Ein sicherer Platz für Kuschel & Co – die Ich Box

Wie bereits angekündigt, stellt Euch diesmal Mareike Paic von den Sternstunden Seminaren ergänzend zu meinen Blogbeitrag: „Kuschel muss mit“ ihre Ich-Box als besondere Möglichkeit, den Übergangsobjekten der Kinder einen besonderen Platz zu geben vor. Ich wünsche Euch tolle Impulse und Anregungen für Eure Praxis.

Eure Anja

Vom „ICH-BUCH“ zur „ICH BOX“ – Eine bewährte Methode wird erweitert

ein Gastbeitrag von Mareike Paic

In vielen Krippen und Kindertagesstätten wird bereits mit den sog. Ich-Büchern gearbeitet. Dabei handelt es sich um ein kleines, persönliches Fotoalbum, das von der Familie des Kindes im Vorfeld gestaltet und am 1. Kindergartentag mitgebracht wird.


Bilder sagen mehr als Worte

Beim ersten Kennenlernbesuch des Kindes erhalten die Eltern einen Blankohefter oder Ordner mit bis zu 8-10 Seiten, die dann von der Familie bis zum ersten Kita-Tag mit Bildern von wichtigen Personen und Dingen aus dem Lebensumfeld des Kindes bestückt werden.
Das können Bilder von Bezugspersonen, Haustieren, Lieblingsorten, Rückzugsorten und ähnliches sein. Hilfreich für die Pädagogischen Fachkräfte ist eine kurze Beschriftung der Fotos mit Namen oder Bezeichnungen. In vielen Familien gibt es individuelle, familieninterne Begriffe und Bezeichnungen, so wird die Lieblingsspeise „Joghurt“ beispielsweise zum „Nano“ und wir erfahren, dass Ludwig nicht der Lieblingsonkel, sondern die Familienkatze ist, die wiederum vom Kind Lulu gerufen wird.

Wichtige Rituale – z.B. bevorzugte Einschlafpositionen und -helfer wie z.B. Bilderbuch, Schnuller oder Fläschchen können auf diesen Bildern ebenfalls dokumentiert werden. So verstehen wir als pädagogischen Fachkräfte das Kind und seine Bedürfnisse ohne viele Worte.

Das Ich-Buch wird oftmals zum wichtigen Halt für das Kind, wenn die Bindungspersonen nicht anwesend sind – besonders in der Eingewöhnungszeit. Dieses Büchlein gibt dem Kind dann Trost und Sicherheit.

Da die Ich-Bücher in der Regel über die gesamte Krippen- bzw. Kindergartenzeit in der Gruppe verbleiben werden sie zum wertvollen Tröster und Wegbegleiter auch über die Eingewöhnungszeit hinaus.

Wohin mit dem Schnuffeltuch?

Nach ein paar Jahren voller emotionaler „Ich-Buch-Momente“ beobachtete ich immer wieder, dass wertvolle Übergangsobjekte wie der Teddy oder auch das Schnuffeltuch oft keinen festen, geschützten Ort in der Gruppe hatten. Dies führte oftmals zu tränenreichen Suchaktionen. Ich suchte daraufhin nach einer Möglichkeit, den Lieblingsstücken des Kindes mehr Wertschätzung zukommen zu lassen. Bei einem Austauschtreffen erzählte mir eine Kollegin von persönlichen Schatztruhen, die sie für jedes Kind eingerichtet hatte. Diese Idee griff ich umgehend auf und entwickelte sie weiter.

Eine persönliche Schatzkiste: Die Ich-Box

Anstatt eines Ordners bekommen unsere Familien seitdem einen kleinen, leeren Karton mit nach Hause. Hierfür eignen sich Kinderschuhkartons, stabile Umverpackungen z.B. aus Drogerien und Parfümerien oder natürlich auch gekaufte Schmuckkartons – je nach Bezugsquelle und Etat.

Beim ersten Kennenlernbesuch kann sich ein Kind je nach Alter seinen Namen und eine Verzierung aus Buchstaben, Stickern und Klebebändern zusammenstellen und auf die Kiste kleben. Die Familien gestalten und füllen diese Schachtel zuhause als Vorbereitung auf die Eingewöhnung und das Kind bringt diese dann am ersten Tag mit in seine neue Gruppe. Neben den Fotos, die auch in einem Ich-Buch sind, finden in dieser persönlichen Schatzkiste auch ein kleiner Teddy, das Lieblingsauto, ein Schnuffeltuch oder ähnliches einen festen Ort. So wird diese Schatzkiste eine stärkende und tröstende Kiste der Erinnerungen für das Kind. Einige Kinder bringen dann auch ein Tuch mit dem Parfum der Mama oder den Bären mit dem Geruch von Papa mit in die Krippe oder den Kindergarten. Damit kann dann eigentlich nichts mehr schief gehen, oder?

