von Anja Cantzler | 10.09.2024 | Bindung und Eingewöhnung
Die Zeit des Ankommens ist sowohl für die neuen Kinder und ihre Familien als auch für die anderen Kinder der Gruppe eine intensive Zeit voller Veränderungen und Emotionen. In dieser Zeit wird die Grundlage für eine vertrauensvolle Beziehung zwischen dem neuen Kind und den neuen Beziehungspersonen, gelegt. Ein zentraler Aspekt, der während dieser Phase oft unterschätzt wird, ist die Co-Regulation – und hier spielt das Tragen eine durchaus entscheidende Rolle.
Was ist Co-Regulation?
Co-Regulation beschreibt den Prozess, bei dem eine andere Person einem Kind hilft, seine Emotionen und sein Verhalten zu regulieren. Für kleine Kinder, die ihre Emotionen noch nicht selbstständig steuern können, ist diese Unterstützung durch eine vertraute Person essenziell. Durch physische Nähe und emotionalen Beistand kann ein Kind lernen, seine Gefühle zu ordnen und auf stressige Situationen angemessen zu reagieren.
Die Rolle des Tragens in der Co-Regulation
Das Tragen, sei es in einem Tragetuch oder einer Tragehilfe, bietet eine einzigartige Möglichkeit zur Co-Regulation. Das Tragen ermöglicht dem Kind:
- Sicherheit und Geborgenheit: Es vermittelt dem Kind ein starkes Gefühl von Sicherheit. In einer ungewohnten Umgebung oder in stressigen Situationen bietet der Körperkontakt ein Gefühl von Geborgenheit, was dabei hilft, Ängste und Unsicherheiten zu lindern.
- Stärkung der Bindung: Das Tragen fördert die Bindung zwischen Kind und Fachkraft. Diese Bindung ist gerade in der Eingewöhnungsphase entscheidend, da sie dem Kind das Vertrauen gibt, sich auf die neuen Erfahrungen einzulassen.
- Regulation von Stress: Körperliche Nähe durch Tragen kann den Stresslevel eines Kindes signifikant senken. Der gleichmäßige Herzschlag der Bezugsperson und die Körperwärme tragen dazu bei, dass das Kind sich entspannen und beruhigen kann.
- Förderung des Vertrauens: Indem das Kind durch das Tragen unmittelbar auf seine Bedürfnisse hin beruhigt und getröstet wird, entwickelt es Vertrauen in die Fachkraft. Es lernt, dass diese zuverlässig auf seine Signale reagiert, was es ihm erleichtert, sich den anderen Kindern zu nähern und in der neuen Umgebung anzukommen.
Tragen während der Eingewöhnung
In der Eingewöhnungsphase kann das Tragen eine Brücke zwischen der bekannten und der neuen Welt des Kindes schlagen. Besonders in den ersten Tagen kann das Tragen dabei helfen, dem Kind den Übergang zu erleichtern. Die körperliche Nähe zur Bindungsperson gibt dem Kind die Möglichkeit, sich aus einer sicheren Position heraus an die neue Umgebung zu gewöhnen. Vom Arm der Bindungsperson kann es alles beobachten und deutlich signalisieren, wann es diesen sicheren Hafen verlassen möchte, um die Welt selbständig zu erkunden.
Bei dem morgentlichen Wechsel von der Familie in die Kindergruppe geschieht dies nicht selten vom Arm der Bindungsperson rüber zum Arm der Fachkraft. So bildet das Getragen Sein hier eine Brücke, um sanft ankommen zu können.
Darüber hinaus kann das Tragen auch den Fachkräften in der Kindertagesstätte oder bei der Tagespflege helfen, eine Beziehung zum Kind aufzubauen. Wenn das Kind von Anfang an Nähe und Körperkontakt als beruhigend erlebt hat, fällt es ihm oftmals leichter, sich auch auf die Nähe einer neuen Beziehungsperson einzulassen.
Ich selbst durfte in meiner Zeit als Fachkraft erfahren, wie wertvoll es war, dass meine Kolleg:innen bereit waren, mit Hilfe von Tragetüchern, die Kinder durch den KitaAlltag zu tragen und zwar immer dann, wenn die Kinder diese Form der Co-Regulation brauchten. Und auch unsere etwas älteren Kinder kamen ab und zu in den Genuß, auf diese Weise Zuspruch und Nähe zu bekommen und immer mit dabei sein zu können. Für meine Kolleg:innen war das vor gut 20 Jahren das Normalste von Welt und den Kindern ging es sehr gut damit. Gleichzeitig konnte ich beobachten, wie selbständig und sicher genau diese Kinder sich entwickelten und die Kita für sich eroberten.
Fazit
Das Tragen ist weit mehr als nur eine praktische Möglichkeit, ein Kind von A nach B zu transportieren. Es ist ein essenzielles Werkzeug der Co-Regulation, das Kindern hilft, emotionale Stabilität und Sicherheit zu finden, insbesondere in Übergangsphasen wie der Eingewöhnung. Eltern und Betreuungspersonen sollten das Tragen bewusst als Mittel nutzen, um die Eingewöhnungszeit so sanft und positiv wie möglich zu gestalten. Denn ein gut reguliertes Kind ist bereit, die Welt zu entdecken und neue Beziehungen zu knüpfen.
