den Grubdriss angebaut: die Küche, einen Wellnessraum und den Balkon. In der Küche trefft Ihr Euch mit anderen zum Austausch und sorgt für Euer leibliches Wohl. Der Wellnessraum bietet die notwendige Entspannung, um Kraft zu tanken. Auf dem Balkon atmet Ihr tief durch und bekommt frischen Wind in Eure Gedanken. Die Raucher unter Euch können hier auch eine kleine Raucherpause einlegen. 😉
Jetzt seid Ihr dran. Ich möchte Euch dazu einladen, mit Hilfe der Methode „Räume der Veränderung“ die letzten Wochen zu reflektieren. Wo steht Ihr heute? Was braucht Ihr, um den nächsten Raum betreten zu können? Wo steckt Ihr vielleicht gerade fest? Wer kann Euch da heraus helfen? Kennt Ihr jemanden, der sich gerade im Keller der Ablehnung befindet und von Euch ein motivierendes Wort brauchen könnte?
Nutzt das Model heute und auch in der Zukunft, um Euch und Andere besser zu verstehen zu können.
Bleibt achtsam mit Euch und Anderen
Eure Anja
P.S. Gerne könnt Ihr Euch auch auf meiner Seite Online-Coaching über meine Angebote zur Begleitung von Pädagogischen Fachkräften und Leitungskräften erkundigen.
Wie bereits im vorausgegangenen Beitrag näher erläutert, stecken resiliente Menschen krisenhafte Situationen, Stress und Frustration besser weg. In der aktuellen Situation sind die Kinder sehr gefordert und können Resilienz gut gebrauchen. Je nach Lebenssituation und Befindlichkeit in der Familie, wird das aktuelle Geschehen von den Kindern als sehr bedrohlich und verunsichernd erlebt. Vielen fällt es schwer zu verstehen, warum sie nun zu Hause bleiben müssen und weder Kita bzw. Kindertagespflege noch die Großeltern besuchen dürfen. Der Virus ist für sie unsichtbar und nicht greifbar. Trotzdem erleben sie die Unruhe, Verunsicherung und Angst der Erwachsenen, die sich dann unbestimmt auf sie selbst überträgt. In manchen Familien erleben die Kinder die Erkrankung oder gar den Tod nahestehender Personen. Hier wird die Bedrohung auf einmal sichtbar und kommt ganz nah.
In der Notbetreuung begegnet Ihr teilweise Kindern, die in deutlicher oder latenter Sorge um Ihre Eltern sind, die der Gefahr unmittelbar ausgesetzt sind, weil sie in den sog. systemrelevanten Berufen arbeiten. Für diese Kinder ist es wichtig, dass ihre Sorgen und Ängste ernst genommen werden. Ihr könnt mit ihnen gemeinsam überlegen, was sie und ihre Eltern im Alltag tun, um sich zu schützen.
Jede Krise geht vorbei
Zur Zeit steht zwar noch nicht fest, wann so etwas wie Alltag in Kita und Kindertagespflege wieder einkehren wird. Da wir wissen, dass jede Krise irgendwann vorbei ist, solltet Ihr Euch schon heute darauf vorbereiten.
Wenn die Kinder aus dem Lockdown und der Quarantäne wieder zurückkehren, bedarf es zunächst einmal viel Fingerspitzengefühl und Empathie, um die Kinder und auch die Eltern da abzuholen, wo sie dann stehen. Jedes Kind braucht etwas anderes, um schrittweise wieder an die Beziehung zu Euch anknüpfen zu können. Individuelle Entwicklung und Alter der Kinder spielen hier eine große Rolle.
In den ersten Wochen wird es dann um das erneute Zusammenfinden als Gruppe, die Verarbeitung der zurückliegenden Zeit und die Einführung des veränderten Infektionsschutzes gehen. Sinnvoll erscheint es mir ergänzend hierzu, die Förderung der einzelnen Resilienzfaktoren mit einzubeziehen.
Hierzu habe ich in YouTube ein anregendes Video über ein Projekt aus Rheinland-Pfalz entdeckt. Am Beispiel einer Naturkatastrophe, beschäftigen sich die Kinder mit möglichen Angehens- und Lösungsmöglichkeiten. Sie teilen Gefühle mit und üben sich in sozialen Kompetenzen. Handpuppen z.B der Güffelo und die Maus werden zu wichtigen Mittlern und Vorbildern für die Kinder. Ich kann mir gut vorstellen, wie ein ähnliches Projekt zur Verarbeitung der jetzigen Situation beitragen.
