Nachdem ich die letzten Beiträge den neuen Kindern und deren Eingewöhnung gewidmet habe, möchte ich diesmal die neuen Kolleg*innen, die jetzt in den Teams starten in den Blick nehmen. Vielleicht übernimmst Du gerade selbst eine neue Rolle und Aufgabe.
Du beginnst beispielsweise:
- Deine erste Fachkraftstelle nach der Ausbildung
- eine Fachkraftstelle in einer neuen Gruppe
- eine Gruppenleitung in Deiner bisherigen Gruppe
- die Leitung einer neuen, anderen oder zusätzlichen Einrichtung
Das Ankommen im Team als Herausforderung
Allen diesen Neustarts ist gemeinsam, dass sie große Herausforderungen mit sich bringen, die es zu meistern gilt. Und wen überkommt da nicht einmal der Zweifel, ob das alles gut laufen wird. Zur Beruhigung vorab: diese Zweifel sind völlig normal. Das kannst Du in meinem früheren Beitrag zu den „Räumen der Veränderung“ nach Bedarf nachlesen.
Wenn Du in einem neuen Team anfängst, ist oftmals der erste Tag besonders aufregend, vielleicht sogar so ein bisschen wie der erste Schultag. Du musst Dich erst einmal in dem fremden Gebäude zurechtfinden, die neuen KollegInnen kennenlernen und die anstehenden Aufgaben verinnerlichen.
Schrittweise gilt es für Dich Deinen Platz im Team zu finden und auch die Kolleg*innen müssen sich erst an Dich gewöhnen. Gerade jetzt in der Eingewöhnungszeit mit den neuen Kindern und Eltern bleibt nicht immer genug Zeit, um sich näher kennenzulernen und Dich gut einzuarbeiten.
Manchmal kann es durchaus vorkommen, dass Du von Deinem neuen Team nicht zwangsläufig mit offenen Armen empfangen wirst. Das hat oftmals ganz unterschiedliche Gründe. Beispielsweise in Spitzenzeiten wie der aktuellen Eingewöhnung kann ein*e neue*r Kolleg*in durchaus eine Belastung darstellen. Die Einarbeitung kostet zusätzlich Zeit und Energie. Oder je nachdem welche Vorgeschichte die Gruppe oder Einrichtung hat, können die eingesessenen Kolleg*innen zunächst reserviert und skeptisch auf eine*n neue*n Kollegen*in reagieren. Es ist solchen Situationen empfehlenswert, diesen Irritationen möglichst zeitnah auf den Grund zu gehen und mit Hilfe von Ich-Botschaften anzusprechen.
Zusätzlich solltest Du Dich mit Modellen wie der Teamuhr vertraut machen. Diese Modelle eröffnen Dir das Verständnis für ganz normale Teamprozesse, die in neuen Situationen stattfinden und zu einer gesunden Teamentwicklung dazu gehören. Diese Teamuhr und den möglichen Umgang damit werde ich in einem späteren Beitrag näher erläutern.
Grundsätzlich ist es völlig normal, dass Du in der ersten Zeit
- nervös und unsicher bist
- die Teamkultur noch nicht kennen kannst
- die Abläufe und hierarchischen Strukturen erst kennenlernen musst
- weniger Kontakte mit den Kolleg*Inne im Team has
- die ungeschriebenen Gesetze noch herausfinden musst
- Fehler machen und viele Fragen haben wirst
Um gestärkt in die neue Aufgabe zu gehen, mach Dir bewusst, dass Du:
- viel Fachwissen mitbringst, vielleicht hast Du ja auch ein interessantes Spezialgebiet, das Du einbringen kannst
- hochmotiviert bist und Lust auf diesen Neubeginn hast
- mit einen unvoreingenommenen, frischen Blick in die Kita kommst
- frische Ideen mitbringst
Unabhängig davon, ob Du als Neueinsteiger*in oder alte*r Hase*Häsin irgendwo neu beginnst, die ersten Tage und Monate stellen immer eine besondere Herausforderung dar, vor allem weil Du in dieser Zeit zwangsläufig unter besonderer Beobachtung stehst. Obwohl es nicht immer ganz einfach ist, sich von diesem Druck frei zu machen, seh diese Zeit als Deine Chance.
Hilfreiche Grundregeln für das Ankommen im Team
Für die ersten Monate gibt es ein paar Grundregeln, die Dir den Einstieg leichter machen können. Finde möglichst eine Balance aus Profilierung und Anpassung. Im besten Fall hast Du Dich bereits im Vorfeld ausführlich vorbereitet und hattest ein Einführungsgespräch mit der Leitung und Deinen Kolleg*innen. Ansonster erkundige Dich, wie die Einarbeitung ablaufen soll und ob es in der Einrichtung einen Einarbeitungsplan gibt.
Um gut im Team und in der Arbeit anzukommen, solltest Du:
- Dir Zeit nehmen, die Einrichtung, Arbeitsabläufe, Kinder, Eltern und Kolleg*innen erst einmal kennenzulernen
- Beziehungen zu Kindern, Eltern und Kolleg*innen aufbauen
- Deine Aufgaben, Zuständigkeiten und Verantwortungen klären
- folgende Fragen für Dich klären: Wo liegen Deine besonderen Stärken? Welche sind für diese Aufgabe und Position wesentlich? Worin liegen die besonderen Stärken des Teams? Was ist jetzt die dringendste und wichtigste Aufgabe Dich und das Team?
- grundsätzlich keine Scheu haben, Fragen zu stellen, wenn Du etwas nicht weißt
- Dir Feedback von Kolleg*innen und Leitung bzw. Vorgesetzten einholen und zur Weiterentwicklung nutzen
- Leistungsbereitschaft zeigen und den Teamkolleg*innen Hilfe anbieten
- viel beobachten und gut zuhören
- Ideen behutsam einbringen, also nicht mit der Tür ins Haus fallen, wenn Du etwas ändern möchtest. Das ist insbesondre für dich als Leitungskraft sehr wichtig. Veränderungen sind grundsätzlich behutsam anzugehen, damit nicht der Eindruck entsteht, dass das was vorher gearbeitet wurde, von Grund auf schlecht war.
- Rituale der Kolleg*innen untereinander wahrnehmen, beobachten und schrittweise übernehmen. Dazu gehört auch das Herausfinden der ungeschriebenen Regeln und Gesetze im Team.
Das Ankommen im Team unterstützen
Alle anderen Kolleg*innen, die selbst keinen Neustart zu bewältigen haben, aber in deren Team ein*e neue*r Kolleg*in beginnt, möchte ich einladen, zu überlegen:
- Wie war Dein Neustart in diesem Team?
- Was hat Dir geholfen, im Team und in der Arbeit gut anzukommen?
- Gibt es ein Einarbeitungskonzept in Eurer Kita?
- Wie begrüßt Ihr als Team den*die neue*n Kollegen*in?
- Wer ist der*die verlässliche Ansprechpartner*in für den*die neue*n Mitarbeiter*in?
- Wie kannst Du das Ankommen des neuen Teammitgliedes unterstützen und erleichtern?
Mit diesen Impulsen wünsche ich Dir und Deinen Kolleg*innen einen guten Start ins neue Kita-Jahr
Anja
Toller Artikel mit dem passenden Thema zur richtigen Zeit, liebe Anja?. Besonders gefallen hat mir der Impuls, auf die Rituale der Kolleginnen untereinander zu achten. Ich setz einen oben drauf:
… ohne zu bewerten. ?