Wenn Du neugierig geworden bist. Dann empfehle ich dir in meinen neuen KitaTalk reinzuhören, der am 12.09.2024 auf YouTube, spotify und hier auf meiner Website erscheint: Geborgen&Getragen mit Kira Daldrop – einer Trage- und Familienberaterin.
von Anja Cantzler | 23.07.2024 | Bindung und Eingewöhnung, Gewaltfreie Pädagogik, Kinderschutz, Übergänge
Warum eine Bedürfnisorientierte Eingewöhnung Unverzichtbar ist: Ein Leitfaden für Fachkräfte in Krippe, Kita und Kindertagespflege
Die Eingewöhnung eines Kindes in die Krippe, Kita oder Kindertagespflege ist ein sensibler und essenzieller Prozess, der die Basis für eine erfolgreiche Betreuung und eine positive Entwicklung des Kindes legt. Eine bedürfnisorientierte Eingewöhnung ist dabei von zentraler Bedeutung und sollte von allen Fachkräften als grundlegender Bestandteil des Kinderschutzes verstanden werden.
Die Bedeutung der Bedürfnisorientierten Eingewöhnung
Eine bedürfnisorientierte Eingewöhnung berücksichtigt die individuellen Bedürfnisse und das Tempo jedes Kindes. Sie orientiert sich an den emotionalen, sozialen und physischen Bedürfnissen, die in dieser Übergangsphase besonders ausgeprägt sind. Die Basis hierfür bildet eine zugewandte und einfühlsame Begleitung, welche schrittweise und behutsam das Ankommen unterstützt und dem Kind die notwendige Sicherheit gibt, um sich in der neuen Umgebung wohlzufühlen.
Bedürfnisorientierte Eingewöhnung bedeutet, dass Fachkräfte jedes Kind als einzigartig betrachten und die Gestaltung des Übergangs auf seine individuellen Bedürfnisse abstimmen. Diese Herangehensweise fördert eine positive Einstellung des Kindes zur neuen Situation und stärkt sein Vertrauen in die Bezihungsspersonen.
Auswirkungen einer Fehlenden Eingewöhnung
Eine nicht bedürfnisorientierte oder gar fehlende Eingewöhnung kann schwerwiegende Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Entwicklung des Kindes haben:
- Kinder, die ohne behutsamen Übergang in eine neue Betreuungssituation kommen, erleben häufig Stress und Angst. Dies kann zu dauerhafter emotionaler Unsicherheit führen, die sich negativ auf ihr Wohlbefinden und ihre Entwicklung auswirkt. Solche Kinder zeigen oft erhöhtes Trennungsangstverhalten und Schwierigkeiten, sich auf die neue Umgebung einzulassen.
- Ohne eine sanfte Eingewöhnung fällt es vielen Kindern schwer, stabile Beziehungen zu den Betreuungspersonen aufzubauen. Ein sicheres Verbundensein ist jedoch entscheidend für das Vertrauen und die soziale Entwicklung des Kindes. Kinder benötigen verlässliche Beziehungspersonen, um ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu entwickeln.
- Stress und Unsicherheit können sich in herausforderndem Verhalten äußern, wie z. B. Rückzug, Aggressivität oder verstärktes Klammern an die Bindungspersonen. Diese Verhaltensweisen können den Alltag in der Betreuungseinrichtung zusätzlich belasten und die Integration des Kindes erschweren.
- Chronischer Stress kann das Immunsystem schwächen und das Kind anfälliger für Krankheiten machen. Auch Schlafprobleme und Essstörungen können die Folge sein. Kinder, die sich nicht wohlfühlen, haben häufig auch Schwierigkeiten, sich auf Aktivitäten und Lernprozesse einzulassen, was ihre kognitive und motorische Entwicklung beeinträchtigen kann.
Bedürfnisorientierte Eingewöhnung als Kern des Kinderschutzes
Der gelebte Kinderschutz beginnt bereits mit der Eingewöhnung. Eine bedürfnisorientierte Eingewöhnung stellt sicher, dass das Kind in einer neuen Umgebung sicher und geborgen ankommen kann. Dies umfasst mehrere wichtige Elemente:
- Wertschätzung und Empathie: Die Fachkräfte nehmen die Gefühle und Bedürfnisse des Kindes ernst und reagieren sensibel darauf. Sie bieten Trost und Unterstützung, wenn das Kind sie braucht. Diese empathische Haltung schafft Vertrauen und Sicherheit, die für die emotionale Stabilität des Kindes essenziell sind.
- Zeit und Geduld: Jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Die Eingewöhnung sollte flexibel gestaltet sein, um dem Kind die Zeit zu geben, die es braucht, um sich sicher zu fühlen. Ein starres Eingewöhnungsschema kann das Kind überfordern und zusätzlichen Stress verursachen. Flexibilität und Geduld seitens der Fachkräfte sind daher unerlässlich.