Förderung der Resilienzfaktoren
Ausgehend von den Anregungen im Video könnt Ihr als Team, ein Projekt entwickeln, das den resilienten Umgang mit der aktuellen Situation anregt. Um beispielsweise den Reisilienzfaktor „Selbstwahrnehmung“ zu fördern, könnt Ihr den Kindern Bücher, Gespräche und Spiele anbieten, mit deren Hilfe sie lernen, Ihre Gefühle zu erkennen und zu benennen.
Desweiteren ist für die Kinder wichtig, dass sie an regelmäßige Abläufe und Rituale anknüpfen können. Das gibt Ihnen Halt, Sicherheit und Orientierung.
Ihr werdet von den Kindern vielfältigen Emotionen erleben: Freude, Wut, Trauer, Aggressionen… Seid den Kindern hier ein verstehendes Gegenüber, das sie dabei unterstützt, Strategien zur Selbstregulierung zu entwickeln.
Eröffnet den Kindern viele Spielräume für Selbstwirksamkeit, damit sie das Gefühl bekommen, wieder aktiv und selbstbestimmt handeln zu können. Beteiligt sie aktiv an Entscheidungen. Die Kinder brauchen jetzt eine Umwelt, die ihnen wieder etwas zutraut und ihnen altersgerechte Herausforderungen stellt. Das einzelne Kind braucht Bestärkung, um sich seiner Stärken und Fähigkeiten bewusst zu werden. Wichtig ist auch die Unterstützung und der Beistand bei Frustration und Misserfolgen.
Resiliente Kinder verfügen über soziale Kompetenzen. Sie sind empathisch und können gut Kontakt zu anderen Menschen aufnehmen. Situationen werden passend eingeschätzt und Probleme konstruktiv gelöst. Diese Fähigkeiten könnt Ihr beispielsweise durch Rollen- und Kooperationsspiele intensivieren. Lasst die Kinder im Alltag Konflikte möglichst selbständig lösen, damit sie dadurch ein wertvolles Übungsfeld im Umgang mit anderen Menschen bekommen.
Zum Aufbau von Stressbewältigungskompetenzen solltet Ihr eine Balance von An- und Entspannung anregen. Hier bieten sich Bewegungsspiele und -baustellen einerseits und Rückzugs- und Entspannungsmöglichkeiten anderseits an.
Ein weiterer Resilienzfaktor ist die Problemlösungsfähigkeit. Das Sprechen über mögliche Lösungsansätze oder der Einsatz von Bilderbüchern, in denen die Hauptfigur erfolgreich Probleme löst, sind hier sehr hilfreich.
Die pädagogischen Fachkraft als Vorbild
Bei der Resilienzförderung nehmt Ihr als pädagogische Fachkräfte immer eine zentrale Vorbildfunktion ein. Ihr lebt den Kindern im Alltag Resilienz vor, durch die Art und Weise wie Ihr selbst mit schwierigen und krisenhaften Situationen umgeht. Hier bietet sich im Vorfeld eine biografische Selbstreflexion an. Wie habt Ihr in Eurem bisherigen Leben Krisen erlebt? War es eher bedrohlich oder haben sich Chancen aufgetan? Was oder wer hat Euch dabei unterstützt, diese Herausforderungen zu bewältigen? Wie habt Ihr selbst die letzten Wochen erlebt? Auf welche Ressourcen und Kompetenzen konntet Ihr zurück greifen?
Ich lade Euch am kommenden Donnerstag zu einem Fachkräfteaustausch „Stark durch die Krise“ über Zoom ein. (Nähere Infos und Anmeldung s. unten)
Vision einer resilienzfördernden Pädagogik
Nun wollen wir gemeinsam den Blick nach vorne richten. Wir können dieses „danach“ schon heute aktiv gestalten. Entwickelt eine gemeinsame Vision als Team und stärkt die Kinder für deren weiteres Leben. Aus den vorher benannten Bausteinen lässt sich eine resilienzfördernde Pädagogik für die Zeit nach Kontaktverbot und Lockdown entwickeln. Lasst Eurer Fantasie und Kreativität freien Lauf.
Ich bin schon sehr gespannt auf Eure Ideen und Umsetzungen.
