Nachdem ich die letzten Beiträge den neuen Kindern und deren Eingewöhnung gewidmet habe, möchte ich diesmal die neuen Kolleg*innen, die jetzt in den Teams starten in den Blick nehmen. Vielleicht übernimmst Du gerade selbst eine neue Rolle und Aufgabe.
Du beginnst beispielsweise:
Deine erste Fachkraftstelle nach der Ausbildung
eine Fachkraftstelle in einer neuen Gruppe
eine Gruppenleitung in Deiner bisherigen Gruppe
die Leitung einer neuen, anderen oder zusätzlichen Einrichtung
Das Ankommen im Team als Herausforderung
Allen diesen Neustarts ist gemeinsam, dass sie große Herausforderungen mit sich bringen, die es zu meistern gilt. Und wen überkommt da nicht einmal der Zweifel, ob das alles gut laufen wird. Zur Beruhigung vorab: diese Zweifel sind völlig normal. Das kannst Du in meinem früheren Beitrag zu den „Räumen der Veränderung“ nach Bedarf nachlesen.
Wenn Du in einem neuen Team anfängst, ist oftmals der erste Tag besonders aufregend, vielleicht sogar so ein bisschen wie der erste Schultag. Du musst Dich erst einmal in dem fremden Gebäude zurechtfinden, die neuen KollegInnen kennenlernen und die anstehenden Aufgaben verinnerlichen.
Schrittweise gilt es für Dich Deinen Platz im Team zu finden und auch die Kolleg*innen müssen sich erst an Dich gewöhnen. Gerade jetzt in der Eingewöhnungszeit mit den neuen Kindern und Eltern bleibt nicht immer genug Zeit, um sich näher kennenzulernen und Dich gut einzuarbeiten.
Manchmal kann es durchaus vorkommen, dass Du von Deinem neuen Team nicht zwangsläufig mit offenen Armen empfangen wirst. Das hat oftmals ganz unterschiedliche Gründe. Beispielsweise in Spitzenzeiten wie der aktuellen Eingewöhnung kann ein*e neue*r Kolleg*in durchaus eine Belastung darstellen. Die Einarbeitung kostet zusätzlich Zeit und Energie. Oder je nachdem welche Vorgeschichte die Gruppe oder Einrichtung hat, können die eingesessenen Kolleg*innen zunächst reserviert und skeptisch auf eine*n neue*n Kollegen*in reagieren. Es ist solchen Situationen empfehlenswert, diesen Irritationen möglichst zeitnah auf den Grund zu gehen und mit Hilfe von Ich-Botschaften anzusprechen.
Zusätzlich solltest Du Dich mit Modellen wie der Teamuhr vertraut machen. Diese Modelle eröffnen Dir das Verständnis für ganz normale Teamprozesse, die in neuen Situationen stattfinden und zu einer gesunden Teamentwicklung dazu gehören. Diese Teamuhr und den möglichen Umgang damit werde ich in einem späteren Beitrag näher erläutern.
Grundsätzlich ist es völlig normal, dass Du in der ersten Zeit
nervös und unsicher bist
die Teamkultur noch nicht kennen kannst
die Abläufe und hierarchischen Strukturen erst kennenlernen musst
weniger Kontakte mit den Kolleg*Inne im Team has
die ungeschriebenen Gesetze noch herausfinden musst
Fehler machen und viele Fragen haben wirst
Um gestärkt in die neue Aufgabe zu gehen, mach Dir bewusst, dass Du:
viel Fachwissen mitbringst, vielleicht hast Du ja auch ein interessantes Spezialgebiet, das Du einbringen kannst
hochmotiviert bist und Lust auf diesen Neubeginn hast
mit einen unvoreingenommenen, frischen Blick in die Kita kommst
frische Ideen mitbringst
Unabhängig davon, ob Du als Neueinsteiger*in oder alte*r Hase*Häsin irgendwo neu beginnst, die ersten Tage und Monate stellen immer eine besondere Herausforderung dar, vor allem weil Du in dieser Zeit zwangsläufig unter besonderer Beobachtung stehst. Obwohl es nicht immer ganz einfach ist, sich von diesem Druck frei zu machen, seh diese Zeit als Deine Chance.
Hilfreiche Grundregeln für das Ankommen im Team
Für die ersten Monate gibt es ein paar Grundregeln, die Dir den Einstieg leichter machen können. Finde möglichst eine Balance aus Profilierung und Anpassung. Im besten Fall hast Du Dich bereits im Vorfeld ausführlich vorbereitet und hattest ein Einführungsgespräch mit der Leitung und Deinen Kolleg*innen. Ansonster erkundige Dich, wie die Einarbeitung ablaufen soll und ob es in der Einrichtung einen Einarbeitungsplan gibt.