Solche Seelentröster sind gut in einer solchen Kiste aufgehoben. Jede Kiste hat ihren festen Platz im Gruppenraum, wo das Kind jederzeit darauf zurückgreifen kann. Und selbstverständlich ziehen die persönlichen Schatzkisten mit dem Kind um, wenn es z.B. hausintern von der Krippe in den Kindergarten wechselt.

Schätze (wert-)schätzen

Das Kind entscheidet, wann seine Kiste geöffnet wird. Und wer mit hineinschauen möchte, muss erst einmal das Besitzerkind fragen. Auch über den Inhalt bestimmt das Kind.

Wichtig ist mir, das die Idee der Schatzkisten nicht mit dem Gedanken eines Eigentumsfaches vermischt werden. Der Inhalt dieser Box darf zwar wachsen und einzelne Stücke ausgewechselt oder erneuert werden. Sie sollte aber eine Schatztruhe mit kostbaren Einzelstücken bleiben. Für die Kunstwerke und Fundstücke des Tages steht daher weiterhin das Eigentumsfach zur Verfügung.

Persönliche Rituale der Kindheit

Vor einigen Jahren hatte ein Junge aus meiner Gruppe mit seiner Mama ein inniges Ritual, das mir sehr in Erinnerung geblieben ist. Die Mama hatte immer einen Lippenstift dabei. Wenn sie den Kindergarten verließ bekam ihr Sohn mit frisch geschminkten Lippen einen Kuss – mal auf die Stirn, mal auf die Wange. Unser Begrüßungsritual bestand dann daraus, das ich den Kuss finden und bestaunen sollte. Es war toll zu beobachten, wie der Junge mehrfach am Vormittag schnell mal zum Spiegel flitzte, um zu schauen, ob noch eine Spur von Mama zu sehen war. Für ihn war dies eine wichtige Brücke, um seinen Trennungsschmerz zu überwinden.

Eine Dose Kussbonbons“

Nun kannst Du Dir bestimmt meine Begeisterung vorstellen, als ich das Buch „Eine Dose Kussbonbons“ entdeckte. Ein kleiner Eseljunge geht zum allerersten Mal auf Klassenfahrt. Bei aller Vorfreude macht ihn der Gedanke ohne Mama und Papa fahren zu müssen, traurig und unsicher. Mama Esel hat daraufhin eine geniale Idee: Sie „stempelt“ mit Eselpapa kleine Zettel mit ihren Küssen und packt einen ganzen Vorrat davon in eine bunte Bonbondose.
Schon im Bus kann so ein kleiner „Kuss zum Mitnehmen“ den kleinen Esel trösten.

Diese Idee musste von da an mit in die Ich-Box! Als Ausgangspunkt erzähle ich den Eltern diese kleine Geschichte bereits beim Kennenlernen. Da die Geschichte recht kurz ist, lässt sie sich gut in den Kennenlernnachmittag einbauen und die Eltern können dann Kussbonbons zu Hause vorbereiten. Auch die Wartezeit während der ersten Trennungsversuche können damit verkürzt werden, wenn Eltern dazu eineladen werden Kuss-Bonbon-Gläser für ihr Kind zu gestalten und zu füllen.

So können die „Bonbons“ später vom Kind individuell und stärkend vernascht werden. Die Kinder lieben es, wenn ich Ihnen dabei die Geschichte vom kleinen Esel vorlese.

Ich wünsche Dir und den Kindern ganz viele innige „Ich-Momente“ während der Eingewöhnung und einen guten Start mit den neuen Kindern und Eltern

Deine

Mareike Paic (Sternstunden-Seminare)

Buch-Tipp:

Eine Dose Kussbonbons von Michel Gay , erschienen bei Beltz& Gelberg ISBN 978-3-407-76102-6

Mehr von Mareike Paic und den Sternstunden – Seminaren:

Kontaktdaten: www.sternstunden-seminare.de

Als Sprachbildungskraft liegt Mareike schon seit vielen Jahen die Begleitung der Sprachentwicklung am Herzen. Hierzu hat sie im Rahmen der Stenstunden – Seminare eine DVD aufgenommen: „Überall steckt Sprache drin“. Die Beschreibung und Bezugsquelle findet Ihr hier im Download.