- Partizipation der Eltern: Eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern ist entscheidend. Sie kennen ihr Kind am besten und können wertvolle Hinweise geben. Gleichzeitig vermittelt die Anwesenheit der Eltern dem Kind Sicherheit. Durch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern wird die Eingewöhnung erleichtert und die Grundlage für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit gelegt.
- Rituale und Struktur: Vertraute Rituale und eine haltgebende Struktur geben dem Kind Orientierung und Sicherheit in der neuen Umgebung. Rituale helfen dem Kind, den Tagesablauf vorherzusehen und sich darauf einzustellen, was ihm ein Gefühl der Kontrolle und Sicherheit gibt.
- Kontinuierliche Beobachtung und Reflexion: Die Eingewöhnungsphase sollte durch ständige Beobachtung und Reflexion begleitet werden, um auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes flexibel reagieren zu können. Fachkräfte sollten regelmäßig den Übergangsprozess evaluieren und bei Bedarf Anpassungen vornehmen. Eine enge Dokumentation und der Austausch im Team sowie mit den Eltern sind dabei hilfreich.
Fazit
Eine bedürfnisorientierte Eingewöhnung ist nicht nur eine Frage der pädagogischen Qualität, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil des Kinderschutzes. Sie legt den Grundstein für eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Kind und Betreuungsperson und unterstützt die gesunde Entwicklung des Kindes. Fachkräfte in Krippe, Kita und Kindertagespflege tragen eine große Verantwortung, diesen sensiblen Prozess mit Empathie, Geduld und Fachwissen zu gestalten. Nur so können wir sicherstellen, dass jedes Kind die bestmögliche Grundlage für seine weitere Entwicklung erhält.
Indem wir die individuellen Bedürfnisse der Kinder respektieren und auf sie eingehen, schaffen wir eine Umgebung, in der sie sich sicher und geborgen fühlen. Dies ist die Grundlage für ihre emotionale, soziale und kognitive Entwicklung. Bedürfnisorientierte Eingewöhnung ist daher ein wesentlicher Bestandteil des gelebten Kinderschutzes und sollte von allen Fachkräften als solcher verstanden und praktiziert werden.
Deswegen gehört die Auseinandersetzung mit der Gestaltung des Übergangs von der Familie in die Kita auch grundlegend mit in die Kinderschutzkonzepte und sollten jedes Jahr aufs neue evaluiert werden.
von Anja Cantzler | 31.10.2023 | Bindung und Eingewöhnung, Gewaltfreie Pädagogik
In meiner aktuellen Beratungs- und Weiterbildungspraxis steht das Thema Eingewöhnung wieder einmal an vorderer Stelle.
Verunsicherte Eltern
In meiner Rolle als Elternberaterin wenden sich zunehmend verunsicherte Eltern an mich, die den Übergang ihrer Kinder in die Betreuungseinrichtung so sanft und tränenfrei wie möglich gestalten möchten und dabei nicht selten an eine bestimmte Grenzen stoßen. Sie machen sich Sorgen, ob es es richtig ist, ihr Kind überhaupt in eine Kinderbetreuung zu geben und was die Tränen ihrer Kinder wirklich zu bedeuten haben.
Nicht selten kommt dann auch die Frage auf, ob es nicht per se besser wäre, ihr Kind wieder aus der Kita heraus zu nehmen.
Das ist nicht pauschal zu beantworten und auch sehr abhängig von der Qualität der jeweiligen Kinderbetreuung, den individuellen Lebenssituationen und den alternativen Optionen, die einer Familie überhaupt zur Verfügung stehen. In jedem Fall lohnt es sich, als Eltern genau hinzuschauen, in sich hinein zu horchen und den Dialog mit den jeweiligen Fachkräften zu suchen.
Eine bedürfnisorientiert ausgerichtete Kinderbetreuung weiß darum, dass es in dieser entscheidenden Phase des Ankommens in der neuen Umgebung nicht nur um die emotionale Anpassung der Kinder geht, sondern auch um die Schaffung einer vertrauensvollen und unterstützenden Umgebung, die sowohl den Bedürfnissen der Kinder als auch den Ängsten der Eltern gerecht wird.
Darf das Kind weinen?
Die Fragen, ob Tränen überhaupt vermeidbar und wie viel Tränen während der Eingewöhnungsphase akzeptabel sind, bergen ein zentrale Aspekte bei der Gestaltung eines erfolgreichen Übergangs für Kinder in Kripp, Kita und Kindertagespflege.
Zunächst einmal sind Tränen mehr als menschlich und ein natürlicher Ausdruck von Emotionen, Trennungsschmerz und Anpassungsschwierigkeiten, insbesondere dann wenn Kinder sich von ihren primären Bindungspersonen trennen.
Das bedeutet, dass Tränen durchaus zu einem Ankommen in der Kindertagesbetreuung dazu gehören können. Die Herausforderung besteht darin, zu erkennen, wann die Tränen Ausdruck eines für das einzelne Kind gesundes Anpassungsverhalten darstellen und wann sie in der Situation Trennungs- und Verlustängste zum Ausdruck bringen.