Um gut im Team und in der Arbeit anzukommen, solltest Du:
Dir Zeit nehmen, die Einrichtung, Arbeitsabläufe, Kinder, Eltern und Kolleg*innen erst einmal kennenzulernen
Beziehungen zu Kindern, Eltern und Kolleg*innen aufbauen
Deine Aufgaben, Zuständigkeiten und Verantwortungen klären
folgende Fragen für Dich klären: Wo liegen Deine besonderen Stärken? Welche sind für diese Aufgabe und Position wesentlich? Worin liegen die besonderen Stärken des Teams? Was ist jetzt die dringendste und wichtigste Aufgabe Dich und das Team?
grundsätzlich keine Scheu haben, Fragen zu stellen, wenn Du etwas nicht weißt
Dir Feedback von Kolleg*innen und Leitung bzw. Vorgesetzten einholen und zur Weiterentwicklung nutzen
Leistungsbereitschaft zeigen und den Teamkolleg*innen Hilfe anbieten
viel beobachten und gut zuhören
Ideen behutsam einbringen, also nicht mit der Tür ins Haus fallen, wenn Du etwas ändern möchtest. Das ist insbesondre für dich als Leitungskraft sehr wichtig. Veränderungen sind grundsätzlich behutsam anzugehen, damit nicht der Eindruck entsteht, dass das was vorher gearbeitet wurde, von Grund auf schlecht war.
Rituale der Kolleg*innen untereinander wahrnehmen, beobachten und schrittweise übernehmen. Dazu gehört auch das Herausfinden der ungeschriebenen Regeln und Gesetze im Team.
Das Ankommen im Team unterstützen
Alle anderen Kolleg*innen, die selbst keinen Neustart zu bewältigen haben, aber in deren Team ein*e neue*r Kolleg*in beginnt, möchte ich einladen, zu überlegen:
Wie war Dein Neustart in diesem Team?
Was hat Dir geholfen, im Team und in der Arbeit gut anzukommen?
Gibt es ein Einarbeitungskonzept in Eurer Kita?
Wie begrüßt Ihr als Team den*die neue*n Kollegen*in?
Wer ist der*die verlässliche Ansprechpartner*in für den*die neue*n Mitarbeiter*in?
Wie kannst Du das Ankommen des neuen Teammitgliedes unterstützen und erleichtern?
Mit diesen Impulsen wünsche ich Dir und Deinen Kolleg*innen einen guten Start ins neue Kita-Jahr
Mittlerweile arbeitet Ihr seit 7 Wochen unter veränderten Rahmenbedingungen. Die meisten von Euch dürften das „Tal der Tränen“ (s. Blogbeitrag „Die Veränderungskurve“) hinter sich gelassen haben. Jetzt heißt es gemeinsam wieder nach vorne zu schauen und Wege finden, wie die nächsten Wochen in der Zusammenarbeit mit Kindern, Eltern und Teamkolleg*innen gestaltet werden können. Ausprobieren, experimentieren und gefundene Lösungen wieder verwerfen, werden Euren Alltag prägen. Dafür braucht Ihr viel Kreativität, Flexibilität und Energie.
Erfolge wahrnehmen
Um Eure Motivation für diesen Prozess aufrecht zu erhalten, ist es wichtig und hilfreich, dass Ihr Eure Erfolge im Team wahrnehmt und wertschätzt. Erfahrungsgemäß wird viel zu sehr das fokussiert, was in diesen Prozessen gerade nicht geht oder was nicht funktioniert hat. Als Coach und Supervisorin bitte ich Euch, bewusst Eure ressourcen- und lösungsorientierte Brille aufzusetzen. Fragt Euch am Ende eines Tages bzw. am Ende einer Woche:
Was habt Ihr als Teammitglied/ als Team geschafft und erreicht?
Was ist Euch gelungen?
Was hat dazu beigetragen, dass Ihr das geschafft habt?
Welche Stärken und Kompetenzen habt Ihr als Teammitglied/ als Team gewinnbringend eingebracht?
Was lernt Ihr für den weiteren Prozess daraus?
Was kann Euch davon für den weiteren Weg bzw. Prozess hilfreich sein?
