Von Anker-Plätzen, Schatzkisten & Co – die Ich -Box für Päd. Fach- und Leitungskräfte

In ihrem Gastbeitrag „Ein Platz für Kuschel & Co“ hat Mareike Paic ihre Ich-Box für neue Kinder vorgestellt. Unmittelbar nach dem Erscheinen des Beitrags kontaktierte mich meine Kollegin Tanja Köster und fragte, ob wir eine solche Ich-Box nicht auch für neue Leitungskräfte entwickeln könnten. Dieser Impuls reichte aus, um bei Mareike und mir den Kreativitätsmuskel in Gang zu bringen. Weitere Ideen steuerten Nadine Winkler und Anke Leyer bei.

Auf Anfrage in meiner Facebook Gruppe „Coaching als Schlüsselkompetenz für Leitungskräfte“ äußerte Anke: „ Was für eine schöne Idee. Wie oft achten wir im Alltag nur auf die Bedürfnisse der Kinder und deren Familien und vergessen dabei unsere eigenen Befindlichkeiten wahrzunehmen und zu reflektieren. Ich werde das gleich mal am Montag in meinem Team vorschlagen.“ Und Nadine, die auch in dieser Gruppe ist, steuerte einen bunten Strauß an Ideen mit bei. So wurde aus der Idee einer Ich-Box für neue Leitungskräfte ein kleines Sortiment von Kisten und Plätzen für pädagogische Fachkräfte.

Aus der Ich-Box für Kinder wird eine Ich-Box für Erwachsene

Ursprünglich handelt es sich bei der Ich_Box um eine Kiste, die von der Familie gemeinsam mit dem Kind und für das Kind gestaltet wird. In dieser Kiste finden die wichtigsten Tröster und Übergangsobjekte des Kindes einen sicheren Platz. 

Wie könnte nun ein solcher Platz für Päd. Fach- und Leitungskräfte aussehen? Ein Brainstorming von Mareike und mir ergab, dass sich als Ich-Box die unterschiedlichsten Behältnisse anbieten: z.B. ein Korb mit Deckel, ein Nähkästchen, ein Koffer, ein Rucksack, eine Erste-Hilfe-Tasche, eine Schatztruhe, eine Werkzeugkiste o.ä..  Am besten suchst Du Dir etwas aus, was zu Dir und Deinen Vorlieben passt. In meinen Seminaren beispielsweise arbeite ich passend zu meinem Motto „Schatzsuche statt Fehlerfahndung“ in viel mit einer kleinen Schatztruhe, die randvoll mit den Ressourcen und Kompetenzen meiner Seminarteilnehmer*innen gefüllt ist. Als begeisterte Wanderin würde ich für mich persönlich wiederum einen Ressourcen-Rucksack wählen. Das steht für mich symbolisch für alles, was ich bereits in meinem Gepäck mitbringe und auf das ich zurückgreifen kann.

Nadine hat für sich spontan eine „Leitungs- Anker- Box“ als Idee benannt. Mit einer „Anker-Box“ assoziiere ich eine mediterran gestaltete Kiste mit Bildern von der Nord- oder Ostsee, Leuchttürmen, Ankersymbolen und Rettungsringen. In diesen Bildern steckt für mich soviel Kraft und Symbolgehalt:

  • Was ist für mich mein Leuchtturm, an dem ich mich in meiner neuen Aufgabe orientieren kann?
  • Wo und bei wem finde ich Halt? Wo kann ich ausruhen und Kraft sammeln? (Anker)
  • Wer hilft mir in schwierigen Situationen? (Rettungsring)
Ein Ideen-Feuerwerk entsteht

Ganz ähnlich mag Nadine auch gedacht haben, als den möglichen Inhalt ihrer Kiste benannte:

  • Handschmeichler
  • persönliche Glücksbringer
  • Karten mit Sprüchen zum Nachdenken, zur Aufmunterung und mit Witzigem
  • einen Sorgenfresser
  • Zitate und Sprüche, die dir wichtig sind
  • Telefonnummern von Personen (beruflich und privat), mit denen du über Probleme sprechen kannst
  • Fotos von deinen Liebsten (Mensch und Tier ;-))

Und wie nicht anders zu erwarten hat Mareike natürlich auch noch einiges mit beigesteuert:

  • eine kleine Dose, in dem ein Spiegel versteckt ist, der dich an deinen größten Schatz erinnern soll, den es zu hüten gilt
  • kleine Steine, auf denen kraftgebende Begriffe stehen wie z.B. Geduld, Energie, Zeit, Ruhe, Gelassenheit, Auszeit etc.