Da muss das Kind durch
Für nicht wenige Fachkräfte besteht immer noch die Grundhaltung, dass Weinen einfach dazu gehört und Kindern wie Eltern früher oder später dadurch müssen.
Eltern werden dann oftmals viel zu früh zu ersten Trennungen genötigt, mit dem Hinweis, dass das normal ist und das Kind sich früher oder später schon beruhigen werde. Viele Eltern gehen dann mit einem schlechten Gefühl und je nach Persönlichkeit des Kindes, zieht dieses sich in sich selbst zurück und passt sich an, was dann als Beweis gewertet wird, dass es der richtige Weg ist oder aber es kommt zu anhaltenden Protest, der bedauerlicherweise nicht immer feinfühlig begleitet wird. Das Kind bleibt sich in beiden Fällen emotional selbst überlassen.
Ich möchte an dieser Stelle in aller Deutlichkeit darauf hinweisen, dass hier emotional gewaltvoll gehandelt wird und völlig indiskutabel ist.
Es geht auch anders
Es braucht feinfühlige Fachkräfte, die den Unterschied erspüren, wann das Kind Trennungsangst hat oder einfach sein Traurigsein über den Abschied von den Eltern verspürt.
Der Kinderarzt Herbert Renz-Polster beschreibt in letzterem Fall, die im Kind daraus vorhandene Ambivalenz, einerseits ungerne die Bindungspersonen gehen zu lassen und andererseits neugierig auf die anderen Kinder und die KitaWelt zu sein. In diesem Spannungsverhältnis kann es durchaus zu Tränen kommen. Hier helfen dann Trost und Zuwendung durch die Fachkraft. Das Kind braucht die Bestätigung: „Ich verstehe dein Traurigsein darüber, dass deine Bindungsperson geht. Du darfst traurig sein. Ich bin bei dir und gebe dir Halt.“ Sobald die Tränen getrocknet sind, kann sich das Kind in der Regel entspannt dem Spiel mit den anderen Kindern zuwenden.
Traurigsein auszuhalten ist gar nicht so leicht
Wenn Kinder in der Eingewöhnung im Spiel vertieft sind, kommen manche Bindungspersonen auf die Idee, sich ohne Verabschiedung zurückzuziehen. Sie erhoffen sich, so dem Kind und sich selbst das Trennungsleid und die Tränen zu ersparen.
Dies gilt es tunlichst zu vermeiden, da es einem Vertrauensbruch gleich kommt, wenn dem Kind dann die Abwesenheit auffällt. Die Gefahr, dass daraus tiefsitzende Ängste entstehen, ist zu groß. Wichtig ist hier, dass die Fachkraft bereit ist, diesen Abschied zu begleiten.
Bindungspersonen scheuen sich oftmals vor den Tränen ihrer Kinder, weil sie dadurch auch mit eigenen meist unbearbeiteten Kindheitserlebnissen in Kontakt kommen. Dies passiert unbewusst und unreflektiert.
Von Gefühlen ablenken als Schutzstrategie
Ähnlich ergeht es Fachktäften, die das Weinen eines Kindes kaum ertragen können und deswegen ein Kind versuchen schnell abzulenken.
Das gelingt zunächst auch ganz gut, das Kind beruhigt sich für einen Moment. Daraus entsteht nicht selten die Fehlannahme, das Kind würde sich beruhigen, weil es sich getröstet fühlt, das Gefühl verstehen und sich gut regulieren können. Vielmehf erhält es indirekt die Botschaft: „Das, was du fühlst, ist falsch!“, „Du bist nicht richtig!“ Das Kind schluckt dann das Gefühl herunter, verdrängt und schiebt es auf.
Die Fachkraft greift zu dieser Strategie aus Eigenschutz, weil es für sie kaum auszuhalten ist, das Kind so traurig ist.
Biografische Selbstreflexion als Schlüssel
In solchen emotionsreichen Situationen wird die Fachkraft immer auch mit ihren eigenen Gefühlen konfrontiert. Die eigenen Kindheitserfahrungen, eigene Bedürfnisse und verdrängte Traumata wollen gesehen und verarbeitet werden.
Deswegen gilt es als Fachkraft die aufkommenden Gefühle wahrzunehmen und mit der biografischen Brille zu reflektieren:
- In welchen Situationen ertappst du dich dabei, die Gefühle der Kinder oder auch der Eltern herunterspielen und wegmachen zu wollen?
- In welchen Momenten möchtest du das Kind von seinen Gefühle ablenken?
- Was fühlst du in diesem Moment?
- Was hat das eventuell mit dir selbst zu tun?
- Was hat das mit deiner eigenen Kindheit und den damit verknüpften Erfahrungen zu tun?
- Durftest du diese Gefühle als Kind zeigen und ausleben?
Jede Fachkraft ist verpflichtet, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, um dem Kind möglichst befürfnisorientiert begegnen zu können.
