Kraftquellen im Alltag finden

Jede*r von uns fühlt sich manchmal unausgeglichen, antriebslos, abgespannt, nervös und gestresst.  Im Alltag erledigen wir ständig irgendwas, hetzen von Termin zu Termin. Und dann herrscht gerade in den meisten Einrichtungen auch noch der Personalmangel, was noch mehr Druck und Stress auslöst. Und die Pandemie tut gerade mal wieder ihr Übriges dazu. Ständig kommen von allen Seiten nur noch Anforderungen. Dabei vergessen wir oft uns selbst und die Notwendigkeit, uns liebevoll um uns selbst zu kümmern. Schon häufiger habe ich hier in dem Blog über Selbstfürsorge geschrieben: Aus einer leeren Tasse kann man nicht trinken, Kraft schöpfen für die Krise  und Balance zwischen Empathie und Selbstfürsorge.

Dieses Mal soll es im Kern um das Wiederentdecken der eigenen Kraftquellen gehen. Wenn du wieder in Kontakt mit deinen persönlichen Kraftquellen kommst und sie bewusst nutzt, erlebst du auf einmal mehr Schwung, Energie und Lust für das, was du tust.

Erfüllt oder ausgefüllt?

Die letzten 2 Jahre mit all ihren besonderen Herausforderungen waren und sind anstrengend. Da fällt es manchmal sehr schwer den eigenen ausgefüllten Alltag auch als Erfüllung zu erleben. In meiner Coaching und Beratungspraxis begegne ich immer wieder Menschen, die aufgrund einer Vielzahl an Tätigkeiten  gar nicht richtig merken, dass ihnen trotzdem etwas Wesentliches fehlt. Sie spüren dann eine gewisse Unzufriedenheit, können aber gar nicht richtig benennen, woran es liegt. Ohne es bewusst zu haben, brauchen diese Menschen einfach mehr „Nahrung“ als die üblichen, zweckgebundenen Handlungen. Ihnen fehlen die Kraftquellen im Alltag und sie vernachlässigen oftmals ihre Selbstfürsorge. Wesentlich Aspekte, die dann  auf der Prioritätenliste des Alltags oftmals weit nach hinten rutschen. Das gilt für Leitungskräfte genauso wie für viele Fachkräfte in Krippe, Kita und Kindertagespflege.

Wenn dir das bekannt vorkommt, dann solltest du folgende Schritte beherzigen.

Erstelle eine Liste mit möglichen Kraftquellen

Viele Momente bzw. Tätigkeiten, aus denen wir im Alltag einfach nur Freude schöpfen, sehen oftmals gar nicht so bedeutsam aus und sind leicht zu übersehen. Viele andere haben wir fast vergessen. Es ist daher sehr hilfreich, sich seine Kraftquellen wieder bewusst zu machen und sie mal aufzuschreiben.

Nimm dir ca. 20 Minuten ungestörte Zeit. Schreibe dann alles auf, was dir so richtig gut tut und Kraft gibt. Berücksichtige wirklich ALLES.

  • Begegnungen und Unternehmungen mit anderen Menschen oder etwas, das du alleine machst
  • etwas Umfangreiches sein oder etwas ganz Kurzes
  • ein genussvolles Sinneserlebnis (z.B. einen Sonnenuntergang betrachten)
  • ein bewusstes Abweichen von Gewohnheiten (z.B. hin und wieder mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren statt mit dem Bus).

Für jeden Menschen kann es etwas ganz anderes sein. Jede*r von uns schöpft auf andere Weise innere Kraft.

Liste deine Kraftquellen so detailliert wie möglich auf. Ich entspanne beispielsweise so richtig beim Wandern. Das Besondere ist aber hier nicht nur das Wandern, sondern:

  • das gemeinsam mit meinem Mann zu tun
  • die Geräusche des Waldes und der Natur zu hören
  • meinen Körper bewusst zu fordern
  • die Aussicht zu genießen

Und wenn es „das Musik hören“, das „Essen“ oder „das Lesen“ ist, dann frage dich, was alles zu diesem Vergnügen für dich dazugehört. Was auch immer es ist, was in dir ein Wohlgefühl, Prickeln, Wachwerden oder Lebendigkeit herbeiführt, schreibe es auf deine Liste mit deinen Kraftquellen.

Behalte deine Kraftquellen im Blick

Hänge nun deine Liste an einer Stelle auf, an der du mehrmals am Tag vorbei kommst. So wirst du regelmäßig an deine Kraftquellen erinnert und räumst ihnen mehr Platz in deinem Leben ein.

Für dich selbst zu sorgen ist mindestens genauso wichtig, wie die ganzen anstehenden Pflichten zu erfüllen.

Nutze deine Kraftquellen als Genussmomente im Alltag

Wähle zwei, drei kleinere Kraftquellen an, die du ab sofort täglich umsetzen kannst. Markiere dann noch eine größere Kraftquelle, der du dich in den nächsten 6 Wochen gezielt immer wieder widmen möchtest.