Ich würde das Ganze noch ergänzen wollen mit:

  • einem Maskottchen, bei mir ist das z.B. ein kleiner Teddy namens Lütti, den ich im Anerkennungsjahr als Abschiedsgeschenk bekommen habe
  • einen Wut- oder Stressball
  • Kärtchen mit Yoga- und Entspannungsübungen
  • Fotos von Personen, die dich persönlich oder beruflich geprägt haben
  • Bilder von Orten, die Dir helfen dich zu entspannen

Und nicht zu vergessen:

  • Ein Gutschein für eine Massage, Sauna, Kosmetikbehandlung, Eisessen, Essengehen o.ä. als Belohnung nach den ersten 100 Tagen.
Die „Kussbonbons für Erwachsene“

Besonders fasziniert war ich in Mareikes Beitrag von den „Kussbonbons“ und es stellte sich die Frage, wie Kussbonbons für Erwachsene aussehen können.

Hier unsere Ideen und bestimmt fällt Dir da auch noch eine Menge zu ein:

  • Bestücke ein Deko-Glas mit vielen Zettelchen, auf denen du Deine Ressourcen und Kompetenzen wie z.B. einfühlsam, musikalisch, humorvoll etc. aufschreibst. Wenn Du gerade mal nicht weiter weißt oder eine Bestärkung brauchst, ziehst Du einen Zettel und nimmst diesen Impuls, um zu überlegen, inwieweit dies Dir in dieser Situation weiterhilft.
  • Oder bestückst dieses Glas mit lauter aus goldener Pappe ausgeschnittenen Sternen, auf denen deine Sternstunden geschrieben sind. Sternstunden sind gelungene Situationen auf die Du positiv zurück schauen kannst.
  • Lege Dir das Kartenset „Schatzkarten für Erzieherinnen“ vom Don Bosco Verlag zu und wähle in einer schwierigen Situation eine Impulskarte, über die Du dann nachdenken kannst.
  • Ähnlich kann der Spiralaufsteller „Gute Laune fürs Büro“ von Joachim Groh mit lustigen Sprüchen genutzt werden.
  • Du kannst einen solchen Spiralaufsteller auch mit eigenen Sprüchen selbst gestalten.
  • Die bemalten Steine mit den kraftgebenden Worten können schön dekoriert in einer Schale oder in einem Deko-Glas auch zu wertvollen Kussbonbons werden. Anstatt der Steine würden in eine Schatzkiste Schoko-Goldmünzen mit kraftspendenden Worten besser passen. Diese kannst Du dann auch richtig vernaschen. 😉
  • Ich habe mal für ein Seminar Bonbons mit bestärkenden Sprüchen umwickelt, die Kolleg*innen, die eine Abschlusspräsentation zu meistern hatten, haben sich da rege bedient und hatten viel Spaß daran die Sprüche zu lesen.
  • Glückskekse können einen ähnlichen Zweck erfüllen.

Der Fantasie und Kreativität sind hier wahrhaftig keine Grenzen gesetzt. Ich bin gespannt, was Dir noch dazu einfällt. Ich freue mich schon auf die Beschreibung Deiner persönlichen Ich-Box in den Kommentaren.

Die Ich-Box für Pädagogische Fach- und Leitungskräfte bietet nicht nur neuen Mitarbeiter*innen eine tolle Gelegenheit, sich Kraft für den Alltag zu holen. Im Prinzip tut diese Art der Kraftquelle jeder*m Mitarbeiter*in gut.