Kurze Zusammenfassung zum Schluss
Tränen dürfen in der Trennungssituation durchaus sein und sind nicht immer ganz vermeidbar. Sie können Ausdruck der im Kind vorhandenen Ambivalenz sein, die es im Übergang feinfühlig zu begleiten gilt. Um diese Feinfühligkeit zu gewährleisten, müssen Kind und Fachkraft bereits eine Beziehung zueinander aufgebaut haben. Dies ist auf keinen Fall bereits in den allerersten Tagen möglich.
Angst und Panik sind tunlichst zu vermeiden, in diesem Fall kann nur die weitere Anwesenheit der Bindungsperson zur Entspannung und zum Ankommen des Kindes beitragen. Ein Kind in seiner Not, sich selbst zu überlassen ist fahrlässig und gewaltvoll.
Als Fachkraft hast du die Verpflichtung, dich mit deiner eigenen Gefühlswelt ehrlich auseinander zu setzen, um Kinder und ihre Familien im Übergang zu Krippe, Kita und Kindertagespglege feinfühlig begleiten zu können.
Für weitere Fragen stehe ich auch gerne in meinen Beratungen für Fachkräfte und Eltern zur Verfügung.
Herzlichst
Anja
von Anja Cantzler | 1.08.2023 | Bindung und Eingewöhnung, Peergroup Eingewöhnung, Übergänge
Hier in NRW enden diese Woche die Schulferien und die ersten Eingewöhnungen sind bereits im vollen Gange.
Aufnahme und Eingewöhnung von neuen Kindern und ihren Familien sind immer wiederkehrende Themen in Krippe, Kita und Kindertagespflege. Die Eingewöhnung ist die Basis für alles weitere: zum einen mit Blick auf die Entwicklung des Kindes und zum anderen mit Blick auf die Bildungs- und Erziehungspartnerschaft. Eine Eingewöhnung ist in der Regel nicht nach zwei bis drei Wochen abgeschlossen, je nach Kind dauert sie auch gerne länger. Meines Erachtens ist dabei wichtig nicht an einem Modell starr zu kleben, sondern diesen Übergang möglichst individuell und bedürfnisorientiert zu gestalten und zu begleiten.
Bereits 2021 habe ich einen ähnlichen Blogartikel veröffentlicht, den ich hiermit aktualisieren und ergänzen möchte, da seither viele neue Beiträge, Materialien und Bücher von meinen Kolleg*innen und mir erschienen sind.
Vorab möchte ich dir meine 5 Tipps zur Eingewöhnung ans Herz legen. Hierbei handelt es sich um einen mehrteiligen E-Mail Kurs, mit dessen Hilfe du über eine Woche hinweg eure Eingewöhnung reflektieren und überprüfen kannst. Vielleicht gibt es ja noch die ein oder andere Anregungen, um im kommenden Jahr, die Gestaltung des Übergangs zu verändern.
Eingewöhnung, Ankommenszeit, Beziehungszeit…
Zunächst einmal ein paar kurze Gedanken zum Begriff „Eingewöhnung“. Ich bin schon seit einigen Jahren nicht mehr glücklich mit dem Begriff „Eingewöhnung“. Er hat zum einen etwas sehr passives: „die Kinder und ihre Familien“ werden eingewöhnt. Dabei sollten sie doch zu jedem Zeitpunkt aktiv am Prozess beteiligt sein. Sie bestimmen Tempo und Vorgehen je nach Bedürfnis mit. Zum anderen sollte es nicht darum gehen, dass sich irgendwer an irgendetwas „gewöhnen“ muss. Geht es nicht in erster Linie um den Beziehungsaufbau? Nicht Gewöhnung sondern sich miteinander vertraut machen und zueinander Vertrauen aufbauen, darum sollte es gehen. Im besten Fall gelingen Übergang und Beziehungsaufbau so, dass die Kinder gerne und mit Freude zu dir in die Krippe, Kita und Kindertagespflege kommen.
Deswegen würde ich mich gerne langfristig von dem Begriff der Eingewöhnung verabschieden. Ankommens- und Kennenlernzeit sind für mich viel stimmigere Begrifflichkeiten.
Meine Motivation
Warum ist mir das Thema so wichtig? Meine Erfahrungswissen reicht nun gut 30 Jahre zurück und als junge Fachkraft im Berufspraktikum habe ich noch miterlebt, was es hieß keinen gut begleiteten Übergang für Kinder und ihre Familien zu gestalten.
Mein erster Arbeitstag war die Hölle. Die mir fremden Kinder wurden gebracht und mussten umgehend bis zu 4 Stunden ohne Eltern in meiner Gruppe bleiben. Uns ging es allen unglaublich schlecht damit: viele Kinder haben gelitten- leise oder laut, je nach Persönlichkeit und Vorerfahrung. Die Eltern mussten gehen und waren buchstäblich unerwünscht- bloss nicht zu lange bleiben, das Kind könnte sich ja daran gewöhnen. Und ich war mega gestresst und abends fix und fertig.
