Folgende Situation kennst Du bestimmt aus Deiner Praxis: ein neues Kind kommt jeden Tag mit seinem kleinen Teddy „Kuschel“ in die Kita. Kuschel hat den Auftrag, solange das Mädchen in der Kita ist, gut auf sie aufzupassen. Und so begleitet Kuschel sie in den ersten Tagen und Wochen der Trennung durch den Kita- Alltag. Kuschel ist zunächst überall mit dabei. Erst nach und nach kann Kuschel von einem Regal zuschauen und später wird er nur noch in ganz besonderen Situationen dazu geholt z.b. wenn das Mädchen sehr traurig oder müde ist. Beim Schlafen hat Kuschel seinen festen Platz im Bett des Mädchens.
Was diesem Mädchen ihr Teddy Kuschel ist, ist für andere Kinder der Schnuller, eine Puppe, das Schmusetuch, ein spezielles Spielzeug oder ein anderer besonderer Gegenstand. Alle hier aufgezählten Dinge haben eins gemeinsam: sie dienen den Kindern als sog. Übergangsobjekte und geben Halt in schwierigen Situationen.
Wofür sind Übergangsobjekte wichtig?
Als Übergangsobjekte wählen Kinder Gegenstände, die eine besondere Bedeutung für sie haben. Donald W. Winicott (engl. Kinderarzt und Psychoanalytiker) hat herausgefunden, dass diese Objekte in der frühen Mutter-Kind-Beziehung als Symbol für die Einheit von Mutter und Kind stehen. Demzufolge werden Übergangsobjekte etwa ab den 6. Lebensmonat für Kleinkinder bedeutsam. Ein Übergangsobjekt tritt in Abwesenheit der Eltern an Stelle der oralen und emotionalen Befriedigung, die das Kind sonst von ihnen erhält. So wird ein Übergangsobjekt zum vorübergehenden Ersatz für die abwesenden Bezugspersonen und bietet dem Kind Schutz, Sicherheit, Halt und Geborgenheit. Das Objekt hilft ihm, die Abwesenheit seiner Bezugspersonen besser zu meistern.
Gerade zu Beginn der Eingewöhnungszeit tragen viele Kinder ihre Übergangsobjekte wie Begleiter den ganzen Tag mit sich herum, andere greifen nur in schwierigen Situationen darauf zurück. Mit zunehmendem Alter verlieren einzelne Übergangsobjekte i. d. R. an Bedeutung.
Aber mal Hand aufs Herz. Hast Du vielleicht auch heute noch irgendeinen Glücksbringer oder Gegenstand in Deiner Mantel- oder Hosentasche? Hilft es Dir, ein besonderes Kleidungsstück zu tragen, wenn Du vor neuen Situationen stehst? Oder beruhigt Dich ein bestimmter Geruch, der Dich an Deine Kindheit erinnert? Dann kannst Du die Kinder gut verstehen, wie wichtig und wertvoll ihre Lieblings“objekte“ für sie sind.
Wissenswertes über Übergangsobjekte in der Kita
Die Entscheidung für ein Übergangsobjekt ist eine sehr persönliche und individuelle Wahl eines Kindes. Es entscheidet sich für einen bestimmten Gegenstand entsprechend seiner Vorlieben und Bedürfnisse. Für das emotionale Wohlbefinden des Kindes ist es daher wichtig, dass Du und andere Erwachsene diese Entscheidung bedingungslos akzeptieren. Das ist in der Praxis nicht immer ganz einfach, da die gewählten Übergangsobjekte z.B. das harte, kantige Spielzeugauto oder das nicht mehr besonders ansehnliche, abgewetzte Kuscheltier nicht zwangsläufig Deinen Erwachsenenvorstellungen und ästhetischen Ansprüchen entspricht.