Mit Hilfe dieser Fragen konzentriert Ihr Euch auf Eure Erfolgsanalyse. Ihr begebt Euch mit dem Team auf Schatzsuche zu den besonderen Ressourcen und Kompetenzen, die Euer Team ausmachen. Diese werden zu Eurer Basis, um nach dem Motto „Wenn etwas gelingt, mach mehr daraus.“ zu handeln. Euer Team konzentriert sich damit zunehmend auf das was möglich ist. Somit löst Ihr Euch zunehmend von den blockierenden Gedanken, was alles nicht geht. Ungeahnte Wege tun sich auf, Ihr kommt ins aktive Handeln und entwickelt gemeinsam gangbare Lösungen. Dadurch spürt Ihr in diesem Prozess die eigene Selbstwirksamkeit, d.h. Ihr macht die Erfahrung, dass Ihr mit Eurem Handeln die Ausgestaltung der pädagogischen Arbeit im vorgegebenen Rahmen selbst gestallten und beinflussen könnt.
Erfolge dokumentieren
Mit einem „Erfolgsbuch“ könntet Ihr dann Eure Erfolge dokumentieren. Darin sammelt Ihr diese für Euch bzw. im Team täglich oder einmal die Woche unter den folgenden Fragestellungen:
Was ist Euch gut gelungen?
Was hat Euch glücklich gemacht?
Wofür seid Ihr besonders dankbar?
Was ist Euer Ziel für den kommenden Tag/ für die kommende Woche?
Ein solches Erfolgsbuch verdeutlicht Euch Stück für Stück, das was Ihr bereits gemeinsam geschafft und erreicht habt.
Erfolge feiern
Abschließend möchte ich Euch dazu einladen, diese Erfolge zu wertschätzen und angemessen zu feiern. Auch in Zeiten wie jetzt, in denen Ihr nicht immer alle in der Einrichtung am selben Ort seid, gibt es viele Möglichkeiten, Eure kleinen und großen Erfolge zu feiern, z.B. mit:
einem Bild von Sektgläsern oder einem Feuerwerk, das Ihr den Kolleg*innen per WhatsApp zusendet
einem netten Telefonat, wo Ihr Euch bei den Kolleg*innen bedankt
einer gemeinsamen Videokonferenz, bei der Ihr zusammen Kaffee trinkt
einem Gutschein für eine Kugel Eis
einem Dankesbrief per Email
o.ä.
Ihr findet bestimmt schöne, für Euch passende Rituale, die auch nach dieser herausfordernden Zeit in veränderter Form fortgesetzt werden können. Das gemeinsame Feiern Eurer Erfolge bringt Euch auf jeden Fall als Team näher zusammen und stärkt das Wir-Gefühl.
Für Heute wünsche ich Euch einen schönen 1. Mai
Eure Anja
Zur Erinnerung:
Heute Donnerstag, den 30.04.2020, von 14.30 – 16.30 Uhr treffen wir uns zu einem live Zoom Meeting zum Thema: Wieder-Eingewöhnung, Beziehungsgestaltung und Wiedereinstieg in der Notbetreuung und nach dem Lockdown(kostenfrei). Wie geht es jetzt weiter, wenn wieder vermehrt Kinder in die Kita kommen? Was erwartet Euch? Wie werden die Kinder reagieren? Wie könnt Ihr an die Beziehung wieder anknüpfen?
Anmeldung per Email: anjacantzler@t-online.de bis zum 29.04.2020 um 12.00 Uhr
Nach der Anmeldung schicke ich Euch die Zugangsdaten, damit Ihr Euch in das Meeting einloggen könnt.
Weitere Termine zum Vormerken: Mittwoch, 20.05.2020 und Donnerstag, 18.06.2020 jeweils 14.30 – 16.30Uhr
Mit dem Betreuungsverbot seit dem 13. März seid Ihr vor ungewohnte Herausforderungen gestellt worden. Ihr befindet Euch seither im HomeOffice und seid teilweise in der Notbetreuung eingesetzt. Zunächst durften nur Kinder von Eltern aus systemrelevanten Berufen betreut werden. Je nach Einrichtung bedeutet das für euch von 0 bis hin zu über 60 und mehr Kindern, die zu betreuen sind. Mittlerweile ist die Notbetreuung auch für Kinder, bei denen das Kindeswohl gefährdet ist, geöffnet.
Wiederbeginn
Aktuell wird auf vielen Ebenen darüber nachgedacht, welche Hygiene- und Infektionsschutzkonzepte notwendig sind, um eine weitere schrittweise Öffnung von Kita und Kindertagespflege zu ermöglichen. Familien brauchen dringend Entlastung und trotzdem geht die Gesundheit vor. Zur Zeit bleiben viele Fragen offen und es werden in den kommenden Wochen noch viele Herausforderungen zu meistern sein.