Ich spürte sehr früh, dass da etwas gehörig falsch lief.
In den drei Folgejahren baute ich nach und nach 3 neue Kitas mit auf – erst als Fachkraft, später als Leitung. Die jüngsten Kinder waren 4-6 Monate alt. Uns war schnell klar, dass da die Eltern mit ins Boot geholt werden müssen, damit die Kinder sanft und sicher bei uns ankommen können.
Wir machten gute Erfahrungen und gut 12 Jahre nach meinem Berufseinstieg war mir als Weiterbildnerin klar, was ich für Kinder im Übergang von der Familie in die Kita möchte. Ich lernte das Berliner Eingewöhnungsmodell kennen und kämpfte gegen viele Windmühlen, um eine elternbegleitete und bezugspersonenorientierte Eingewöhnung als Standard für Kitas mit einzuführen.
Seither begleitet mich dieses Thema und lässt mich nicht mehr los. Auch wenn ich seit einigen Jahren mich intensiver mit der PeergroupEingewöhnung beschäftigt habe und darüber referiere- mein Herz hängt seit eh und je an einer an den Bedürfnissen des Kindes und seiner Familie orientierten Ankommenszeit. Aus meiner Sicht ist jede Familie individuell zu betrachten und zu begleiten.
Gesammelte Blogartikel
Auf diesem Wissen- und Erfahrungshintergrund sind in den letzten drei Jahren hier viele Blogartikel für die Begleitung der Kinder und Familien von zu Hause in die Kita entstanden. Zur besseren Übersicht findest du hier eine Aufstellung der verschiedenen Beiträge (mit einem einfachen Klick auf den Link gelangst du zu den einzelnen Artikeln) :
Bücher, Blogartikel und mehr speziell zur Peergroup-Eingewöhnung
Bereits im November 2023 ist mein Buch zur Peergroup Eingewöhnung im Verlag an der Ruhr erschienen. Das Buch erläutert die theoretischen Grundgedanken und stellt dar, welche Bedeutung die Gruppe der Gleichaltrigen für die kindliche Entwicklung hat. Mein Fokus lliegt dabei auf der praktischen Umsetzung des Modells. Hier kommst du direkt zur Bestellung.
Um dich schon einmal ins Thema einzuschwingen, habe ich dir hier ein paar Blogartikel zusammengestellt:
Mittlerweile war ich schon in einigen Podcasts zu dem Thema als Expertin eingeladen:
Bei meinen KitaTalks begegnet dir die Peergroup auch gleich zweimal:
Wenn du ergänzend zu diesen Infos an einem Seminar zu diesem Thema interessiert bist, gibt es im Herbst 2023 und im Frühjahr 2024 wieder verschiedene Live-Online Seminare im Haus Neuland, Kath. Landvolkshochschule Hardehausen und VHS Hannover Land. Auf Anfrage biete ich auch Online Seminare für Teams an.
Meine KitaTalks
Es gibt auch noch einige Folgen der Kita Talks zum Thema Eingewöhnung, wo es um die bedürfnisorientierte Eingewöhnung, die Eingewöhnung von Kindern mit und ohne Fluchterfahrung und der kultursensiblen Eingewöhnung geht. Zum Stöbern in den KitaTalks klickst du am besten HIER.
Beliebte andere Podcasts
Weitere Bücher und Materialien
Gerade ganz neu erschienen ist das sehr empfehlenswerte Buch von Lea Wedewardt: Ankommen dürfen statt Loslassen müssen. Hier wird aus vielen Blickwinkeln beschrieben, wie eine Bedürfnisorientierte Eingewöhnung in der Praxis gelingen kann. Hier erfährst du mehr und kommst direkt zur Bestellung.
Eine weitere sehr empfehlenswerte Neuerscheinung ist das Praxisbuch zur Eingewöhnung vom Krüger&Thiel Institut. Das Buch bietet eine Fülle von Ideen und Anregungen für Eltern und Fachkräfte. Es gibt Orientierung, wie die Eingewöhnungsphase gestaltet werden kann, damit Kinder, Eltern und Fachkräfte einen gelingenden, gemeinsamen Start in die Kitazeit bekommen können.
Das Krüger & Thiel Institut hat außerdem eine kleine Broschüre mit dem Titel: Sanfte Eingewöhnung für mein Kind veröffentlicht. Die Broschüre bestehen aus liebevoll zusammengestellten Fotos mit Szenen aus dem Eingewöhnungsalltag einer KiTa. Hier wird den Kindern eine Stimme gegeben und somit ihre Sichtweise auf die Eingewöhnung verdeutlicht. Die Erwachsenen bekommen Handlungsanregungen für die Gestaltung und Begleitung des Eingewöhnungsprozesses. Sehr hilfreich und empfehlenswert für die Zusammenarbeit mit Eltern.
Für Kinder in der Eingewöhnung ist beim Krüger&Thiel Institut außerdem ein ganz reizendes kleines Bilderbuch: Mira, Tuffi und die Gefühle erhältlich. Hier begleitet der kleine Stoffelefant Tuffi die kleine Mira in ihrern ersten Kindergartentagen und beschreibt ihre Gefühle. Sehr schön, für die Gruppe oder als kleines Willkommensgeschenk für die neuen Kinder.