Wenn Ihr mehr von Mareike und mir hören wollt, schaut in unser Gespräch auf YouTube zum Thema: „Sprachbildung trotz(t) Corona“ rein.

Eingewöhnung im Beziehungsdreieck

Das aktuelle Kita-Jahr neigt sich dem Ende zu, die Zeichen stehen auf Abschied und Neubeginn. Einige Kinder verlassen die Kita, Krippe und Kindertagespflege nach mehreren Jahren und schon bald kommen neue Kinder und Eltern. Genau der richtige Zeitpunkt, um das bestehende Eingewöhnungskonzept zu überprüfen.

Seit vielen Jahren beschäftige ich mich als Referentin mit dem Thema Bindung und Eingewöhnung. Dabei ist mir besonders wichtig, dass die Eingewöhnung als grundlegender Prozess verstanden wird, der in einem Beziehungsdreieck von Kind, Eltern und pädagogischer Fachkraft stattfindet. Das Ziel der Eingewöhnung besteht darin, dass das Kind sich in Abwesenheit der Eltern oder Hauptbindungspersonen an die Pädagogische Fachkraft wendet, wenn es Trost oder Unterstützung sucht. Das braucht Zeit und Vertrauen auf allen Seiten.

Welche Gedanken gerade zu Beginn des Kennenlernens und der Eingewöhnung in Eltern, Kindern und Pädagogischen Fachkräften vorgehen, haben Laewen, Andres und Hédervári-Heller in ihrem Buch „Ohne Eltern geht es nicht“ eindrucksvoll anhand folgender Fragen veranschaulicht.

Die inneren Fragen

… des Kindes an die*den Mutter/Vater/Hauptbindungsperson

  • Wirst du mich in dieser Fremde allein lassen?
  • Wirst du meine Angst verstehen, weil alles fremd für mich ist?
  • Wirst du so lange bei mir bleiben, bis ich hier vertraut bin?
  • Magst du meine ErzieherIn?

… des Kindes an die Pädagogische Fachkraft

  • Wirst du mir Zeit lassen, dich kennenzulernen?
  • Wirst du mich beschützen und unterstützen?
  • Wirst du mich trösten, wenn ich traurig bin?
  • Wirst du meine Mutter und meinen Vater mögen?

… von Mutter/ Vater/ Hauptbindungsperson an das Kind

  • Wirst du ohne mich zurechtkommen?
  • Wirst du mich vermissen?
  • Wirst du die Pädagogische Fachkraft vielleicht lieber mögen?
  • Wird es dir hier gut gehen?

… von Mutter/ Vater/ Hauptbindungsperson an die Pädagogische Fachkraft

  • Wird sie mein Kind mögen und verstehen?
  • Kann ich von meinen Ängsten sprechen, von meinen Zweifeln, vielleicht auch meinem Misstrauen?
  • Wird sie mein Kind an sich reißen?
  • Wird sie in Konkurrenz zu mir treten?

… von der Pädagogischen Fachkraft an das Kind

  • Wirst du leicht Zugang zu mir finden?
  • Werde ich deine Signale verstehen und herausfinden können, was ganz Besonderes du brauchst?
  • Wirst du mit den anderen Kindern zurechtkommen?
  • Wirst du dich hier gut einfinden?

… von der Pädagogischen Fachkraft an Mutter/ Vater/ Hauptbindungsperson

  • Wird sie/er mich als Begleiter*in ihres/ seines Kindes akzeptieren?
  • Wird sie/er offen oder verschlossen sein für Gespräche mit mir?
  • Empfindet sie/er mich als Konkurrent*in oder Partner*in?
  • Wie bewertet sie/er meine Art zu arbeiten?
Anwendung in der Praxis

Diese Fragen lassen sich vielfältig in Eurer Praxis einsetzen:

  • als Einstieg in eine Teamreflexion, um zu überlegen, was Kinder und Eltern vor und während der Eingewöhnung als Unterstützung von Euch brauchen.
  • als Aushang in der Anfangszeit, um den Eltern zu signalisieren, dass Ihr Euch dieser Fragen bewusst seid und Ihr selbst ganz ähnliche Fragen an die Kinder und Eltern habt.
  • alternativ zum Aushang, könnt Ihr die Fragen auch als Informationsbrief den Eltern im Kennenlerngespräch aushändigen. Oftmals wird dies zum Gesprächseinstieg über die konkreten Sorgen und Bedenken der Eltern.
  • als angeleitete Imaginationsreise zum Einstieg in den ersten Informationselternabend mit den neuen Eltern. Im Anschluss an diese Imaginationsübung könnt Ihr den Eltern kurz Zeit geben darüber ins Gespräch zu kommen.