Eure Anja
Buchtipps:
Ronnau-Böse/ Fröhlich-Gildhof: Resilienz im KiTa-Alltag, Herder Verlag
Resilienz bei Kindern, Eltern und Pädagogischen Fachkräften
In meiner Arbeit als Coach und Supervisorin begleite ich seit vielen Jahren krisenhafte Situationen und Prozesse von Teams und Einzelpersonen. Dabei konnte ich beobachten, wie unterschiedlich jeder Mensch mit schwierigen Situationen umgeht. Die einen erleben eine Krise eher als Bedrohung und werden handlungsunfähig, andere sehen die Chance in der Krise und versuchen aktiv, etwas zu verändern.
Die Krise und ihre beiden Gesichter
Offensichtlich stecken in einer Krise zwei Seiten. Das haben bereits die alten Chinesen so empfunden. Das chinesische Schriftzeichen für Krise setzt sich aus zwei Zeichen zusammen: das eine steht für Gefahr und das andere für Chance.
Vermutlich kennt Ihr diese beiden Seiten von Euch selbst. Interessant hierbei ist, was bei Euch in schwierigen Situationen und Herausforderungen zunächst überwiegt und Euch bei der Bewältigung dann eher hemmt oder unterstützt. In der Arbeit mit Kindern könnt Ihr diese Unterschiede auch beobachten. Da gibt es immerwieder Kinder, die sich trotz schlechter Lebensbedingungen wie z.B. Armut, Arbeitslosigkeit, Vernachlässigung, Gewalterfahrungen etc. überraschend positiv und kompetent entwickeln. Hier stellt sich oft die Frage, was diesen Kindern die Kraft gibt, solch schwierige Bedingungen und Situationen nicht nur zu überstehen, sondern gestärkt daraus hervor zu gehen.
Das Immunsystem der Psyche
Die Antwort auf diese Frage ist das Vorhandensein von „Resilienz“, was die Kompetenz beinhaltet, mit viel psychischer Stärke und seelischer Widerstandskraft schwierige Lebenskrisen und Schicksalsschläge zu überstehen. Resilienz wird auch als das „Immunsystem der Psyche“ bezeichnet.
Die Resilienzforschung hat hierzu herausgefunden, dass Resilienz:
nicht angeboren, sondern erlernbar ist
je nach Situation unterschiedlich ausgeprägt ist
abhängig von der jeweiligen Person und ihrer aktuellen Lebensumwelt ist.
Der Grundstein für Resilienz wird bereits im ersten Lebensjahren gelegt. Hier spielen familiäre Ressourcen wie z.B. eine stabile Bindung zu mindestens einer Bezugsperson, ein emotional warmes aber auch klar strukturiertes Erziehungsverhalten der Eltern und positive Beziehungen zu Geschwistern eine wichtige Rolle. Hinzu kommen soziale Ressourcen wie z.B. soziale und emotionale Unterstützung aus dem Lebensumfeld des Kindes und die Qualität der Bildungsinstitutionen, die ein Kind besucht.
Auf dieser Basis entwickeln sich wichtige Eigenschaften eines Kindes, die Fröhlich-Gildhof als sog. Resilienzfaktoren wie folgt zusammenfasst:
positive Selbstwahrnehmung
Überzeugung von der eigenen Selbstwirksamkeit
Vorhandensein sozialer Kompetenzen
angemessener Umgang mit Stress
Problemlösungsfähigkeit
Diese Faktoren tragen dazu bei, dass ein resilienter Mensch Stress, Probleme und Krisen vielmehr als Herausforderung und Chance annimmt. Er*Sie fühlt sich weniger seinem*ihrem Schicksal ausgeliefert und kann eher auf aktiv-problemorientierte Bewältigungsstrategien zurückgreifen.
Und so gehts weiter
Diese Woche beschäftige ich mich, wie hier bereits vorbereitet, mit dem Thema Resilienz. Es geht zum einen um die psychische Widerstandskraft der Kinder, aber auch um die Frage nach Eurer eigenen Widerstandskraft im Umgang mit Krisen und schwierigen Situationen. Auf welche Ressourcen und Kompetenzen könnt Ihr zurück greifen? Wo findet Ihr die Unterstützung, die Ihr in solchen Situationen braucht? Was macht Euch stark?
Ich möchte Euch daher in den nächsten Tagen unterschiedliche Erklärungsmodelle zur Selbstreflexion anbieten und darstellen, wie Ihr Resilienz bei den Kindern fördern könnt.