In der pädagogischen Praxis bedarf es feinfühliger Pädagogischer Fachkräfte, die um die Bedeutung von Übergangsobjekten für Kinder wissen und diese Objekte in der täglichen Arbeit als wesentliche Brücke zu den jeweiligen Bindungspersonen des Kindes begreifen und zulassen können. Übergangsobjekte haben einen unschätzbaren emotionalen Wert für ein Kind. Daher sollten wir Erwachsene – Pädagogische Fachkräfte, Eltern und andere Bezugspersonen – diese einem Kind niemals wegnehmen bzw. verwehren. Ein solches Tun kann ein Kind in eine emotionale Krise versetzen und gewachsene Bindungen gefährden. Aus Erfahrung weißt du sicherlich, dass sich mit der Zeit die Gelegenheit bietet, gemeinsam mit dem Kind im Dialog zu überlegen, ob das Übergangsobjekt zwischendurch von einem Regal aus zuschauen oder sogar in der Garderobe bzw. im Bett auf das Kind warten kann. In jedem Fall sollte dem Kind sein Übergangsobjekt jederzeit und je nach Bedürfnis frei zugänglich sein. Es liegt im Ermessen des Kindes, ob und wann es sein Übergangsobjekt braucht. Erinnerst Du Dich eventuell daran, ob es in Deiner eigenen Kindheit geliebte Teddys, Puppen, Schmusedecken oder Spielzeuge gab, die eine wichtige emotionale Funktion und Bedeutung für Dich hatten? Bei mir war es ein alter recht harter Teddy namens „Fritz“. Fritz hat mich viele Jahre durch meine Höhen und Tiefen begleitet und war stets ein sehr geduldiger Zuhörer und ein fantastischer Tröster. Und bei Dir? Deine Reflexion hierüber ist ein wichtiger Ausgangspunkt, um das Bedürfnis des Kindes besser nachvollziehen zu können. Manchmal ist es hilfreich, auch mit den Eltern über diese Fragestellung in den Dialog zu kommen, denn erfahrungsgemäß stehen nicht alle Eltern hinter der Wahl und Entscheidung ihrer Kinder für ein bestimmtes Übergangsobjekt.
Schwere Zeiten für Übergangsobjekte
Aktuell sind für die begleitenden und brückenbauenden Übergangsobjekte schwere Zeiten angebrochen. Deine pädagogische Praxis ist trotz der Rückkehr zum Regelbetrieb weiterhin durch Hygienevorschriften geprägt. In einigen Kitas und Tagespflegestellen sollen daher die Kinder möglichst wenige Gegenstände zwischen Elternhaus und Kita hin und her tragen, um eine Infektionsübertragung zu vermeiden. Bei Übergangsobjekten ist hier auf jeden Fall eine Ausnahme zu machen, da sie den Kindern eindeutig die Trennung von den Eltern erleichtern. Diese hilfreiche Unterstützung darf auf keinen Fall den Hygienevorschriften zum Opfer fallen. An anderer Stelle wiederum wird empfohlen, die Objekte mindestens zweimal die Woche zu reinigen und zu desinfezieren. Mit einem Schnuller wird dies automatisch gemacht und das geliebte Spielzeugauto zu desinfezieren ist sicherlich möglich. Problematischer ist diese Empfehlung bei Kuscheltieren oder Schmusetüchern, deren spezifischer Geruch an zu Hause erinnert. Meines Erachtens bietet ein fester Platz für das Übergangsobjekt eventuell in Form einer sog. „Ich-Box“ Abhilfe für dieses Dilemma. Durch die feste Zuordnung, wohin und zu wem das Übergangsobjekt gehört, wird das Weiterreichen der Objekte unter den Kindern minimiert. Was sich genau hinter der Ich-Box verbirgt, verrät Dir Mareike Paic im nächsten Blog-Beitrag. Ich freue mich, Mareike ein weiteres Mal für einen Gastbeitrag gewonnen zu haben, Das erstemal hat sie hier ihre Gefühlsuhren vorgestellt.
Beim Reinigen und Desinfizieren eines Übergangsobjektes kannst Du das Kind auch spielerisch miteinbeziehen. Die Kinder erleben zur Zeit, das Händewaschen und die Desinfektion zum Alltag gehören. Im Rollenspiel kannst Du oder die Eltern mit den Kindern gemeinsam die Kuscheltiere, Schmusetücher und andere Spielzeuge reinigen. So erlebt das Kind mit, was mit seinem Lieblings-„objekt“ passiert und bekommt eine nachvollziehbare Erklärung dazu.
Abschließend möchte ich Dich einladen, Dich gemeinsam mit Deinem Team auf den Weg zu machen, um mit den Eltern gute Lösungen zu entwickeln, damit den Kindern trotz widriger Umstände das Mitbringen von Übergangsobjekten möglich ist.
Ich wünsche Dir einen guten Start mit den Kindern und den vielen verschiedenen Kuscheltieren, Schnullern, Schmusetüchern etc.