Indem Ihr diese Fragen öffentlich und transparent macht, ist ein wesentlicher Grundstein für eine gelingende Bildungs- und Erziehungspartnerschaft gelegt.

Viel Erfolg bei Eurer Reflexion und Umsetzung

Eure Anja

Oder bist Du interessiert an einem Webinar zum Thema „Eingewöhnung in der Peer Group“? Dann melde Dich hier für den 20.06.2020 dazu an:

Buchtipp:

Laewen, H.-J. / Andres, B. / Hédervári-Heller, É.: Ohne Eltern geht es nicht. Die Eingewöhnung von Kindern in Krippen und Tagespflegestellen 6. Auflage 2012

Die Zeitkapsel – Botschaft an die Zukunft

Wir erleben gerade eine historische Zeit, an die wir und die Kinder uns in besonderer Form erinnern werden. Einige ältere Kinder erleben diese Zeit sehr bewusst. Andere, meist jüngere Kinder, können das Erlebte aufgrund ihrer Entwicklung noch nicht versprachlichen. Sie speichern daher die Ereignisse in ihrem Körper- und Gefühlsgedächtnis. Um mit Kindern das aktuell Erlebte zu bearbeiten, möchte ich heute ergänzend zu dem im letzten Beitrag benannten Portfolio die Zeitkapsel als weitere Methode vorstellen. Durch das gemeinsame Gestalten einer Zeitkapsel mit den Kindern erfahrt Ihr, wie Eure Kinder aktuell die Situation wahrnehmen, was ihnen wichtig ist und welche Themen sie gerade beschäftigen. Das gemeinsame Tun bietet einen Gesprächsanlass über die Gefühlswelt der Kinder. Sie merken, dass sie nicht alleine mit ihrem Erleben und ihren Gefühlen sind. Das eröffnet Raum zum gemeinsamen traurig, ängstlich und wütend Sein und es tut auch gut, immer wieder gemeinsam zu lachen. Das alles zusammen kann für viele Kinder eine befreiende und angstlösende Wirkung haben.

Was ist eine Zeitkapsel?

Eine Zeitkapsel ist ein Behälter gefüllt mit verschiedenen zeittypischen Dinge. Dieses Behältnis wird verschlossen und für einen vereinbarten Zeitraum aufbewahrt. Zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder sie wieder geöffnet. Manchmal wird eine Zeitkapsel auch für spätere Generationen vergraben, um den Findern in der Zukunft über das gegenwärtige Leben zu berichten.

Wann wird eine Zeitkapsel erstellt und gestaltet?

Zeitkapseln werden zu unterschiedlichsten Anlässen zusammengestellt.:

  • bei persönlichen Anlässen
    • Geburt
    • Hochzeit
    • Schuleintritt
    • kurz vor dem nahenden Tod
  • bei historischen Anlässen
    • Naturkatastrophen
    • Jahrtausendwechsel
    • Pandemien
Ab welcher Altersstufen ist diese Methode einsetzbar?

Da die Kinder von ihrer kognitiven Entwicklung ausgehend, eine Vorstellung von Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit haben sollten, eignet sich die Methode für Kinder im Alter ab ca. 4 Jahren.

Welche Behälter sind geeignet?

Das ist davon abhängig, wo und wie lange die Zeitkapsel gelagert werden soll. In der Regel reicht ein Karton oder eine Metalldose, die für die vereinbarte Zeit in einem Regal oder an einem trockenen Ort gelagert wird. Soll die Zeitkapsel irgendwo vergraben werden, ist es wichtig, dass das Behältnis möglichst wasserdicht und rostfrei ist.

Was gehört in eine Zeitkapsel?

Alles, was den Kindern für diese Zeit wichtig und typisch ist: selbstgemalte Bilder, Fotos, Briefe, Smileys, Gefühlskarten, Gegenstände wie Mundschutz, Abspeerband, Toilettenpapier, Nudeln etc. Euren Kindern wird bestimmt ganz viel dazu einfallen.

Wann sollte eine Zeitkapsel wieder geöffnet werden?

Den Zeitpunkt, wann die Zeitkapsel wieder geöffnet werden soll, solltet Ihr gemeinsam mit den Kindern festlegen. Das kann einen Zeitraum von 3 Monaten über 1 Jahr bis hin zu mehreren Jahren umfassen.