Herausforderungen
Schon heute wird deutlich, dass viele Veränderungen auf Euch zukommen werden, die Einfluss auf Eure bisherige Pädagogik haben. Das Konzept der offenen oder gruppenübergreifenden Arbeit wird vorerst nicht umgesetzt werden können. Vorgaben zu festen Kleingruppen und Betreuung in einem eigenen Raum mit möglichst konstanten Betreuungspersonen haben zwangsläufig Auswirkung auf die Raumgestaltung und die Partizipationsmöglichkeiten der Kinder. In den Einrichtungen, in denen Mitarbeiter*innen zu den Risikogruppen gehören und deswegen in der Betreuung der Kinder nicht eingesetzt werden können, werden sich einzelne Kinder auf andere Bezugserzieher*innen einlassen müssen. Bring- und Abholsituationen verändern sich, da Eltern nur im äußersten Notfall die Einrichtungen betreten dürfen. Durch die stufenweise Aufnahme der Kinder in kleinen Gruppen ändern sich ggfs. die Gruppenzusammensetzungen. Kinder, die vorher miteinander befreundet waren, werden dann nicht unbedingt gemeinsam betreut, dürfen sich aber auch nicht gegenseitig in den Gruppen besuchen.
Konzeptionelle Überprüfung
In den nächsten Tagen und Wochen steht bei Euch die Überprüfung der bisherigen konzeptionellen Arbeit auf dem Plan. Es gilt die bisherige pädagogische Arbeit zu verändern und an die neuen Rahmenbedingungen anzupassen.
Dazu sind folgende Fragen wichtig und hilfreich:
Was kommt jetzt für Euch neu dazu? Was müsst Ihr dabei berücksichtigen und dann in die Arbeit integrieren?
Was von dem bislang Bewährten könnt Ihr unter den veränderten Bedingungen erhalten und fortsetzen?
Wovon müsst Ihr Euch vorerst verabschieden, damit Ihr die Betreuung und pädagogische Arbeit unter den veränderten Rahmenbedingungen umsetzen könnt?
Alle mitnehmen
Die nächsten Wochen werden dadurch geprägt sein, dass Eure Arbeit mit den Kindern und Eltern einerseits und die Teamarbeit andererseits an verschiedenen Schauplätzen stattfinden. Da sind die Kinder, Eltern und Mitarbeiter*innen, die in der Notbetreuung zusammenkommen. Dann gibt es Kinder, Eltern und Mitarbeiter*innen, die aus den unterschiedlichsten Gründen zu Hause sind.
Wenn die Zahlen der zu betreuenden Kinder wieder zunehmen, finde ich es wichtig, zum einen die Familien zu Hause weiterhin miteinzubeziehen und die Kolleg*innen zu Hause im HomeOffice auch nicht zu vergessen. Bewährte und erprobte Kommunikationswege aus den letzten Wochen könnt Ihr fortsetzen, um über Briefe, Telefon und Videokonferenzen weiterhin mit Familien und Kolleg*innen in Verbindung zu bleiben.
Eure Kolleg*innen, die vorerst aus den unterschiedlichsten gesundheitlichen und familiären Gründen nicht wieder in die Einrichtungen zur Arbeit kommen können, gehören auch weiterhin zum Team dazu. Überlegt gemeinsam, wie Ihr im Kontakt bleibt und Eure Zusammenarbeit gestaltet. So könnt Ihr beispielsweise:
gemeinsam Aufgaben absprechen, die die Kolleg*innen im HomeOffice ergänzend übernehmen
aus dem Alltag mit den Kindern berichten
Euch auch weiterhin über Kinder austauschen und Rat beieinander suchen
ab und zu einen Besuch am Zaun des Kindergartens abstatten, um den persönlichen Kontakt auf Abstand zu pflegen
die Kolleg*innen im HomeOffice über Videokonferenzen mit in die Teamsitzungen einbeziehen und
sie am Veränderungsprozess beteiligen.
Stärken nutzen
Nutzt die Gelegenheit Euch über die unterschiedlichen Ressourcen und Stärken im Team bewusst zu werden. Was hat jede*r von euch in dieser Situation und von seiner*ihrer Position heraus einzubringen, das aktuell gewinnbringend für das ganze Team und die pädagogische Arbeit ist? In diesem Bewusstsein fühlt sich jede*r von euch wahrgenommen, gebraucht und gewertschätzt fühlen.
Heute möchte ich den Beitrag mit einem Zitat von Pep Gardiola beenden: „Wir brauchen die ganze Truppe, jeden Spieler des Teams, wenn wir erfolgreich sein wollen.“
In diesem Sinne wünsche ich Euch einen guten Start in die Woche.