Deine Anja
Hier kommst Du direkt zu dem bereits veröffentlichten Gastbeitrag von Mareike Paic über die „Gefühlsuhren“.
In dem heutigen Beitrag bekommt Ihr von mir einen kurzen Überblick über die verschiedenen Eingewöhnungsmodelle. Diese Übersicht ist hilfreich, wenn Ihr mit Eurem Team entweder auf der Suche nach einem für Euch geeignetem Konzept für die Eingewöhnung seid oder Ihr Euer bestehendes Konzept im Vergleich zu anderen überprüfen möchtet. Im Anschluss an diesen Beitrag findet Ihr als Ergänzung „5 Tipps zur Gestaltung einer erfolgreichen Eingewöhnung“, die Ihr bei mir anfordern könnt. Diese 5 Tipps unterstützen Euch bei der Erarbeitung und Überprüfung Eures Eingewöhnungskonzeptes.
Ein Blick in die Vergangenheit
Seit vielen Jahren beschäftige ich mich als Referentin mit dem Thema Bindung und Eingewöhnung. In meinem Berufspraktikum vor gut 30 Jahren war es durchaus üblich, dass die Kinder den Übergang von Familie zu Kita ohne Begleitung der Eltern bewältigen mussten. Das war für alle Beteiligten sehr anstrengend. Ich empfand es schon damals als wenig kindgerecht und spürte, wie viele Kinder unter dieser abrupten Trennung litten. Obwohl das Berliner Eingewöhnungskonzept bereits vereinzelt in Krippen praktiziert wurde, etabliert sich die elternbegleitete Eingewöhnung erst mit dem Ausbau der Betreuung für die Kinder im Alter von 0 – 3 Jahren. Heute gilt die Elternbegleitung als wesentliches Qualitätsmerkmal für die Gestaltung von Eingewöhnung.
Verschiedene Modelle entstehen
Mittlerweilen wurden 5 verschiedene Modelle aus den verschiedensten wissenschaftlichen und praxisorientierten Ansätzen heraus entwickelt.
Berliner Eingewöhnungsmodell:
Ausgangspunkt: die Bindungstheorie
Ablauf: strukturiert und verbindlich mit aufeinander aufbauenden Phasen – Kennenlernphase, erster Trennungsversuch nach drei Tagen, Stabilisierungsphase
zentraler Aspekt: Beziehungsaufbau von Kind und Pädagogischer Fachkraft
Bild vom Kind: das Kind hat ein zentrales Bindungsbedürfnis, es braucht die Begleitung verlässlicher Bindungs- und Bezugspersonen
Münchner Eingewöhnungsmodell:
Ausgangspunkt: Erkenntnisse der Transitionsforschung
Ablauf: Schnupperwoche mit den Eltern, in der es die verschiedenen Bezugspersonen kennen lernen kann und erste Trennung nach frühestens 6 Tagen
Bild vom Kind: das kompetente Kind ist fähig, Übergänge zu bewältigen, wenn es hierbei durch die ihm vertrauten Personen Unterstützung bekommt, es ist in der Lage Beziehungen zu mehreren Personen aufbauen
Eingewöhnungsmodell nach Kuno Beller
Ausgangspunkt: psychologische Sichtweise auf den Umgang mit Veränderungen
zentraler Aspekt: die durch Eltern und Pädagogischer Fachkraft begleitete langsam stattfindende Veränderung erlaubt es dem Kind, sich aktiv mit der neuen Situation auseinanderzusetzen
Bild vom Kind: ein Kind braucht Zeit, seinen negativen Gefühlen und seinem Schmerz Ausdruck zu verleihen, die zu diesem Trennungs- und Trauerprozess dazu gehören
Sanfte Eingewöhnung nach Reggio
Ausgangspunkt: das kompetente Kind mit vielen Ressourcen und Fähigkeiten
Ablauf: den Übergang meistert das Kind in seinem eigenen Tempo mit Begleitung einfühlsamer und wertschätzender Erwachsener
zentrale Aspekte: der Raum wird als „dritter Erzieher“ genutzt, der dem Kind Geborgenheit und Anregung bietet, Vertrauen und Zeit
Bild vom Kind: selbsttätiges und kompetentes Kind, das Akteur seiner eigenen Entwicklung ist
Eingewöhnung in der Peer-Group
Ausgangspunkt: Erkenntnisse der Peer-Group Forschung
Ablauf: die Eingewöhnung findet gleichzeitig mit drei bis fünf Kindern, ihren Eltern und zwei Pädagogischen Fachkräften statt, Trennung von den Eltern erfolgt individuell und nach Absprache
zentrale Aspekte: die Einbeziehung von Raumgestaltung und Spielmaterial
Bild vom Kind: das Kind als soziales Wesen, das das Miteinander mit Gleichaltrigen zu seiner Entwicklung braucht
Die Gemeinsamkeiten
Alle Modelle haben im wesentlichen drei Gemeinsamkeiten, die eine gute Eingewöhnung ausmachen: die Kinder werden durch ihre Eltern begleitet, es gibt pädagogische Fachkräfte als Ansprechpartner*innen und der Abschied wird bewusst gestaltet. Ein wesentliches Ziel aller Modelle besteht darin, dass das Kind durch die Eingewöhnung eine größtmögliche Sicherheit bekommt und dadurch angstfrei mit den anderen Kindern spielen und lernen kann.