In der nächsten Zeit werden dich deine alten Denkgewohnheiten, z.B.: „Ich habe aber keine Zeit“ immer wieder einholen. Lass das nicht zu. Es geht nicht um eine lästige Pflichten, sondern um dich!

Wenn du also – wie ich beispielsweise gerne wanderst, aber zu einer großen Tour im Moment wirklich das Zeitfenster fehlt, dann widme dich eben erst einmal einem der kraftspendenden Details! Ich gehe dann abends noch eine kleine Runde mit meinem Mann durch die Siedlung oder genieße den Blick in den weiten Himmel, wo gerade die Vögel vorbeifliegen.

Bleib also an deiner Kraftquellen dran! Jeder noch so kleine erster Schritt macht den Unterschied. Jeden Tag kurz aber intensiv  aus einer Kraftquellen zu schöpfen, ist ein kleiner Aufwand. Dieser Aufwand lohnt sich, denn du wirst schon bald merken, wieviel besser es dir damit geht.

Auf Instagram und Facebook findest du ein ABC der Kraftquellen, dass ich gemeinsam mit meinen Follower*innen dort zusammengetragen habe. Außerdem habe ich im Rahmen der KitaTalks auf Youtube ein Gespräch mit Rebekka Asbach zum Thema: „Stress lass nach“ geführt. Dort bekommst du noch einige wertvolle Tipps zum achtsamen Umgang mit dir selbst.

Ich freue mich, wenn du hier in den Kommentaren, über deine Kraftquellen und Erfahrungen berichtest.

Bleib achtsam mit dir selbst

Deine Anja

P.S.  Wenn du dich noch weiter mit dem Thema „Selbstfürsorge“ beschäftigen möchtest, kann ich dir: Das kleine Buch der Selbstfürsorge von Robin L. Gobin wärmstens empfehlen. (erschienen im Jungfermann Verlag)

 

Aus einer leeren Tasse kann man nicht trinken…

Aus einer leeren Tasse kann man nicht trinken…

Dieser Satz ist mir heute auf einem Instagram Profil begegnet und erinnert mich an einen wunderschönen Text, den ich während meiner Supervisionsausbildung kennen und schätzen gelernt habe. In diesem Text geht es im Kern um die Wichtigkeit der Selbstfürsorge. Ich glaube, dass viele von uns gerade sehr Coronamüde sind und ziemlich am Ende ihrer Kräfte. Deswegen möchte ich diesen Text nach einem Jahr Leben mit Corona spontan mit Dir teilen, in der Hoffnung Dir damit etwas Kraft und Zuversicht geben zu können.

Sei wie eine Schale!

Die Schale der Liebe
Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale und nicht als Kanal,
der fast gleichzeitig empfängt und weitergibt,
während jene wartet, bis sie gefüllt ist.
Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter.
Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen und habe nicht den Wunsch, freigiebiger zu sein als Gott.
Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird sie zur See.
Du tue das Gleiche! Zuerst anfüllen und dann ausgießen.
Die gütige und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen, nicht auszuströmen.
Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst.
Wenn du nämlich mit dir selbst schlecht umgehst, wem bist du dann gut?
Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle, wenn nicht, schone dich.
(Bernhard von Clairvaux)

Anmerkung: Für jede*n von uns bedeutet Gott etwas anderes. Ich bitte Dich, das für Dich einzusetzen, was hier für Dich passt und stimmig ist.

Meine Kraftquellen

Die Schalen der Liebe als Quelle. Das bringt mich unweigerlich zu der Frage: Was nährt zur Zeit meine Quelle? Was tue ich gerade für mich, um auch weiterhin von meiner Fülle geben zu können?

Ich

  • genieße das morgendliche Vogelgezwitscher beim Aufwachen
  • mache als erstes 10 Minuten Morgengymnatik
  • schenke mir selbst ein Lächeln im Spiegel
  • genieße das gemeinsame Frühstück mit meinem Mann
  • gehe jeden Tag zu Fuß ins Büro
  • halte Kontakt zu Menschen, die mir gut tun
  • telefoniere ab und zu mit meiner Tochter
  • pflege mein kollegiales Netzwerk
  • höre am Wochenende das WDR Klassik-Radio
  • bestelle leckeres Essen aus meinen Lieblingsrestaurants
  • kaufe mir Frühlingsblumen
  • gehe im Wald spazieren
  • lese viel
  • bilde mich weiter (ich höre gerade einige Beiträge des diesjährigen Resilienzkongresses)
  • schreibe oder spreche über das, was mich beschäftigt, berührt und belastet
  • lache aus ganzem Herzen mit meinem Mann über die Komik des Alltags
  • nehme meine Gefühle so an, wie sie gerade kommen

Dankbarkeit als Schlüssel

Ich bin dankbar für das was ich habe! Ich bin dankbar für die geliebten Menschen an meiner Seite! 🥰Ich bin dankbar, dass ich bislang von einer Erkrankung verschont geblieben bin! 🍀🍀🍀Und ich sehe, was und wieviel ich in den letzten Monaten geschafft habe!🍾

Dieses Gefühl von Dankbarkeit ist übrigens eine wesentliche Eigenschaft resilienter Menschen. Darauf wird in den verschiedensten Vorträgen des Resilienz-Kongresses immer wieder hingewiesen. Zum Thema Resilienz habe ich in den letzten Monaten bereits mehrere Beiträge veröffentlicht. In „Was uns stark macht“ geht es um Resilienz im Allgemeinen und mit „Kraft schöpfen in der Krise“ gehe ich nocheinmal tiefer ins Detail.