Wenn zu Beginn des Kindergartenjahres alle Mitarbeiter*innen sich eine solche Ich-Box zulegen, kann das auch wunderschönes Einstiegs- und Kennenlernritual werden – für neue Teams genauso wie für bestehende Teams.

Ich wünsche Dir einen guten Start in dieses Kindergartenjahr

Deine Anja

P.S. Danke liebe Tanja, es hat mir viel Spaß gemacht, diese neue Idee zu entwickeln. Vielen Dank auch für die kreative Unterstützung an Anke, Mareike und Nadine.

Gut ankommen im neuen Team

Nachdem ich die letzten Beiträge den neuen Kindern und deren Eingewöhnung gewidmet habe, möchte ich diesmal die neuen Kolleg*innen, die jetzt in den Teams starten in den Blick nehmen. Vielleicht übernimmst Du gerade selbst eine neue Rolle und Aufgabe.

Du beginnst beispielsweise:

  • Deine erste Fachkraftstelle nach der Ausbildung
  • eine Fachkraftstelle in einer neuen Gruppe
  • eine Gruppenleitung in Deiner bisherigen Gruppe
  • die Leitung einer neuen, anderen oder zusätzlichen Einrichtung
Das Ankommen im Team als Herausforderung

Allen diesen Neustarts ist gemeinsam, dass sie große Herausforderungen mit sich bringen, die es zu meistern gilt. Und wen überkommt da nicht einmal der Zweifel, ob das alles gut laufen wird. Zur Beruhigung vorab: diese Zweifel sind völlig normal. Das kannst Du in meinem früheren Beitrag zu den „Räumen der Veränderung“ nach Bedarf nachlesen.

Wenn Du in einem neuen Team anfängst, ist oftmals der erste Tag besonders aufregend, vielleicht sogar so ein bisschen wie der erste Schultag. Du musst Dich erst einmal in dem fremden Gebäude zurechtfinden, die neuen KollegInnen kennenlernen und die anstehenden Aufgaben verinnerlichen.

Schrittweise gilt es für Dich Deinen Platz im Team zu finden und auch die Kolleg*innen müssen sich erst an Dich gewöhnen. Gerade jetzt in der Eingewöhnungszeit mit den neuen Kindern und Eltern bleibt nicht immer genug Zeit, um sich näher kennenzulernen und Dich gut einzuarbeiten.

Manchmal kann es durchaus vorkommen, dass Du von Deinem neuen Team nicht zwangsläufig mit offenen Armen empfangen wirst. Das hat oftmals ganz unterschiedliche Gründe. Beispielsweise in Spitzenzeiten wie der aktuellen Eingewöhnung kann ein*e neue*r Kolleg*in durchaus eine Belastung darstellen. Die Einarbeitung kostet zusätzlich Zeit und Energie. Oder je nachdem welche Vorgeschichte die Gruppe oder Einrichtung hat, können die eingesessenen Kolleg*innen zunächst reserviert und skeptisch auf eine*n neue*n Kollegen*in reagieren. Es ist solchen Situationen empfehlenswert, diesen Irritationen möglichst zeitnah auf den Grund zu gehen und mit Hilfe von Ich-Botschaften anzusprechen.

Zusätzlich solltest Du Dich mit Modellen wie der Teamuhr vertraut machen. Diese Modelle eröffnen Dir das Verständnis für ganz normale Teamprozesse, die in neuen Situationen stattfinden und zu einer gesunden Teamentwicklung dazu gehören. Diese Teamuhr und den möglichen Umgang damit werde ich in einem späteren Beitrag näher erläutern. 