Ich wünsche Euch einen guten Start in diese Woche voller Chancen und Herausforderungen
Seit 5 Wochen befinden sich viele von Euch im HomeOffice und diejenigen von Euch, die in der Notbetreuung eingesetzt sind, treffen nur begrenzt ihre Kolleg*innen. Aus dieser Situation heraus stellt sich die berechtigte Frage, wie Teamarbeit unter diesen Voraussetzungen stattfindet.
Erst einmal Jede*r für sich
Dazu hatte ich einen interessanten Austausch über Zoom mit Leitungskräften und Fachkräften aus den verschiedenen Regionen Nordrhein-Westfalens. Während dieser Gespräche wurde mir deutlich, wie viele von Euch die Zeit im HomeOffice sehr gewissenhaft nutzen. Ihr schreibt Bildungsdokus, haltet auf unterschiedlichste Weise Kontakt zu Kindern und Eltern, plant die weitere pädagogische Arbeit und bildet Euch zu verschiedenen Themen fort. In einigen Einrichtungen kommen Expertinnen wie Sprachbildungskräfte, Inklusionsfachkräfte, Elternbegleiter*innen dazu, Ihr Wissen aufbereitet und gewinnbringend an die Kolleg*innen im Team weiterzugeben. Eine Sprachbildungskraft gestand im Austausch, dass sie dieser Zeit viel positives abgewinnen kann, da die Kolleg*innen gerade Zeit haben und sich mit diesem Thema viel intensiver beschäftigen können als im bisherigen Alltag.
Die meiste Zeit seit Ihr jedoch durch HomeOffice auf Euch gestellt und dadurch fehlt vielen von Euch der Austausch, die Begegnung und der Kontakt zu den Kolleg*innen. Viele arbeiten und füllen die Tage mit wichtigen Inhalten und Aufgaben, es fehlt aber häufig die Gemeinsamkeit im Tun bzw. die gemeinsame Vision. Eine Leiterin fasste ihre Erkenntnis diesbezüglich wie folgt zusammen: „Im Moment sind wir kein Team, sondern eher eine Gruppe von Fachkräften, wo jede*r für sich arbeitet und seine Aufgaben erledigt.“
Das „Wir“ ist wichtig
Ich vermute, dass es im Moment vielen Teams so geht. Dabei ist es gerade jetzt wichtig, genau hinzuschauen und heraus zu finden, was Eure gemeinsame Vision ausmacht. An welchem gemeinsamen Ziel arbeitet Ihr gerade? Wie könnt Ihr Euer Wir-Gefühl stärken? Was bringt Euch trotz Abstand und Vereinzelung näher zusammen? Wie holt Ihr insbesondere die Kolleg*innen mit ins Boot, die aufgrund einer eigenen Gefährdung oder aufgrund von Kinderbetreuung, zu Hause bleiben müssen und nicht in die Notbetreuung mit eingebunden werden können?
Einige Teams nutzen aktuell vermehrt Medien und Plattformen wie WhatsApp, Telegram, Facebook, Zoom, Skype, Microsoft Teams, Emails o.ä., um miteinander im Kontakt zu bleiben. In der Praxis gestaltet sich das beispielweise wie folgt:
Für manche Kolleg*innen beginnt der Tag mit einer Begrüßungsmail von der Leitung mit einer kleinen Anregung zum Lesen
Jede*r gibt am Ende des Tages eine kurze Rückmeldung über beispielsweise WhatsApp, womit er*sie sich den Tag beschäftigt hat und was er*sie daran interessant fand oder ihn*sie daran begeistert hat.
Diese Kurznotizen können mit den Fotos der Teammitglieder als Collage an einer großen Wand in der Kita zusammengeführt werden. Am Ende der Woche macht die Leitung hiervon ein Foto, das sie den KollegInnen schickt. Damit visualisiert Ihr Eure gemeinsame Entwicklung. Darauf könnt Ihr Eure zukünftige Arbeit weiter aufbauen.
Ihr könnt auch gemeinsame Themen und Inhalte verabreden z.B. einen Vortrag über YouTube, den Ihr bis zu einem vereinbarten Zeitpunkt anschaut und Euch dann darüber in einer videogestützten Konferenz austauscht.
Trefft Euch in videobasierten Meetings auf Kleingruppen oder Großteamebene, um die weitere Arbeit zu planen und vorzubereiten. Wichtige anstehende Themen, werden der Umgang mit den Regeln zum Infektionsschutz und die Gestaltung der Eingewöhnungszeit sein.
