Wow, was für eine Reise. 5 Jahre besteht mein Blog und mein Podcast “Die Kita Talks“ nun schon.
In dieser ganz besonderen Sonderfolge nehme ich dich mit in die Anfänge dieser Zeit. Ich erzähle, wie es überhaupt dazu kam, dass ich einen Blog und einen Podcast gestartet habe, denn auf meinem Plan stand es bis 2020 erstmal nicht.
Heute bin ich unglaublich dankbar für die tollen Beiträge und Gespräche, die in den letzten 5 Jahren entstanden sind und möchte DANKE sagen, an jede einzelne Person da draußen, die das möglich macht.
Danke für die letzten 5 Jahre. Ich freue mich, wenn du auch weiterhin dabei bleibst und die Formate zu dem machst, was sie heute sind.
Anja
Vielen Dank an Ronald Kah für die hier verwendete Musik: Happy Intro
Der Dunning-Kruger-Effekt und seine Bedeutung im Umgang mit pädagogischem Populismus
In bildungspolitischen Debatten, auf Elternabenden oder in sozialen Netzwerken tauchen sie immer wieder auf: einfache Lösungen für komplexe pädagogische Fragen. Sätze wie „Früher hat das doch auch funktioniert“, „Kinder brauchen nur klare Regeln und Grenzen“ oder „Inklusion kann doch gar nicht klappen“ prägen viele Diskussionen. Was auf den ersten Blick wie gesunder Menschenverstand klingt, entpuppt sich oft als Ausdruck eines größeren Problems: pädagogischer Populismus. Und dieser wiederum lässt sich durch ein bekanntes psychologisches Phänomen besser verstehen – den Dunning-Kruger-Effekt.
Was ist der Dunning-Kruger-Effekt?
Der Dunning-Kruger-Effekt beschreibt eine Verzerrung der Wahrnehmung, bei der Menschen mit weniger Kompetenz oder begrenzterem Wissen dazu neigen, ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten zu überschätzen. Gleichzeitig neigen Personen mit einem umfangreicheren Expert:innenwissen dazu, ihre Kenntnisse eher zu unterschätzen. Das rührt oftmals daher, dass diese Personen sich der Komplexität eines Themas bewusst sind. Sie wissen, dass sie nicht alles wissen können.
Dieses Missverhältnis zwischen tatsächlicher und wahrgenommener Kompetenz lässt sich in vier Phasen beschreiben:
Die vier Phasen des Dunning-Kruger-Effekts:
Gipfel der Selbstüberschätzung („Mount Stupid“): Die Person zeichnet sich durch wenig Wissen und viel Selbstbewusstsein aus. Sie glaubt, die Lösung bereits zu kennen – und äußert sich entsprechend lautstark und überzeugt.
Tal der Verzweiflung: In dieser Phase tauchen zunehmend Zweifel tauchen auf, weil Widersprüche oder komplexe Zusammenhänge erkennbar werden. Das Selbstvertrauen bezüglich des tatsächlichen Wissens sinkt rapide.
Pfad der Erleuchtung: Mit wachsendem Wissen wächst auch die Demut. Die Person erkennt, dass es nicht nur den einen Weg bzw. die eine Lösung gibt.
Plateau der Nachhaltigkeit/ Kompetenz: Die Person hat sich eine echte und umfassende Expertise angeeignet. Sie ist geprägt von einem realistischen Selbstbild, der gründlichen Differenzierungsfähigkeit und fachlicher Tiefe.
Pädagogischer Populismus trifft Dunning-Kruger
In vielen Bildungsdebatten zeigt sich dieser Dunning-Kruger-Effekt zunehmend und wird aus den unterschiedlichsten Richtungen gespeist und bedient: Im pädagogischen Alltag zeigt sich dies bei Menschen mit wenig pädagogischem Fachwissen oder ohne Einblick in aktuelle wissenschaftliche Diskurse, die trotzdem besonders überzeugt auftreten und auf ihren Standpunkten beharren. Dies geschieht oftmals, weil ihnen die Tiefe und Vielschichtigkeit der pädagogischer Prozesse schlichtweg nicht bekannt bzw. nicht bewusst ist.
Beispiele:
Ein Elternteil findet es völlig in Ordnung, mit einem Kind auch mal laut zu schimpfen, weil „das ihm selbst ja auch nicht geschadet hat.“.
Politiker*innen fordern „mehr Grenzen und Regeln, weniger Kuschelpädagogik“, ohne empirische Belege.