Welche Variationsmöglichkeiten gibt es?

Ihr könnt, z.B.

  • mit allen angehenden Schulkindern gemeinsam eine Zeitkapsel verpacken und Euch im kommenden Jahr dazu verabreden, sie gemeinsam wieder zu öffnen.
  • mit jedem einzelnen Kind eine persönliche Zeitkapsel zusammenstellen, die bei Euch gelagert wird und die dem Kind in 3 Monaten oder einem Jahr zugestellt wird.
  • mit den älteren Kindern eine Zeitkapsel für die jüngeren Kinder packen, die Jüngeren dann öffnen können, wenn sie selbst zur Schule kommen.

Ich bin überzeugt davon, dass Ihr gemeinsam mit den Kindern viele kreative Ideen entwickeln werdet. Damit ich ein bisschen daran teilhaben kann, bitte ich Euch, mir Fotos von euren Zeitkapseln zu schicken. Schreibt mir begleitend ein paar Zeilen zu Eurer Gruppe, Eurer aktuellen Situation und Eurem Zeitkapselprojekt. Alle Fotos*, die bis zum 30.06.2020 über anjacantzler@t-online.de bei mir eingehen, werde ich im Juli hier in meinem Blog veröffentlichen.

Ich freue mich auf Eure Fotos und Geschichten

Eure Anja

*Bitte achtet aus Datenschutzgründen darauf, dass keine Kinder auf den Fotos abgebildet sind.

Die Gefühlsuhr – Eine Methode zur Förderung der Emotionalen Kompetenz

Zur Förderung der emotionalen Kompetenz gehört es, dass Kinder möglichst spielerisch verschiedene Gefühle kennenlernen und diese zum Ausdruck bringen können. Die folgende Methode von Mareike Paic (Sternstunden-Seminare) unterstützt diesen Lernprozess und schult parallel die Wahrnehmung der Kinder, die verschiedenen Gefühle beim Gegenüber richtig zu interpretieren. Ich wünsche Euch heute viel Spaß mit dem Gastbeitrag von Mareike. Ich hoffe, ihr findet hier ganz viel Inspiration für Eure Arbeit mit den Kindern.

Eure Anja

Mareike Paic – Sternstunden-Seminare:

Die Gefühlsuhren

Habt Ihr auch früher stundenlang vor dem Spiegel gesessen und Grimassen gezogen? Ich selbst konnte als Kind nicht genug davon bekommen. Auch die Kinder, mit denen ich arbeite, verbringen so Ihre Zeit mit viel Spaß und Ausdauer vor dem Spiegel. Daraus entstand vor einiger Zeit meine Idee für die „Smiley-Schmuckdose“.

Die Vorbereitungen

Als erstes solltet Ihr 12 Smileys ausdrucken, auf Karton aufkleben, laminieren und ausschneiden. Zur Aufbewahrung eignet sich ein Schmuckkästchen, ein hübscher Karton oder ähnliches…egal welche Schachtel Ihr findet, ein Spiegel gehört UNBEDINGT dazu, damit sich das Kind selbst sehen und beobachten kann. Natürlich könnt Ihr auch prima einen aufstellbaren Schminkspiegel nutzen.

Die Spielanregung

Ladet das Kind ein, sich einen Smiley auszusuchen und das dargestellte Gefühl mimisch nachzumachen. Lasst das Kind erst einmal experimentieren. Im besten Fall versinkt es in seinem Tun und fühlt dabei spielerisch in sich hinein.

Im weiteren Prozess kann dieser spielerische Zugang ein Türöffner werden, um mit dem Kind über die verschiedenen Gefühle ins Gespräch zu kommen:

  • Wie siehst du aus?
  • Wie fühlt sich das an…im Gesicht, im Bauch …?
  • Warst du auch schon einmal so richtig wütend/traurig/lustig?
  • Wie guckst du, wenn du …bist?
Allein und mit der Gruppe

Die Smiley Schmuckdose lässt sich sehr gut für ein Kind oder in einer 1:1 Interaktion von Pädagogischer Fachkraft und Kind einsetzen. Ergänzend hierzu könnt Ihr die Methode in etwas abgewandelter Form auch im Morgenkreis integrieren. Dann sucht sich ein Kind sich ein Smiley aus der Schmuckdose aus und macht den entsprechenden Gefühlsausdruck mimisch. Die anderen werden dann eingeladen:

  • den Gesichtsausdruck nachzumachen.
  • zu beschreiben, was sie sehen
  • das Gefühl, was in Ihnen hochkommt, zu benennen
  • uvm.
Die Weiterentwicklung einer Spielidee

Um mit mehreren Kindern noch intensiver in das jeweilige Gefühl einzutauchen, die verschiedenen Gefühle zu verdeutlichen und Worte dafür zu finden, habe ich schließlich die Gefühlsuhren entwickelt.