Jedes Modell für sich hat seine Chancen und auch Grenzen. Erfahrungsgemäß arbeiten die meisten von Euch entweder mit dem Berliner- oder mit dem Münchner Modell. Anstatt ein Modell unreflektiert zu übernehmen, schaut lieber auf das, was Ihr mit der Eingewöhnung erreichen wollt und wie Ihr diese im Einzelnen umsetzt. Daher empfehle ich, dass Ihr auch in Eurer Konzeption konkret beschreibt, wie Ihr die Eingewöhnung gestaltet.
Ich wünsche Euch einen guten Start mit den neuen Kindern und Familien!
Eure Anja
Hier noch ein paar ergänzende Anregungen zum Thema „Eingewöhnung“:
Am 23.01.2021 findet ein Webinar zum Thema Eingewöhnung in der Peer-Group in Kooperation mit Haus Neuland statt. Hier lernt Ihr ein alternatives Eingewöhnungsmodell kennen, das insbesondere die sozialen Beziehungen und die Interaktionen der Kinder in den Mittelpunkt stellt.
Kennt Ihr schon mein Buch: Eingewöhnungvon Kita-Kindern, Cornelsen Verlag. Dort habe ich mich mit vielen Themen rund um die Eingewöhnung beschäftigt, die im Besonderen für die Zusammenarbeit mit den Eltern wertvoll und hilfreich sind.Das Buch ist im Buchhandel erhältlich.
Im Blog von Tanja Köster findest Du einen Podcast mit einem Interview mit mir zum Thema: Eingewöhnung in der Peer-Group
Zur Förderung der emotionalen Kompetenz gehört es, dass Kinder möglichst spielerisch verschiedene Gefühle kennenlernen und diese zum Ausdruck bringen können. Die folgende Methode von Mareike Paic (Sternstunden-Seminare) unterstützt diesen Lernprozess und schult parallel die Wahrnehmung der Kinder, die verschiedenen Gefühle beim Gegenüber richtig zu interpretieren. Ich wünsche Euch heute viel Spaß mit dem Gastbeitrag von Mareike. Ich hoffe, ihr findet hier ganz viel Inspiration für Eure Arbeit mit den Kindern.
Eure Anja
Mareike Paic – Sternstunden-Seminare:
Die Gefühlsuhren
Habt Ihr auch früher stundenlang vor dem Spiegel gesessen und Grimassen gezogen? Ich selbst konnte als Kind nicht genug davon bekommen. Auch die Kinder, mit denen ich arbeite, verbringen so Ihre Zeit mit viel Spaß und Ausdauer vor dem Spiegel. Daraus entstand vor einiger Zeit meine Idee für die „Smiley-Schmuckdose“.
Die Vorbereitungen
Als erstes solltet Ihr 12 Smileys ausdrucken, auf Karton aufkleben, laminieren und ausschneiden. Zur Aufbewahrung eignet sich ein Schmuckkästchen, ein hübscher Karton oder ähnliches…egal welche Schachtel Ihr findet, ein Spiegel gehört UNBEDINGT dazu, damit sich das Kind selbst sehen und beobachten kann. Natürlich könnt Ihr auch prima einen aufstellbaren Schminkspiegel nutzen.
Die Spielanregung
Ladet das Kind ein, sich einen Smiley auszusuchen und das dargestellte Gefühl mimisch nachzumachen. Lasst das Kind erst einmal experimentieren. Im besten Fall versinkt es in seinem Tun und fühlt dabei spielerisch in sich hinein.