Grundsätzlich ist es völlig normal, dass Du in der ersten Zeit

  • nervös und unsicher bist
  • die Teamkultur noch nicht kennen kannst
  • die Abläufe und hierarchischen Strukturen erst kennenlernen musst
  • weniger Kontakte mit den Kolleg*Inne im Team has
  • die ungeschriebenen Gesetze noch herausfinden musst
  • Fehler machen und viele Fragen haben wirst

Um gestärkt in die neue Aufgabe zu gehen, mach Dir bewusst, dass Du:

  • viel Fachwissen mitbringst, vielleicht hast Du ja auch ein interessantes Spezialgebiet, das Du einbringen kannst
  • hochmotiviert bist und Lust auf diesen Neubeginn hast
  • mit einen unvoreingenommenen, frischen Blick in die Kita kommst
  • frische Ideen mitbringst

Unabhängig davon, ob Du als Neueinsteiger*in oder alte*r Hase*Häsin irgendwo neu beginnst, die ersten Tage und Monate stellen immer eine besondere Herausforderung dar, vor allem weil Du in dieser Zeit zwangsläufig unter besonderer Beobachtung stehst. Obwohl es nicht immer ganz einfach ist, sich von diesem Druck frei zu machen, seh diese Zeit als Deine Chance.

Hilfreiche Grundregeln für das Ankommen im Team

Für die ersten Monate gibt es ein paar Grundregeln, die Dir den Einstieg leichter machen können. Finde möglichst eine Balance aus Profilierung und Anpassung. Im besten Fall hast Du Dich bereits im Vorfeld ausführlich vorbereitet und hattest ein Einführungsgespräch mit der Leitung und Deinen Kolleg*innen.  Ansonster erkundige Dich, wie die Einarbeitung ablaufen soll und ob es in der Einrichtung einen Einarbeitungsplan gibt.

Um gut im Team und in der Arbeit anzukommen, solltest Du:

  • Dir Zeit nehmen, die Einrichtung, Arbeitsabläufe, Kinder, Eltern und Kolleg*innen erst einmal kennenzulernen 
  • Beziehungen zu Kindern, Eltern und Kolleg*innen aufbauen
  • Deine Aufgaben, Zuständigkeiten und Verantwortungen klären
  • folgende Fragen für Dich klären: Wo liegen Deine besonderen Stärken? Welche sind für diese Aufgabe und Position wesentlich? Worin liegen die besonderen Stärken des Teams? Was ist jetzt die dringendste und wichtigste Aufgabe Dich und das Team?
  • grundsätzlich keine Scheu haben, Fragen zu stellen, wenn Du etwas nicht weißt
  • Dir Feedback von Kolleg*innen und Leitung bzw. Vorgesetzten einholen und zur Weiterentwicklung nutzen
  • Leistungsbereitschaft zeigen und den Teamkolleg*innen Hilfe anbieten
  • viel beobachten und gut zuhören
  • Ideen behutsam einbringen, also nicht mit der Tür ins Haus fallen, wenn Du etwas ändern möchtest. Das ist insbesondre für dich als Leitungskraft sehr wichtig. Veränderungen sind grundsätzlich behutsam anzugehen, damit nicht der Eindruck entsteht, dass das was vorher gearbeitet wurde, von Grund auf schlecht war.
  • Rituale der Kolleg*innen untereinander wahrnehmen, beobachten und schrittweise übernehmen. Dazu gehört auch das Herausfinden der ungeschriebenen Regeln und Gesetze im Team.
Das Ankommen im Team unterstützen

Alle anderen Kolleg*innen, die selbst keinen Neustart zu bewältigen haben, aber in deren Team ein*e neue*r Kolleg*in beginnt, möchte ich einladen, zu überlegen:

  • Wie war Dein Neustart in diesem Team?
  • Was hat Dir geholfen, im Team und in der Arbeit gut anzukommen?
  • Gibt es ein Einarbeitungskonzept in Eurer Kita?
  • Wie begrüßt Ihr als Team den*die neue*n Kollegen*in?
  • Wer ist der*die verlässliche Ansprechpartner*in für den*die neue*n Mitarbeiter*in?
  • Wie kannst Du das Ankommen des neuen Teammitgliedes unterstützen und erleichtern?

Mit diesen Impulsen wünsche ich Dir und Deinen Kolleg*innen einen guten Start ins neue Kita-Jahr 

Anja