Medien greifen einzelne Extremfälle auf und stilisieren sie zu allgemeinen Wahrheiten.
In all diesen Fällen wird pädagogische Komplexität durch vermeintlich klare, einfache Aussagen ersetzt – oft verbunden mit Emotionen, Moral und nostalgischen Rückblicken.
Und warum fällt es Fachkräften schwer, dagegenzuhalten?
Es ist oftmals so schwer etwas dagegegn zu halten, weil gute Pädagogik selten einfache Antworten hat. Wer sich mit Bildung, Lernen, Entwicklung, Differenzierung und Inklusion beschäftigt, weiß, dass pädagogische Entscheidungen fast immer Kontexte, Perspektiven und Widersprüche berücksichtigen müssen. Diese vorsichtige, differenzierte Haltung wirkt im öffentlichen Diskurs jedoch oft zögerlich und unklar – und wird leicht übertönt.
Als Fachkraft sagen wir dann Dinge wie:
„Das kommt auf den Einzelfall an.“
„Dazu gibt es keine eindeutige Antwort.“
„Wir müssen verschiedene Perspektiven betrachten.“
Solche Sätze sind fachlich korrekt – aber in einer lauten Debattenkultur schwer zu vermitteln.
Was hilft gegen pädagogischen Populismus?
Bildung und Aufklärung: Mut, die eigene Fachlichkeit öffentlich sichtbarer und hörbarer zu machen. Es geht darum, die evidenzbasierten Argumente möglichst verständlich und nachvollziehbar zu kommunizieren, ohne überheblich zu wirken.
Medienkompetenz stärken: Es gilt Meinung von Fachwissen zu unterscheiden und gerade in komplexen Fachfragen nachfragen, wenn das Gegenüber es sich allzu einfach macht.
Mut zur Differenzierung: Auch in schwierigen Diskussionen gilt es Haltung zeigen. Die Kunst besteht darin zuzuhören, Gemeinsamkeiten herauszustellen – ohne sich auf populistische Vereinfachungen einzulassen.
Empathie mitdenken: Der Dunning-Kruger-Effekt ist kein Beweis für Dummheit, sondern ein Hinweis auf unbewusste Kompetenzlücken. Diese lassen sich ansprechen – respektvoll, aber bestimmt.
Fazit:
Pädagogischer Populismus lebt von einfachen Antworten auf schwierige Fragen. Der Dunning-Kruger-Effekt hilft, diese Dynamiken besser zu verstehen – und zeigt: Lautstärke ersetzt keine Kompetenz. Gerade im Bildungsbereich brauchen wir mehr Raum für fachlichen Tiefgang, weniger für Stammtischrhetorik. Denn wer wirklich etwas von Pädagogik versteht, weiß: Bildung ist selten einfach – und immer wichtig!
Von der Fachkraft zur Kita-Leitung – Im Interview mit Ella Michel
Ella Michel berichtet in Folge 31 der Kita Talks über ihren Wechsel von der Fachkraft zur Kita-Leitung.
Ella spricht über ihre Beweggründe Kita Leitung zu werden, welche “Sorgen” sie während des Entscheidungsprozesses begleitet haben und was sich durch den Rollenwechsel für sie verändert hat.
Außerdem erzählt sie, wie die Ankunft im neuen Team war, womit sie vielleicht auch nicht gerechnet hat und was für sie wirklich hilfreich beim Rollenwechsel war.
Diese Folge gibt Hoffnung und zeigt ein sogenanntes Best Practice Beispiel, wie der Wechsel gut funktionieren kann.
Viel Spaß bei dieser Folge.
Anja
Vielen Dank an Ronald Kah für die hier verwendete Musik: Happy Intro
Seit einigen Jahren biete ich das Seminar „Jedes Kind i(s)st anders“ für verschiedene Bildungsträger in Präsenz und auch online an – das Seminar bietet neben grundlegendem Fachwissen auch viel Raum für Austausch, Reflexion und Aha-Momente rund um das kindliche Essverhalten. Auch wenn sich viele pädagogische und elterliche Haltungen im Laufe der Jahre verändert haben, hält sich das ein oder andere alte Muster immer noch hartnäckig: Kinder zum Essen zu zwingen – sei es direkt („Jetzt iss doch wenigstens den Brokkoli!“) oder subtil („Nur wer alles probiert hat, bekommt Nachtisch.“).
Doch warum ist dieser Zwang noch so tief verankert in unserem Denken und Handeln – und warum ist es an der Zeit, das endgültig zu hinterfragen?