Hierbei handelt es sich um mehrere runde Scheiben aus dicker Pappe, die am Kreisrand mit den gleichen Smileys wie in der Dose beklebt sind und mit einem drehbarem Zeiger, der in der Mitte durch eine Musterklammer in der fixiert wird, und so wie eine Uhr aussehen. (s. Fotos) Achtung: Der Zeiger darf nicht zu lang sein, sonst verdeckt er die Mimik des Smileys.

Jedes Kind bekommt es eine solche Uhr im Morgen- bzw. Spielkreis. Die Gefühluhren können dann unterschiedlich eingesetzt werden: z.B.

  • als Gefühlsbarometer: auf die Frage hin „Wie fühlst Du Dich heute?“ stellt jedes Kind seine aktuelle Befindlichkeit auf der Uhr ein und so seht Ihr, wie es den einzelnen Kindern gerade geht.
  • als Kombination von Schmuckdose und Gefühlsuhren: Ein Kind bekommt die Schmuckdose und alle anderen jeweils eine Uhr. Das Kind mit der Schmuckdose zieht einen Smiley und versucht, den Ausdruck nachzumachen. Zur Selbstkontrolle sollte unbedingt ein Spiegel zur Verfügung stehen. Mit diesem Gesichtsausdruck schaut das Kind dann in die Runde und alle andern stellen ihren Zeiger auf den Smiley, den sie zu erkennen glauben. Wenn alle fertig sind, werden die auf den Uhren markierten Smileys verglichen. Dann entsteht automatisch ein Austausch und es kann vorkommen, dass ein Kind feststellt: „Dein Gesicht sieht aber anders aus. Deine Augenbrauen sind anders. Deine Mundwinkel sind nicht unten.“ usw.

Daraus entsteht oftmals ein gemeinsames Ausprobieren und Experimentieren. Diese Übung ist dadurch nicht nur ein Türöffner, um mit den Kindern über Gefühle ins Gespräch zu kommen, die Kinder werden auch sensibilisiert, genau hinzuschauen und Körpersignale zu deuten.

Ein Dino zeigt Gefühle

Eine zusätzliche, erweiterte Variante für die Uhren wäre die Verwendung von Figuren, die dazu einladen neben den Gesichtsausdrücken auch die Körperhaltung miteinzubeziehen. Hier greife ich gerne auf die Bilder der Geschichte: „Ein Dino zeigt Gefühle“ von Christa Manske und Heike Löffel zurück.

Erfahrungsgemäß entwickeln die Kinder noch ganz viele weitere Variationen mit diesen Materialien.

Ich wünsche euch ganz viel Spaß bei der Umsetzung

Mareike Paic

Kontaktdaten:

Mareice Paic, Sternstunden-Seminare, www.sternstunden-seminare

Buch-Tipps:

Ein Dino zeigt Gefühle, Christa Manske und Heike Löffel, mebes & noack Verlag, ISBN 987-3927796423
Ein Dino zeigt Gefühle „Die Box“ Memo/Lotto Bildkarten Christa Manske und Heike Löffel, mebes & noack Verlag,

Anja Cantzler, Mein Körper, Hase und Igel https://www.hase-und-igel.de/buch/mein-koerper-9783867608589

Anja Cantzler, Meine Sinne, Hase und Igel, https://www.hase-und-igel.de/buch/meine-sinne-9783867608794

Der Trauerkoffer – Eine Methode zum Umgang mit Abschied, Tod und Trauer

Trauer und Tod sind Themen, womit sich bereits kleine Kinder beschäftigen. Wie bereits in den vorausgegangenen Interviews herausgestellt, sind viele Erwachsene mit den Fragen und den Reaktionen der Kinder überfordert oder trauen sich aus Unsicherheit nicht, das Thema mit Kindern zu bearbeiten. Wenn Kinder trauern, brauchen sie eine liebevolle Begleitung durch einfühlsame Erwachsene. In der Trauerbegleitung gibt es verschiedene Möglichkeiten und Methoden, das trauernde Kind und seine Familie zu unterstützen. Eine davon ist der sog. Trauerkoffer.