Weitere wichtige Teamthemen sind die Einarbeitung von neuen Kolleg*innenbzw. die Verabschiedung von Mitarbeiter*innen. Wie kann das möglichst zufriedenstellend für die Beteiligten umgesetzt werden?
Nutzt das im Team verankerte Expertenwissen von Sprachbildungskräften, Inklusionsfachkräften und Elternbegleiterinnen, um Euch gemeinsam mit grundlegendem Fachwissen zu beschäftigen. Möglicherweise können einige von Euch auch Wissen aus zurückliegenden Seminaren aufarbeiten und den Kolleginnen zur Verfügung stellen.
Den informellen Kontakt pflegen
Neben der fachlichen Seite darf auch die Psychohygiene im Team nicht zu kurz kommen. Der informelle Austausch und das Wissen um die Befindlichkeit der anderen hat etwas Verbindendes. Hier ein paar Anregungen und Ideen dazu:
Nehmt den Hörer in die Hand und fragt Eure Kolleg*innen, wie es Ihnen geht.
Sucht auch Kontakt zu Kolleg*innen, mit denen Ihr sonst nicht so viel zu tun habt, damit diese Euch nicht ganz aus den Augen geraten.
Verabredet Euch über Zoom, Skype oder ähnliches einfach mal zum Frühstück oder Kaffee.
Bringt dem*der Kolleg*in ein Geburtstagsständchen oder schreibt eine Postkarte.
Manche Kolleg*innen machen über Zoom auch einfach Sport oder Yoga zusammen.
Dreht ein kleines Handy Video, in dem Ihr den Kolleg*innen mitteilt, was Ihr an Eurem Team besonders schätzt, was Ihr vermisst und worauf Ihr Euch in der Zukunft wieder freut. Teilt diese Videos über WhatsApp oder andere Messenger Dienste.
Die Zentrale Rolle der Leitungskräfte
Bei der Teamentwicklung nimmt die Leitung von jeher eine zentrale Rolle ein. In der aktuellen Situation ist sie gerade jetzt ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt. Als Leitung hat sie ein offenes Ohr für Eure Sorgen und Nöte. Obwohl sie oftmals selbst nicht genau weiß, wie es weitergeht, versucht die Leitungskraft Euch Halt und Orientierung zu geben. In Ihrer Rolle als wichtiges Bindeglied zum Träger, versorgt sie Euch mit Informationen.
Nach der Aufhebung des Lockdowns werden viele Aufgaben und Herausforderungen auf die Kindertagesstätten, Krippen und Großtagespflegestellen zukommen. Die Zeit, die Eure Leitungskräfte jetzt mit Euch in die Teamentwicklung investieren, ist wichtig und wertvoll.
Sobald sich weitere Entwicklungen und Tendenzen bezüglich der weiteren Öffnung der Kindertagesstätten, Krippen und Großtagespflege abzeichnen, werde ich einen weiteren Erfahrungsaustausch über Zoom anbieten, um mit Euch zu überlegen, wie sich Teamentwicklung dann im Einzelnen gestalten lässt.
Jetzt wünsche ich allen erst einmal ein schönes Wochenende und überlegt Euch welchen Wunsch Ihr Euren Kolleg*innen für dieses Wochenende mit auf den Weg geben wollt.
In Kita, Krippe und Großtagespflege treffen verschiedene Menschen aufeinander, die als Team zusammenarbeiten. Kooperative Teamarbeit und wertschätzende Teamkultur sind keine Selbstläufer. Schon im regulären Alltag, ohne Notbetreuung und HomeOffice, ist dies eine Aufgabe, bei der die Beteiligung und Mitgestaltung aller Teammitglieder erforderlich ist.
Kriterien für ein gutes Team
Was macht also eine gute Teamarbeit im Allgemeinen aus? Hierzu habe ich die wesentlichen Kriterien zusammen getragen:
1. Das Team hat eine gemeinsame Vision und arbeitet auf ein gemeinsames Ziel heraus, dadurch entsteht ein Zusammengehörigkeitsgefühl.
Dazu gibt es eine schöne Geschichte von drei Bauarbeitern, die auf derselben Baustelle arbeiten und gefragt werden, was sie da tun. Darauf antwortet der erste: „Ich behaue die Steine.“ Der zweite sagt: „Ich mauere eine Wand.“ und der dritte erklärt: „Ich baue mit den anderen einen Dom.“ Die dritte Person in dieser Geschichte kennt die Vision und das Ziel seines Tuns, anders als die beiden anderen. Diese Geschichte ist im Original im Verlag Andere Zeiten erschienen. Die Bezugsquelle ist den angefügten Buchtipps zu entnehmen.