Im weiteren Prozess kann dieser spielerische Zugang ein Türöffner werden, um mit dem Kind über die verschiedenen Gefühle ins Gespräch zu kommen:
Wie siehst du aus?
Wie fühlt sich das an…im Gesicht, im Bauch …?
Warst du auch schon einmal so richtig wütend/traurig/lustig?
Wie guckst du, wenn du …bist?
Allein und mit der Gruppe
Die Smiley Schmuckdose lässt sich sehr gut für ein Kind oder in einer 1:1 Interaktion von Pädagogischer Fachkraft und Kind einsetzen. Ergänzend hierzu könnt Ihr die Methode in etwas abgewandelter Form auch im Morgenkreis integrieren. Dann sucht sich ein Kind sich ein Smiley aus der Schmuckdose aus und macht den entsprechenden Gefühlsausdruck mimisch. Die anderen werden dann eingeladen:
den Gesichtsausdruck nachzumachen.
zu beschreiben, was sie sehen
das Gefühl, was in Ihnen hochkommt, zu benennen
uvm.
Die Weiterentwicklung einer Spielidee
Um mit mehreren Kindern noch intensiver in das jeweilige Gefühl einzutauchen, die verschiedenen Gefühle zu verdeutlichen und Worte dafür zu finden, habe ich schließlich die Gefühlsuhren entwickelt.
Hierbei handelt es sich um mehrere runde Scheiben aus dicker Pappe, die am Kreisrand mit den gleichen Smileys wie in der Dose beklebt sind und mit einem drehbarem Zeiger, der in der Mitte durch eine Musterklammer in der fixiert wird, und so wie eine Uhr aussehen. (s. Fotos) Achtung: Der Zeiger darf nicht zu lang sein, sonst verdeckt er die Mimik des Smileys.
Jedes Kind bekommt es eine solche Uhr im Morgen- bzw. Spielkreis. Die Gefühluhren können dann unterschiedlich eingesetzt werden: z.B.
als Gefühlsbarometer: auf die Frage hin „Wie fühlst Du Dich heute?“ stellt jedes Kind seine aktuelle Befindlichkeit auf der Uhr ein und so seht Ihr, wie es den einzelnen Kindern gerade geht.
als Kombination von Schmuckdose und Gefühlsuhren: Ein Kind bekommt die Schmuckdose und alle anderen jeweils eine Uhr. Das Kind mit der Schmuckdose zieht einen Smiley und versucht, den Ausdruck nachzumachen. Zur Selbstkontrolle sollte unbedingt ein Spiegel zur Verfügung stehen. Mit diesem Gesichtsausdruck schaut das Kind dann in die Runde und alle andern stellen ihren Zeiger auf den Smiley, den sie zu erkennen glauben. Wenn alle fertig sind, werden die auf den Uhren markierten Smileys verglichen. Dann entsteht automatisch ein Austausch und es kann vorkommen, dass ein Kind feststellt: „Dein Gesicht sieht aber anders aus. Deine Augenbrauen sind anders. Deine Mundwinkel sind nicht unten.“ usw.
Daraus entsteht oftmals ein gemeinsames Ausprobieren und Experimentieren. Diese Übung ist dadurch nicht nur ein Türöffner, um mit den Kindern über Gefühle ins Gespräch zu kommen, die Kinder werden auch sensibilisiert, genau hinzuschauen und Körpersignale zu deuten.
Ein Dino zeigt Gefühle
Eine zusätzliche, erweiterte Variante für die Uhren wäre die Verwendung von Figuren, die dazu einladen neben den Gesichtsausdrücken auch die Körperhaltung miteinzubeziehen. Hier greife ich gerne auf die Bilder der Geschichte: „Ein Dino zeigt Gefühle“ von Christa Manske und Heike Löffel zurück.
Erfahrungsgemäß entwickeln die Kinder noch ganz viele weitere Variationen mit diesen Materialien.