Was ist ein Trauerkoffer?

Mit einem Trauerkoffer kann das Thema Tod, Trauer und Verlust spielerisch mit den Kindern erarbeitet werden kann. Dabei handelt es sich um einen Koffer, der mit verschiedenen Materialien bestückt ist, die bewusst im Vorfeld passend zur jeweiligen Situation zusammengestellt wurden. Dieser Koffer kann zum einen in der konkreten Arbeit pädagogischen Fachkräfte in der Kita eingesetzt werden oder von der Kita für die trauernden Familien zur Verfügung gestellt werden. Der Koffer bietet für Kinder und/oder Familien eine Möglichkeit, sich mit dem Verlust sichtbar und begreifbar auseinanderzusetzen, wenn sie dazu bereit sind.

Was kann mit einem Trauerkoffer bewirkt werden?

Er kann von Erwachsenen als Unterstützung genutzt werden, um mit Kindern Situationen aufzuarbeiten, die von Trauer, Verlust und Abschiednehmen geprägt sind. Das kann in konkreten Situationen geschehen, die die Kinder im familiären Umfeld erleben oder die sich spontan daraus ergeben, wenn die Kinder tote Tiere auf dem Kitagelände finden und ihre Fragen dazu äußern.

Mit Hilfe des Koffers vermittelt der Erwachsene dem Kind, dass der Tod etwas ganz Natürliches ist und dass der damit verbundene Verlust von einem Angehörigen, Freund oder auch Haustier sehr schmerzlich ist. Das Kind erfährt, dass sich die Traurigkeit mit der Zeit verändert ändert, dass es wieder fröhlich sein darf und sich schließlich gerne an den Verstorbenen erinnert.

In welchem Rahmen kann der Trauerkoffer eingesetzt werden?

Ein Trauerkoffer kann in einer konkreten Einzelsituation mit einem Kind oder mit einer Kindergruppe in der Kita vor Ort zur allgemeinen Thematisierung von Trauer und Tod genutzt werde. Bei einem konkreten Todesfall könnte dieser Koffer auch an die jeweilige Familie weiter gegeben werden. Eine weitere Option wäre, einen Elternabend zu und mit dem Koffer anzubieten. Ein offener Austausch nimmt Eltern evtl. Ängste und das Tabuthema bricht ein Stück weiter auf.

Was ist in einem Trauerkoffer drin?

Je nach Situation, Thema und Alter des Kinder kann folgendes in diesem Koffer sein: Bilderbücher, Materialien wie Tücher, Lichterketten, Gefühlskarten, Stofftier oder Handpuppe, Tonpapier, Kerzen, Steine, Kissen und Blumensamen etc. Dazu gibt es ein Begleitheft mit Impulsen und Anregungen für Umgang mit den Materialien und ein persönliches Gespräch mit der Familie, wenn der Koffer an die Familie ausgeliehen wird.

Wie können die verschiedenen Materialien eingesetzt werden?

Die vielfältigen Materialien im Koffer können je nach Situation unterschiedlich eingesetzt werden. Fällt es einem Kind schwer über den Verlust zu sprechen, kann beispielsweise eine Handpuppe die Brücke zum Kind bauen. Die Handpuppe stellt dann beispielsweise folgende Frage an das Kind: „Möchtest du vielleicht ein Bild malen und es beim nächsten Besuch auf dem Friedhof mitnehmen?“, um so den Trauerprozess in Gang zu bringen. Gefühlskarten ermöglichen einen Einstieg, um für die Gefühle Worte kennenzulernen und diese somit benennen zu können. Aus dem Tonpapier kann eine Blume mit verschiedenen Blütenblättern gebastelt werden. Jedes Blatt hat die Form einer Träne, worauf die Kinder malen, was sie traurig macht. Jedes Kind sucht sich eine Kerze aus, die es in Gedenken an einen Verstorbenen entzünden darf. Im Allgemeinen haben Kerzen eine sehr lange Tradition. Die Flamme gibt Geborgenheit, sie spendet ein besonderes sanftes Licht, das eine gemütliche, aber auch gleichzeitig festliche Stimmung erzeugen kann. Auch in der Trauerarbeit ist die Kerze ein wichtiges, tröstliches und nicht wegzudenkendes Element. Sie symbolisiert, dass das Licht der Seele des verstorbenen Menschen immer noch leuchtet, und dass er dadurch unvergessen bleibt. So wird durch das Anzünden der Kerze eine magische und besondere Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten geschaffen, die für die trauernden Menschen sehr tröstlich ist. Traditionell werden an bestimmten Tagen besondere Kerzen angezündet. Grablichter z.B. sollen zeigen, dass an diesen Tagen ganz besonders an den Verstorbenen gedacht wird. Eine gute Möglichkeit ist es daher, Kindern die Gelegenheit zu geben, eine eigene Kerze zu gestalten und diese am Tag der Beerdigung oder zu einem späteren Zeitpunkt aufzustellen. Auch Zuhause kann die brennende Kerze der Familie oder dem Kind einen Raum für die Trauer eröffnen. Eine weitere Idee im Falle eines plötzlichen und unerwarteten Todesfalls ist das Abbrennen von Wunderkerzen am Grab, die das abrupte Ende versinnbildlichen.