Eure Anja
Tipp:
Online-Seminar für Leitungskräfte: Neues entsteht – Teamprozesse in Zeiten „nach“ Corona erkennen und bgleiten
Neben den „Räumen der Veränderung“ (s. vorherigen Beitrag) gibt es ein weiteres hilfreiches Modell, dass die Vorgänge während eines Veränderungsprozesses verdeutlicht. Es handelt sich um die „Veränderungskurve“ nach Kübler-Ross, die das emotionale Erleben der am Prozess beteiligten Personen fokussiert. Mit Hilfe dieser Kurve lässt sich ableiten, ab wann bei den Mitarbeiter*innen eine Veränderungsbereitschaft entsteht, an der die Führungskraft ansetzen kann. Häufig wird versucht, die Veränderung voranzubringen, ohne die Befindlichkeiten der einzelnen Mitarbeiter*innen zu berücksichtigen. Das führt oftmals dazu, dass der Prozess stagniert oder zum Stillstand kommt. Im Team kommt es dann häufig zu Frustration und Ermüdung. Mit dem Wissen um die verschiedenen Phasen und die damit verbundenen Befindlichkeiten, ist es möglich die Widerstände und Blockaden zu analysieren und sie möglichst zu reduzieren.
Die 7 Phasen der Veränderung
Die Veränderungskurve (s. Abb. oben) teilt einen Veränderungsprozess in 7 Phasen ein:
Nach Ankündigung einer notwendigen Veränderung reagieren die Beteiligten mit Schock. Manchmal ist der Veränderung eine negative Vorahnung vorausgegangen, die dann plötzlich real wird. In dieser 1. Phase fühlen sich die Mitarbeiter*innen handlungsunfähig. Die Dauer und Schwere des Schocks ist davon abhängig, wie betroffen der*die Einzelne von der Veränderung ist.
Auf den Schock folgt dann die Verneinung. In dieser 2. Phase wird die Veränderung zunächst abgelehnt und teilweise verdrängt. Die Person weist die Veränderung von sich mit den Worten: „Das alles betrifft mich sowieso nicht. Das geht nur die anderen etwas an.“ Dies geschieht zunächst aus dem Selbstschutz heraus, sich nicht mit etwas Neuem auseinandersetzen zu müssen.
In der nächsten Phase folgt dann die Trauer, im Einzelfall auch Depression. Die Person befindet sich im sog. Tal der Tränen. Die Veränderungsbereitschaft befindet sich auf dem Nullpunkt. Gefühle wie Wut, Frust und Aggression sind keine Seltenheit. Es braucht viel Fingerspitzengefühl, die Mitarbeiter*innen hier wieder herauszuholen.
Als nächstes folgt die Phase des innerlichen Abschieds. Das Alte wird losgelassen und die Person setzt sich mit den neuen Gegebenheiten auseinander. Dies geschieht zunächst mehr auf der rationalen Ebene. Die Veränderungsbereitschaft ist auch in dieser Phase weiterhin auf dem Nullpunkt. Ermutigende und motivierende Worte finden in oftmals kein Gehör.
Erst in der 5. Phase wird die beginnende Akzeptanz für die Veränderung spürbar. Der*Die Mitarbeiter*in lässt sich langsam auf die neue Situation ein. Der Grad der Veränderungsbereitschaft erhöht sich. Für die Führungskraft bietet sich erst dann die Möglichkeit, den Veränderungsprozess richtig anzustoßen, indem sie Perspektiven und mögliche Wege aufzeigt.
Daran schließt sich die Phase des Ausprobierens an. Die Mitarbeiter*innen geben dem Neuen eine Chance und können der Veränderung sogar etwas Gutes abgewinnen. Es wird nach Wegen gesucht und experimentiert.
Mit der 7. Phase, der Integration, haben sich alle am Prozess Beteiligten mit der neuen Situation, den neuen Rollen und den veränderten Strukturen vertraut gemacht. Die Veränderung wird als Normalität empfunden und angenommen. Es kehrt ein Gefühl von Sicherheit und Zufriedenheit ein. Das Team ist in einer neuen Handlungsfähigkeit und Produktivität angekommen – bis zur nächsten Veränderung. 😉
Einladung zur Selbstreflexion
Kommen Euch diese Phasen bekannt vor? Wo steht Ihr gerade? Wie habt Ihr den Schock überstanden? Liegt das Tal der Tränen hinter Euch? Mit welchen Gefühlen seid Ihr gerade unterwegs? Könnt Ihr schon wieder nach vorne schauen? Was probiert Ihr gerade aus? Wisst Ihr schon, wie die Veränderung sich in Euren Alltag integrieren lässt? Schaut gut auf den Prozess, in dem Ihr gerade mit eurem Team steckt und gebt den einzelnen Phasen den Raum, den sie brauchen.