2. Gute Teamarbeit basiert auf einer guten Organisation, bei der jedes Teammitglied weiß, wann es was tut bzw. tun muss, um die gemeinsamen Ziele und Visionen zu erreichen.
3. Ein weiteres Kriterium ist das gemeinsame Verantwortungsgefühl für den Gesamterfolg, d.h. jede*r trägt seinen*ihren Teil zur Bewältigung der anstehenden Arbeit bei.
4. Jedes Teammitglied bringt seine Stärken und Kompetenzen in den Arbeitsprozess ein und übernimmt so eine wichtige Rolle im Team. Dadurch entsteht im besten Fall ein Hand-in-Hand-Arbeiten, dass zum gemeinsamen Erfüllen der Aufgaben und Erreichen der Ziele beiträgt. In diesem Zusammenhang arbeite ich gerne mit dem Rollenmodell nach Belbin, dass ich in meinem Buch: „Gruppenleitung in der KiTa“ näher erläutert habe.
5. Alles in allem herrscht in einem guten Team eine respektvolle Arbeitsatmosphäre, bei der sich jede*r mit seinen*ihren Ideen aber auch mit seinen Bedenken einbringen kann und jede*r den Ideen und Bedenken der anderen Teammitglieder gegenüber aufgeschlossen ist.
6. Eine gute Teamarbeit steht und fällt mit einer transparenten Kommunikation, dies beinhaltet, dass jedes Teammitglied Zugang zu den Informationen hat, die es braucht, um seine Aufgaben möglichst optimal ausführen zu können.
7. In jedem Team kommt es immer wieder zu Konflikten. Gute Teamarbeit zeichnet sich durch den konstruktiven Umgang mit Konflikten aus, d.h. dass Unstimmigkeiten möglichst zeitnah angesprochen werden und dann gemeinsam nach Lösungen gesucht wird.
8. Teams setzen sich aus unterschiedlichen Personen und Persönlichkeiten zusammen. Diese Diversität wird in einer guten Teamarbeit als Ressource und Bereicherung verstanden. Dadurch wird es möglich etablierte Strukturen und Arbeitsabläufe in Frage zu stellen und nach Bedarf zu verändern.
9. Konstruktives Feedback ist der Schlüssel zur Weiterentwicklung einzelner Teammitglieder und bildet die Grundlage dafür, die Arbeit gemeinsam zu verbessern.
10. Zu guter Letzt sollte ein gutes Team auch immer seine Erfolge feiern, das lenkt den Blick auf das, was geschafft wurde. Dies stärkt das Wir-Gefühl und wirkt sich mit Blick in die Zukunft motivationsfördernd aus.
Gut gewappnet für Herausforderungen
Für jedes Team bedeutet die aktuelle Situation, mit all ihren Unwägbarkeiten und Veränderungen, eine besondere Herausforderung.
Bei näherer Betrachtung liegt die Vermutung nahe, dass den Teams, die auch vor dieser außergewöhnlichen Situation schon viele dieser Kriterien erfüllt haben, es heute um einiges leichter fällt, gemeinsam mit den veränderten und ungewohnten Arbeitsbedingungen umzugehen.
Die Arbeit in den Notgruppen und im HomeOffice fordern die Leitungskräfte im speziellen, die Pädagogischen Fachkräfte im einzelnen und die Teams als gesamtes heraus. Es gilt neue Strukturen zu entwickeln und trotz räumlicher Trennung als Team mit einem gemeinsamen Ziel vor Augen weiterhin konstruktiv zusammen zu arbeiten.
Wie das im Einzelnen aussehen kann, erörtere ich im nächsten Beitrag.
Sonnige Grüße
Eure Anja
Buchtipps:
Typisch – Geschichten für andere Zeiten (Verlag andere Zeiten)
Um diese Website zu betreiben, verwende ich Cookies. Einige Cookies sind erforderlich, damit die Website funktioniert (funktionale Cookies), andere brauchen ich für meine Auswertung (Statistik), um meine Inhalte zu optimieren und andere helfen mir, dir nur die Werbung anzuzeigen, die dich interessiert. Weiteres findest du in meine Datenschutzerklärung.
Funktional
Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.
Neueste Kommentare