Grundsätzlich lieben Kinder, Koffer in denen sie stöbern und eintauchen dürfen. Das regt ihre Phantasie und Kreativität an. Die Materialien werden sie dazu anregen eigene Ideen und Impulse zu entwickeln, wenn sie hierfür die Gelegenheit bekommen.

Ein Beispiel aus der Praxis

Für den fünfjährigen Tom war es ein schwerer Schlag, als sein Opa starb. Die Beziehung der beiden war sehr eng und intensiv. Zunächst wollte der Junge kaum über den Tod gesprochen.sprechen. Mittlerweile hat sich das völlig verändert und Tom nutzt gerne das Angebot der Pädagogischen Fachkräfte zur Trauerverarbeitung. Er nimmt mit ein paar Kindern aus seiner Kitagruppe an einer Gesprächsrunde teil, bei der der Trauerkoffer eingesetzt wird. Tom, die Kinder und die Pädagogischen Fachkräfte sitzen im Kreis in der Mitte brennt eine Kerze und der Koffer steht geöffnet an der Seite. Jedes Kind nimmt nacheinander einen Stein aus dem Koffer und berichtet, wie es ihm heute geht. Tom beteiligt sich aktiv am Gespräch und man merkt, wie es ihn erleichtert, seine Gefühle mit den anderen teilen zu können.

Was gilt es zu beachten?

Empfehlenswert ist es für Teams, schon vor Auftreten des ersten Todesfalls, Verlustes und Abschieds, sich mit dem Themen „Tod und Trauer“ zu beschäftigen und ein Konzept hierzu zu entwickeln. Das Thema an sich erfordert viel Mut von den pädagogischen Mitarbeiter*innen. Es ist wichtig zu wissen, dass dieses Thema immer ganz viel in uns selbst auslösen kann und unsere eigene Geschichte hier eine wichtige Rolle spielt. Die Kinder werden den Erwachsenen nach seiner Meinung und seinen Erfahrungen fragen. Die Arbeit mit dem Koffer erfordert daher eine ehrliche Auseinandersetzung mit sich selbst, um eine bewusste und authentischen Haltung entwickeln zu können. Wer bei dieser biografischen Selbstreflexion erkennt, dass es ihm schwer fällt, das Thema mit Kindern und Familien zu bearbeiten, sollte dies in Absprache anderen Kolleg*innen überlassen. Das hat nichts mit „Drücken vor der Arbeit“ zu tun. Es ist gelebte Authentizität. Bei der Arbeit mit den Kindern und Familien ist immer das Prinzip der Freiwilligkeit zu wahren. Das bedeutet, dass jede*r kann etwas sagen und sich beteiligen aber niemand muss. Selbstverständlich unterliegt diese Arbeit der Schweigepflicht wie jede andere persönliche Information, die Kinder und Familien mit den Pädagogischen Fachkräften teilen, auch. Wichtig ist auch der wertschätzende und achtsame Umgang mit den Gefühlen und Befindlichkeiten der Kinder und Familien. Das bedeutet, den Gefühlen Raum zu geben, wenn die Kinder es brauchen und sich wieder abwartend zurück zu ziehen, wenn das Kind signalisiert: „Halt Stopp, für jetzt reicht es mir.“

Schenkt den Kindern Euer Vertrauen im Umgang mit ihren Gefühlen und bleibt aufmerksam für die Signale der Kinder.

Ein Gastbeitrag von Vanessa Pivit, Erzieherin und Trauerbegleiterin

Bücherlisten zum Download

www.trauerbegleitung-pivit.de

trauerbegleitung-pivit@t-online.de / Tel.: 0160 – 947 43 683