Ein Dino zeigt Gefühle, Christa Manske und Heike Löffel, mebes & noack Verlag, ISBN 987-3927796423 Ein Dino zeigt Gefühle „Die Box“ Memo/Lotto Bildkarten Christa Manske und Heike Löffel, mebes & noack Verlag,
Anja Cantzler, Mein Körper, Hase und Igel https://www.hase-und-igel.de/buch/mein-koerper-9783867608589
Anja Cantzler, Meine Sinne, Hase und Igel, https://www.hase-und-igel.de/buch/meine-sinne-9783867608794
Die Entwicklung der emotionalen Kompetenz ist eine der zentralen Entwicklungs-aufgaben von Kindern im Alter von 0 – 6 Jahren. Die Kinder lernen in diesen Lebensabschnitt ihre eigene Gefühle auszudrücken und zu verstehen, sie anderen zu erklären, negative Gefühle zu bewältigen, Empathie und Einfühlungsvermögen zu entwickeln und die Gefühle anderer richtig zu deuten. All dies muss ein Kind erst lernen, um kompetent mit den eigenen und den fremden Gefühlen umgehen zu können. Ein Mensch der über emotionale Kompetenzen verfügt, hat in der Regel ein gesundes Selbstbewusstsein, kann mit Frust und Niederlagen umgehen und besitzt die Fähigkeit Beziehungen und Bindungen einzugehen.
Die 5 Stufen der Entwicklung
Die emotionale Kompetenz entwickelt sich in 5 Stufen:
Stufe: Der Emotionsausdruck beinhaltet die Fähigkeit des Kindes, die eigenen Gefühle verbal und non-verbal zu zeigen.
Stufe: Das Emotionswissen/ -verständnis umfasst die Fähigkeit, die eigenen Gefühle und die der anderen wahrnehmen und interpretieren zu können.
Stufe: Die Emotionsregulation ist die Fähigkeit, mit den eigenen Gefühlen situationsangemessen und konstruktiv umzugehen.
Stufe: Die Empathie meint die Fähigkeit, sich in die Gefühle des Gegenübers hineinversetzen und darauf angemessen reagieren zu können.
Stufe: Die emotionale Kompetenz fasst alle benötigten Fähigkeiten zusammen, um mit den eigenen Gefühlen und denen der anderen angemessen umgehen zu können.
Fördermöglichkeiten
In der täglichen Praxis mit den Kindern spielt Ihr als pädagogische Fachkräfte eine wichtige Rolle, damit Kinder ihre emotionalen Kompetenzen entwickeln und entfalten können. Dazu bieten sich Euch viele Möglichkeiten:
lasst die Kinder im Alltag an Euren positiven und negativen Gefühlen teilhaben, dadurch können sie an Eurem Vorbild und Modell lernen
sprecht mit den Kindern über die verschiedensten Gefühle
nehmt die Gefühle der Kinder immer ernst
gebt den Kindern Raum, Angst, Wut und Trauer genauso auszuleben wie Freude
vermeidet Gefühle herunterzuspielen oder zu verharmlosen
setzt ein Kind nicht unter Druck, wenn es mit seinen eigenen Gefühlen überfordert ist
unterstützt die Kinder, Strategien zu entwickeln, um mit verschiedenen Gefühlen umgehen zu können
gebt Anregungen zur Gefühlswahrnehmung mit Hilfe von Büchern, Spielen zur Körper- und Sinneswahrnehmung, Spiegeln, Bildkarten, Piktogrammen etc.
ermöglicht den Kindern das freie Spiel mit Gleichaltrigen, damit sie sich aktiv mit der Befindlichkeit ihrer Spielpartner auseinandersetzen können und sie so lernen, sich in andere hineinzuversetzen.