Die Wurzeln sitzen tief
Viele Erwachsene kennen es noch zu gut aus ihrer eigenen Kindheit: der leergegessene Teller als Zeichen von Anstand, das Probieren als Pflicht oder die Angst als „wählerisch“ zu gelten, wenn man etwas nicht mag. Diese Erfahrungen prägen – oftmals unbewusst – unser heutiges Verhalten gegenüber Kindern. Essen wird dann nicht mehr als Bedürfnisregulation verstanden, sondern wird zur Erziehungsmaßnahme. Wer sich nicht an die vorgegebene Spielregeln hält, gilt als „schwierig“ oder „verwöhnt“.
Was dabei vergessen wird: Kinder sind eigenständige Persönlichkeiten mit individuellen Geschmäckern, sensorischen Empfindungen und Erfahrungen – ganz genau wie jeder erwachsene Mensch auch. Was aus unserer Sicht auf die Situation eher harmlos oder „normal“ wirkt, kann für das Kind in diesem Moment übergriffig, beschämend oder sogar angsteinflößend sein.
Zwang ist Gewalt – immer
In den Seminaren wird nicht selten deutlich: Viele Teilnehmende haben ein ungutes Gefühl bei „Probier-Regeln“ oder dem Druck am Esstisch. Trotzdem fällt es ihnen nicht immer leicht, alte Muster abzulegen oder sich gegen die Überzeugung anderer Kolleg:innen durchzusetzen.
Wichtig ist dabei immer das Wissen: Essen unter Druck ist keine Hilfe, sondern ein Übergriff auf die Autonomie des Kindes. Ein Kind zum Essen zu drängen, ihm Schuldgefühle zu machen oder es für seine Ablehnung zu bestrafen, ist nicht zulässig – es ist eine Form von psychischer Gewalt. Und Gewalt ist nicht verhandelbar.
Das ist keine Übertreibung, sondern eine klare Haltung, die wir als Gesellschaft einnehmen müssen. Wenn wir Kindern Respekt, Mitbestimmung und Selbstwirksamkeit zugestehen wollen, dann fängt das beim Essen an – einem der intimsten und sensibelsten Bereiche des Lebens.
Und hier ist die Fürsorgepflicht und unser Schutzauftrag dem Kind gegenüber höher zu bewerten als die Loyalität den irgendwelchen Kolleg:innen gegenüber. Wir sind gesetztlich dazu verpflichtet, das Kind vor Gewalt und Überggriffigkeiten zu schützen. Das Kind ist auf diesen unseren Schutz angewiesen. Alleine kann es sich nicht gegen einen mächtigen Erwachsenen schützen. Unterlassen wir diese Unterstützung handeln wir uns letztlich gesetzwidrig.
Was stattdessen hilft
In Seminaren erarbeiten wir gemeinsam Alternativen: Wie kann man Vertrauen in das Kind entwickeln, wenn es bestimmte Speisen verweigert? Wie kann man Essenssituationen entspannen statt eskalieren lassen? Und wie lernen wir Erwachsenen, Kontrolle abzugeben?
Die wichtigste Erkenntnis: Kinder brauchen keinen Zwang, sondern Vorbilder, sichere Räume und das Recht, Nein zu sagen.
Zeit für einen Paradigmenwechsel
„Jedes Kind i(s)st anders“ ist mehr als ein nettes Wortspiel. Es ist ein Aufruf zum Umdenken. Die Achtung vor kindlicher Integrität darf nicht am Esstisch aufhören. Nur wenn wir lernen, Kontrolle durch Vertrauen zu ersetzen, können Kinder ein gesundes Verhältnis zu Essen – und zu sich selbst – entwickeln.
Und dafür braucht es Seminare, Gespräche, Mut zur Reflexion – und klare Haltungen.
Denn Esszwang ist keine Option!
Anja Cantzler
Hier gehts zur Vertiefung zum Podcast mit Monika Thiel und Katrin Krüger
In dieser Folge der Kita Talks gehen Sabrina Dittmann – Diplom-Psychologin, Weiterbildnerin und Supervisorin – und ich der Frage nach, wie es eigentlich dazu kommt, dass manche Kinder Kratzen, Beißen und Hauen. Wir sprechen darüber, was Kinder damit ausdrücken möchten und welche Auslöser bzw. Gründe es für dieses Verhalten gibt.
Es gibt einige Anregungen, wie pädagogische Fachkräfte darauf reagieren können und bestmöglich mit solchen Situationen umgehen.
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