Meine geschätze Kollegin Gundula Göbel hat die Broschüre zu ihrem Bindungsbaumkonzept vor Kurzem überarbeitet. Besonders empfehlenswert für die umfassende Auseinandersetzung mit der Gestaltung einer bindungsorientierten Eingewöhnung ist ihre Schulungsbox: Bonding-Bindung-Bildung. Die schön gestaltete A4 Box ist gefüllt mit Bindungswissen. Auf 19 A4 Bildkarten ist jeweils ein Begriff des Bindungsbaumes beschrieben und mit jeweils drei konkreten Fragen zur Vertiefung versehen, auf der anderen Seite der Bildkarte ist ein sprechendes Foto mit passendem Zitat, um einen Impuls für einen Austausch im Team oder mit Eltern zu geben.
Und zu jeder guten Eingewöhnung gehört natürlich auch die Portfolioarbeit. In diesem Rahmen hat Sandra Warsewicz von der Werkstatt der Guten Gedanken sehr schöne Vorlagen entwickelt. s lohnt sich da mal durch ihre Seite zu stöbern.
Da sollte doch was für Jede*n dabei sein. Und selbstverständlich kannst du gerne in Kommentaren weitere Tipps geben, mit welchen Materialien du so in der Praxis arbeitest, um dich mit deinem Team vorzubereiten, Eltern mit ins Boot zu holen und Kinder z.B. durch Bilderbücher den Start zu erleichtern.
Ich wünsche einen guten Start ins Kita Jahr 23/24
Deine Anja
von Anja Cantzler | 4.02.2021 | Bindung und Eingewöhnung, Übergänge
Im Rahmen einer Supervision kam bei einigen Pädagogischen Fachkräften die Frage auf, wie es wohl werden wird, wenn der Lockdown nach so vielen Wochen wieder endet und die Kinder, die über einen so langen Zeitraum zu Hause betreut wurden, wieder in die Kindertagesbetreuung zurückkehren. Bei einigen war die Eingewöhnung gerade erst abgeschlossen und die Frage wird auch seitens der Eltern laut, ob eine neue Eingewöhnung nötig werden könnte.
Bereits im vergangenen Jahr standen diese Sorgen im Raum und da waren es in vielen Einrichtungen noch mehr Kinder, die zu Hause betreut worden sind. In dieser Zeit habe ich meinen ersten Blogbeitrag zur (Wieder-) Eingewöhnung der Kinder veröffentlicht. Im Nachhinein betrachtet, haben die Kinder im letzten Jahr die Rückkehr in ihre Gruppen sehr gut bewältigt und viele Befürchtungen sind gar nicht erst eingetroffen. Die meisten Kinder haben sich einfach nur gefreut, wieder in Krippe, Kita und Kindertagespflege zurückkehren zu können. Sie haben freudig ihre Freunde und Freundinnen in den Arm genommen und ihre Spieltätigkeit wieder aufgenommen. Es bleibt zu hoffen, dass dies auch dieses Mal so ähnlich sein wird und mittlerweile vertrau ich auch darauf, dass es so kommen kann.
Meine Zuversicht begründet sich aus den Erkenntnissen der Peer Group Forschung von Carolin Howes. Bereits in meinem Beitrag „Eingewöhnung in der Peer Group“ habe ich auf diese Forschungen zu den Peer Group Beziehungen bei Kindern von 0-3 Jahren hingewiesen. Dort wurde herausgefunden, dass Kinder bereits gegen Ende ihres ersten Lebensjahres mit anderen Gleichaltrigen sozial interagieren. Sie können ab diesem Alter gemeinsam emotionale Themen im gemeinsamen Spiel bearbeiten. So hat Howes auch herausgefunden, dass die Trennung von den Eltern den Kindern leichter fällt, wenn sie diese mit anderen Kindern bewältigen, die in der gleichen Situation sind.
Die Bedeutung der Peers
Im Allgemeinen versteht man nach Corsaro (1985) und von Salsch (2000) unter einer Peer Group mehrere Kinder (auch Jugendliche und Erwachsene),
- die ungefähr gleichaltrig sind bzw. auf einem ähnlichen kognitiven, emotionalen und soziomoralischen Entwicklungsstand stehen
- die gleiche Entwicklungsaufgaben und normative Lebensereignisse zu bewältigen haben
- die untereinander bezüglich ihrer Macht und ihres sozialen Status gleichberechtigt und ebenbürtig sind.