Ich wünsche Euch viel Kraft und ein gutes Miteinander
Eure Anja
P.S.: Bist Du als Leitung tätig und auf der Suche nach einem Online-Seminar, das Dich dabei unterstützt, gemeinsam mit Deinem Team einen guten Weg für die pädagogische Arbeit in verrückten Zeiten zu entwickeln. Dann findest Du hier weitere Informationen:
Gerne könnt Ihr Euch auch auf meiner Seite Online-Coaching über meine Angebote zur Begleitung von Pädagogischen Fachkräften und Leitungskräften erkundigen.
Seit 5 Wochen befinden sich viele von Euch im HomeOffice und diejenigen von Euch, die in der Notbetreuung eingesetzt sind, treffen nur begrenzt ihre Kolleg*innen. Aus dieser Situation heraus stellt sich die berechtigte Frage, wie Teamarbeit unter diesen Voraussetzungen stattfindet.
Erst einmal Jede*r für sich
Dazu hatte ich einen interessanten Austausch über Zoom mit Leitungskräften und Fachkräften aus den verschiedenen Regionen Nordrhein-Westfalens. Während dieser Gespräche wurde mir deutlich, wie viele von Euch die Zeit im HomeOffice sehr gewissenhaft nutzen. Ihr schreibt Bildungsdokus, haltet auf unterschiedlichste Weise Kontakt zu Kindern und Eltern, plant die weitere pädagogische Arbeit und bildet Euch zu verschiedenen Themen fort. In einigen Einrichtungen kommen Expertinnen wie Sprachbildungskräfte, Inklusionsfachkräfte, Elternbegleiter*innen dazu, Ihr Wissen aufbereitet und gewinnbringend an die Kolleg*innen im Team weiterzugeben. Eine Sprachbildungskraft gestand im Austausch, dass sie dieser Zeit viel positives abgewinnen kann, da die Kolleg*innen gerade Zeit haben und sich mit diesem Thema viel intensiver beschäftigen können als im bisherigen Alltag.
Die meiste Zeit seit Ihr jedoch durch HomeOffice auf Euch gestellt und dadurch fehlt vielen von Euch der Austausch, die Begegnung und der Kontakt zu den Kolleg*innen. Viele arbeiten und füllen die Tage mit wichtigen Inhalten und Aufgaben, es fehlt aber häufig die Gemeinsamkeit im Tun bzw. die gemeinsame Vision. Eine Leiterin fasste ihre Erkenntnis diesbezüglich wie folgt zusammen: „Im Moment sind wir kein Team, sondern eher eine Gruppe von Fachkräften, wo jede*r für sich arbeitet und seine Aufgaben erledigt.“
Das „Wir“ ist wichtig
Ich vermute, dass es im Moment vielen Teams so geht. Dabei ist es gerade jetzt wichtig, genau hinzuschauen und heraus zu finden, was Eure gemeinsame Vision ausmacht. An welchem gemeinsamen Ziel arbeitet Ihr gerade? Wie könnt Ihr Euer Wir-Gefühl stärken? Was bringt Euch trotz Abstand und Vereinzelung näher zusammen? Wie holt Ihr insbesondere die Kolleg*innen mit ins Boot, die aufgrund einer eigenen Gefährdung oder aufgrund von Kinderbetreuung, zu Hause bleiben müssen und nicht in die Notbetreuung mit eingebunden werden können?
Einige Teams nutzen aktuell vermehrt Medien und Plattformen wie WhatsApp, Telegram, Facebook, Zoom, Skype, Microsoft Teams, Emails o.ä., um miteinander im Kontakt zu bleiben. In der Praxis gestaltet sich das beispielweise wie folgt:
Für manche Kolleg*innen beginnt der Tag mit einer Begrüßungsmail von der Leitung mit einer kleinen Anregung zum Lesen
Jede*r gibt am Ende des Tages eine kurze Rückmeldung über beispielsweise WhatsApp, womit er*sie sich den Tag beschäftigt hat und was er*sie daran interessant fand oder ihn*sie daran begeistert hat.
Diese Kurznotizen können mit den Fotos der Teammitglieder als Collage an einer großen Wand in der Kita zusammengeführt werden. Am Ende der Woche macht die Leitung hiervon ein Foto, das sie den KollegInnen schickt. Damit visualisiert Ihr Eure gemeinsame Entwicklung. Darauf könnt Ihr Eure zukünftige Arbeit weiter aufbauen.
