„Wie kann jemand sicher sein, dass er wach ist und nicht nur davon träumen, wach zu sein?“

Philosoph René Descartes

Kinder stellen sich bereits in frühen Jahren philosophische Fragen. Sie denken über die unterschiedlichsten Dinge nach und das auf eine ihnen ganz besondere Art und Weise. Sie erkunden ihre Umgebung, möchten Zusammenhänge verstehen und stellen Fragen über Gott und die Welt. Daher suchen und fragen sie nach Erklärungen. Genau das ist Philosophieren.

In den folgenden Gastbeitrag von Dorit Chris Dietrich, möchte die Autorin, dich einladen, gemeinsam mit den Kindern über sich selbst und die Welt zu philosophieren. Viel Freude beim Lesen. Ich wünsche Dir viele Inspirationen und Anregungen.

Wenn Du selbst bereits Erfahrungen im Philosophieren mit Kindern hast, freuen wir uns über deinen Bericht in den Kommentaren.

Deine Anja

Welcher Schatz steckt in dir? – Philosophieren mit Kita-Kindern

Gastbeitrag von Dorit Chris Dietrich

Das Philosophieren mit jungen Kindern ermöglicht vielfältige Bildungs- und Entfaltungsmöglichkeiten der kindlichen Persönlichkeit. Zum Einen lässt diese pädagogische Methode ein kreatives, gedanklich konstruierendes und problemlösendes Denken zu, wobei es kein Richtig oder Falsch gibt. Zum Anderen schafft es Grundlagen für bewußtes Teilhaben an kommunikativen Austausch, ermöglicht Selbsterfahrungen zum eigenen Denken sowie Bewusstsein für das Denken anderer. Ein ebenfalls positiver Schwerpunkt besteht darin, eigene Denkweisen begründen zu lernen, Zusammenhänge zu verstehen und sich selbst als wertvollen Bestandteil einer Gruppe zu erkennen. Daraus kann sich demokratisches Bewusstsein entfalten.

Bei gezielten Fragestellungen über die eigene Persönlichkeit ist es möglich, das Kind zu stärkenden Gefühlen, zu Emotionsregulation, zu innerer Ruhe, zur Steigerung von dem Gefühl der Empathie, zu Ideenreichtum, zur Motivation neue Herausforderungen anzunehmen bis hin zur Resilienzförderung für die weiteren Lebensabschnitte zu prägen.

Ein Praxisbeispiel

Durch Fragestellungen bei einer großen Schatzsuche zum Thema „Welche Schätze stecken in dir?“, ist es möglich, dass das Kind sich selbst entdeckt, sich als wertvolle Person wahrnimmt und eigene Stärken und Schwächen benennen kann, ohne eine Wertung befürchten zu müssen. Vielmehr kann es Selbstentfaltungspotentiale erkennen und weiter auszubauen.

Mit Hilfe eines kleines ansprechend gestalteten geschlossenen Kästchen wird die Neugierde geweckt. Die Kinder werden eingeladen darüber nachzudenken, welcher Schatz sich in dem Kästchen verbergen könnte. Mal ist es ein Spiegel, mal ein Herz, mal ein Glücksklee. Alle Kinder sind gespannt , wenn sie die ungeöffneten Päckchen, Schatzkisten, Geschenke entdecken oder bekommen. Jedes Kind fokussiert seine Aufmerksamkeit auf dieses Kästchen und entwickelt spontane Neugier. So kann auch das Interesse am Philosophieren mit Kindern starten.

Dazu kannst du folgende Fragen stellen:

  • „Wer bist du?“
  • „Welcher Schatz steckt in dir?“
  • „Wer ist besonders für dich?“
  • „Welche Dinge brauchst du, um weiter wachsen zu können?“
  • „Was braucht es, damit dein Herz leuchten kann?“
  • „Was bedeutet Glück für dich? Und was ist dir besonders wichtig?“

Dazu fallen dir bestimmt ganz viele Fragen ein, die die Kinder schon in sehr jungen Jahren zum kreativen, bewussten sowie umfangreichen Denken über sich selbst bringen können.

Worauf wir bzw. die Kinder , die Aufmerksamkeit richten, das bestärken und unterstützen wir im Gespräch, dadurch wächst die Psyche sowie die individuelle Persönlichkeit.

„… das, was euch anders oder eigenartig macht, das ist eure Stärke.“

Meryl Streep

Einladung zum Philosphieren

Eigentlich benötigt es nicht viel zum Philosophieren mit jungen Kindern. Unterstützend können natürlich Bücher, Gegenstände, anschauliche Materialien (Fotos, Gemälde, Kunstobjekte…) eingesetzt werden. Mit den unterschiedlichsten Bilderbüchern wie z.B. „Astronautenkinder“, „Blumen im Kopf“, „Irgendwie anders“, „In meinem kleinen Herzen“, „Der unsichtbare Junge“, „Frederick“, „Elmar“, „Ein Schaf im Glück“ und „Das kleine Wir“ kommen Kinder beispielsweise wunderbar ins Philosophieren.

Philosophieren gelingt verbal und nonverbal, z. Bsp. durch kreative Umsetzung – Zeichnen, Malen, Formen, Konstruieren…. Manchen Kindern fällt es leichter, so ihre Gedanken darzustellen oder zu bekräftigen.

Philosophieren benötigt auch nicht einen starren Stuhlkreis, sondern kann in jeglicher Wohlfühlatmosphäre intensiv erlebt werden (Kerze, Düfte, in einer gebauten Höhle im Zimmer, in der Natur…). Begünstigend wirkt eine störungsfreie Zeit in kleiner Gruppe interessierter Kinder.

Philosophieren als Bildungsraum

Philosophieren ist ein Bildungsraum, welcher Wertschätzung, Verantwortung, Selbstwirksamkeit und eine leistungsfreie Zeit (ohne Bewertung) ermöglicht. Das gilt für Kinder, aber auch für die begleitenden Pädagog:innen. Die Kinder können, entsprechend der Haltung des Erwachsenen, dessen Ecken und Kanten seiner Individualität erkennen. Dessen Authentizität und Gleichwürdigkeit in der Gemeinschaft erfahren und erleben. Kinder benötigen Raum, Zeit und Erfahrungen, wie Erwachsene auch, um sich selbst, ihre Umwelt und ihr Wirken im gesellschaftlichen Kontext zu entdecken.

Philosphieren zur Bewältigung von Herausforderungen

Philosophieren mit jungen Kindern kann eine wichtige Quelle für einen lösungs- und ressourcenorientierten Blick bei Herausforderungen, bei der Bewältigung von Übergängen und in Krisen sein. Äußerst günstig kann sich das kreativ-konstruktive Denken auf die Resilienz und psychische Stabilität der wachsenden Persönlichkeit auswirken.

Manchmal versetzt du Berge,

manchmal nur Kieselsteine,

aber umsonst ist es nie.

Unbekannt

Wenn du Kontakt zu Dorit Chris Dietrich herstellen möchtest, dann folge ihr auf Instagram: @kinderherzen_in_balance_2 oder schreibe sie über: dcm68@icloud.com an