Die Peer-Group bietet Kindern in Krippe, Kita und Kindertagespflege:
- einen Orte des sozialen Lernens
- durch das Gefüge sozialer Interessensgruppen
- indem sie auf ihre Art untereinander Bedürfnisse kommunizieren, was in dieser Form mit Erwachsenen nicht möglich ist
- indem sie an der Alltagswirklichkeit Anderer teilhaben
- einen Schutzraum im Umgang mit Gefühlen
- wo sie Regeln und Umgangsformen erproben können
- in dem sozialer Austausch stattfindet
- wo sie Dialoge führen, Kompromisse finden und Konflikte austragen können
- Möglichkeiten zum Lernen durch Nachahmung
- aufgrund ständiger Interaktion und Ko-Konstruktion im Miteinander
- durch Socializing/ Geselligkeit (Ahnert 2011) auf Augenhöhe.
Bedeutung für den Wieder – Einstieg
Diese Erkenntnisse rund um den Stellenwert und die Bedeutsamkeit der PeerGroup hat einen stabilisierenden Faktor für die Rückkehr der Kinder in die Kindertagesbetreuung. Sie treffen auf die Freunde und Freundinnen, die schmerzlich vermisst wurden und sie sind nicht alleine mit der Situation der Trennung, sondern es gibt noch andere Kinder, denen es genauso geht. So kann beispielsweise ein Kind, dass sich mit der Trennung schwerer tut, sich das Verhalten und die emotionale Ebene bei einem anderen Kind, dem es weniger schwer fällt abgucken. Dies gibt den Kindern ein Stück Halt und Sicherheit.
Vorbeugend bestünde die Möglichkeit, die Kindern in Anlehnung an die Eingewöhnung in der PeerGroup, die Möglichkeit zu geben, z.B. mit ca 3 Kindern in Begleitung der Eltern die ersten 2-3 Tage die Krippe, Kita oder Kindertagespflege für 1-2 Stunden zu besuchen, um einen sanften und kindorientierten Übergang zu ermöglichen. In dieser Spielgruppenähnlichen Situation kannst Du dann beobachten, welche Kinder den Übergang erneut gut meistern und welches Kind vielleicht auch eine intensivere Begleitung durch die Eltern bedarf. Wichtig ist, dass in Rücksprache mit den Trägern für diese Wieder-Eingewöhnung das Betretungsverbot für die Eltern (unter Einhaltung der AHAL-Regeln) vorübergehend aufgehoben wird.
Ergänzende Informationen
Mehr über die Eingewöhnung in der PeerGroup findest Du:
Weitere stabilisierende Faktoren
Weitere stabilisierende Faktor bei der Wieder- Eingewöhnung bieten zum einen auch Geschwisterbeziehungen, wenn Geschwister in dergleichen Gruppe betreut oder im Rahmen einer offenen Arbeit (aktuell eher nur eingeschränkt möglich) viele Berührungspunkte haben. Zum anderen bist Du als pädagogische Fachkraft den Kindern bekannt und vertraut und somit ein wichtiger sicherer Hafen. Wenn Du darüber hinaus auch in den letzten Wochen auf unterschiedlichsten Wegen den Kontakt zu den Kindern gehalten hast, ist auch hier die Beziehung nicht komplett abgebrochen.
Unterstützend kann zudem die Trosttankstelle sein, eine Anregung von Gundula Göbel, bei Dir die Eltern dazu angeregt werden, ihre Kinder morgens vor der Verabschiedung nochmal ganz kräftig mit viel körperlicher Nähe und stärkenden Worten „aufzutanken“, damit sie gestärkt den Übergang von Familie zu Krippe, Kita und Kindertagespflege bewältigen können.
Sobald deutlich wird, wann alle Kinder wieder in den Regelbetrieb zurückkehren, kannst Du mit den Kindern, die bereits in der Gruppe sind, gemeinsam überlegen, was ihr tun könnt, um den anderen den Wiedereinstieg zu erleichtern. Ich bin überzeugt davon, dass die älteren Kinder bestimmt tolle Ideen haben. Gleichzeitig bereitest Du diese Kinder darauf vor, dass auch auf sie wieder eine Veränderung zu kommt.
Um Dich gut auf die Rückkehr der Kinder vorzubereiten, hat Lea Wedewardt meines Erachtens bereits im vergangenen Jahr sehr hilfreiche Fragen formuliert, die auch dieses Mal alle Beteiligten und deren Bedürfnisse in den Fokus rücken, um die Rückkehr der Kinder möglichst bedürfnisorientiert zu gestalten.
Ich wünsche Dir, den Kindern und den Eltern eine baldige Rückkehr in eine „Normalität“. Es wird Zeit, dass die Kinder wieder mit Kindern zusammenkommen und von und miteinander lernen können.
Bis dies wieder soweit ist, wünsche ich Dir, dass Du gesund bleibst
Deine Anja
P.S. Die Zusammenarbeit mit den Eltern nimmt auch beim Wieder-Einstieg der Kinder eine zentrale Rolle ein. Hierzu habe ich in den letzten Monaten zwei KitaTalks mit
veröffentlicht.
Mein letzter Blogbeitrag „Bildungs-und Erziehungspartnerschaft auf dem Prüfstand“ beschreibt das Dilemma, in dem Du Dich in dieser Zusammenarbeit befindest, da es gerade keine verbindlichen Regeln für die Betreuung der Kinder gibt und Appelle häufig wenig zielführend sind.
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