Ihr könnt auch gemeinsame Themen und Inhalte verabreden z.B. einen Vortrag über YouTube, den Ihr bis zu einem vereinbarten Zeitpunkt anschaut und Euch dann darüber in einer videogestützten Konferenz austauscht.
Trefft Euch in videobasierten Meetings auf Kleingruppen oder Großteamebene, um die weitere Arbeit zu planen und vorzubereiten. Wichtige anstehende Themen, werden der Umgang mit den Regeln zum Infektionsschutz und die Gestaltung der Eingewöhnungszeit sein.
Weitere wichtige Teamthemen sind die Einarbeitung von neuen Kolleg*innenbzw. die Verabschiedung von Mitarbeiter*innen. Wie kann das möglichst zufriedenstellend für die Beteiligten umgesetzt werden?
Nutzt das im Team verankerte Expertenwissen von Sprachbildungskräften, Inklusionsfachkräften und Elternbegleiterinnen, um Euch gemeinsam mit grundlegendem Fachwissen zu beschäftigen. Möglicherweise können einige von Euch auch Wissen aus zurückliegenden Seminaren aufarbeiten und den Kolleginnen zur Verfügung stellen.
Den informellen Kontakt pflegen
Neben der fachlichen Seite darf auch die Psychohygiene im Team nicht zu kurz kommen. Der informelle Austausch und das Wissen um die Befindlichkeit der anderen hat etwas Verbindendes. Hier ein paar Anregungen und Ideen dazu:
Nehmt den Hörer in die Hand und fragt Eure Kolleg*innen, wie es Ihnen geht.
Sucht auch Kontakt zu Kolleg*innen, mit denen Ihr sonst nicht so viel zu tun habt, damit diese Euch nicht ganz aus den Augen geraten.
Verabredet Euch über Zoom, Skype oder ähnliches einfach mal zum Frühstück oder Kaffee.
Bringt dem*der Kolleg*in ein Geburtstagsständchen oder schreibt eine Postkarte.
Manche Kolleg*innen machen über Zoom auch einfach Sport oder Yoga zusammen.
Dreht ein kleines Handy Video, in dem Ihr den Kolleg*innen mitteilt, was Ihr an Eurem Team besonders schätzt, was Ihr vermisst und worauf Ihr Euch in der Zukunft wieder freut. Teilt diese Videos über WhatsApp oder andere Messenger Dienste.
Die Zentrale Rolle der Leitungskräfte
Bei der Teamentwicklung nimmt die Leitung von jeher eine zentrale Rolle ein. In der aktuellen Situation ist sie gerade jetzt ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt. Als Leitung hat sie ein offenes Ohr für Eure Sorgen und Nöte. Obwohl sie oftmals selbst nicht genau weiß, wie es weitergeht, versucht die Leitungskraft Euch Halt und Orientierung zu geben. In Ihrer Rolle als wichtiges Bindeglied zum Träger, versorgt sie Euch mit Informationen.
Nach der Aufhebung des Lockdowns werden viele Aufgaben und Herausforderungen auf die Kindertagesstätten, Krippen und Großtagespflegestellen zukommen. Die Zeit, die Eure Leitungskräfte jetzt mit Euch in die Teamentwicklung investieren, ist wichtig und wertvoll.
Sobald sich weitere Entwicklungen und Tendenzen bezüglich der weiteren Öffnung der Kindertagesstätten, Krippen und Großtagespflege abzeichnen, werde ich einen weiteren Erfahrungsaustausch über Zoom anbieten, um mit Euch zu überlegen, wie sich Teamentwicklung dann im Einzelnen gestalten lässt.
Jetzt wünsche ich allen erst einmal ein schönes Wochenende und überlegt Euch welchen Wunsch Ihr Euren Kolleg*innen für dieses Wochenende mit auf den Weg geben wollt.
In Kita, Krippe und Großtagespflege treffen verschiedene Menschen aufeinander, die als Team zusammenarbeiten. Kooperative Teamarbeit und wertschätzende Teamkultur sind keine Selbstläufer. Schon im regulären Alltag, ohne Notbetreuung und HomeOffice, ist dies eine Aufgabe, bei der die Beteiligung und Mitgestaltung aller Teammitglieder erforderlich ist.