Befindlichkeit der Kinder wahrnehmen und beachten
Aufgrund der Situation in den letzten Wochen und Monaten sind viele Kinder einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt: Freude, Angst, Wut und Trauer sind tägliche Begleiter. Zuhause bleiben zu müssen und nicht in die Kita zu dürfen, wird von den Kindern ganz unterschiedlich erlebt und wahrgenommen. Abhängig von der jeweiligen Lebens- und Arbeitssituation reagieren die Erwachsenen um sie herum ganz unterschiedlich. Für Euch wird es daher in den nächsten Wochen wichtig, genau hinzuschauen, wie es den Kindern geht. Auch wenn die Kinder zunächst freudig wiederkommen und fröhlich mit den anderen Kindern spielen, lasst Euch nicht täuschen, das ein oder andere Kind wird erst später über die Angst, die Wut oder über die Trauer reden können. Also bleibt am Ball. Neben den Fragen: „Was habt Ihr in den letzten Wochen gemacht?“ , „Was habt Ihr am meisten vermisst?“ und „Worauf freut Ihr Euch am meisten?“, solltet Ihr folgende Fragen stellen:
„Wie habt Ihr Euch in den letzten Wochen gefühlt?“
„Was hat Euch Angst gemacht?“
„Wart Ihr manchmal auch traurig oder wütend“
„Worüber habt Ihr Euch am meisten gefreut?“
Haltet in diesem Moment einmal kurz inne, horcht in Euch hinein und stellt Euch selbst diese Fragen: „Wie habt Ihr Euch in den letzten Wochen gefühlt?“, „Wie fühlt Ihr Euch gerade in diesem Moment?“, „Auf welche Strategien und Ressourcen konntet bzw. könnt Ihr in diesen herausfordernden Zeiten zurückgreifen?“, „Wo könnt Ihr Euch Unterstützung holen, wenn Ihr diese braucht?“
Ein Unterstützungsangebot biete ich Euch wieder am kommenden Mittwoch. Ich würde mich freuen, Euch wieder beim Zoom-Erfahrungsaustausch für Pädagogische Fachkräfte begrüßen zu können. (Nähere Infos s. unten)
Bis dahin alles Gute
Eure Anja
Erfahrungsaustausch für Fachkräfte über Zoom
Am Mittwoch, den 20.05.2020, von 14.30 – 16.30 Uhr treffen wir uns zu einem live Zoom Meeting zum Thema: (Wieder-)Ankommen in der Gruppe unter veränderten Rahmenbedingungen, Reaktionen der Kinder, Corona thematisieren – ja oder nein?
Anmeldung bis zum 20.05.2020 um 12.00 Uhr
per Email: anjacantzler@t-online.de
oder über das Kontaktformular mit dem Stichwort „Erfahrungsaustausch Fachkräfte“
Nach der Anmeldung schicke ich Euch die Zugangsdaten, damit Ihr Euch in das Meeting einloggen könnt.
Diese Woche handelten meine Blogbeiträge immer wieder von Empathie und von Eurer Fürsorgepflicht für die Eltern und Familien, mit denen Ihr zusammen arbeitet. Es ging viel darum, sich in die Eltern einzufühlen, deren Blickwinkel einzunehmen und durch einen Perspektivwechsel die Eltern besser verstehen zu lernen. Heute soll es einfach mal um Euch gehen.
In diesem Zusammenhang fällt mir wieder einmal eine Pflegedienstleitung aus der Altenpflege ein, die regelmäßig nach Dienstschluss zu mir ins Lehrcoaching kam. Es handelte sich um eine sehr gepflegte Frau, die offensichtlich viel Wert auf ihr Äußeres legte. In einer Sitzung kamen wir darauf zu sprechen, dass ich es sehr bemerkenswert fände, wie es ihr jedesmal gelänge, unmittelbar im Anschluss an den Dienst unverschwitzt und gut gekleidet in der Beratung zu erscheinen. Sie erklärte mir, dass ihr das wichtig sei und sich dafür bewusst die Zeit nehme, weil ihre Philosophie laute: „Nur wer sich selbst gut pflegt, kann auch andere gut pflegen“. Ich habe seither diesen Satz übernommen und ihn wie folgt verändert: „Nur wer gut für sich selbst sorgt, kann gut für andere sorgen.“
Denkt bei aller Empathie deswegen auch an Euch selbst. Tut Euch etwas Gutes. Macht etwas, dass Euch Spaß macht. Lest ein gutes Buch, nehmt ein schönes Entspannungbad, esst ein Stück Schokolade, telefoniert mit lieben Menschen, geht Spazieren, hört Musik, macht Euch einen gemütlichen Abend mit Eurem Lieblingsfilm, treibt Sport…
Hier findet Ihr im Download eine Selbstfürsorge-Karte, die Euch daran erinnern soll, gut für Euch zu sorgen. Hängt sie irgendwo sichtbar für Euch auf. Vielleicht kennt Ihr ja auch noch eine nette Kollegin oder einen netten Kollegen, der*dem Ihr dieses Kärtchen weiterleiten wollt.
Jetzt wünsche ich Euch erst einmal ein schönes Wochenende. Passt gut auf Euch auf und sorgt gut für Euch. Ich freue mich auf nächste Woche und hoffe, dass viele von Euch meinen Blog wieder besuchen.
Eure Anja
P.S. Ich würde mich über ein erstes Feedback zu dieser Woche freuen. Ich bin gespannt auf Eure Kommentare. Gibt es bestimmte Themen, die Euch interessieren und über die ich für Euch schreiben kann?
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