Einladung zur Selbstfürsorge

Jetzt bist an der Reihe: Und was tust Du für Dich? Kannst Du trotz der schwierigen Zeiten für das dankbar sein, was Du hast und wer Du bist? Wie steht es um Deine Resilienz? Siehst Du, was Du bereits geschafft hast?
Falls Du merkst, dass Du alleine nicht mehr weiter weißt, dann hole Die bitte Hilfe und Unterstützung in Deinem privaten oder beruflichen Umfeld bzw. suche Dir professionelle Hilfe. Sprich drüber und werde aktiv. Auch wir Erwachsenen könnten manchmal Mareike Paics „Sorgenschmelzer und seine Kummerkunpel“ brauchen.

Ich bin der festen Überzeugung, dass das Ende nun absehbar wird. Das erfüllt mich mit Zuversicht und bis dahin werde ich mir jeden Tag aufs neue Kaffee und Tee kochen (ich mag nämlich beides), damit ich immer aus einer vollen Tasse trinken kann.

Ich wünsche Dir Kraft für die nächste Zeit
Deine Anja

Meine Angebote zur Unterstützung

Einladung zum Online-Gruppencoaching für Führungskräfte am 15.04.2021 von 17-19 Uhr. Hier hast Du die Möglichkeit einmal kostenlos teilzunehmen, um die Gruppe und das Angebot kennenzulernen. Melde Dich am besten über das Kontaktformular bei mir:

Am 27.05.2021 von 16 – 19 Uhr findet gemeinsam mit meiner Kollegin Anja Klosterman ein Online-Seminar: „Neues entsteht – Veränderungsprozesse im Team verstehen und begleiten“ für Führungskräfte, stellvertretende Leitungen und Gruppenleitungen in Krippe, Kita und OGGS statt. Weitere Infos und Anmeldung bei Haus Neuland.

Balance zwischen Empathie und Selbstfürsorge

Diese Woche handelten meine Blogbeiträge immer wieder von Empathie und von Eurer Fürsorgepflicht für die Eltern und Familien, mit denen Ihr zusammen arbeitet. Es ging viel darum, sich in die Eltern einzufühlen, deren Blickwinkel einzunehmen und durch einen Perspektivwechsel die Eltern besser verstehen zu lernen. Heute soll es einfach mal um Euch gehen.

In diesem Zusammenhang fällt mir wieder einmal eine Pflegedienstleitung aus der Altenpflege ein, die regelmäßig nach Dienstschluss zu mir ins Lehrcoaching kam. Es handelte sich um eine sehr gepflegte Frau, die offensichtlich viel Wert auf ihr Äußeres legte. In einer Sitzung kamen wir darauf zu sprechen, dass ich es sehr bemerkenswert fände, wie es ihr jedesmal gelänge, unmittelbar im Anschluss an den Dienst unverschwitzt und gut gekleidet in der Beratung zu erscheinen. Sie erklärte mir, dass ihr das wichtig sei und sich dafür bewusst die Zeit nehme, weil ihre Philosophie laute: „Nur wer sich selbst gut pflegt, kann auch andere gut pflegen“. Ich habe seither diesen Satz übernommen und ihn wie folgt verändert: „Nur wer gut für sich selbst sorgt, kann gut für andere sorgen.“

Denkt bei aller Empathie deswegen auch an Euch selbst. Tut Euch etwas Gutes. Macht etwas, dass Euch Spaß macht. Lest ein gutes Buch, nehmt ein schönes Entspannungbad, esst ein Stück Schokolade, telefoniert mit lieben Menschen, geht Spazieren, hört Musik, macht Euch einen gemütlichen Abend mit Eurem Lieblingsfilm, treibt Sport…

Hier findet Ihr im Download eine Selbstfürsorge-Karte, die Euch daran erinnern soll, gut für Euch zu sorgen. Hängt sie irgendwo sichtbar für Euch auf. Vielleicht kennt Ihr ja auch noch eine nette Kollegin oder einen netten Kollegen, der*dem Ihr dieses Kärtchen weiterleiten wollt.

 

Jetzt wünsche ich Euch erst einmal ein schönes Wochenende. Passt gut auf Euch auf und sorgt gut für Euch. Ich freue mich auf nächste Woche und hoffe, dass viele von Euch meinen Blog wieder besuchen.

Eure Anja

 

P.S. Ich würde mich über ein erstes Feedback zu dieser Woche freuen. Ich bin gespannt auf Eure Kommentare. Gibt es bestimmte Themen, die Euch interessieren und über die ich für Euch schreiben kann?