Kriterien für ein gutes Team
Was macht also eine gute Teamarbeit im Allgemeinen aus? Hierzu habe ich die wesentlichen Kriterien zusammen getragen:
1. Das Team hat eine gemeinsame Vision und arbeitet auf ein gemeinsames Ziel heraus, dadurch entsteht ein Zusammengehörigkeitsgefühl.
Dazu gibt es eine schöne Geschichte von drei Bauarbeitern, die auf derselben Baustelle arbeiten und gefragt werden, was sie da tun. Darauf antwortet der erste: „Ich behaue die Steine.“ Der zweite sagt: „Ich mauere eine Wand.“ und der dritte erklärt: „Ich baue mit den anderen einen Dom.“ Die dritte Person in dieser Geschichte kennt die Vision und das Ziel seines Tuns, anders als die beiden anderen. Diese Geschichte ist im Original im Verlag Andere Zeiten erschienen. Die Bezugsquelle ist den angefügten Buchtipps zu entnehmen.
2. Gute Teamarbeit basiert auf einer guten Organisation, bei der jedes Teammitglied weiß, wann es was tut bzw. tun muss, um die gemeinsamen Ziele und Visionen zu erreichen.
3. Ein weiteres Kriterium ist das gemeinsame Verantwortungsgefühl für den Gesamterfolg, d.h. jede*r trägt seinen*ihren Teil zur Bewältigung der anstehenden Arbeit bei.
4. Jedes Teammitglied bringt seine Stärken und Kompetenzen in den Arbeitsprozess ein und übernimmt so eine wichtige Rolle im Team. Dadurch entsteht im besten Fall ein Hand-in-Hand-Arbeiten, dass zum gemeinsamen Erfüllen der Aufgaben und Erreichen der Ziele beiträgt. In diesem Zusammenhang arbeite ich gerne mit dem Rollenmodell nach Belbin, dass ich in meinem Buch: „Gruppenleitung in der KiTa“ näher erläutert habe.
5. Alles in allem herrscht in einem guten Team eine respektvolle Arbeitsatmosphäre, bei der sich jede*r mit seinen*ihren Ideen aber auch mit seinen Bedenken einbringen kann und jede*r den Ideen und Bedenken der anderen Teammitglieder gegenüber aufgeschlossen ist.
6. Eine gute Teamarbeit steht und fällt mit einer transparenten Kommunikation, dies beinhaltet, dass jedes Teammitglied Zugang zu den Informationen hat, die es braucht, um seine Aufgaben möglichst optimal ausführen zu können.
7. In jedem Team kommt es immer wieder zu Konflikten. Gute Teamarbeit zeichnet sich durch den konstruktiven Umgang mit Konflikten aus, d.h. dass Unstimmigkeiten möglichst zeitnah angesprochen werden und dann gemeinsam nach Lösungen gesucht wird.
8. Teams setzen sich aus unterschiedlichen Personen und Persönlichkeiten zusammen. Diese Diversität wird in einer guten Teamarbeit als Ressource und Bereicherung verstanden. Dadurch wird es möglich etablierte Strukturen und Arbeitsabläufe in Frage zu stellen und nach Bedarf zu verändern.
9. Konstruktives Feedback ist der Schlüssel zur Weiterentwicklung einzelner Teammitglieder und bildet die Grundlage dafür, die Arbeit gemeinsam zu verbessern.
10. Zu guter Letzt sollte ein gutes Team auch immer seine Erfolge feiern, das lenkt den Blick auf das, was geschafft wurde. Dies stärkt das Wir-Gefühl und wirkt sich mit Blick in die Zukunft motivationsfördernd aus.
Gut gewappnet für Herausforderungen
Für jedes Team bedeutet die aktuelle Situation, mit all ihren Unwägbarkeiten und Veränderungen, eine besondere Herausforderung.
Bei näherer Betrachtung liegt die Vermutung nahe, dass den Teams, die auch vor dieser außergewöhnlichen Situation schon viele dieser Kriterien erfüllt haben, es heute um einiges leichter fällt, gemeinsam mit den veränderten und ungewohnten Arbeitsbedingungen umzugehen.
Die Arbeit in den Notgruppen und im HomeOffice fordern die Leitungskräfte im speziellen, die Pädagogischen Fachkräfte im einzelnen und die Teams als gesamtes heraus. Es gilt neue Strukturen zu entwickeln und trotz räumlicher Trennung als Team mit einem gemeinsamen Ziel vor Augen weiterhin konstruktiv zusammen zu arbeiten.
Wie das im Einzelnen aussehen kann, erörtere ich im nächsten Beitrag.
Sonnige Grüße
Eure Anja
Buchtipps:
Typisch – Geschichten für andere Zeiten (Verlag andere Zeiten)
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